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Hemingway DP-201 MKII Test

Das Hemingway DP-201 MKII ist ein kompaktes Digitalpiano, das vom Musikhaus Thomann vertrieben wird und in erster Linie durch seinen sehr günstigen Preis auffällt. Mit nur rund 340 Euro inklusive Ständer ist das DP-201 MKII ein echter Preisbrecher: Das günstigste vergleichbare Modell eines „etablierten“ Herstellers, das Casio CDP-130, kostet rund 60 Euro mehr, den optionalen Ständer noch nicht mit eingerechnet. Ob das Low-Budget-Piano von Hemingway tatsächlich Spielfreude aufkommen lässt oder ob man doch eher auf ein Markengerät sparen sollte, möchten wir in diesem Test untersuchen.

Das Hemingway DP-201 MKII ist ein äußerst günstiges Digitalpiano.
Dem Hemingway DP-201 MKII merkt man den Kampfpreis etwas zu sehr an.


Die Nachfrage nach preiswerten Digitalpianos ist groß und das Musikhaus Thomann hat mit den in China produzierten Instrumenten von Hemingway ein paar interessant erscheinende Alternativen zu den gängigen Markenherstellern im Angebot. Die Zielgruppe sind Einsteiger, die einen günstigen Klavierersatz für zu Hause suchen, oder auch Musikschulen, die nicht viel Geld für ihre Instrumente ausgeben können. Die beiden größeren Modelle der Serie haben wir bereits getestet: DP-501 MKII und DP-701 MKII. In diesem Trio ist das DP-201 MKII nicht nur das günstigste Piano, sondern auch das kompakteste und findet mit seiner schlanken Bauform auch in beengten Verhältnissen Platz. Die technischen Eigenschaften beschränken sich auf das absolute Minimum, das man zum Üben braucht: 88 Tasten mit Hammermechanik, stabiles Untergestell, 16 Klangfarben und ein eingebautes kleines Lautsprechersystem von 2x 15 Watt.

Details

Aufbau

Da beim Hemingway DP-201 MKII – anders als bei vielen Konkurrenzmodellen – der hölzerne Ständer mitgeliefert wird, kommt das Piano in einem rund 37 Kilo schweren Paket. Auf Fotos wirkt es eher leicht und fragil. Spätestens beim Auspacken und Zusammenbauen merkt man jedoch, dass es sich vielmehr um ein stabiles, relativ schweres Instrument handelt. Es empfiehlt sich, die Montage des Pianos mit dem Untergestell zu zweit durchzuführen, dann geht’s wesentlich einfacher!
Der eigentliche Piano-Korpus besteht aus anthrazitfarbenem Metall mit einer Unterseite aus Holz. Eingerahmt wird das Gehäuse rechts und links von zwei Holzteilen mit schwarz furnierter Oberfläche. Aus demselben Material ist auch das Untergestell gefertigt, das aus zwei Seitenteilen und einer Stabilität erzeugenden Rückwand besteht. Die beiden jeweils 15 Watt leistenden Lautsprecher sind in der Rückwand verbaut und strahlen schräg nach hinten oben ab. Die Hammermechanik-Klaviatur mit 88 Tasten besitzt an der Oberkante einen roten Filzstreifen, der Klavieroptik vermittelt. Das DP-201 MKII wird mit einem praktischen Notenständer aus Metall und Kunststoff geliefert, der auf das Gehäuse aufgesetzt wird. Er ist nicht besonders stabil, erfüllt aber seinen Zweck. 

Fotostrecke: 4 Bilder Das Hemingway DP-201 MKII ist stabiler, als es zunächst aussieht.

Bedienfeld

An Bedienelementen erkennt man auf der linken Seite neben dem Einschaltknopf drei große schwarze Drehregler. Sie dienen dazu, die Gesamtlautstärke sowie die Klangparameter Bass und Treble einzustellen. Rechts daneben liegen fünf Taster: REVERB und CHORUS schalten die entsprechenden Effekte ein oder aus, mit TOUCH wird die Anschlagdynamik eingestellt, mit TEMPO/TAP lässt sich die Abspielgeschwindigkeit des Recorders/Players regeln und mit METRONOME wird dieses ein- und wieder ausgeschaltet. Diese Taster besitzen jeweils eine Leuchtdiode zur Aktivitätsanzeige.
Mit den vier kleinen Tasten TRANS +/-, FUNCTION und ENTER kann man sich in den Untermenüs bewegen, die auf dem kleinen Display rechts daneben angezeigt werden. Die TRANS-Taster dienen außerdem dem Einstellen der Transposition des gesamten Instruments. Das Display mit weißen Zeichen auf schwarzem Hintergrund ist recht klein, reicht aber zur Darstellung der Klangnamen und Parameter. Rechts daneben liegen acht Taster, mit denen die 16 Sounds des DP-201 MKII angewählt werden. Jede Taste ist doppelt beschriftet, durch einmaliges Drücken wird die erste und durch zweimaliges Drücken die zweite Klangfarbe aktiviert. Mit der Taste DEMO schaltet das Digitalpiano in den Demo-Modus. Es gibt 16 feste Demo-Stücke, die über die TRANS-Taster angewählt werden können. Achtung: Die Angabe auf der Thomann-Website (80 Preset-Songs und 8 Demo-Songs) ist nicht zutreffend!
Mit SPLIT wird die Tastatur geteilt, um mit der rechten und linken Hand zwei verschiedene Klänge zu spielen. Um zwei Sounds zu schichten (DUAL), hält man einen Sound-Taster gedrückt und betätigt dann einen weiteren. TWIN aktiviert eine besonders für Musikschulen interessante Betriebsart, in der derselbe Klang mit dem gleichen Tonumfang in zwei Tastaturbereichen gespielt werden kann. Schließlich erkennt man auf der rechten Seite des Bedienfeldes noch vier Taster, die für die Steuerung des eingebauten Zweispur-Recorders gebraucht werden. 

Fotostrecke: 4 Bilder Neben dem Lautstärkeregler findet man zwei Drehknöpfe für den Equalizer.

Anschlüsse

Auf der Rückseite des Gehäuses findet man alle Anschlüsse. Da ist zunächst ein USB-to-Host-Anschluss, mit dem man die vom Digitalpiano erzeugten MIDI-Daten an einen PC übertragen kann. Traditionelle, fünfpolige MIDI-Schnittstellen sucht man leider vergebens. Daneben liegt die Buchse für das im Lieferumfang enthaltene, gut verarbeitete Sustain-Pedal. Für Audio-Signale sind drei verschiedene Anschlüsse vorgesehen: LINE IN dient dazu, eine externe Audio-Quelle wie z.B. einen MP3-Player mit dem DP-201 MKII zu verbinden. Dann können Musikstücke über das integrierte Soundsystem des Digitalpianos wiedergeben werden, zu denen man gleichzeitig spielen kann. Den LINE OUT-Ausgang benutzt man, wenn die internen Lautsprecher nicht ausreichen und das Piano an eine Verstärkeranlage angeschlossen werden soll. Steckt man einen Kopfhörer in den PHONES-Anschluss, der beim DP-201 MKII leider auch an der Rückseite liegt, schaltet sich das integrierte Soundsystem ab und man kann üben, ohne seine Mitmenschen zu stören. Alle Audio-Anschlüsse, also PHONES, LINE IN und LINE OUT, sind als 6,35 mm Stereo-Klinkenbuchsen ausgelegt. Schließlich findet man auf der Rückseite auch den Anschluss für das externe 12 Volt Netzteil.

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Praxis

Tastatur

Die 88-Tasten-Hammermechanik des DP-201 MKII macht für diese Preisklasse einen wertigen Eindruck. Sie ist gut spielbar und besitzt durch die leicht angeraute Oberfläche der schwarzen Tasten eine gute Griffigkeit. Die Anschlagdynamik kann in drei Stufen von weich bis hart oder auf einen festen Velocity-Wert eingestellt werden. Was die reine Hardware angeht, kann man sich bei der Tastatur für diesen Preis kaum beschweren. Allerdings lässt die Abstimmung der Anschlagstärke in Verbindung mit dem Klaviersound zu wünschen übrig, doch dazu gleich mehr.

Lautsprecher

Die Klangqualität der integrierten Lautsprecher ist bescheiden und genügt allenfalls den Ansprüchen eines Einsteigers. Gerade der voluminöse Flügelklang benötigt eigentlich ein hochwertigeres Wiedergabesystem, um klar und angenehm für das Ohr wahrgenommen werden zu können. Bei den größeren Hemingway-Modellen DP-501 MKII und -701 MKII sind schwere Holzgehäuse vorhanden, die einen guten Klangkörper für die Lautsprecher darstellen. Das Metallgehäuse des DP-201 MKII erzeugt mit den kleinen Lautsprechern dagegen keinen wahren Hörgenuss. Auch wenn man den Klang durch die großen BASS- und TREBLE-Regler verändert, wird es nicht merklich besser. Da empfiehlt sich die Verwendung eines Kopfhörers, denn damit werden die quäkenden Lautsprecher ausgeschaltet.

Sounds

Bleibt die Frage, ob der eigentliche Klaviersound über Kopfhörer oder den Stereoausgang wenigstens gut ist. Mit 64 Stimmen ist die Polyphonie des Hemingway DP-201 MKII nicht mehr ganz zeitgemäß, aber dennoch in den meisten Fällen ausreichend. Die Qualität des Piano-Samples ist ok. Hier habe ich zunächst alle acht „C“ vom C1 bis zum C8 angespielt, danach folgen zwei Aufnahmen, die mit den beiden Klavier-Klängen „Grand Piano“ und „Bright Piano“ gemacht wurden:

Audio Samples
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Grand Piano C1 bis C8 Grand Piano Bright Piano

Das Bright Piano ist eine brillantere Variante des Grand Pianos und nutzt vermutlich eine andere EQ-Einstellung derselben Samples. Es eignet sich durch die hellere Klangfarbe eher für Pop und Rock, während das dumpfere Grand Piano eher für die Klassik- und Jazz-Abteilung eingesetzt werden dürfte.
Mir ist beim Spielen besonders die schlechte Velocity-Umsetzung aufgefallen. Dabei schaltet die Anschlagdynamik bei stärkerem Anschlag anscheinend nicht zwischen verschiedenen Samples um, es wird nur die Lautstärke angehoben und das Filter geöffnet. Dies geschieht aber sehr unausgewogen. In den folgenden Beispielen habe ich versucht, dieses Manko zu verdeutlichen, indem ich einen Einzelton und auch Akkorde repetierend mit langsam stärker werdendem Anschlag spielte:

Audio Samples
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Velocity Einzelton Velocity Akkord

Man erkennt deutlich, dass die Lautstärke zunächst stetig größer wird und dann plötzlich extreme Sprünge auftreten. Mit dieser unausgewogenen Abstimmung ist ein nuanciertes Spiel nicht wirklich möglich.
Eine schlechte Anpassung der Signalpegel zwischen den einzelnen Komponenten der Klangerzeugung führte bei unserem Testgerät auch zu einem weiteren unschönen Effekt: Stellt man die Anschlagdynamik auf die empfindlichste Stufe und die Lautstärke des Haupt-Klangs (M.Vol) im entsprechenden Untermenü auf den Maximalwert „127“, so gibt es auch bei normalem Spiel eine stark hörbare Verzerrung. Dabei ist es egal, wo der MASTER VOLUME Regler steht, die Verzerrung entsteht im Signalweg bereits vor der Endstufe und den Lautsprechern:

Audio Samples
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interne Verzerrung

Natürlich ist dieser Effekt über Kopfhörer viel deutlicher zu hören als über die eingebauten Lautsprecher, weil diese ja selbst schon keine hohe Wiedergabetreue besitzen.
Neben den beiden akustischen Klavierklängen enthält das DP-201 MKII noch 14 weitere Sounds, die für ein wenig Abwechslung sorgen. „E. Piano 1“ ist brauchbar und kann vor allem von dem zuschaltbaren Chorus-Effekt profitieren, der in 13 verschiedenen Variationen einstellbar ist. „E. Piano 2“ ist eine Art Yamaha CP-70-Sound.

Audio Samples
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E-Piano 1 E-Piano 2 Harpsichord Chorus-Effekte

Streicher und Pads eignen sich ganz gut, um im Dual-Modus Layer-Sounds zu erzeugen. Die beiden Bässe können im Split-Modus zweckmäßig mit der linken Hand gespielt werden. 

Audio Samples
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Strings Warm Pad Upright Bass Electric Bass

Welche Klänge durch das Übereinanderlegen zweier Sounds im Dual-Modus entstehen können, zeigen die folgenden Beispiele:

Audio Samples
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Grand Piano + Strings Bright Piano + Warm Pad E-Piano 1 + Fantasia

Weitere Einstellungen

Über die FUNCTION-Taste gelangt man in ein Menü mit weiteren Einstellmöglichkeiten. Hier kann man beispielsweise ein Feintuning vornehmen und das Lautstärkeverhältnis der beiden Sounds in den DUAL- und SPLIT-Modi justieren. Die Werte werden mit den TRANS-Pfeiltasten, die man auch zum Transponieren verwendet, verändert. Auch die Oktavlage und der Panorama-Wert im Stereobild können für die einzelnen Parts angepasst werden, ebenso wie die Intensitäten der Hall- und Chorus-Effekte, diese jedoch nur für das Gesamtsignal. Bei den größeren Hemingway-Modellen ist es hier sogar möglich, beispielsweise einem gelayerten Flächensound einen größeren Chorus-Anteil zu verpassen als dem Hauptklang. So weit reichen die Möglichkeiten beim DP-201 MKII nicht ganz. Die vorgenommenen Einstellungen können hier leider auch nicht abgespeichert werden, sondern müssen bei jedem Einschalten neu vorgenommen werden.

Recorder

Mit der Aufnahmefunktion des DP-201 MKII lassen sich zwei Spuren nacheinander aufzeichnen. Auf der Thomann-Website ist die Rede von fünf Tracks – das kann ich leider nicht bestätigen. Auf jeden Fall ist der eingebaute Recorder leicht zu bedienen und es gibt ein Metronom. Leider gibt es keine Möglichkeit, das Aufgenommene zu archivieren. Ich sehe diese Funktion daher eher als Übungshilfe, um beispielsweise die linke Hand eines Klavierstücks separat von der rechten Hand zu üben.

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Fazit

Das Hemingway DP-201 MKII Digitalpiano kostet nur unglaubliche 339 Euro inklusive Ständer und Lieferung. Das ist ein Kampfpreis, der kaum zu unterbieten ist. Leider muss man bei einem solchen Preis einige Abstriche in puncto Qualität machen. Und wie schon bei den großen Modellen DP-501 MKII und DP-701 MKII wird bei Hemingway eher nicht beim Gehäuse oder bei der Verarbeitung gespart, sondern leider unter anderem beim Klang. Beim DP-201 MKII sind vor allem die mäßige Qualität der Lautsprecher und die schlechte Anpassung der Tastatur an die Klangerzeugung mit deutlichen Velocity-Sprüngen zu bemängeln, wodurch sich keine wahre Spielfreude einstellen will. Wenn man als Einsteiger in erster Linie ein möglichst günstiges und robustes Digitalpiano sucht, das durch die gewichtete Tastatur immerhin ein Klavier-ähnliches Spielgefühl bietet, kann man zum DP-201 MKII greifen. Ein hochwertiges Klangerlebnis sollte man dann allerdings nicht erwarten. In meinen Augen sollte man sich auch als Einsteiger überlegen, ob man nicht etwas tiefer in die Tasche greifen möchte, um mit dem Kauf eines höherwertigen Einsteiger-Pianos mehr Hörgenuss und damit auch mehr Spielfreude zu erhalten.

Unser Fazit:
2,5 / 5
Pro
  • gute Verarbeitungsqualität
  • extrem günstiger Preis
  • Line In
Contra
  • mäßiges Lautsprecher-System
  • Anschlagdynamik der Tastatur unausgewogen
  • schlechte Abstimmung der internen Signalpegel (Verzerrung)
  • Kopfhörerausgang an der Rückseite
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Hemingway DP-201 MKII Test
Für 359,00€ bei
Dem Hemingway DP-201 MKII merkt man den Kampfpreis etwas zu sehr an.
Dem Hemingway DP-201 MKII merkt man den Kampfpreis etwas zu sehr an.
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