Phil Chen war vor allem in den 70er- und 80er-Jahren ein gefragter Sideman für Livegigs und Studiosessions in der Musikszene der USA. Zu seinen Auftraggebern zählten Künstler wie Jeff Beck, Eric Clapton, Jackson Browne, Pete Townsend, Ray Charles und viele andere. Am 14.12.2021 erlag der aus Jamaika stammende Bassist einem langen Krebsleiden. Auch das britische Goldkehlchen Rod Stewart griff gerne und häufig auf die Dienste von Phil Chen zurück. Das wohl bekannteste Resultat dieser Kooperation ist der Song „Do Ya Think I’m Sexy“ von 1978 im standesgemäßen Discogewand. Phil Chen lieferte dazu eine authentische Disco-Funk-Bassline ab, die wir heute unter die Lupe nehmen möchten.
„Do Ya Think I’m Sexy“ – Originalvideo
Auf geht’s, back to the Seventies! Hier findet ihr wie immer das originale Video zum Song:
„Do Ya Think I’m Sexy“ – Rhythmik
Dominiert wird die Bassline von DER Disco-Rhythmik für Basslines schlechthin: Eine Achtel und zwei Sechzehntel. Diese Figur ergibt in der Summe eine Viertelnote und wird pro Takt viermal wiederholt. Das Ergebnis ist ein cooles pulsorientiertes Feeling, welches durch den tiefen Grundton auf dem Viertelschlägen und den beiden hohen Oktaven auf der „und“ zusätzlich unterstützt wird. Passend dazu spielt das Schlagzeug auf allen Pulsschlägen die Bassdrum, was man seit den 70ern als „Four On The Floor“ bezeichnet.
Im Vers reduziert Phil dann mitunter diese Figur auf zwei einfache Achtel, um für einen dynamischen Kontrast zu sorgen. Einzig während des Saxofonsolos lockert er den stringenten Rhythmus etwas auf.
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„Do Ya Think I’m Sexy“ – Tonmaterial
Der Song steht in der Tonart D-Moll, welche aus den Tönen D, E, F, G, A, Bb und C besteht. Phil verwendet zum überwiegenden Teil den Grundton und die besagte Oktave des jeweiligen Akkords. Einzige Ausnahme ist der vierte Takt des Intros/Chorus: Hier nutzt er die Tonleiter, um wieder hin zur nächsten großen 1 zu führen, frei nach dem Motto: Wenig Aufwand, maximales Ergebnis!
„Do Ya Think I’m Sexy“ – Basssound
Phil Chen war bekennender Fan des Fender Precision und Fender Jazz Bass. Wenn ich wählen müsste, so würde ich mich bei „Do Ya Think I’m Sexy“ auf ersteren festlegen. Ein solcher ist auch im Video zu sehen. Der Sound ist typischerweise voll und warm, besitzt nicht allzu viele Höhen und Attack, lässt in der Mitte wunderbar Platz für Gitarre und Keyboard und bettet sich schön harmonisch-unspektakulär in den Mix ein – alles klassische Attribute des Fender Precision Bass!
Allerdings gibt es auch keine großen Auffälligkeiten, man sollte also auch mit einem Jazz-Bass-ähnlichen Instrument problemlos zurechtkommen. Auf die weitere Signalkette gibt es leider keine besonderen Hinweise. Sowohl mit einem Preamp, etwas Kompression und einem Equalizer, wie auch mit einem mikrofonierten Bassverstärker sollte man zu einem ähnlichen Ergebnis gelangen können.
1978 war bereits die Zeit, in welcher der Bass direkt ins Mischpult aufgenommen wurde, beide Varianten sind also durchaus denkbar. Aber wie bereits erwähnt: Der Sound ist im positiven Sinne unspektakulär, man sollte eigentlich mit dem eigenen Setup relativ problemlos dem oben beschrieben Klangbild nahekommen.
„Do Ya Think I’m Sexy“ – Transkription
Bis zum nächsten Mal,
euer Thomas Meinlschmidt