ANZEIGE

Ueberschall Urbanic Test

PRAXIS

Da bei Ueberschall die Aktivierung der Produkte grundsätzlich über das Internet läuft, muss jeder Anwender zunächst einen Account erstellen. Nach der Eingabe diverser persönlicher Daten erhält man eine Bestätigungs-E-Mail, mit der sich das Konto aktivieren lässt. Soweit, so gut und auch von anderen Softwarehäusern bekannt. Das Herzstück der Überschall Soundlibrarys, nämlich der Elastik Player 2 (aktuell Version 2.0.9), kann auf der Firmenwebsite kostenfrei heruntergeladen werden. Die anschließende Installation auf meinem iMac, 2,4 GHz Intel Core2Duo mit OS X 10.5.8, lief schnell und völlig reibungslos ab. Während im Handel gekaufte Soundbänke von Daten-DVDs installiert werden, erfolgt die Übertragung in meinem Fall per Download. Bevor die entsprechenden Links zum Herunterladen erscheinen, muss ich zunächst die Seriennummer in das dafür vorgesehene Web-Formular eingeben. Nachdem ich die beiden Dateien der Urbanic Library geladen und entpackt habe, übertrage ich diese einfach im Setup des Elastik Players per Drag & Drop. Etwas anders läuft das Prozedere von DVD ab. Nach Bestätigung der Lizenzbedingungen erscheint das Aktivierungsfenster. Dieses führt direkt zur Überschall Website. Durch Einloggen in einen Kunden-Account sind die beiden Teile der Library im Handumdrehen aktiviert. Sollte der verwendete Rechner nicht mit dem Internet verbunden sein, so lässt sich alternativ, etwa auf einem USB-Stick, ein HTML-File abspeichern. Mithilfe eines zweiten Computers lässt sich nun das Aktivierungsfile laden, auf dem Stick abspeichern und letztlich am ersten Rechner die Soundbänke freischalten. Egal, wie man es dreht und wendet: Ohne Internet geht bei Überschall leider gar nichts!

Der Elastik Player im Einsatz
Getestet habe ich den Elastik Player standalone und als Plug-in. Die neue Optik in Schwarz und Orange ist ehrlich gesagt nicht so ganz mein Fall, erfüllt aber aufgrund des Kontrastreichtums ihren Zweck. Sehr positiv zu bewerten ist die stufenlos veränderbare Größe des Fensters. Die Grafik ist sehr übersichtlich und klar strukturiert. Die Anzeige des Dateipfads eines aktuell selektierten Sounds ist nützlich. Der Browser verfügt über zahlreiche praktische Suchfunktionen, um Samples beispielsweise nach Tonart, BPM oder Genre ausfindig zu machen. Und auch die Möglichkeit, Sounds mit eigenen Tags zu versehen oder diese nach einem Fünf-Punkte-System zu bewerten, macht wirklich Laune. Ebenfalls praktisch ist die Option, Samples zum Vorhören mit dem laufenden Player synchronisieren zu können. Per MIDI oder Mausklick lassen sich die Tasten des virtuellen Keyboards spielen. Diese Tastatur ist sowohl für einzelne Samples, für Loops oder chromatisch angeordnete Sounds bestens geeignet. Leider ist die Darstellung der einzelnen Keyboard-Tasten aufgrund der eingeschränkten Gesamtgröße des Players begrenzt. Hier hätte ich mir mehr gewünscht.
Ein weiteres nützliches Tool ist der Random-Button. Durch ihn werden nach einem Zufallsprinzip passende Klänge ausgesucht, auf die man bei einer regulären Suche möglicherweise nie gestoßen wäre. Thumbs up! Sehr gelungen und innovativ finde ich die kreisförmige Darstellung der Wellenformen und Anordnung der Buttons im Loopeye. Leider wird jedoch immer nur ein Sound angezeigt. Eine Übersicht aller gespielten Sounds gibt es nicht. Das macht Sessions, bei denen mehrere Klänge aus einem Player kommen, ein wenig unübersichtlich. Sehr viel Freude hingegen bereitet mir, dass Start- und Endpunkte sowie die Länge der Sounds und Loops innerhalb eines Takt-Rasters oder frei verschiebbar sind. Dies ermöglicht nämlich interessante Groove-Muster. Die Effekte des Elastik Players, beispielsweise Resample, Panorama und Cutoff, klingen durchgehend hochwertig. Außerdem lassen sich deren Parameter sehr gut editieren. Der Sequence-Mode ist dazu gedacht, FX für jeden einzelnen Sound innerhalb eines rhythmischen Rasters automatisieren zu können. Das ist für die Arbeit mit vorgefertigten Schleifen ideal, um für die nötige Abwechslung im Arrangement zu sorgen und macht wirklich Laune! 

Audio Samples
0:00
Timestrechingplusminus38BPM Envelope Automation Formant Automation Panorama Automation

Im Test mit Logic 8 ordnet sich Elastik ohne Murren dem Host unter und läuft mit diesem absolut synchron. Ohne zusätzliche Konfigurationen konnte ich mit meinem MIDI-Keyboard die virtuelle Tastatur des Players ansteuern. So eingesetzt arbeitet unser Testkandidat sehr ressourcenschonend. Bei acht geöffneten Playern lag die maximale CPU-Last unter 20 Prozent! Alle FX des Elastik Players lassen sich per Automatisierung über eine DAW dirigieren. Dabei sind die Parameter für jede Note einzeln verfügbar, was das zugehörige Menü etwas unübersichtlich macht. Es ist daher leider nicht möglich, die Parameter ganzer Tastaturbereiche zu verändern. Sehr praktisch ist es hingegen, dass auch der Startpunkt und die Länge der Samples fernsteuerbar sind. Dies ermöglicht mannigfaltige interessante und vor allem kreative, rhythmische Spielereien.
Um seinem Namen alle Ehre zu machen, wurde der Elastik Player mit einer Timestretching- Timecompression-Funktion ausgestattet. Sie ermöglicht es, die Tonhöhe von Loops oder ganzen Arrangements bei wechselndem Tempo beizubehalten – und diesen Job meistert der Player mit Bravur! Ob in Echtzeit oder beim Umwandeln der Samples: Passgenau im Timing und Groove werden die Sounds an das jeweilige Tempo angepasst. Und das nahezu ohne hörbare Artefakte. Natürlich kommt auch diese Funktion an ihre Grenzen, doch Tempoänderungen von bis zu +/-20 Prozent werden in der Regel problemlos gemeistert. Ebenso ist (zumindest theoretisch) ein Echtzeit-Pitchshifting der Loops möglich. Genau wie die anderen Effekte, lässt sich dieses Feature per DAW automatisieren. Doch bei einer konstanten Änderung der Tonhöhe innerhalb einer Schleife kommt der Player leider ins Trudeln und erzeugt hörbare Artefakte und Timing-Schwankungen. Lediglich sprunghafte Tonhöhenänderungen meistert die Pitchshifting-Funktion problemlos. 

Audio Samples
0:00
Demosong 1 Demosong 2 Demosong 3 Demosong 4

Urbanic Library im Test
Die Urbanic Library bietet eine wirklich gute Auswahl an professionell vorproduziertem Songmaterial. Das Ganze wurde außerdem sauber (vor-) gemischt und gemastert. Kurzum, die Sounds dieser Library machen einen amtlichen Eindruck. Von ihrer Ästhetik her sind die insgesamt 34 Construction Kits den Stilen Dirty South und Westcoast zuzurechnen. Dies bedeutet mächtige Bass- und Lead-Sounds sowie eher weicher klingende Harmonien für den Westküsten-Klang. Das Grundtempo der Beats liegt in einem Bereich zwischen 65 und 103 BPM. Eigentlich wären auch ein paar temporeichere Varianten wünschenswert, denn schließlich gehören auch schnellere Club-Tracks zum Repertoire eines jeden R&B Künstlers. Zum Glück ist das kein wirklicher Beinbruch, da einem in diesem Fall die gute Timecompression des Elastik Players hilft, das Tempo im Bedarfsfall entsprechend zu erhöhen. Dass die Konstruktions-Einheiten in die Parts Intro, Main, Outro und Variation gegliedert sind, erleichtert und beschleunigt die Arbeit ungemein. So hat man im Handumdrehen ein Arrangement durch Einspielen einzelner Noten erstellt. Zusätzlich hätte ich mir noch einen Bridge-Part zum Aufbau der Songs gewünscht.
In den einzelnen Ordnern der Songs befinden sich die fertig gemischten Spuren, die entsprechende Rhythmusgruppe, die einzelnen Drum- und Percussion-Schleifen sowie die Instrumente. Leider wurden die Instrumentierungen bei vielen Construction Kits in einem Stereo-Loop zusammengefasst. Einzelne Instrumente, etwa nur die Bass-Spur, sucht man hier oft vergeblich. Für Variationen im Arrangement müssen bei der Urbanic Klangbibliothek daher hauptsächlich die Schlagzeugspuren herhalten. Eine brauchbare Zugabe zu jeder Konstruktions-Einheit ist der Single-Sound-Ordner. In diesem findet man alle Drum- und Percussion-Sounds des jeweiligen Songs noch mal als Einzelsample, um eigene Schlagzeug-Pattern zu erstellen oder eigene Snare-Rolls zu programmieren.
Bevor es nun ans Fazit geht, möchte ich noch sagen, dass die Urbanic Library in Verbindung mit dem Elastik Player auch Neulingen in der Musikproduktion nahezu kinderleicht und innerhalb kurzer Zeit ermöglicht, professionell klingende Hip-Hop- und R&B-Playbacks zu erstellen. Klanglich orientiert sich diese Bibliothek eher am kommerzielleren Rap und R&B Sound von etwa 2009 bis heute. Wer den Vintage-Sample-Sound im Stile eines DJ Premier oder 9th Wonder sucht, kommt bei Urbanic nicht auf seine Kosten. 

Keyboard_1
Audio Samples
0:00
Bass Chor Piano Drums
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.