In diesem Bass-Workshop wagen wir einen Blick über den musikalischen Tellerrand und spielen Stücke der klassischen Musik auf dem E-Bass. Für E-Bass adaptierte klassische Werke haben den Vorteil, dass sie von sich aus schon sehr gut klingt. Man braucht sich nicht vorzustellen, wie die erübte Bassline später einmal im Kontext wirken wird, sondern die Musik steht quasi “für sich” und macht bereits als Solo-Bassstück großen Spaß ‑ ideal also für das heimische Üben! Ein weiterer Vorteil ist, dass man zumeist schon eine ziemlich genaue Vorstellung von dem hat, was man gerade übt: Die Musik ist in der Regel bekannt und man weiß, wie das Ergebnis zu klingen hat. Ich habe heute drei kleine klassische Stücke für euch ausgewählt. Jedes davon dient einem bestimmten Lernziel, das man sich ansonsten wohl mit deutlich weniger motivierenden Übungen angeeignet hätte.

Bach auf dem Bass spielen
Den Anfang macht – und wie könnte es auch anders sein – kein Geringerer als Johann Sebastian Bach! Eines seiner bekanntesten Stücke ist “Jesu, meine Freude” (“Jesu, Joy Of A Mans Desiring”), welches wohl jeder irgendwann schon einmal gehört haben dürfte. Das Hauptmotiv basiert auf der Dur-Tonleiter und melodischen Sequenzen daraus – ganz so, wie man es auch in zahlreichen Tonleiterübungen findet.
Man kann also wunderbar von dem großen Meister lernen, wie man eine profane Tonleiter musikalisch einsetzt. Ich habe “Jesu, meine Freude” in G-Dur notiert, man kann es aber natürlich auf jede andere Tonart bzw. Lage übertragen:

Mozart auf dem Bass spielen
Stück Nummer 2 ist ein Ausschnitt aus dem “Türkischen Marsch” (“Rondo a la Turca”) von Wolfgang Amadeus Mozart – ein herrlicher Fingerbrecher für die Greifhand, denn in einer Lage kommen alle vier Finger über alle vier Saiten zum Einsatz und – da das Stück eigentlich für Klavier geschrieben wurde – zudem auch noch in ungewöhnlichen Kombinationen.
Spielt man es außerdem noch mit einem konstantem Wechselschlag, so ergibt es eine hervorragende Koordinationsübung, die man gerne nach und nach auf Tempo bringen darf, wenn man erst einmal den Fingersatz flüssig und fehlerfrei beherrscht.

Königsdisziplin: Bachs Cello-Suiten auf dem E-Bass spielen
Den Abschluss dieses Workshops bildet ein Auszug aus Johann Sebastian Bachs weltberühmten Cello-Suiten. Diese Sammlung enthält wohl die beliebtesten Werke für die Adaption klassischer Musik auf dem elektrischen Bass. Ich habe mich hierbei für die “Gavotte 1” der letzten Suite in D-Dur entschieden, denn sie beinhaltet zahlreiche Lagenwechsel und interessante Akkordwechsel.
Gerade das Greifen von Akkorden und das schnelle Wechseln zwischen diesen ist eine der größten technischen Herausforderungen für die Greifhand. Da muss man die Finger schon ganz schön verbiegen – und dann soll das Ganze ja auch noch sauber und ohne Nebengeräusche ablaufen! Das ist ganz schön anstrengend, aber an einem solch wunderschönen Stück übt es sich doch gleich viel motivierter.
Neben den zwangsläufigen spieltechnischen Fortschritten dank dieser klassischen Werke bekommt man gleichzeitig das Geschenk von wunderschöner Musik, die man auch alleine spielen und genießen kann. Und endlich kann man auch die Frage “Kannst du nicht auf unserer Hochzeit in der Kirche etwas Schönes spielen? Du bist doch Musiker!” mit “Klar, wenn die Kohle stimmt!” beantworten.
Viel Spaß mit diesen wunderbaren klassischen Werken und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt