Im Jahre 1984 gründeten der Bassist Greg Kriesel und der Gitarrist und Sänger Bryan “Dexter” Holland die Band Manic Subsidal in Kalifornien. Zwei Jahre später, 1986, starteten die beiden jedoch mit einem neuen Bandnamen ihre Karriere: The Offspring. Nach zwei erfolglosen Plattenveröffentlichungen fand die Karriere der Gruppe mit dem Megahit “Self Esteem” vom 1994er-Album “Smash” ihren ersten Höhepunkt. 1997 folgte das nicht ganz so durchschlagende Album “Ixnay On The Hombre”, aber schon ein Jahr später legten The Offspring mit “Pretty Fly (For A White Guy)” vom Album “Americana” einen echten Kracher nach, der in 15 Ländern Chartplazierungen erreichte und vierfach mit Platin ausgezeichnet wurde. Mit ihrem typischen Punkrock- bzw. Skate-Punk-Stil rockte die Band durch die ganze Welt und konnte sich eine große Fangemeinde erspielen.

Das inhaltliche Thema des Songs greift in etwas ironischer Weise das Zusammenleben und spezifische Verhalten zwischen Weißen und Farbigen in den USA auf. Auf spöttische Art wird hier dargestellt, wie ein (weißer) junger Mann in etwas peinlicher und ungelenker Weise versucht, sich wie ein ultracooler (farbiger) Mann zu verhalten. “Pretty Fly (For A White Guy)” lässt sich daher sinnbildlich mit “Ein netter Versuch – für einen Weißen!” übersetzen – und ich finde, das Thema wurde von der Band recht treffend musikalisch umgesetzt!
Sound
Der 1965 in Kalifornien geborene Bassist Greg Kriesel spielte lange einen Ibanez ATK300 Bass, den er in späteren Jahren durch einen Fender Precision Bass ersetzte. Da Greg ein reiner Pickspieler ist, zeichnet sich sein Sound durch viel knackigen Punch aus und setzt sich im Bandgefüge sehr gut durch. Dennoch hat er auch viel Low-End zu bieten!
>>>Kennt ihr schon unseren großen bonedo-Kaufberater für E-Bass? Hier lernt ihr auch die wichtigsten klassischen Bassmodelle kennen!
Was für Verstärker Greg spielt, konnte ich bei meiner Recherche leider nicht wirklich verlässlich herausfinden. In diversen Live-Videos erkennt man immerhin des Öfteren Boxen von Mesa/Boogie. In einem Interview im “Bass Guitar Magazine” von 2012 ist ein Foto mit Ampeg-Amps zu sehen, was sich auch sehr gut mit dem röhrig-warmen Ton deckt, der auf den Scheiben der Band zu hören ist.
>>>Einen ausführlichen Kaufberater zum Thema “Bassamps” findet ihr hier!

Aufbau der Bassline
Die Basslinie von “Pretty Fly” ist eine griffig und mit viel Spielwitz gespielte Line, die über weite Strecken unisono mit der Gitarre läuft. Die B-Moll-Pentatonik (B = das deutsche H, Bb = das deutsche B) dient dabei als Tonmaterial im Vers.
Beim Refrain-Riff haben wir es dann mit Tönen aus der Moll-Bluestonleiter zu tun. Bei der Bluestonleiter wird die Moll-Pentatonik um eine bluesig klingende “Farbe” erweitert: die verminderten Quinte (b5), die in diesem Zusammenhang “Blue Note” genannt wird.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal gesondert auf meine Moll-Pentatonik-Workshopreihe hier auf bonedo.de hinweisen: Wenn ihr wissen möchtet, wie ihr euch diese extrem wichtige Tonleiter über das ganze Griffbrett draufschaffen könnt, lohnt es sich, in diese Workshops mal rein zu lesen.
Hier ist ein Youtube-Link zum Song in der Studioversion in B-Moll:
VIDEO: The Offspring – Pretty Fly (For A White Guy)
Wie viele andere Bands auch, stimmen The Offspring im Livebetrieb ihre Instrumente allerdings gerne einen Halbton tiefer. Dieser Trick wird häufig angewendet, um auf der einen Seite den Sänger etwas zu schonen, aber auch, um den Bandsound etwas düsterer und fetter klingen zu lassen. Hier ist zum Beispiel ein Link zu einem Livekonzert von 1999, bei welchem wir mit dem tiefergestimmten Tuning die tiefere Tonart Bb-Moll hören:
VIDEO: The Offspring – Pretty Fly (For A White Guy) – 7/23/1999 – Woodstock 99 East Stage (Official)
Nun zur Praxis:
In B-Moll haben wir es nun mit folgenden Tönen zu tun:
B (Grundton) – D (kleine Terz) – E (Quart) – Fis (Quint) – A (kleine Sept) – H (oktavierter Grundton)
In Intervallfunktionen ausgedrückt lautet der Aufbau: 1 – b3 – 4 – 5 – b7 – 8
Im zweiten Beispiel seht und hört ihr nun die Blues-Skala im B-Moll. Sie ist im Prinzip eine mit der b5 (Blue Note) erweiterte Moll-Pentatonik.
Die Töne lauten: B (Grundton) – D (kleine Terz) – E (Quarte) – F (verminderte Quinte) – Fis (Quinte) – A (kleine Septime)
Oder wieder als allgemeine Formel: 1 – b3 – 4 – b5 – 5 – b7 – 8
Kompletter Durchlauf
Da ihr nun mit dem nötigen Hintergrundwissen ausgestattet seid, habe ich euch den Song komplett ausnotiert und auch ein Audiofile dazu eingespielt. Das Grundtempo ist mit 144 bpm recht flott, was sich vor allem im Refrain bemerkbar macht. Die Hammer-On-Technik der Greifhand hilft dabei, dass die Basslinie schön flutscht. Auch versuche ich Leersaiten möglichst zu vermeiden, um den Aufwand fürs Saitendämpfen etwas zu reduzieren.
>>>Ihr wollte eure Spieltechnik verbessern? Hier findet ihr “Fünf 60-Sekunden-Workouts für die Greifhand”, die es richtig in sich haben!
Bei Pentatonik-Quartgriffen abwärts empfehle ich übrigens gerne den Quartdoppelgriff, damit kein Ton aus Versehen zu kurz gespielt wird und die Dichte im Groove erhalten bleibt – siehe Takt 1 der Transkription, vom B abwärts zum Fis. Der Slide zum E im zweiten Takt des Hauptriffs lässt sich mit einem Lagenwechsel vom Ton B im zweiten Bund zum E im siebten Bund auf derselben Saite schön umsetzten. Und das geradezu lehrbuchhafte Moll-Pentatonik-Fill im 3. Vers (Takt 30, Klammer 2) zeigt uns, dass es sich allemal lohnt, dieses Tonmaterial zu üben, um Fills dieser Art flüssig bedienen zu können.
Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß mit dem Skate-Punk-Sound von The Offspring!
Bis zum nächsten Mal, euer SAMY