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Thomann SP-320 Test

Mit dem SP-320 bietet das Musikhaus Thomann ein Einsteiger-Digitalpiano mit 88 halbgewichteten Tasten zu einem absoluten Kampfpreis von knapp 200 Euro an. Eines ist jedenfalls sicher: Damit ist das SP-320 derzeit das günstigste Digitalpiano auf dem Markt. Wir haben uns das Piano zusammen mit dem separat erhältlichen Ständer angeschaut und wollen in diesem Testbericht herausfinden, ob das SP-320 mit Einsteigermodellen namhafter Hersteller mithalten kann.

Das Thomann SP-320 ist sensationell günstig – aber klingt es auch gut?
Das Thomann SP-320 ist sensationell günstig – aber klingt es auch gut?


Das Thomann SP-320 ist äußerst schlank und leicht gebaut und verfügt über 12 Klänge sowie eingebaute Lautsprecher. Mit seiner halbgewichteten Tastatur ist es weniger als vollwertiger Ersatz für ein akustisches Klavier oder ein größeres Digitalpiano konzipiert, sondern eher ein direkter Konkurrenz von Modellen wie dem Yamaha NP-32 Piaggero. Wenig Gewicht, Transportabilität und unkomplizierte Bedienung stehen hier also mehr im Vordergrund als ein „realistisches“ Spielgefühl. Ob das SP-320 in dieser Klasse überzeugen kann, soll dieser Test klären.

Details

Gehäuse

Das Thomann SP-320 präsentiert sich in einem mattschwarzen Gehäuse und ist vollständig aus Kunststoff gefertigt. Auf den ersten Blick macht es auf mich allerdings keinen billigen Eindruck à la „Discounter“, sondern vielmehr eine unauffällige und ordentliche Figur. Sicherlich kann das SP-320 nicht ganz mit etablierten Modellen auf dem Markt mithalten, doch angesichts des geringen Preises geht die Verarbeitung in Ordnung. Im Verhältnis zu anderen Digitalpianos fällt mir zunächst auf, dass das SP-320 erstaunlich flach und kompakt ist. Gerade mal 9 kg bringt das Fliegengewicht auf die Waage. Das macht es natürlich interessant für den mobilen Einsatz.
Neben dem Kunststoffgehäuse leistet auch die Tastatur einen Beitrag zum geringen Gewicht des Pianos bei: 88 leicht gewichtete Tasten, die nur optisch einer Hammermechanik ähneln, finden hier ihren Platz. Das Fehlen einer Hammermechanik ermöglicht zudem die extrem kompakte Bauform. Allen Pianisten sei an dieser Stelle also schon mal gesagt: Echtes Piano-Feeling kommt beim SP-320 nicht auf, denn die Tastatur ist eher eine reguläre Keyboard-Tastatur mit Piano-Optik, jedoch ohne die dazugehörige Haptik, d.h. ohne schwere Gewichtung und Hammermechanik. Wer besonders auf ein authentisches Piano-Spielgefühl Wert legt, sollte sich daher eine Klasse höher orientieren.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Thomann SP-320 ist schlank und sehr leicht.

Neben den abgerundeten Ecken gefallen mir die im Gehäuse eingelassenen Lautsprecher, welche sich hinter Gittern auf der Oberseite präsentieren. Die Stromversorgung erfolgt über ein mitgeliefertes, externes Netzteil oder mit Batterien; sechs Monozellen (D) sind für den kabellosen Betrieb erforderlich.
Im Lieferumfang sind neben dem Netzteil auch ein leider sehr billig wirkendes Plastik-Haltepedal sowie eine aufsteckbare Notenablage enthalten. Mit dem optional erhältlichen Unterbau (Thomann SP-320 Stand) kann das SP-320 optisch aufgewertet und zu einem kompakten Heimpiano aufgerüstet werden. Das Komplettpaket bestehend aus SP-320, Ständer, Klavierbank und einem Kopfhörer kostet bei Thomann derzeit nur 295 Euro – günstiger ist ein Digitalpiano mit 88 Tasten derzeit nicht zu bekommen.

Fotostrecke: 4 Bilder Der optionale Ständer macht aus dem SP-320 ein kompaktes Heimpiano.

Anschlüsse

Alle Anschlussmöglichkeiten des SP-320 befinden sich auf der Rückseite. Neben dem Steckverbinder für das mitgelieferte Netzteil findet man hier einen USB-Anschluss, eine Buchse für das Haltepedal, einen Stereo Line Out (leider im Cinch-Format) sowie einen Kopfhörerausgang (6,3mm Klinke). Über die USB-Verbindung werden übrigens nicht nur MIDI-Befehle, sondern auch das Audio-Signal aus dem SP-320 übertragen. Sobald es angeschlossen wird, erkennt der Rechner das Keyboard als eigenständige Audio- und MIDI-Quelle. Praktisch! Weniger praktisch sind die Cinch-Buchsen für den Line Out, mit denen sich das SP-320 zwar problemlos an die heimische Stereoanlage anschließen lässt, zur Verbindung mit einer PA bzw. eiemn Mischpult jedoch wackelige Adapter erforderlich macht.

Fotostrecke: 4 Bilder Das übersichtliche Bedienfeld ist mittig platziert.

Bedienfeld

Das Bedienfeld des SP-320 befindet sich mittig auf der Oberseite. Zwölf Taster aus Gummi sowie ein Drehregler für die Lautstärke reichen für die Bedienung aus. Dabei dienen sechs jeweils doppelt belegte Taster zur Anwahl der internen Klänge, der jeweils alternative Klang wird mit einem zusätzlichen Bank-Taster aktiviert. Wem das nicht genügt, der kann auch zwei Sounds layern, wobei der erste Sound per Taster gehalten werden muss um den zweiten dann hinzuzuschalten. Die Lautstärke der beiden Klänge kann über entsprechende Tastenkombinationen eingestellt werden. Für eine weitere klangliche Abwechslung sorgen ein zuschaltbarer Reverb- und Chorus-Effekt. Abschließend verfügt das SP-320 natürlich auch über ein Metronom sowie einen Demo-Modus mit 12 Songs. 

Lautsprecher

Mit einer Leistung von 2x 20 Watt bringt das SP-320 zumindest auf dem Papier eine beträchtliche Menge an Soundpower mit – andere Einsteigermodelle sind hier bisweilen deutlich schwächer bestückt. Jedoch hat die Leistung nur wenig Aussagekraft über die empfundene Lautstärke und Klangqualität des Pianos. Wie gut der Klang des SP-320 wirklich ist, werden gleich noch näher beleuchten. Die internen Lautsprecher werden abgeschaltet, sobald man einen Kopfhörer einsteckt.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Aufbau des optionalen Ständers ist nicht schwierig.

Thomann SP-320 Stand

In einem separaten Paket kommt der optional erhältliche Unterbau des SP-320, welcher neben ein paar Schrauben im Wesentlichen aus drei Teilen besteht: den beiden Seitenteilen und einer mittleren Strebe. Die drei Elemente sind jeweils aus Spanplatte gefertigt und besitzen oben eine Plastikvorrichtung, in die das Piano eingesetzt wird. Der Aufbau des Unterbaus geht einfach und schnell und erklärt sich auch ohne exaktes Studieren der mitgelieferten Anleitung. Wie schon erwähnt, bietet Thomann den Ständer sowohl einzeln als auch in einem Bundle zusammen mit dem Piano, einem Hocker und einem Kopfhörer an.

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Praxis

Klang

Das Thomann SP-320 lässt sich bequem per Druck auf den On/Off-Taster einschalten und ist nach gefühlten zwei Sekunden sofort einsatzbereit. Die blau beleuchteten Taster zeigen den jeweils gewählten Klang und Effekt an. Hören wir uns zum Einstimmen den ersten Klavierklang „Grand Piano“ aus dem SP-320 an. 

Audio Samples
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Grand Piano

Für ein Einsteigerpiano für knapp 200 Euro klingt das durchaus brauchbar. Sowohl die Bässe als auch die Höhen setzen sich durch, wobei der Sound mich ein wenig an mein früheres Yamaha PSR Keyboard erinnert. Der Klang ist zwar insgesamt sehr einfach und nicht besonders vielschichig oder facettenreich, und ich muss zugeben, dass mir das Spielen der halbgewichteten Tasten keinen großen Spaß bereitet. Gemessen am Preis kann man sich hier aber auch nicht wirklich beschweren und wer einfach nur ein günstiges Piano für unterwegs sucht, kommt hier durchaus auf seine Kosten. 
Im Ausklang sind die Klänge etwas statisch, was auf das typische Sample Looping zurückzuführen ist. Auch klingen die Töne schneller aus als bei einem echtes Piano, was beim Spielen aber nur bei sehr subtilen bzw. langsamen Passagen wirklich stört. Auch auf Funktionen wie beispielsweise Dämpfergeräusche und Saitenresonanzen, wie man sie aus heutigen Mittel- und Oberklassemodellen kenn, muss man beim SP-320 verzichten. Als unangenehmer empfinde ich aber die mit nur 32 Stimmen sehr geringe Polyphonie, die heute nicht mehr zeitgemäß ist. Bei Läufen über die Tastatur oder Akkorden mit gedrücktem Haltepedal hört man beim SP-320 deutlich, dass die Stimmen schnell abreißen – ein unschöner Effekt, der auch bei günstigen Digitalpianos heutzutage eigentlich nicht mehr auftreten sollte. 

Audio Samples
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Polyphonie

Die eher dürftige Qualität der übrigen Sounds überrascht für ein günstiges Digitalpiano nicht. Hier darf man wirklich keine Höchstleistungen erwarten. Sie sind eher als Dreingabe für gelegentliche Experimente jenseits des gewöhnlichen Klaviersounds und als Material für Klangkombinationen zu verstehen.

Audio Samples
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Bright Piano E-Piano 1 E-Piano 2 Church Organ Rock Organ Strings Bass Vibraphone Harpsichord Guitar Choir

Je nach Klang bringen die eingebauten Effekte „Chorus“ und „Reverb“ aber noch etwas Abwechslung mit sich. Anhand der E-Pianos im SP-320 kann man diese Unterschiede gut hören. Im nachfolgenden Beispiel habe ich erst den Sound trocken, dann abwechselnd mit Chorus bzw. Reverb versehen und abschließend mit beiden Effekten gleichzeitig. 

Audio Samples
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Effekte: trocken / Chorus / Reverb / Chorus+Reverb

Lautsprecher

Die Klangbeispiele kommen übrigens alle aus dem Audio-Ausgang und erfreulicherweise gab es hier zwischen Kopfhörer- und Line-Ausgang keinen hörbaren Klangunterschied. Kommen wir nun aber zu den eingebauten Lautsprechern des Digitalpianos, die mich enttäuscht haben. Obwohl das Soundsystem des SP-320 mit einer durchaus respektablen Leistung von 2x 20 Watt aufwartet, erzeugt es leider einen recht dünnen Klang. Der Lautstärkeregler lässt sich zwar weit aufdrehen und man erreicht damit schon eine brauchbare Lautstärke, jedoch hält sich die Klangqualität in Grenzen. Gerade in den unteren Oktaven fehlt es deutlich an Kraft und Frequenzen unterhalb von etwa 200Hz kommen über diese Lautsprecher kaum zur Geltung, wie einige Testaufnahmen und EQ-Experimente bestätigt haben. Das reicht für die überzeugende Wiedergabe eines Flügelsounds nicht aus. Hier bieten Konkurrenten in der Einsteigerklasse schon wesentlich mehr Klangfülle – allerdings muss dazu gesagt werden, dass die “normalen” Einsteiger-Digitalpianos preislich eher im Bereich um 500 Euro liegen und damit mehr als doppelt so teuer sind. Trotzdem: Wer Wert auf einen druckvollen Sound legt, der sollte sich einen guten Kopfhörer besorgen oder das Piano über eine externe Anlage verstärken.

Tastatur

Wie bereits erwähnt ist die im SP-320 verbaute Tastatur keinesfalls mit einer typischen Hammermechanik-Klaviatur zu vergleichen, wie sie üblicherweise in Digitalpianos zu finden ist. Das ist hier nicht das Ziel, und daher werde ich sie auch nicht daran messen, wie “authentisch” das Spielgefühl ist. Im Grunde ist die Tastatur mit einer einfachen Synthesizer-Tastatur zu vergleichen, jedoch mit dem Unterschied, dass sie sich in einer Piano-Optik versteckt, die durch den roten Streifen noch hervorgehoben wird. Mein erster Eindruck war dennoch eher enttäuschend: Die Tasten wirken etwas labberig und lassen die nötige Genauigkeit vermissen. Es fehlte mir teilweise auch an einer genauen Velocity-Kontrolle, manchmal waren ein paar Töne nicht zu hören, wenn ich die Tasten leise anspielte. Auch im Kontext einer leichtgängigen Keyboard-Klaviatur kann die Tastatur des SP-320 also nicht vollends überzeugen. 

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Fazit

Mit dem SP-320 bietet Thomann das wohl günstigste Einsteiger-Digitalpiano, das es derzeit auf dem Markt gibt. Dennoch ist das Instrument überraschend gut verarbeitet und fühlt sich keinesfalls billig an. Mit seiner leichtgewichteten Tastatur ohne Hammermechanik ist es weniger als möglichst authentischer Klavierersatz zu verstehen, sondern als besonders leichtes und transportables Instrument für unterwegs. Für den Einsatz zu Hause gibt es optional einen passenden Ständer. Mit einer Auswahl von 12 Klängen und den eingebauten Lautsprechern bietet es in dieser Preisklasse ein akzeptables Preis-Leistungsverhältnis. Der absolute Kampfpreis bringt es aber mit sich, dass man auch Abstriche machen muss. Sowohl klanglich als auch in puncto Tastatur und Lautsprecher kann das SP-320 nicht herausragen und richtet sich daher vornehmlich an alle, die ein sehr günstiges Instrument für unterwegs suchen. Gerade als Klavieranfänger sollte man alternativ durchaus erwägen, zum Üben auch höherwertige Einsteiger-Pianos in die Auswahl zu nehmen, denn ein Instrument sollte auch längerfristig Freude bereiten und in dieser Hinsicht profitiert man von einer wirklich guten Tastatur und guten Klängen. Für das SP-320 gilt dagegen eher: kompakt, leicht, transportabel, unkompliziert und vor allem: unschlagbar günstig.

Pro
  • günstiger Preis
  • sehr leicht und kompakt
  • Klaviersounds für den Preis akzeptabel
  • USB MIDI- und Audio-Schnittstelle
  • Line Out (aber leider als Cinch-Buchsen)
Contra
  • nur 32-stimmig polyphon
  • Qualität der übrigen Sounds
  • Lautsprecher schwach im Bassbereich
  • ungewichtete Tastatur mit teilweise schwammiger Ansprache
  • Qualität des mitgelieferten Sustainpedals
Das Thomann SP-320 ist leicht, kompakt und günstig – hat aber auch einige Schwächen.
Das Thomann SP-320 ist leicht, kompakt und günstig – hat aber auch einige Schwächen.
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