ANZEIGE

Thomann SP-320 Test

Praxis

Klang

Das Thomann SP-320 lässt sich bequem per Druck auf den On/Off-Taster einschalten und ist nach gefühlten zwei Sekunden sofort einsatzbereit. Die blau beleuchteten Taster zeigen den jeweils gewählten Klang und Effekt an. Hören wir uns zum Einstimmen den ersten Klavierklang „Grand Piano“ aus dem SP-320 an. 

Audio Samples
0:00
Grand Piano

Für ein Einsteigerpiano für knapp 200 Euro klingt das durchaus brauchbar. Sowohl die Bässe als auch die Höhen setzen sich durch, wobei der Sound mich ein wenig an mein früheres Yamaha PSR Keyboard erinnert. Der Klang ist zwar insgesamt sehr einfach und nicht besonders vielschichig oder facettenreich, und ich muss zugeben, dass mir das Spielen der halbgewichteten Tasten keinen großen Spaß bereitet. Gemessen am Preis kann man sich hier aber auch nicht wirklich beschweren und wer einfach nur ein günstiges Piano für unterwegs sucht, kommt hier durchaus auf seine Kosten. 
Im Ausklang sind die Klänge etwas statisch, was auf das typische Sample Looping zurückzuführen ist. Auch klingen die Töne schneller aus als bei einem echtes Piano, was beim Spielen aber nur bei sehr subtilen bzw. langsamen Passagen wirklich stört. Auch auf Funktionen wie beispielsweise Dämpfergeräusche und Saitenresonanzen, wie man sie aus heutigen Mittel- und Oberklassemodellen kenn, muss man beim SP-320 verzichten. Als unangenehmer empfinde ich aber die mit nur 32 Stimmen sehr geringe Polyphonie, die heute nicht mehr zeitgemäß ist. Bei Läufen über die Tastatur oder Akkorden mit gedrücktem Haltepedal hört man beim SP-320 deutlich, dass die Stimmen schnell abreißen – ein unschöner Effekt, der auch bei günstigen Digitalpianos heutzutage eigentlich nicht mehr auftreten sollte. 

Audio Samples
0:00
Polyphonie

Die eher dürftige Qualität der übrigen Sounds überrascht für ein günstiges Digitalpiano nicht. Hier darf man wirklich keine Höchstleistungen erwarten. Sie sind eher als Dreingabe für gelegentliche Experimente jenseits des gewöhnlichen Klaviersounds und als Material für Klangkombinationen zu verstehen.

Audio Samples
0:00
Bright Piano E-Piano 1 E-Piano 2 Church Organ Rock Organ Strings Bass Vibraphone Harpsichord Guitar Choir

Je nach Klang bringen die eingebauten Effekte „Chorus“ und „Reverb“ aber noch etwas Abwechslung mit sich. Anhand der E-Pianos im SP-320 kann man diese Unterschiede gut hören. Im nachfolgenden Beispiel habe ich erst den Sound trocken, dann abwechselnd mit Chorus bzw. Reverb versehen und abschließend mit beiden Effekten gleichzeitig. 

Audio Samples
0:00
Effekte: trocken / Chorus / Reverb / Chorus+Reverb

Lautsprecher

Die Klangbeispiele kommen übrigens alle aus dem Audio-Ausgang und erfreulicherweise gab es hier zwischen Kopfhörer- und Line-Ausgang keinen hörbaren Klangunterschied. Kommen wir nun aber zu den eingebauten Lautsprechern des Digitalpianos, die mich enttäuscht haben. Obwohl das Soundsystem des SP-320 mit einer durchaus respektablen Leistung von 2x 20 Watt aufwartet, erzeugt es leider einen recht dünnen Klang. Der Lautstärkeregler lässt sich zwar weit aufdrehen und man erreicht damit schon eine brauchbare Lautstärke, jedoch hält sich die Klangqualität in Grenzen. Gerade in den unteren Oktaven fehlt es deutlich an Kraft und Frequenzen unterhalb von etwa 200Hz kommen über diese Lautsprecher kaum zur Geltung, wie einige Testaufnahmen und EQ-Experimente bestätigt haben. Das reicht für die überzeugende Wiedergabe eines Flügelsounds nicht aus. Hier bieten Konkurrenten in der Einsteigerklasse schon wesentlich mehr Klangfülle – allerdings muss dazu gesagt werden, dass die “normalen” Einsteiger-Digitalpianos preislich eher im Bereich um 500 Euro liegen und damit mehr als doppelt so teuer sind. Trotzdem: Wer Wert auf einen druckvollen Sound legt, der sollte sich einen guten Kopfhörer besorgen oder das Piano über eine externe Anlage verstärken.

Tastatur

Wie bereits erwähnt ist die im SP-320 verbaute Tastatur keinesfalls mit einer typischen Hammermechanik-Klaviatur zu vergleichen, wie sie üblicherweise in Digitalpianos zu finden ist. Das ist hier nicht das Ziel, und daher werde ich sie auch nicht daran messen, wie “authentisch” das Spielgefühl ist. Im Grunde ist die Tastatur mit einer einfachen Synthesizer-Tastatur zu vergleichen, jedoch mit dem Unterschied, dass sie sich in einer Piano-Optik versteckt, die durch den roten Streifen noch hervorgehoben wird. Mein erster Eindruck war dennoch eher enttäuschend: Die Tasten wirken etwas labberig und lassen die nötige Genauigkeit vermissen. Es fehlte mir teilweise auch an einer genauen Velocity-Kontrolle, manchmal waren ein paar Töne nicht zu hören, wenn ich die Tasten leise anspielte. Auch im Kontext einer leichtgängigen Keyboard-Klaviatur kann die Tastatur des SP-320 also nicht vollends überzeugen. 

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.