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Thomann SP-5600 Test

Unter seiner eigenen Hausmarke vertreibt das Musikhaus Thomann eine Reihe äußerst günstiger Digitalpianos wie etwa das DP-26. Jetzt wurde das Angebot um ein weiteres Modell erweitert: Das Thomann SP-5600 stammt ebenfalls aus der hauseigenen Entwicklung und ist eine Mischung aus Digitalpiano und Arranger-Keyboard. Damit bekommt das bereits einige Jahre alte Thomann/Clifton SP-5500 einen Nachfolger. Neben eingebauten Lautsprechern, einer Vielzahl an Sounds und Styles liegt  das Hauptaugenmerk auf dem unschlagbaren Preis, denn mit seinem Kampfpreis von nur 369 Euro liegt unser Testkandidat außerhalb jeglicher Konkurrenz. Was man zu diesem Preis erwarten darf und ob das Thomann SP-5600 auch höheren Ansprüchen genügen kann, wollen wir in diesem Test herausfinden.

Das Thomann SP-5600 ist ein äußerst günstiges Digitalpiano mit Begleitautomatik.
Viel Piano für sehr wenig Geld: das Thomann SP-5600


Ein Digitalpiano mit vielen Sounds, 88 Tasten, eingebauten Lautsprechern und einer Arrangerfunktion – muss das unbedingt teuer sein? Genau hier setzt Thomann mit seiner Hausmarke ein klares Zeichen und wendet sich mit sehr günstigen Instrumenten an Einsteiger und Budget-bewusste. Die Eckdaten lassen eine solide Ausstattung vermuten: Bei einer 128-stimmigen Polyphonie stehen neben 600 internen Sounds auch 230 Begleitrhythmen zur Verfügung. Mit einem optional erhältlichen Unterbau aus Holz lässt sich das Thomann SP-5600 in ein schickes Heimpiano verwandeln. Der Ständer ist mit rund 70 Euro ebenfalls deutlich günstiger als die Konkurrenz. Welche Qualität darf man also bei diesen Preisen erwarten?

Details

Im Gegensatz zum silbernen Vorgänger präsentiert sich das Thomann SP-5600 in einem schwarzen Plastik-Gehäuse und wirkt dadurch recht klassisch. Mit seiner leicht abgerundeten Oberseite mit der darin eingebetteten Tastatur und den im Gehäuse eingelassenen Lautsprecher ist das Piano schlicht, aber doch ansprechend gestaltet. Dank der „Leichtbauweise“ – das SP5600 wiegt nur 13,8 kg! – ist es gegenüber seinem Vorgänger leichter geworden und damit ausgesprochen transportabel. Vielleicht verrät nicht zuletzt die Bezeichnung „SP“ (für Stagepiano) im Namen unseres Testkandidaten, dass sich das Piano auch auf der Bühne wohlfühlen könnte. Für den Einsatz zu Hause kann man das SP-5600 mit dem optional erhältlichen Unterbau inkl. 3-Pedal-Einheit in ein Heimpiano verwandeln. Im Lieferumfang des SP5600 sind ein Netzteil, ein Haltepedal sowie eine Notenablage zum Aufstecken und eine Bedienungsanleitung enthalten.   

Fotostrecke: 5 Bilder Das Thomann SP-5600 bietet eine umfangreiche Ausstattung zu einem sehr günstigen Preis.

Auf den ersten Blick besitzt das SP5600 eine für ein Digitalpiano recht üppige Bedienoberfläche: 46 graue Drucktaster dienen neben einem Jog-Wheel, einem Volumenregler und dem On/Off-Schalter zur Bedienung des Instruments. Herzstück des Pianos ist das mittig angeordnete, blau leuchtende Display, auf dem diverse Parameter wie Sound, Rhythmus, Harmonie und Tempo angezeigt werden. Nicht nur das Display, sondern auch die Anordnung der Taster ist einem Arranger-Keyboard sehr ähnlich. Links vom Display findet man die Bedienelemente für die Begleitautomatik, die über die typischen Funktionen Start, Fill-Ins und Ending verfügt. Die Auswahl der Sounds und Split- bzw. Layerfunktionen hingegen erfolgt auf der rechten Seite des Displays. Links außen ist abschließend noch das für ein Digitalpiano untypische Pitch-Bend-Rad erwähnenswert. Da das SP-5600 neben Klaviersounds auch zahlreiche andere Klänge enthält, ergibt es hier aber durchaus Sinn.
Die meisten Taster verfügen über eine Doppelfunktion, die mit der links vom Display befindlichen Shift-Taste aufgerufen wird. Durch die rot unterlegte Schrift wird deutlich, welche der Taster eine Zusatzfunktion bieten. Durch die gut lesbare Beschriftung ist es möglich, das Gerät fast ohne Anleitung zu bedienen, jedoch wirkt sie durch die vielen Symbole und Doppelfunktionen etwas unübersichtlich. Hinzu kommen die oberhalb der Tastatur aufgedruckten Zusatz-Symbole für Noten, Buchstaben und Percussion-Instrumente: Einen Schönheitswettbewerb wird man mit dem SP-5600 nicht gewinnen, allerdings werden sich Einsteiger über die vielen Hilfssymbole freuen. 

Fotostrecke: 5 Bilder Auf der linken Seite wird die Begleitautomatik bedient.

Anschlüsse

Fast alle Anschlüsse befinden sich mittig auf der Rückseite des Instruments. Neben einer USB-Buchse und je einem MIDI In und Out befinden sich hier Anschlussmöglichkeiten für das Haltepedal, ein Aux-In/Out sowie ein Mikrofonanschluss im Klinkenformat. Zwei Anschlüsse für Kopfhörer findet man auf der Vorderseite unterhalb des Pitch-Bend-Rades. Damit sind sie ebenso gut zugänglich wie die Buchse für einen USB-Stick, die im rechten Bereich auf dem Bedienfeld zu finden ist.
Ein praktisches Detail: die rechte der beiden Kopfhörerbuchsen schaltet die internen Lautsprecher ab, beim linken Ausgang sowie bei der Aux-Buchse bleiben die Lautsprecher jedoch angeschaltet. Erfreulich ist zudem, dass die Klangqualität der drei Buchsen gleich gut ist – beim Vorgänger hatten wir damals entdecken müssen, dass das Aux-Signal wesentlich schlechter und „dünner“ als das Signal aus dem Kopfhörerausgang klang. Dieses Problem gibt es beim SP-5600 nicht mehr. Leider ist aber auch der Aux-Ausgang als Stereo-Klinkenbuchse ausgeführt, sodass man für den Anschluss an ein Mischpult ein entsprechendes Y-Kabel einplanen muss. Getrennte Buchsen für den linken und rechten Kanal wären hier praktischer gewesen.

Tastatur

Die 88 gewichteten Tasten des SP-5600 machen einen robusten und recht schwer gewichteten Eindruck. Im Gegensatz zu teureren Keyboards verfügen sie zwar nicht über einen 3-Punkt-Sensor oder einen Druckpunkt und das Spielgefühl kann nicht mit Oberklasse-Digitalpianos mithalten. Jedoch sollte man hier bedenken, dass der Preis einer wirklich hochwertigen Tastatur alleine den Wert des SP-5600 deutlich übersteigt.

Lautsprecher

Mit einer Leistung von 2 x 10 Watt verfügt das eingebaute Lautsprechersystem über einen passablen Klang. Laut dem Datenblatt ist die Leistung gegenüber dem Vorgänger zwar etwas weniger geworden (beim Thomann/Clifton SP5500 waren es noch 2×15 Watt), davon ist bei aufgedrehtem Volumenregler allerdings nichts zu merken. Die Lautstärke reicht also auch weiterhin aus, um einen kleineren Raum ausreichend zu beschallen.    

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Praxis

Tastatur

In punkto Tastatur macht das Thomann SP-5600 eine recht gute Figur – die 88 Tasten lassen sich gleichmäßig spielen und sind für meinen Geschmack recht schwer gewichtet. Zum Üben ist das aus meiner Sicht ein großer Vorteil, für einen Anfänger könnte das unter Umständen aber schon etwas zu viel sein. Im Übrigen ist nicht nur die Tastatur, sondern auch das Sustain-Pedal recht schwergängig. Die Rückstellfeder ist recht stark und so ist es mir beim Spielen häufiger passiert, dass manche Klänge plötzlich verschwanden, obwohl ich sie mit dem Sustainpedal halten wollte. An dieser Stelle gibt es deshalb einen kleinen Punktabzug.

Grand Piano

Fangen wir mit dem wichtigsten aller Klänge für ein Digitalpiano an: dem Flügelsound. Passend dazu gibt es den sogenannten „Piano“-Modus, der das SP-5600 in ein reines Digitalpiano verwandelt und die anderen Features zunächst ausblendet. Hören wir uns also das Grand Piano genau an: 

Audio Samples
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Grand Piano

Der Piano-Sound klingt insgesamt recht ausgewogen und macht, sowohl über die internen Lautsprecher als auch über den Kopfhörer- und Aux-Ausgang einen ausgeglichenen Eindruck. Natürlich sollte man keine allzu hohen Erwartungen haben, denn insgesamt kann sich der Klang nicht mit aktuellen höherklassigen Digitalpianos messen. Auf Extras wie Dämpfergeräusche oder Saitenresonanzen muss man beim SP-5600 verzichten. Gerade im Ausklang wird deutlich, dass die Pianosamples geloopt werden, wodurch der virtuelle Flügel einen etwas künstlichen Charakter bekommt. Bedenkt man allerdings den günstigen Preis des Digitalpianos, dann ist das noch vollkommen in Ordnung.

Weitere Sounds

Mit 600 Klängen bietet das SP-5600 eine für ein Digigalpiano bemerkenswerte Vielfalt. Auch bei den weiteren Pianos und sonstigen Klängen merkt man aber den etwas „günstigen“ Charakter der Sounds: Die meisten Sounds können einfach nicht ganz mit dem aktuellen Standard bei höherwertigen Keyboards oder Digitalpianos mithalten. Sowohl das Rhodes sowie auch die Orgel klingen beispielsweise verhältnismäßig „billig“. Im Gegensatz dazu sind Trompete, Flöte und Strings aber brauchbar und laden zum Einsatz mit einem Begleitrhythmus ein. 

Audio Samples
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Bright Piano Rhodes Organ Strings Trompete Flöte Synth Lead

Dual- und Split-Funktion

Natürlich darf die Layer- und Splitfunktion in einem Stagepiano nicht fehlen. Glücklicherweise lassen sich ganz einfach zwei Sounds layern, indem man den Dual-Modus („Shift“+“Grand Piano“) aktiviert. Über die Voice-Taste lassen sich dann die beiden gelayerten Sounds auswählen. Der Split-Modus befindet sich direkt neben dem DUAL-Modus und über ein Untermenü lässt sich der Splitpunkt beliebig wählen. Erfreulicherweise hat man die Polyphonie des SP-5600 im Gegensatz zum Vorgänger nun auf 128 Stimmen verdoppelt, weshalb man selbst im Dual-Mode nur schwer an die Grenzen des Keyboards kommt. 

Audio Samples
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Dual Mode Layer Mode

Begleitautomatik

Neben den Pianosounds sind vor allem die 230 Begleitrhythmen des SP-5600 interessant, die das SP-5600 in ein vollwertiges Arrangerkeyboard verwandeln. Die Bedienung erfolgt sehr einfach und ausschließlich über die 16 grauen Taster auf der linken Seite der Bedienoberfläche. Die oberen acht Taster dienen zur Auswahl der Style-Kategorien und über die darunterliegenden Taster werden die Rhythmen gestartet und beispielsweise Fill-Ins und Endings eingeleitet. Daneben verstecken sich hier noch ein paar Doppelfunktionen, die man über die Shift-Taste erreicht. Neben einer Ending-Funktion verfügt das SP-5600 auch über einen Fade-Out Modus, d.h. die Begleitrhythmen werden dann über mehrere Takte ausgefadet.
Klanglich gesehen bietet das SP-5600 eine solide Auswahl an Rhythmen, jedoch bleibt die Qualität auch hier eher mittelmäßig. Für ein Einsteigergerät können sich die verschiedenen Styles aber wirklich sehen lassen. Ich persönlich hätte mir einen noch stärkeren Kontrast zwischen den beiden Rhythmus-Variationen A und B gewünscht, denn bei vielen Rhythmen ändert sich hier im Verhältnis zueinander kaum etwas. Ein Refrain geht deshalb unter Umständen nicht wirklich auf oder bleibt etwas karg. Die Intros und Endings der Styles kamen mir teilweise recht lange vor, hier sollte man also im Vorfeld wissen, wieviele Takte vergehen, bis man beispielsweise mit dem eigentlichen Song beginnen kann. Alternativ besteht natürlich auch die Möglichkeit eines „Sync Start“ ohne Intro. Neben den Band-Rhythmen verfügt das SP-5600 auch über eine kleine Auswahl an reinen Piano-Begleitrhythmen. Ein entsprechendes Untermenü ermöglicht das Einstellen der Lautstärkenverhältnisse zwischen Begleitautomatik und Sounds der rechten Hand. 

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Arranger (Intro, Fill, Fade Out) Diverse Rhythmen

Twinova und Lesson-Modus

Speziell für den Klavierunterricht wurde der „Twinova“-Modus integriert, welcher die Tastatur in zwei gleich große Bereiche mit jeweils gleicher Oktavlage unterteilt. So können Lehrer und Schüler gleichzeitig an einem Instrument spielen. Daneben verfügt das SP-5600 auch über 120 Lernstücke, bei denen die Melodie ausgeblendet wird und vom Benutzer in verschiedenen Schwierigkeitsstufen nachgespielt werden kann. Natürlich verfügt das Digitalpiano daneben auch über einen klassischen DEMO-Modus.

Bedienung und Display

Insgesamt lässt sich das SP-5600 sehr einfach bedienen – ein Blick in das Handbuch ist nur gelegentlich notwendig. Dank der ausführlichen Beschriftung und des großen Displays bleiben hier keine Wünsche offen. In Punkto Display darf ich an dieser Stelle noch anmerken, dass es je nach Blickwinkel unterschiedlich gut lesbar ist und der Kontrast noch etwas stärker sein dürfte. In jeder anderen Hinsicht gibt es hier jedoch nichts zu meckern.

Aufnahmefunktion und USB-Speicher

Über Shift und Record wird das SP-5600 in den Aufnahmemodus versetzt. So können nicht nur Piano-, sondern auch Begleit- und Melodiespuren getrennt aufgenommen werden. Die Aufnahmen können sowohl im Digitalpiano als auch auf einem externen USB-Medium gespeichert werden. Dabei ist allerdings wissenswert, dass das SP-5600 nur USB-Sticks mit einer maximalen Größe von 32GB und im Dateisystem FAT16 bzw. FAT32 akzeptiert. Natürlich lässt sich das SP-5600 aber auch per USB-Kabel mit einem Rechner und dort mit einer Aufnahmesoftware verbinden.

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Fazit

Das Thomann SP-5600 ist eine gelungene Weiterentwicklung der hauseigenen Digitalpiano-Serie und bietet als Einsteiger-Keyboard bzw. -Piano ein unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis. Im Gegensatz zu teueren Digitalpianos macht sich der günstige Preis jedoch bemerkbar: Die Sounds wirken nicht besonders hochwertig und die Begleitrhythmen könnten aktueller sein. Die Tastatur geht für den Preis in Ordnung, bietet aber keinen Luxus. Dank der eingebauten Lautsprecher lässt sich das SP-5600 vielseitig einsetzen und eignet sich damit für den Heimbetrieb genauso wie für unterwegs, wo es zudem mit einem äußerst geringen Gewicht punkten kann. Wer das SP-5600 optisch aufwerten will, der kann zum Aufpreis von 69 € den optional erhältlichen Unterbau als Holz erwerben.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis
  • eingebaute Lautsprecher
  • verständliche Bedienungsanleitung
Contra
  • Klangqualität der Sounds und Styles eher mittelmäßig
  • Style-Variationen sehr gering
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Thomann SP-5600 Test
Für 398,00€ bei
Viel Piano für sehr wenig Geld: das Thomann SP-5600
Viel Piano für sehr wenig Geld: das Thomann SP-5600
Kommentieren
Profilbild von Tom

Tom sagt:

#1 - 17.10.2016 um 17:43 Uhr

0

Bei den Soundbeispielen "Flöte" und "Synth Lead" kommt immer die Trompete. Solltet ihr korrigieren. Sind eigentlich Tastatur, Lautsprecher und Piano-Sounds die gleichen wie beim Thomann DP 26 oder gibt es da noch qualitative Unterschiede ?

Profilbild von Mr. Truth

Mr. Truth sagt:

#2 - 29.11.2016 um 08:49 Uhr

0

Spielt das SP-5600 beim Erhöhen der Anschlagsstärke auch unterschiedliche Samples ab oder wird beim einzigen Sample nur die Lautstärke erhöht?

Profilbild von Chris

Chris sagt:

#3 - 05.02.2017 um 11:40 Uhr

0

Hallo,vielen Dank für den guten Testbericht. Für mich ist nicht ganz klar, ob die Tasten der Tastatur gewichtet sind, also im Bassbereich schwergängiger sind?Vielen Dank für eine Auskunft und viele Grüße,
C.

Profilbild von Will

Will sagt:

#4 - 16.05.2019 um 13:48 Uhr

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Hi,
I would like to know your opinion on comparing this Thomann sp5600 against the Roland FP30.
What do you think is a better choice for the price?
I am a classical piano player, interested on keeping my classical part but also trying some exploration on the music editing.
Thank you!

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