2026 wird die Supergroup TOTO ihr 50jähriges Jubiläum feiern , die kann also auf eine entsprechend lange und erfolgsverwöhnte Karriere zurückblicken. Wir wollen heute zurück zum Anfang gehen und uns mit dem Song „Georgy Porgy“ einen der ersten Hits der Band zur Brust nehmen. Der Track findet sich auf dem Debütalbum “TOTO” aus dem Jahre 1978. Den Bass bediente damals David Hungate, der zu dieser Zeit ein äußerst renommierter Session-Musiker war. Daher ist es kaum verwunderlich, dass Davids Bassline zu „Georgy Porgy“ eine Art „Studio Masterclass“ in Sachen songdienliches Spiel, Groove, Dynamik und Songstruktur ist. Das Ganze wird dann noch mit Über-Drummer Jeff Porcaro kombiniert. Mehr Gründe braucht es wirklich nicht für einen Workshop!

„Georgy Porgy“ – das Original im Video
Folgt mir auf einer Reise ins Jahr 1978:
„Georgy Porgy“ – Rhythmik
Mit 96 bpm kann man das Tempo von „Georgy Porgy“ als durchaus moderat bezeichnen, dafür kommen jedoch zahlreiche Sechzehntelfiguren vor, die TOTO-typisch natürlich perfekt auf den Punkt gespielt werden. Hier lohnt es sich, einzelne Takte herauszupicken und „in Schleife“ zu üben, bis sie richtig sitzen.
Dies gilt vor allem auch für den Break nach dem Chorus und am Ende des Songs. Bei den vielen Offbeat-Sechzehntel muss man gefühlt etwas „nach vorne“ denken, während man auf die letzte Achtel auf der Zählzeit 1+ des zweiten Taktes etwas länger warten muss, um sie nicht zu früh zu spielen. Ansonsten stehen hier ganz klar die Zählzeiten 1 und 3 im Mittelpunkt: Die 3 wird entweder mit einer Sechzehntel vorbereitet oder gleich um eine Sechzehntel antizipiert (vorgezogen).
David Hungates Bassline ist eine Masterclass in Sachen Dynamik bzw. wie man mithilfe von Rhythmik Dynamik und Struktur innerhalb des Songs erzeugt. Er verändert von Vers zu Vers mitunter nur Kleinigkeiten, hält das große Ganze auf diese Weise aber stets lebendig und spannend. Speziell im letzten Drittel des Songs verdichtet er seine Bassline abermals, um die Intensität zu erhöhen.
„Georgy Porgy“ – Tonmaterial
„Georgy Porgy“ befindet sich prinzipiell in der Tonart E-Moll, wartet aber mit einigen harmonischen Kniffen auf. Im Vers haben wir es noch mit Stufenakkorden zu tun: Der Akkord B7, also eigentlich die Dominante von E-Moll, löst sich aber häufig zur sechsten Stufe Cmaj7 auf. Diese gilt als sogenannter „Dur-Stellvertreter“ und ist damit sozusagen eine Variante von E-Moll.
Der Chorus ist dann eine klassische I-IV-II-V-Kadenz, aber mit der sechsten und zweiten Stufe als Zwischendominanten (auch: Sekundärdominanten), also Dominant-Septakkorde anstelle der zu erwartenden Stufenakkorde.
David Hungate setzt viel auf den Grundton der Akkorde. Für seine Überleitungen nutzt er geschickt einen Mix aus chromatischen und diatonischen (tonleitereigenen) Tönen. Sein Favorit am Ende ist zum Beispiel eine Kombination aus Grundton, Quinte und chromatischen Leitton in verschiedenen Variationen.

„Georgy Porgy“ – Basssound
„David Hungate uses Fender Basses“ liest man in den Liner Notes der ersten TOTO-Alben. Ob dies auch auf „Georgy Porgy“ zutrifft, kann ich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Wenn es denn ein Fender war, dann aber eher ein Jazz Bass, worauf die Mitten und Höhen schließen lassen. Es könnte dem Sound nach auch durchaus ein moderneres Bassmodell gewesen sein, aber mit einem J-Style Bass ist man definitiv gut beraten.
Im Video ist ein Doppelhals-Instrument (Gitarre und Bass in einem Instrument) zu sehen, welches David auch noch mit der Slap-Technik bearbeitet. Beides würde ich jedoch eher der Kategorie „Showbusiness“ zuordnen, denn auf der Aufnahme spielte David definitiv mit Fingern und sicher auch eher einen herkömmlichen Bass. Ansonsten ist der Sound sehr clean und direkt. Es ist daher davon auszugehen, dass (natürlich) hochwertiges Studio-Equipment wie Preamp, Kompressor, D.I. Box etc. zum Einsatz kam, aber nicht extra ein Verstärker mitsamt Box abgenommen wurde.
Einen wesentlichen Anteil am Sound trägt aber auch die Lage auf dem Griffbrett bei, in der sich David bewegt: Er bleibt nämlich nahezu die ganze Zeit in den ersten fünf bis sechs Bünden. Spielt man zum Beispiel den Ton E im zweiten Bund der E-Saite, klingt dies deutlich klarer und drahtiger als im siebten Bund der A-Saite.
„Georgy Porgy“ – Transkription
Da sich in der Bassline von „Georgy Porgy“ relativ viel wiederholt, habe ich euch exemplarisch den dritten Vers und das drauf folgende Outro aufgenommen. Darin sind sämtliche wichtigen Parts enthalten.
Viel Spaß mit diesem TOTO-Klassiker und bis zum nächsten Mal,
euer Thomas Meinlschmidt


























