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Yamaha Arius YDP-162 Test

Mit dem Digitalpiano Arius YDP-162 wertet Yamaha den kleinen Bruder YDP-142 auf. Für einen Aufpreis von etwa 200 Euro bekommt man einige Ausstattungsmerkmale, die sonst weitaus teureren Instrumenten vorbehalten sind. Dennoch bleibt der Anschaffungspreis überschaubar, denn trotz der Extras richtet sich das Instrument an Einsteiger und Fortgeschrittene, die ein passendes Digitalpiano für den Hausgebrauch suchen.

Am Yamaha Arius YDP-162 werden Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen Freude haben
Am Yamaha Arius YDP-162 werden Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen Freude haben

Details

Gehäuse

Wie das YDP-142 präsentiert sich das Arius YDP-162 in der klassischen Bauweise eines Home-Pianos. Der schnörkellose Spieltisch ruht auf einem Untergestell mit integrierter Dreifach-Pedaleinheit. Die Fertigungsqualität des 42 kg schweren Instruments gibt keinerlei Anlass zur Kritik, das Gerät ist makellos verarbeitet und macht optisch sowie haptisch einen hervorragenden Eindruck. Zur Wahl stehen vier verschiedene Farbvarianten: „Black Walnut“, „Dark Rosewood“ oder „Light Cherry“ sind als Holzfurnier ausgeführt. Für etwa 400 Euro Aufpreis bekommt man das „Polished Ebony“ Modell im schwarzen Klavierlack, das noch ein wenig hochwertiger wirkt und 3 kg schwerer ist. Ob das den happigen Aufschlag wert ist, muss jeder selbst entscheiden.
Auf der Oberseite hat ein stabiles, klappbares Notenpult Platz gefunden, das auch schweren Notenbänden den nötigen Halt geben sollte. Die Tastatur und die Bedienelemente verbergen sich unter einer versenkbaren Abdeckung, deren Abschluss eine matt-goldene Leiste ziert. Die wenigen Buttons sind dezent links und rechts der Tastatur angeordnet.
Die Pedale für Soft, Sostenuto und Sustain korrespondieren farblich mit der goldenen Zierleiste. Die Aussparungen sind mit rotem Filz ummantelt, was Geräusche minimiert und vornehm aussieht. Auch an eine Distanzschraube hat man gedacht, damit die Pedaleinheit bei einem kräftigen Fußtritt nicht nachgibt. 

Fotostrecke: 5 Bilder Das Arius YDP-162 macht einen edlen und hochwertigen Eindruck

Bedienfeld

Die Bedienung des YDP-162 ist betont einfach gehalten und beschränkt sich auf lediglich sieben Buttons, die am linken Rand der Tastatur Platz gefunden haben, sowie den Volume-Regler und den Power-Knopf, die am rechten Rand angeordnet sind. Das damit verbundene Erscheinungsbild ist zwar schön schlicht und dezent, allerdings geht das zu Lasten der Bedienbarkeit, denn viele der Funktionen sind nur über Umwege durch Tastenkombinationen zu erreichen. Auch über ein Display verfügt das Instrument nicht, so dass man in jedem Fall einen Blick in die Bedienungsanleitung werfen muss, um in den vollen Genuss des Funktionsumfangs zu kommen.
An der Qualität der Taster gibt es nichts auszusetzen. Lediglich der Drehregler für die Lautstärke macht einen etwas instabilen Eindruck.

Anschlüsse

Der primäre Einsatzzweck für ein Instrument wie das YDP-162 ist zweifellos das heimische Wohn- oder Musikzimmer, wo es als Klavierersatz mit den internen Lautsprechern oder über Kopfhörer betrieben wird. Daher ist der Bedarf an umfangreichen Anschlussmöglichkeiten begrenzt. So wundert es nicht, dass das Testgerät neben der Buchse für das Netzteil nur über eine USB-Verbindung zum Computer und zwei Kopfhörer-Anschlüsse verfügt. Diese sind am linken unteren Gehäuserand als 6,3-mm-Klinke ausgeführt und schalten bei Verwendung die eingebauten Lautsprecher automatisch stumm. Eine nette Dreingabe ist der Haken, den Yamaha dem Piano beigelegt hat. Dieser kann links unten montiert werden und dient zur Kopfhöreraufhängung.

Fotostrecke: 3 Bilder Die beiden Kopfhörerausgänge sind links unten zu finden

Lautsprecher

Diese befinden sich an der Unterseite, also wird der Klang nach unten abgestrahlt. Das ist bei Geräten dieser Bauart keine Seltenheit und verstärkt den Eindruck, dass der Sound wie bei einem akustischen Klavier aus dem Inneren des Gehäuses kommt. Hinter zwei Lochgittern verbergen sich links und rechts zwei ovale Membranen mit einer Größe von 6×12 cm, die über eine Ausgangsleistung von 2×20 Watt verfügen. Diese Zahl allein ist zwar kein Indiz für Lautstärke oder Klangqualität, dennoch kann man dem YDP-162 einen äußerst satten Klang attestieren. Bässe werden mit kräftigem Fundament, Höhen definiert und klar wiedergegeben. Verzerrungen muss man selbst bei beherztem Fortissimo nicht befürchten. Das könnte auch mit Yamahas „Intelligent Acoustic Control“ zusammenhängen. Die Funktionsweise dieses Features wird zwar nicht näher erläutert, ähnelt in den Grundzügen aber offenbar einem Kompressor und kann dem Signal stufenweise hinzugefügt werden.
Die Leistungsreserven sind enorm, so dass man bei voller Lautstärke befürchten muss, dass die Nachbarn sich gestört fühlen. Für die Verwendung in einer Musikschule oder als Instrument zur Chorbegleitung kann dies nur von Vorteil sein. Das YDP-162 ist jedenfalls in seiner Preisklasse einer der lauteren Vertreter.

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Praxis

Tastatur

Die Tastatur des Arius YDP-162 basiert auf dem Graded Hammer-Keyboard, allerdings verfügt es über so genannte „Ivory Feel Keytops“, also eine Oberflächenbeschichtung, die den früher gängigen Elfenbein-Bezügen nachempfunden ist. Im Jahr 2014 ist man glücklicherweise so weit, dass man dafür keine Elefanten mehr ihrer Stoßzähne berauben muss. Das Plastik-Pendant aus der Neuzeit hat verblüffend viel Ähnlichkeit mit dem antiken Vorbild und gefällt mir persönlich besser als die glatten Hochglanztasten, die man sonst häufig bei Digitalpianos findet. Allein dafür bekommt das YDP-162 von mir einen Bonuspunkt. Auch das Spielgefühl der Hammermechanik ist ausgezeichnet. Im Vergleich zum YDP-142 ist die Tastatur etwas schwergängiger und straffer, büßt dafür aber nichts ihrer Repetitionsgeschwindigkeit und dynamischen Bandbreite ein. Drückt man ein Auge zu, hat man das Gefühl, an einem ausgewachsenen Flügel zu sitzen. Die Graduierung sorgt dafür, dass die 88 Tasten wie bei dem akustischen Vorbild im Bassbereich etwas schwerer gewichtet sind als im Diskant. Die Anschlagdynamik lässt sich in drei Stufen anpassen.

Klänge

Zehn verschiedene Klangfarben hat man dem YDP-162 eingepflanzt. Die ersten drei Sounds widmen sich der Reproduktion eines akustischen Klaviers und beruhen auf Samples eines Yamaha-Konzertflügels. Diese werden mit der so genannten „Pure CF“-Soundengine erzeugt, die für eine 128-stimmige Polyphonie, die Simulation von Dämpferresonanzen und Halbpedalerkennung sorgt.
Piano 1 ist ein typischer Yamaha-Klaviersound: voluminös und brillant, durchsetzungsstark und majestätisch. Der Grundcharakter ist sehr sauber und entbehrt jeglicher Abweichungen vom perfekten Klaviersound, was ihn mitunter ein wenig statisch erscheinen lässt. Nichtsdestotrotz sollte der Sound eine große geschmackliche Schnittmenge treffen, und das war beim Sounddesign wohl Yamahas oberste Priorität. Piano 2 ist offensichtlich von denselben Samples abgeleitet, klingt aber etwas dumpfer und matter. Piano 3 ist auffällig stark verhallt und hat einen offeneren, höhenlastigen Klang. Der Dynamikumfang ist beträchtlich, vom dezenten Pianissimo bis zum knalligen Fortissimo ist alles möglich. Ganz feine Ohren werden hier und da die Loops im Ausklang hören, das sollte bei dem anvisierten Kundenkreis aber kein ausschlaggebendes Kriterium sein.

Audio Samples
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Piano 1 (Kopfhörerausgang) Piano 1 (Mikrofone) Piano 2 (Kopfhörerausgang) Piano 2 (Mikrofone)

Auf Speicherplatz 4 erklingt ein DX7-artiger E-Piano Sound, der sich hervorragend zur stilsicheren Interpretation von 80er-Balladen eignet. Das zweite E-Piano ist die Simulation eines erdigen Rhodes-Sounds, den ich als gelungen bezeichnen möchte. Die übrigen Klänge sind typisch für die Bandbreite eines Digitalpianos: Cembalo und Vibraphon, die beide sehr anständig klingen, außerdem zwei Orgeln, wobei erstere einer klassischen Kirchenorgel und die zweite einer Hammond Jazzorgel nachempfunden sind. Als nettes Detail kann man die Rotorgeschwindigkeit des Leslies mit dem linken Pedal steuern, was keine Selbstverständlichkeit bei einem Digitalpiano ist. Den Abschluss bildet ein Streichersound, der zwar keineswegs natürlich klingt, aber als Layer mit Piano oder E-Piano zusammen einen schönen Pad-Sound ergeben kann.

Audio Samples
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E-Piano

Auch an einen Hall hat man gedacht. Er lässt sich in vier verschiedenen Abstufungen zu jedem beliebigen Sound hinzufügen. Allerdings ist der Hall-Anteil nicht speicherbar, sondern flüchtig. Bei jedem Ausschalten gehen also die Einstellungen für den Hall verloren und müssen bei Bedarf nach dem erneuten Einschalten wieder vorgenommen werden.
Das gilt auch für die Split- und Layerfunktion. Sie unterteilt die Tastatur in zwei Abschnitte für unterschiedliche Sounds oder ermöglicht das Übereinanderlegen zweier Klänge. Für den Unterricht kann man die Tastatur auch in zwei Bereiche mit demselben Tonumfang aufteilen.

Weitere Funktionen

Möchte man seine Darbietung für die Nachwelt erhalten, bietet das YDP-162 einen Recorder, der maximal zwei Spuren als MIDI-File aufzeichnen, abspielen und exportieren kann. Zudem verfügt das Instrument über einen Speicher, der nebst 14 Demosongs auch 50 Werke der Klavierliteratur enthält. Diese 50 Stücke werden als Notenband mitgeliefert. Zum Einstudieren kann man die linke und die rechte Hand einzeln stumm schalten und so getrennt voneinander üben. Natürlich ist auch ein Metronom an Bord, das in Taktart, Lautstärke und Tempo einstellbar ist.
Für die Verbindung mit dem Computer oder dem Tablet gibt es die USB-Buchse, die das Piano zu einem vollwertigen MIDI-Keyboard macht. Mittels dieser Schnittstelle kann man auch MIDI-Files exportieren oder importieren.

Bedienung

Das schlichte Design hat leider einen unübersehbaren Nachteil: Fast alle Funktionen des YDP-162 sind nur durch Tastenkombinationen zu erreichen. Das macht das intuitive Bedienen des Instruments geradezu unmöglich. Möchte man beispielsweise den Sound ändern, hält man den Button Piano/Voice gedrückt und tippt dann auf +L oder -R. Eine andere Möglichkeit ist die Auswahl der Sounds durch das Anschlagen einer Taste im Abschnitt C1-A1 in Verbindung mit dem Piano/Voice-Button. Auch die Einstellungen für Split und Layer kann man ohne die Lektüre der Bedienungsanleitung nicht vornehmen. Das Gleiche gilt für die Settings des Metronoms oder sonstige Zusatzfunktionen. Meist ist es die Kombination eines Buttons auf dem linken Panel in Verbindung mit einer Taste auf der Klaviatur. Das ist mühsam und macht nicht wirklich Spaß. Mit ein paar Tastern mehr oder einem Display hätte man die Bedienung sicherlich verbessern können. Das hätte aber vermutlich auch die Produktionskosten gesteigert, und wir reden hier von einem Einsteigerinstrument.

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Fazit

Mit dem Yamaha Arius YDP-162 werden sowohl Anfänger als auch fortgeschrittene Pianisten viel Spaß haben. Die Tastatur ist außergewöhnlich gut, das Lautsprecher-System kann mühelos auch größere Räume beschallen und der Piano-Sound spielt ebenfalls auf hohem Niveau. Einziges Manko ist die umständliche Bedienung, da sich viele der zusätzlichen Funktionen nur nach dem Studium des Handbuchs erschließen. Für Pianisten, die lediglich ein solides Instrument für den Hausgebrauch suchen, sollte dies aber nebensächlich sein, denn eines kann man auf dem YDP-162 wirklich gut: Klavier spielen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • tolle Tastatur mit graduierter Gewichtung und Elfenbein-Haptik
  • kraftvolle Lautsprecher
  • solide Verarbeitung
  • edles Design
Contra
  • Bedienung etwas umständlich
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Yamaha Arius YDP-162 Test
Für 889,00€ bei
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