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Digitalmixer als Monitorkonsole einrichten: Tipps zur Vorgehensweise

Frag einen gestandenen Tontechniker und er wird dir eines versichern. Früher waren die Aufgabenbereiche viel deutlicher getrennt. Ein Beispiel betrifft die Gattung „Mischpulte“. Früher gab es drei verschiedene Mischpult-Typen. Recording-Pulte für Tonstudios, Live-Pulte für den FoH-Sound und Mixer für den Monitor-Sound. Heute sind diese Grenzen verschwunden. Moderne Digitalmixer haben in der Regel kein Problem, alle drei Aufgabengebiete abzudecken.

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Inhalte
  1. Post Fader ist dein Freund
  2. Dieses Kanal-Trio ist wichtig
  3. Listen-Wedge und RTA
  4. Schnelle Navigation
  5. Effekte und Dynamics


Für den Anwender bedeutet das allerdings, dass er sich genau überlegen muss, wie er seinen Digitalmixer konfiguriert, um der jeweiligen Aufgabenstellung gerecht zu werden. In diesem Feature erfährst du, wie du deinen Digitalmixer als Monitorkonsole konfigurierst.

1. Post Fader ist dein Freund

Klingt komisch, ist aber so. Wer den Monitormix vom FoH aus fährt, der hat seine Mix-Busse in der Regel „pre Fader“ angelegt. Das macht man, damit Änderungen im FoH-Mix sich nicht auf die Monitormixe auswirken. Bei einem dedizierten Monitormix brauchen wir allerdings keine Rücksicht auf einen FoH-Mix zu nehmen, da wir ausschließlich die In-Ear-Mixe, Sidefills und Monitorboxen auf der Bühne verwalten.
Hier ist man im Vorteil, wenn alle Sends „post Fader“ angelegt sind. Das bedeutet, die Channelfader haben direkten Einfluss auf die Lautstärke, mit der die Signale auf die In-Ears oder Monitore verteilt werden. Damit lassen sich klassische Monitorprobleme elegant umschiffen.
Der Background-Gesang beginnt plötzlich zu koppeln und ihr wisst nicht warum? Einfach den Gesang zwei, drei dB mittels Fader absenken und in Ruhe schauen, was das Problem ist. Der Lead-Gitarrist übertreibt es beim Solo und boostet sein Signal zu stark? Mit dem Kanal-Fader lässt sich der Kollege auf allen Mixen gleichzeitig wieder einfangen.
Manche Bands machen bei Festivals keinen Soundcheck und überlassen die Monitor-Grundeinstellung lieber ihren Backlinern. Beim ersten Song kann es sein, dass einzelne Signale generell zu laut oder zu leise sind. Mit Post-Fader-Sends sind solche notwendigen Anpassungen schnell erledigt.

2. Dieses Kanal-Trio ist wichtig

Monitorpulte mischen die Signale, welche die Musiker auf der Bühne erzeugen. Dennoch solltest du drei weitere Inputkanäle anlegen. Nummer eins ist ein Zuspieler-Kanal. Nicht unbedingt, um in Umbaupausen deine bevorzugten Ballermann-Hits hören zu können, nein. Vielmehr um zu überprüfen, ob deine Monitor-Send-Belegung stimmt. Ob beispielsweise der Mix-Bus 7 tatsächlich wie gedacht den Wedge Stage Left adressiert.
Mit dem Zuspieler-Signal lässt sich auch nach einer lauten Band überprüfen, ob noch alle Wedges, Sidefills und das Drumfill funktionieren. Besonders, wenn auf einem Festival ein Gastmischer deinen Monitorplatz für eine Inferno-Band übernommen hat.
Kommunikation ist Key – vor allem auf der Bühne. Daher ist ein Talkback-Kanal wichtig, der in alle Monitore und In-Ear-Wege geht. Damit „droppst du deine krasse Message an alle Homies, die down mit dem shit sind“. Yeah!
Eine krasse Message hat bei Festivals vielleicht auch der FoH-Mischer an die Musiker. Deshalb ist ein zweiter Talkback-Kanal vom FoH auf die Monitorwege/In-Ears obligatorisch.

3. Listen-Wedge und RTA

Wenn du für einen Job insgesamt sechs Monitore benötigst, dann bestell am besten gleich acht. Vorzugsweise sind alle Monitore identisch (Fabrikat und Modell). Monitor Nummer 7 dient als Ersatz und Monitor Nummer 8 wird dein Listen/Cue-Wedge. Um einen guten Monitormix abliefern zu können, musst du hören, was der Musiker in seinem Monitor hört. Das geht am besten, wenn der Monitortechniker über das gleiche Monitormodell verfügt wie der Musiker. Diesen Listen-Wedge verbindet man mit dem Solo/Cue-Bus des Mixers.
Um zu hören, wie sich der Mix eines Musikers anhört, braucht man lediglich die Solo-Taste im entsprechenden Mixbus zu drücken. Wenn wir nahe an der Feedback-Grenze operieren, kannst du parallel an dem Solo/Cue-Bus noch einen Analyser (RTA) anschließen, der Koppelfrequenzen in einzelnen Mixen schnell aufspürt.

4. Schnelle Navigation

Als Monitormixer kommt man sich manchmal wie ein Torhüter vor. Nur dass alle Spieler der gegnerischen Mannschaft einen Ball haben und gleichzeitig aufs Tor schießen. Daher ist es wichtig, gut organisiert zu sein.
Man muss sicher wissen, welcher Bus-Send welchen Monitor beschickt. Daher stets alle Bus-Sends und Monitore/In-Ear-Systeme eindeutig beschriften oder benennen. Dabei geht man möglichst strukturiert vor.
Send 1 ist das Drumfill, es folgen die Monitore vom Monitorplatz hinüber zur andern Bühnenseite, dann die Sidefills. Diese bekommen jeweils einen eigenen Send, damit der Musiker Stage Left bei Bedarf einen anderen Sidefill-Mix als sein Kollege Stage Right bekommen kann. Zum Schluss noch die In-Ears. Wie genau die Reihenfolge ist, ist weniger wichtig. Hauptsache, die Beschriftung ist stringent. Das wissen auch Gastechniker zu schätzen, weil dadurch die Orientierung auf der Bühne leichter fällt.

5. Effekte und Dynamics

Ziel eines guten Monitormix ist es, zeitnah viele gute Mixe zu erstellen. Die Mixe sollen den Musikern helfen, ihr eigenes Spiel abschätzen zu können, um eine maximale Performance zu ermöglichen. Es interessiert wirklich niemanden, wenn du der Meinung bist, dass deine Mixe mega klingen, sie aber leider nicht das wiedergeben, was die Musiker gerade benötigen.
Gehe sparsam mit Kompression und Gates um. Zu viel Kompression gibt dem Sänger den Eindruck, dass die Monitore laute Passagen nicht adäquat wiedergeben. Zudem steigt durch zu viel Kompression die Feedback-Gefahr bei Floor-Wedges. Sinnvoll ist dagegen, einen Limiter auf allen Wegen zu setzen, der lediglich massive Pegelspitzen zum Schutz des Gehörs abfängt.
Versucht bei der Verwendung von Floor-Wedges den Einsatz von Hall- und Delay-Effekten zu minimieren. Ein mit Effekt behafteter Monitorsound spricht auf Mikrofone über und könnte für den FoH-Kollegen zum Problem werden. Etwas Hall auf In-Ear-Mixe kann dagegen hilfreich sein, damit der Sound nicht zu steril wirkt. Daher solltest du ein, zwei Standard-Effekte am Pult vorbereitet haben, die du bei Bedarf zusteuern kannst.
Happy Mixing!

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von Christian Boche

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