Vorsicht mit dem Gain-Regler!
Wir gehen direkt in medias res und hören uns einige Sounds an, die mit dem Harley Benton Loud & Louder möglich sind. Ich habe für den Test einen passiven Jazz Bass verwendet und konnte den Gain-Regler des Pedals nur bis etwa 10Uhr aufdrehen, um den Booster nicht zu übersteuern und leichte Verzerrungen zu ernten.
Mit einem pegelstarken Aktivbass geht es dann logischerweise noch früher in die Übersteuerung – der Booster bietet also leider nicht unendlich viel Headroom. Der Level-Regler stellt einen Boost von 20dB zur Verfügung, sodass das Signal bei Bedarf wirklich ordentlich lauter geregelt werden kann.
Im ersten Beispiel hört ihr meinen Bass zuerst ohne Effekt und danach mit aktiviertem Booster bei neutralem Equalizer. Ich wollte hören, ob der Clean-Booster den Sound verändert und kann vermelden, dass bei neutralem EQ wirklich nur marginale Klangveränderungen auftreten. Mein Basssound wirkt lediglich ein Spur dicker und ist nicht mehr ganz so luftig in den Höhen.
Equalizer
Jetzt wollen wir natürlich herausfinden, was der Zweiband-Equalizer des Harley Benton Loud & Louder so kann. Ihr hört zum besseren Vergleich erst wieder „flat“, dann mit voll aufgedrehtem Höhenregler und zum Schluss mit zusätzlich zur Hälfte aufgedrehtem Bassregler. Das Höhenband arbeitet eher subtil, der Klang gefällt mir aber sehr gut – mein Basssound erhält hörbar mehr Glanz und Transparenz.
Wenig subtil wirkt hingegen der Bassregler: Die tiefen Frequenzen werden recht breitbandig und stark geboostet, sodass bereits bei moderaten Anhebungen andere Frequenzen überlagert werden. Der Sound wirkt dann zwar fett, aber nicht mehr allzu differenziert. Hier ist also Vorsicht geboten!
Overdrive-Sektion
Als nächstes checken wir die Overdrive-Sektion des Harley Benton Loud & Louder und beginnen mit der „Warm“-Einstellung. Der Tubescreamer-mäßige Overdrive klingt sehr mittenbetont und dünnt das Fundament deutlich aus. Aber kein Problem: Um den Sound wieder in Spur zu bekommen, kann man ja den Equalizer des Clean-Boosters zur Hilfe nehmen und das Fundament mit einer leichten Bassanhebung stützen.
Im ersten Beispiel hört ihr einen Low-Gain-Sound (9 Uhr) mit dem Tone-Regler auf 1-Uhr-Stellung. Apropos Tone-Regler: Die Abstimmung des Tone-Reglers gefällt mir wirklich gut – er bietet einen breiten Bereich, mit dem die Overdrive-Sounds relativ feinfühlig abgemildert werden können, damit es nicht harsch klingt. Selbst stark verzerrte Overdrive-Sounds funktionieren dann ohne Cabsim!
In den folgenden Clips hört ihr immer noch die Warm-Einstellung, dieses Mal jedoch mit viel Gain (3Uhr) und leicht zurückgedrehtem Tone-Regler (10Uhr). Wenn man die Reihenfolge mit Schalter von B-A nach B-A ändert, klingt der stark verzerrte Sound ein Spur fundamendstarker und klarer, weil die Bässe vom EQ des Boosters nicht mehr komplett durch die Zerre gejagt und verzerrt werden. Mit der Wahl der Effektreihenfolge sollte man also durchaus etwas experimentieren, wenn man mit dem Sound nicht ganz zufrieden ist – hier bieten sich zahlreiche Möglichkeiten!
Nochmals lauter im Hot-Modus
Legt man den Klangmodus-Schalter auf Hot, macht das Pedal seinem Namen alle Ehre und wird erstmal brutal laut. Mit dem Level-Regler lässt sich der heftige Pegel aber im Handumdrehen wieder einfangen – kein Problem also! Der Drive-Sound kommt mit dieser Einstellung in der Tat viel weniger komprimiert und wirkt dadurch dynamischer und offener.
Das Fundament wird außerdem weniger in Mitleidenschaft gezogen, sodass ich bei Aufnahme ohne Bassanhebung vom Clean-Booster ausgekommen bin. Klar, so sahnig und warm wie ein echter Tubescreamer klingt das Harley Benton Loud & Louder nicht – gemessen am Preis des Pedals geht die Qualität der Sounds aber meiner Meinung nach voll in Ordnung!
