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JDK Audio R24 Test

Details

Als klassischer Konsolen-EQ der späten 70er ist der APSI/JDK umfangreicher ausgestattet als typische 60er-Jahre-EQs wie etwa der Electrodyne 511. Dennoch handelt es sich hier nicht um ein vollparametrisches Design. Das muss aber nicht zwingend ein Nachteil sein, denn mehr Bedienlemente bedeuten auch, dass die Einstellung insgesamt komplizierter wird – und ein geschickt „eingedampftes“ EQ-Layout kann die Arbeit unglaublich beschleunigen, ohne dass man im Alltag auf viel Funktionalität verzichten müsste. Die Ansatzfrequenzen des R24 reichen extrem weit, von 20 Hz bis ganz hinauf zu 20 kHz. Sie sind über vier Bänder verteilt, welche sich jeweils ein gutes Stück überlappen: LO (20-200 Hz), LO-MID (100 Hz – 1 kHz), HI-MID (500 Hz – 5 kHz) sowie HI (2- 20 kHz).

Die Potis des JDK R24 sind nicht gerastert und haben keine Mittenstellung
Die Potis des JDK R24 sind nicht gerastert und haben keine Mittenstellung

Sowohl Frequenzen als auch Amplituden werden mit  völlig ungerasterten Potis eingestellt. Das hat den Vorteil, dass man frei sweepen kann, aber den Nachteil, dass beispielsweise Stereo-Setups etwas komplizierter sind. Eine Mittenrastung wäre schön gewesen, um den EQ einfach resetten zu können, aber hier offenbart sich die Crux von Potenziometern: Diese Bauteile haben auch in der höchsten Qualität, die erhältlich ist, prinzipbedingte Toleranzen, die eine Mittenrastung schnell zur Mogelpackung werden lassen, da sie eine Neutralstellung suggeriert, wo sie möglicherweise gar nicht ist. Das heißt nicht, dass so etwas nicht möglich ist, aber es erfordert im Zweifelsfall eine aufwendige Selektion der Bauteile, und das schlägt dann unvermeidlich auf der Kostenseite zu Buche. Hier wurde also wohl aufs Budget geachtet, was bei diesem Kaufpreis an irgendeiner Stelle unvermeidlich ist. Sämtliche Filterbänder arbeiten in Peaking-Charakteristik und erlauben Amplituden von bis zu ±12 dB, was ordentlich, aber nicht üppig ist, in Kombination mit der sehr weichen Abstimmung aber in Ordnung geht und in der Praxis in den allermeisten Fällen ausreichen dürfte. JDK gibt keine Werte für den Q-Faktor an. Dieser dürfte bei voller Amplitude bei etwa 0.9 liegen, was einer Bandbreite von rund 1.5 Oktaven entspricht. Bei geringeren Amplituden scheinen die Bänder leicht breiter zu werden. Das bedeutet: Für alle Arten der Klangformung ist der R24 hervorragend gerüstet, für schmalbandiges Filtern von Problemen ist sein Schwert aber tendenziell zu stumpf.

Fotostrecke: 6 Bilder Jeder Kanal des JDK hat seinen eigenen Relais-gestützen Bypass

Der mechanische Aufbau des Gehäuses ist robust, durchaus wertig und in punkto Langlebigkeit sehr vertrauenerweckend. Auf optisches „Chi-Chi“, mit dem so manches High-End-Teil glänzt, wird hier verzichtet, aber auch das ist eher eine gute Nachricht: Man bezahlt her vor allem für den Klang bzw. für die „inneren Werte“, und die können sich durchaus sehen lassen.  Der Vorläufer des R24, der APSI 562, ist ein typisches Kind der späten 70er, und das zeigt sich auch am Layout des JDK R24. Es handelt sich hier nicht um ein diskretes Class-A-Gerät (wie beispielsweise der API 550a aus den späten 60ern), sondern um ein IC-basiertes Design. Zum Einsatz kommen in jedem Kanal insgesamt fünf TL072-OpAmps – dabei handelt es sich um einen soliden Industriestandard, der bei vielen Konsolenherstellern dieser Ära eine wichtige Rolle gespielt hat. So basieren beispielsweise auch die Schaltungen der 80B Series Konsolen von Trident auf den OpAmps TL071 und TL072. Im R24 arbeitet jeweils ein TL072 in den aktiven RC-Filterbändern, ein weiterer ist pro Kanal für die Ein-/Ausgangsstufen reserviert. Die Eingänge sind, ähnlich wie bei API, elektronisch symmetriert, während am Ausgang ein Übertrager seinen Dienst verrichtet. Wie man auf den Fotos sehen kann, ist die gesamte Schaltung recht übersichtlich aufgebaut, und das ist ein gutes Zeichen. JDK gibt den maximalen Headroom mit +23 dBu an; das liegt nah dran am Maximum, welches auf Basis der TL072 möglich ist, aber es ist kein Spitzenwert. Gute diskrete Schaltungen (und auch solche mit moderneren OpAmps) erlauben durchaus rund 6 dB mehr Headroom, aber hier dürfen zwei Faktoren eine Rolle gespielt haben: die Treue zum Original-Design sowie abermals der Kaufpreis.

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