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5 Tipps für aufgeräumtere Mischungen

Heutige DAWs machen es uns allen viel zu einfach:

(Foto: Syda Productions, Shutterstock)
(Foto: Syda Productions, Shutterstock)

 Wir können mehr und immer mehr Spuren verwenden, mehr und mehr Instrumente einsetzen und die Lösung für den fehlenden Impact in einer Produktion dann darin zu suchen, dass noch immer nicht genügend Spuren zum Einsatz kommen. 
Dabei entfalten nicht nur monströs aufgeblähte Arrangements eine starke Wirkung, sondern es sind vor allem clever und sparsam instrumentierte Musikstücke, die es verstehen, uns auf eine gut nachvollziehbare Song-Reise zu schicken. Mit den folgenden fünf Tipps könnt ihr in Rekordzeit zu professionell klingenderen Abmischungen gelangen. Ganz gleich ob ihr dabei Low-Cut-Filter, Mute-Tasten oder M/S-Tools einsetzt: Ein aufgeräumter Mix kann nicht nur klanglich an Kontur gewinnen, sondern ist für die meisten Zuhörer auch deutlich einfacher zu erfassen.

Tipp 1: Orchestration – Die richtige Lage finden

Mein erster Tipp wird euch vielleicht überraschen. Er setzt noch vor dem Mixen an, hilft euch jedoch dabei, dass ihr es später während des Abmischens deutlich einfacher habt. Denn weder mit dem Equalizer noch mit einem anderen Tool könnt ihr eine authentische Signaltrennung besser hinbekommen als mit einer guten Orchestrierung und der entsprechenden Soundwahl. Ein paar grundlegende Gedanken hierzu können bereits viel bewirken. So ist auf Anhieb plausibel, dass viele Instrumente, die denselben Frequenzraum einnehmen, sich in diesem um Aufmerksamkeit streiten – und schlimmer noch: sich ihre Pegel in den betreffenden Regionen addieren. So kann es dann im Mix dazu kommen, dass sich in einigen Bereichen Instrumente so stark überlagern, dass ihr mit krassen EQ-Einstellungen arbeiten müsst, um alles hörbar zu machen. Zum anderen kann es sein, dass ihr eine oder mehrere Frequenzlücken im Gesamtbild vorfindet, die auch beim besten Willen nicht mit Equalizern zu füllen ist.
Für das Erarbeiten eurer Stücke kann das bedeuten, dass ihr den Kern eines Songprojekts vielleicht mal mit einer klassischen Besetzung beginnt. Schlagzeug, Bass, Piano/Gitarre und Gesang sind noch immer ein guter Startpunkt. Im EDM-Bereich geben entsprechend Drums, Bass, Pad/Hook und Vocals eine gute Basis her. Mit diesem Grundgerüst könnt ihr euch ein passendes Arrangement erarbeiten und es dann Stück für Stück um solche Instrumente, Effekte und Sound-FX erweitern, die das Frequenzbild eures Tracks ergänzen. Dann denkt ihr quasi „vom Ende zum Anfang“ und nehmt schon bei der Auswahl von Instrumenten, ihrem Sound und der Lage, in der sie spielen, den abschließenden Mix ins Visier. So produziert ihr euren Song und nehmt ihn nicht einfach nur auf. Nach einiger Zeit werdet ihr feststellen, welche Instrumente ihr tatsächlich benötigt und welche ihr bis zum Mix immer wieder herausstreicht. Hier macht in der Tat dann die vielzitierte Übung den Meister.

Tipp 2: Mute-Taste – Wer braucht das alles?

Eine der einfachsten Strategien, die ihr nutzen könnt, um eure Mixes wesentlich aufgeräumter klingen zu lassen, ist eben so simpel wie schwierig umzusetzen: Gönnt euch eine Phase im Verlauf eures Mixes, in der ihr mit den Mute-Tasten spielt und alles das eliminiert, was nicht absolut zwingend im jeweiligen Songpart erforderlich ist. Ihr werdet überrascht sein, mit wie wenig so mancher Teil eures Arrangements auskommt, den ihr zuvor Spur um Spur, Instrument um Instrument durch immer weitere Instrumente größer klingen lassen wolltet. Zugleich wirkt sich das Ausdünnen der Instrumentierung auch auf andere Bereiche aus. So wird es euch auch deutlich leichter fallen die nachfolgenden Tipps umzusetzen.
Falls ihr euch nicht sicher seid, welche Spuren wirklich relevant sind, könnt ihr euch selbstverständlich einfach von eurem Gefühl leiten lassen oder auch mal ungewöhnliche Wege gehen. Denn es müssen nicht immer Piano oder Streicher sein, um für Emotionen zu sorgen. Viele Songs, die heute im Radio laufen, setzen stattdessen auf kaum konturierte Padsounds und viel, viel Hall bei den Lead Vocals. Oder lasst doch einfach mal ein paar Lücken in der Instrumentierung. So kann die altbewährte einfache Kombination aus Akustikgitarre und Gesang mitten in einem Song immer noch Spannung erzeugen und den Zuhörer nach mehr verlangen lassen. Beim nächsten Part könnt ihr Drums, Keys und Bass immer noch rechtzeitig wieder ins Spiel zurück bringen.

Mute-Taster können ein starkes Tool sein. (Foto jclardy @ fotolia)
Mute-Taster können ein starkes Tool sein. (Foto jclardy @ fotolia)

Tipp 3: Low-Cut – Keller ohne Gerümpel

Ein weiterer Schritt, der euch dabei hilft, den Klang eurer Abmischungen deutlich aufgeräumter zu gestalten, ist der inflationäre Einsatz von Low-Cut-Filtern. Auf nahezu jeder Spur eures Aufnahmeprojekts kann ein solches Filter hilfreich sein. Es sorgt dafür, dass nur solche Signalanteile zu hören sind, die oberhalb der gewählten Filterfrequenz liegen. Dabei spielt es keine Rolle, ob ihr die betreffenden Instrumente mit einem Mikrofon aufgenommen oder ihr Signal per Kabel direkt ins Audio-Interface übertragen habt. Auch wenn ihr sie als virtuelle Instrumente in eurer DAW nutzt, kann das störende tiefe Rumpeln auftreten. Enthält euer Song nur wenige Spuren, muss das noch nicht unbedingt ein Problem darstellen. Doch je mehr Spuren ihr verwendet umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass euch unnütze tieffrequente Signalanteile zu Bass-Mulm führen und euch Headroom stehlen, indem sie Kompressoren und Limiter kräftig arbeiten lassen – ohne dass dadurch die Signaldynamik eurer Tracks verbessert würde.
Sicher wird es euch manchmal nicht ganz klar sein, ob solch ein tiefes Rumpeln auf euren Spuren überhaupt vorliegt. Das kann daran liegen, dass die Wiedergabe eurer Monitor-Lautsprecher nicht weit genug hinunterreicht. Dann kann es hilfreich sein, wenn ihr einen Analyzer zu Rate zieht, um den Übeltätern visuell auf die Schliche zu kommen. In Cubase hilft beispielsweise die Frequenzübersicht im EQ des ausgewählten Kanals. So ist kein zusätzliches Plug-in erforderlich. Sofern ihr weit unterhalb der tiefsten Nutzfrequenz des Instruments noch Signalanteile auf dem Analyzer seht, könnt ihr euch recht sicher sein, dass ihr diese per Filter entfernen könnt. Fahrt dazu einfach mit dem Mauszeiger zu der Stelle, an der sich im Verlauf eures Songs der tiefste Frequenzpunkt des Nutzsignals befindet. Bei vielen Analyzern könnt ihr dann die Frequenz einfach ablesen. Richtet nun die Arbeitsfrequenz des LowCut-Filters entsprechend ein. Und schon habt ihr das Signal gesäubert. Führt ihr diesen kleinen Schritt für alle eure Spuren aus, werdet ihr schnell zu einem deutlich aufgeräumteren Mixsound gelangen.     

Im Mix hilft es oft, die Tiefen sauber zu halten und ein paar Signale zumindest manchmal stummzuschalten – und es gibt nocht mehr, was man tun kann! (Foto Nick Freund @ fotolia)
Im Mix hilft es oft, die Tiefen sauber zu halten und ein paar Signale zumindest manchmal stummzuschalten – und es gibt nocht mehr, was man tun kann! (Foto Nick Freund @ fotolia)

Tipp 4: Ab durch die Mitte – Willkommen in der Wirklichkeit

Der Frequenzbereich der Mitten ist in einem Mix besonders kritisch. Nicht nur, dass sie aufgrund der Bauweise vieler Consumer-Lautsprecher und -Kopfhörer beim alltäglichen Hören in der Regel den zentralen Soundanteil einer Musikproduktion ausmachen. Darüber hinaus ist das menschliche Gehör in diesem Bereich besonders gut geschult. Und zu allem Übel sind hier auch noch die in Rock und Pop zentralen Signale Gesang, Gitarre oder Keys unterwegs. Daher sind die Mitten ein sehr sensibler Bereich der Produktion. Umso mehr lohnt es sich entsprechend Zeit in die Bearbeitung dieses Frequenzbereichs zu investieren. In puncto Budget muss das aber gar nicht mal viel kosten. Denn teure Abhörmonitore, die eine bassreiche Wiedergabe ermöglichen, in allen Ehren und feinste Auflösungen glockenklarer Höhen schön und gut… was ihr nicht unterschätzen solltet, sind die eher billige mittenlastigen Lautsprecher, wie sie zig Konsumenten zuhause und unterwegs nutzen. Also einfach mal 20, 30 Euro in die Hand genommen und flugs die derzeitigen Nummer 1 in den Verkaufscharts von Desktop-Lautsprechern und InEar-Kopfhörern beim Händler der Wahl gekauft, und schon könnt ihr einen echten Real World-Check durchführen. Denn mit der Veränderung der Hörgewohnheiten von Musik dürfen sich ruhig auch unsere Gewohnheiten beim Mixen ändern. Wer sich selbst für das Abmischen der Mitten günstige mittenlastige Abhörgelegenheiten verschafft, hat bessere Chancen seinen Mix so zu regeln, dass die betroffenen Instrumente genügend Raum bekommen und zugleich gut in den Gesamtsound eingebunden sind.

Tipp 5: Mitte/Seite-Design – Das Stereobild gestalten

Ganz ähnlich sieht es beim Mix des Mitte/Seite-Verhältnisses eurer Spuren aus. So mancher Homerecording-Fan denkt beim M/S-Mixen an wortreichen Hokuspokus, den am Ende doch kein Mensch hört. In vielen Fällen mag das so sein. Wenn ihr euch aber vornehmt, euren Mix aufzuräumen, werdet ihr sehen, dass euch dieses konkret formulierte Ziel dabei hilft, das M/S-Mixing mit neuen Augen zu sehen beziehungsweise „mit neuen Ohren zu hören“. Neben diesem Plan sind es vor allem die richtigen Tools, die euch dabei unterstützen können. Ein wunderbares Freeware-Plug-in hierfür ist „The M/S Controller“ von RAZ Audio. Für die Visualisierung kann ich das „Polar Level Vectorscope“ von iZotope Insight empfehlen. Hier ist mir leider keine Freeware bekannt, die ähnlich anschaulich arbeitet. Mit dieser Plug-in-Kombination könnt ihr die Mitten- und Seitenanteile eurer Signale im Mix wunderbar kontrollieren und bekommt bei entsprechender Anwendung eine völlig neue Klarheit in eure Mixes. Wie wäre es zum Beispiel, wenn ihr die Wirkung von Bass und Streichern oder auch von Lead und Background Vocals intensiviert, indem ihr die Seitenanteile von Bass und Hauptstimme deutlich verringert und im Gegenzug das gleiche für die Mittenanteile in den Signalen von Strings und Backings macht? Solch ein komplementäres M/S-Mixing macht eure Abmischungen wunderbar transparent und lässt sie zudem noch richtig „teuer“ klingen.

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