Auch 2021 hielt der Effektpedal-Boom an und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht – die Tendenz ist eher steigend. Im Gegensatz zu den E-Gitarren, bei denen sich die Hersteller überwiegend an den alten Klassikern orientieren und Neuem eher vorsichtig gegenüberstehen, sieht es bei den Effektpedalen komplett anders aus. Ikonen wie Tube Screamer oder Big Muff wurden oft genug kopiert, weshalb der Trend inzwischen zu neuen Kreationen geht. Und wenn die Klassiker doch auf dem Plan stehen, dann wird auf Variabilität gesetzt und gleich mehrere Legendensounds in ein Pedal verfrachtet.

Dank der mittlerweile sehr ausgereiften Digitaltechnik mit leistungsstarken Prozessoren hat sich vor allem bei den Modulations- und Raumeffekten (Delay, Reverb) diese Technologie klar durchgesetzt und etabliert. In unserer Liste der besten Effektpedale von 2021 finden sich neben den angesagten Boutique-Herstellern wie Strymon und Walrus Audio auch ein Pedal vom Traditionshersteller MXR und mit Universal Audio hat es ein Neuling im Pedalgeschäft auf Anhieb in die Top Ten geschafft.
Wir wollen euch aber nicht lange auf die Folter spannen. Hier sind die zehn besten Effektpedale für Gitarristen 2021 in unsortierter Reihenfolge:
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Strymon Zelzah Multidimensional Phaser
Der Zelzah Phaser von Strymon liefert hochklassige Phasersounds in einer extrem großen Bandbreite. Zwei unabhängige Phasing-Einheiten können entweder getrennt oder gemeinsam genutzt werden und verhalten sich praktisch wie zwei hintereinander geschaltete Phaser-Pedale. Neben den klassischen Phasing-Sounds in dezenter oder gerne auch expressiver Form liefert das Pedal natürlich auch ein paar Specials wie die Steuerung von Parametern per Expression-Pedal oder MIDI.

Strymon Zelzah Multidimensional Phaser Test
Carl Martin Ottawa
Touch-Wah ist beim Ottawa von Carl Martin angesagt. Der Wah-Effekt wird durch den Anschlag an der Gitarre gesteuert und das Pedal überzeugt mit einem sehr guten Spielgefühl, was bei einem Touch-Wah immens wichtig ist. Und es liefert den gewünschten quakenden Ton in vielen Facetten.

Walrus Audio Eras
Wenn es etwas kerniger zur Sache gehen soll, dann ist das Eras von Walrus Audio ein sehr guter Partner. Das Distortion-Pedal hat fünf verschiedene Grundsounds im Angebot und bietet eine große Bandbreite, was den Verzerrungsgrad anbetrifft. Die ersten drei Modi sind für eher klassische Rocksounds zuständig, während sich die Modes 4 und 5 um die moderneren Mid-Cut-Sounds kümmern. Klanglich ist das Pedal top – auch bei hohen Zerrgraden matscht nichts, die Sounds reagieren gut auf die Aktionen an der Gitarre und es gibt jede Menge Sustain.

Universal Audio Starlight Echo Station
Mit Universal Audio steigt ein Neuling ins Pedalgeschäft ein, allerdings ist der amerikanische Hersteller keinesfalls Rookie im Entwickeln von Effekten. Die Plug-Ins der Marke sind sind im High-End-Bereich angesiedelt und werden von vielen Tontechnikern und Produzenten benutzt. Die Hardware mit den Apollo Audio-Interfaces oder auch den legendären Signalprozessoren ist ebenfalls Top of the Line. Und wenn man schon die Software für einige Effekte zur Verfügung hat, dann liegt es nahe, dass man das Ganze in ein kleines Pedal packt und Gitarristen glücklich macht. Gesagt getan: Im Januar 2021 wurden drei Pedale veröffentlicht, die wir recht zügig zum Test bekamen. Alle drei sind absolute Topgeräte, leider nicht ganz günstig, aber der Sound ist der Hammer. Die Starlight Echo Station sorgt für Echosounds, die man von mehreren Klassikern in liebevoller Detailtreue in ein kompaktes digitales Pedal gemodelt hat. Maestro Echoplex, Electro Harmonix Deluxe Memory Man, Cooper Time Cube und das Precision Delay aus eigenem Haus sind an Bord. Allesamt in ausgezeichneter Klangqualität und mit Steuerungsmöglichkeiten (z.B. Tap Tempo), die die alten Bandechos natürlich nicht hatten.

Universal Audio Starlight Echo Station Test
Walrus Audio Polychrome
Das Polychrome von Walrus Audio widmet sich zwar Flanger-Sounds, geht aber mit seiner sehr guten Konzeption klar über die Erzeugung des typischen Effektes hinaus. Mit dem D-C-V-Regler kann der Grundsound stufenlos variiert werden, wodurch man neben dem klassischen Flanger-Effekt auch sehr dezente Modulations-Sounds erhält, die eher in Richtung Choruseffekt gehen. Extreme Pitch-Vibratos sind ebenfalls im Portfolio des Pedals. Und natürlich besticht es durch eine ausgezeichnete Klangqualität, die auch mit sehr tief gestimmten Gitarren saubere Flanging-Sounds erzeugt, ohne dass es im Bassbereich matschig wird. Im Intro des Videos ist das sehr gut hörbar.

Universal Audio Golden Reverberator
Das Goldstück von Universal Audio ist für Hall-Effekte zuständig. Wie bei der Starlight Echo Station sind Emulationen von Klassikern aus der Geschichte des Hall-Effekts im kleinen Pedal integriert: Spring 65 liefert kernigen Fender Style Federhall, Plate 140 ist eine digitale Nachbildung des EMT 140 Plate Reverbs und Hall 224 ist eine Emulation des Lexicon 224 Reverbs – Studio Standard seit den 1980er-Jahren. Als Special gibt es den Chamber & Plate Algorithmus des Lexicon 224 obendrauf. Die Klangqualität ist absolute Spitzenklasse, der Reverb löst ganz fein auf, hat eine unglaubliche Tiefe und unserer Meinung nach die hochwertigsten Hallsounds, die man in einem Effektpedal finden kann. Zumindest bis jetzt, Stand Januar 2022.

Universal Audio Golden Reverberator Test
MXR Timmy Overdrive
Es gibt einige Kult-Overdrive-Pedale wie den Tube Screamer, den Boss OD-1 oder den Klon Centaur. Und auch der handgefertigte Timmy Overdrive von Paul Cochrane gehört dazu, der neben den anderen genannten als Referenz in der Kategorie „Transparent Overdrive“ gilt. Die Original-Pedale von Paul Cochrane werden auf dem Gebrauchtmarkt für extrem hohe Summen gehandelt und MXR hat sich dem Schaltkreis gewidmet und einen kleinen Timmy herausgebracht, der einen erstklassigen Sound liefert, der sich hinter dem Original nicht verstecken muss. Das auch noch für einen recht erschwinglichen Preis.

Universal Audio Astra Modulation Machine
Nummer drei der Universal Audio Pedale hat ebenfalls die volle Punktzahl in unserem Test erreicht und das zurecht. Hier werden Modulations-Sounds in hoher klanglicher Güte angeboten, ähnlich wie bei den anderen beiden Pedalen. Die digitalen Nachbildungen von drei Modulations-Legenden sind an Bord: Boss CE-1, MXR Flanger Doubler und die Tremolo Einheit aus den Fender Amps der 1960er Jahre. Als Special kommen noch eine MXR Phase 90 Emulation und der Dharma Trem 61, ein Tremolo/Vibe-Effekt, hinzu. Wer auf Vintage-Modulations-Sounds steht, bekommt hier das volle Programm, allerdings mit weniger Rauschen und ohne knisternde Potis.

Universal Audio Astra Modulation Machine Test
Walrus Audio R1 Reverb
Walrus Audio hat mit dem Slö und Fathom Reverb zwei Effektpedale im Programm, die sich den eher expressiven Sounds widmen, mit üppigen Hallfahnen, bestens geeignet für Ambient-Sounds. Nun hat der amerikanische Hersteller 2021 eine neue Pedallinie ins Leben gerufen, die Mako Serie, die schon optisch etwas vom üblichen Style der Walrus-Pedale abweicht. Keine abgefahrene Grafik, eher nüchternes Design, aber unter der Haube gibt es ordentlich was auf die Ohren. Das R1 Pedal liefert ausgezeichnete Reverb-Sounds in verschiedenen Facetten, vom Brot-und-Butter-Hall bis zum abgefahrenen Ambient-Reverb. Sechs unterschiedliche Sound-Modes stehen zur Verfügung und dazu einige Parameter, mit denen man die Sounds verfeinern kann.

Lehle Dual Expression Pedal
Zugegeben – ein Expression-Pedal gehört eigentlich nicht in die Kategorie Effektpedale, denn es erzeugt ja keinen Sound. Aber es kann schon einiges bewirken und das Team von Burkhard Lehle hat hier wieder mal ein Meisterstück deutscher Handwerkskunst geschaffen, das es verdient hat, hier vorgestellt zu werden. Das Herzstück des Pedals ist ein verschleißfreier Magnetsensor, der eine hohe Präzision in der Übertragung der Daten an das angeschlossene Gerät garantiert. Das Dual Expression Pedal – der Name verrät es bereits – hat zwei TRS-Anschlüsse und kann somit zwei Steuerbefehle gleichzeitig senden. Dazu kommt ein USB-Anschluss, falls man Steuerbefehle über USB, z.B. in einer DAW oder bei einem Gitarren-Plug-In senden möchte.

Lehle Dual Expression Pedal Test
