Distortion
Der Markt der Verzerrungs- und Sättigungsplugins ist wortwörtlich gesättigt. Von zarter Wärme, über ein kräftiges Overdrive bis hin zur berstenden Metal-Amp-Emulation wird viel geboten. Soll es aber noch eine Stufe krasser sein, führt kein Weg an Trash 2 von iZotope vorbei.

Grain-Effekte
Granulareffekte führen bereits seit einigen Jahren ein Nischendasein, doch langsam kommen sie auch im Mainstream an. Ein Effekt wie CrusherX 8, ein Granular-Synthese-Effekt, erzeugt oft eine schon fast außerirdisch klingende Soundveränderung, selbst bei simpelstem Klangmaterial. Als zweite Empfehlung gibt es da ein etwas in die Jahre gekommenes, aber trotzdem immer noch sehr mächtiges Plugin: Absynth 5 von Native Instruments. Was viele vielleicht nicht wissen oder bemerkt haben: Von Absynth wird nicht nur eine Synth-Version installiert, sondern auch eine zweite, die „Absynth 5 MFX“ heißt. Diese schleift als normaler Insert das Audiosignal nur durch die eigene Effektkette, bei der es vor allem der Aetherizer in sich hat: Grains bis zum Mond!
Time-Stretching
Sei es die Warp-Engine in Ableton Live, VariAudio in Cubase oder Elastic Audio in ProTools, die Time-Stretching-Engines moderner DAWs sind vor allem für sanfte Korrekturen und das Einpassen von leichten Temposchwankungen bei Audiomaterial angedacht. Zwar lassen diese sich mit den extremsten Einstellungen auch dafür nutzen, Sounds zu verfremden, soll es aber mal in so richtig abgefahrene Territorien gehen, führt kein Weg an der Freeware PaulXstretch vorbei. Die Oberfläche ist etwas gewöhnungsbedürftig und ähnlich wie bei Melodyne muss man das Audiomaterial immer erst ins Plugin einspielen – die Resultate sind dafür aber absolut einzigartig.
Multi-Effekte: Glitch, Grain und Delay-Gewitter
Wenn es denn mal wirklich komplex und extrem werden soll, sind Multi-Effekte eine gute Wahl. Einen Streicher-Loop verhackstücken oder die Drums slicen, choppen und verzerren, was das Zeug hält – bevor ihr da für jeden Effekt einzeln ein Plugin ladet, sind Multi-Effekte eine gute Wahl. Hier werden verschiedene Glitch-, Verzerrungs- und Delay-Effekte kombiniert, oft auch rhythmisch getriggert.
Eine Auswahl: Dmitry Sches veröffentlichte vor „DS_Thorn“ den Multi-Effekt Tantra. Sieben Effekte lassen sich damit rhythmisch triggern und modulieren, gerade Kombinationen aus Tremolo, Distortion und Glitch machen selbst aus der sanftesten Klaviermelodie ein Glitch-Brett. Was die Auswahl und Bandbreite an Effekten betrifft, ist Amalgame da noch einen Schritt weiter: insgesamt sind es 24 und jeweils sechs davon können in Reihe geschaltet werden. Rhythmisch modulieren lassen sich diese auch – zwar in nicht so viele Parameter wie bei Tantra, dafür sind die Resultate der einzelnen Module aber echt beachtlich.
Glitch 2 von illinformed erinnert stark an Effectrix von Sugar Bytes: Das Triggern der Effekte lässt sich als Rhythmus mit bis zu acht Takten gestalten, die 10 Effekte können quasi eingezeichnet werden. Selbst zarter Jazzgesang wird – einmal durch die Glitch-Maschine gejagt – für den härtesten Trap-Metal-Remix interessant. Zu guter Letzt sei noch Molekular von Native Instrument erwähnt, ein Multi-Effekt, für den ihr mindestens den Reaktor-6-Player braucht. Wer einmal akustisch miterlebt hat, wie sich ein knackiges Rockschlagzeug in eine Mischung aus zwitschernden Harfenklängen und Star-Wars-artigen Lasersounds verwandelt hat, der wird Molekular lieben.
Klänge formen leicht gemacht – Mit der ShaperBox von Cableguys
Instant Sidechain-Ducking-, Stutter-, Reverse-, Scratch-, Tape-Stop-, Wobble-Effekte und mehr: Cableguys ShaperBox kann sie alle! Insgesamt fünf Modulations-Effekte bietet die ShaperBox 2 des Hamber Herstellers. Eine Plugin Suite, mit denen ihr Klänge kreativ in puncto Lautstärke, Tonhöhe bzw. Zeitachse, Panorama, Stereobasis und Frequenz formen und modulieren könnt. Mittels LFOs (Low Frequency Oscillators) werden die Shaping-Tools in Bewegung gesetzt, welche temposynchron zur DAW laufen und sich bei Bedarf via MIDI triggern lassen.
Von Wurmlöchern und Gemorphtem – die Plugins von Zynaptiq
Wenn es um Halleffekte geht, so lag der Anspruch von Plugins lange darauf, jede Kirche und jeden Konzertsaal möglichst naturgetreu nachzubilden. Ob per Algorithmus oder Impulsantwort: Hauptsache echt sollte es klingen. Seit einigen Jahren brechen Programmierer aus diesem Credo aber vermehrt aus. Zynaptiq hat hier mit Wormhole eine besonders abgefahrene Version herausgebracht. Legt ihr Wormhole auf einen Drumloop, macht es daraus eine Orgelpfeife. Morph 2 wiederum, ebenfalls von Zynaptiq, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Zwischen zwei Quellen lässt sich über verschiedene Algorithmen spektral hin- und hermorphen: Ein Vocal mit dem Bellen eines Dackels gemoprht, ein Wiehern mit einer Klaviermelodie – die Resultate haben oft wenig mit dem Original zu tun, klingen aber (manchmal) viel interessanter.
Echos mit eigenem Willen – Delays, die anders klingen
Delays gibt es viele, die meisten eint die grade Rhythmik. Je nach Einstellung kommt das Echo brav in Viertel- oder Achtelnoten gemäß dem Songtempo zurück. Viel mehr als sanftes Filtern ist da meistens nicht erlaubt, sonst würde es ja nicht mehr wie ein natürliches Echo klingen. Aber wie beim Reverb gibt es hier clevere Entwickler, die das Ganze weiter und um Ecken denken. Zum einen ist da die Gattung der Tap-Delays, die das Thema Echo von einem viel kreativeren Standpunkt aus angehen. Warum nicht den Rhythmus des Echos, die Tonhöhe, den Frequenzbereich und die Pan-Postionen der Echos selbst bestimmen? Was vor vielen Jahren in Logic Pro-X der „Delay Designer“ war, ist heute das frisch erschienene Echo Studio. Selbst die langweiligste Hihat-Kombination und der stumpfste Four-to-the-floor-Beat werden durch dieses Delay in neue Welten geführt.
Bleibt man bei den eher klassischen Echo-Effekten gibt es hier vor allem spannende und sehr extreme Ausführungen, was die Algorithmen und Zusatzeffekte betrifft, mit denen die Echos erzeugt werden. Replika XT von Native Instruments bringt neben den fünf Algorithmen sechs Effekte mit, die sich auf die Echos legen lassen. Liebliche Gitarren verwandeln sich in gigantisch verstörende Lofi-Flächen – dem ähnlich, aber doch anders: der gerade erschienene Delay von Valhalla, der Reverbspezialist schlechthin. Insbesondere der „Ghost“-Algorithmus moduliert die Echos auf eine Art und Weise, dass einem schwindelig werden kann – uns gefiel das sehr.
Mach mir mein Monster – Stimmeffekte
Eine Monsterstimme ist leicht gemacht: eine Oktave tiefer, etwas Verzerrung, etwas dumpfer Hall – fertig ist der Alptraum. Aber oft hört man an noch zu vielen Stellen, dass der Pitch-Algorithmus etwas ungenau war, das Ganze mehr nach umgekehrtem Heliumballon als nach Thanos klingt. Stichwort Thanos: Laut Eigenwerbung wurde dessen Stimme, also die Stimme von Schauspieler Josh Brolin, durch den Dehumaniser gejagt, um dem nihilistischen Riesen die passende Größe in der Stimme zu verleihen. Wer es musikalischer mag, sollte sich mit Virta auseinandersetzen. Das Plugin ist eine Mischung aus Vocoder, Autotune-Effekt, und Synthesizer. Eine Gesangslinie mal eben wie ein altes Cello klingen zu lassen, einen klagenden Auto-Tune-Frosch oder eine Schar Vögel zu erzeugen, ist damit kein Problem.