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Roland RD700NX Test

Details

Schon beim ersten Blick fällt ins Auge, dass man dem RD700NX zwar einen Pitchbend/Modulationsstick mit auf den Weg gegeben, ihm aber den Platz links neben der Tastatur zugewiesen hat. Grundsätzlich ist es natürlich gut, dass er mit dabei ist, obwohl man ihn für die Pianosounds eher nicht braucht. Aber da es im RD700NX auch Synthsounds gibt oder man vielleicht von Zeit zu Zeit ein externes Modul ansteuern möchte, kann er durchaus sinnvoll sein. Aber muss er ausgerechnet links neben der Tastatur sitzen und zusätzliche 12 cm zum insgesamt 145cm breiten Gehäuse beisteuern? Oft sind es genau diese Zentimeter, die darüber entscheiden, ob das gute Stück noch in den Kleinwagen passt. Links oberhalb der Tastatur wäre beispielsweise genug Platz gewesen.

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Zum Glück ist dies das einzige offensichtliche Ärgernis, denn ansonsten macht das Instrument zumindest äußerlich einen tadellosen Eindruck. Alles gewohnte Roland-Qualität, top-solide verarbeitet, stabiles Metallgehäuse, hochwertige Potis und Taster, edler Look. Sicher ist das RD700NX mit 25 kg kein Leichtgewicht, aber im Vergleich zu manch anderem Stage-Schlachtschiff immer noch im Rahmen – und ich nehme an, dass ein Großteil der Masse von den Tastengewichten herrührt. Ein Grund mehr, nachzuschauen, ob die Tastatur ihr Gewicht wenigstens wert ist!
Tastatur
Drückt man eine Taste herunter, kommt etwas Helles zum Vorschein, was man auf den ersten Blick für Holz halten könnte. Sollte es sich hier etwa tatsächlich um eine Holztastatur handeln?

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Beim genaueren Hinsehen zeigt sich: Es ist Kunststoff in Holzoptik! Was aber völlig egal ist, denn diese Tastatur, ob Holz oder nicht, ist ein Traum! Ich möchte sie als die beste Tastatur bezeichnen, die ich jemals in einem Stagepiano angetroffen habe (da gibt es noch das Fatar Numa Masterkeyboard mit einer Tastatur, die mir ebenfalls gut gefällt, aber dabei handelt es sich bekanntermaßen nicht um ein Stagepiano). Die PHAIII (so lautet die Bezeichnung) ist mir schon beim Roland Homepiano HP307 und beim V-Piano positiv aufgefallen. Sie spielt sich nicht zu leicht und nicht zu schwer, und die Elfenbeinimitation mit den feinen Vertiefungen sorgt dafür, dass man auch mit schwitzigen Fingern nicht rutscht. Der Druckpunkt sitzt an der richtigen Stelle und es lässt sich wunderbar pianissimo spielen.

Das RD700GX wurde noch mit dem Vorgänger, PHAII ausgeliefert. Sicher auch eine gute Tastatur, aber die PHAIII spielt sich noch einmal eine ganze Ecke präziser. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie drei Kontaktpunkte besitzt und dadurch die Anschlagsdynamik genauer messen kann als die PHAII mit ihren zwei Kontakten.

Rückseite
Auch auf der Rückseite des NX wurde nicht gespart: Alle wünschenswerten Anschlüsse sind vorhanden, inklusive symmetrischer XLR Outputs, die auf der Bühne DI-Boxen überflüssig machen. Drei MIDI-Outs sollten reichen, und mit drei Pedalanschlüssen sollte auch jeder hinkommen. Ansonsten gibt noch 2x USB, einmal für einen Speicherstick und einmal für die Verbindung zu einem Computer. SRX Boards können übrigens in das RD700NX nicht eingebaut werden.

Bedienung
Die Bedienung ist dank zahlreicher Potis und Taster und der freundlichen Unterstützung des großen Displays recht komfortabel.

Die beiden Taster ganz links neben dem Pitch Bend Stick mit der Bezeichnung S1 und S2 schalten Effekte an und aus, die man vorher dem jeweiligen Sound zugeordnet hat. Bei E-Pianos wären da zum Beispiel Tremolo und Phaser sinnvoll. Es lassen sich aber auch viele andere Effekte wie Verzerrer oder AutoWah anwählen und mit S1 oder S2 kontrollieren. Alternativ können die beiden Schalter aber auch anders belegt werden, etwa mit Oktav + – oder Tap-Tempo (!). 

Die Effekte Equalizer, Hall, Chorus/Delay, Kompressor und Sound Focus (dazu später mehr) besitzen eigene Potis und On/Off-Schalter. Sie lassen sich ohne Knacken oder Soundunterbrechungen an- und ausschalten (sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber leider gibt es auch Stagepianos, bei denen das nicht so ist).

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Die vier Fader haben verschiedene Funktionen und steuern entweder die Lautstärken der vier möglichen Parts oder auf verschiedenen MIDI Kanälen die Lautstärken der externen Klangquellen. Man kann sie auch mit Funktionen wie Cutoff oder Release Time belegen. Bei Orgelsounds dienen sie als Zugriegel. Per Knopfdruck wird zwischen zwei Zugriegelsets á vier Fadern hin- und hergeschaltet – leider genau einer zu wenig für die neun Fußlagen einer Hammond. Deshalb lässt sich die Zugriegelbelegung der Fader verändern, sodass man sich wenigstens aussuchen kann, welche Fußlage man weglässt. Im Orgelmodus dient der Pitch Bend Hebel übrigens als Leslie-Schnell/Langsam-Controller.

Rechts neben den Fadern liegt die Steuerung der Rhythmusmaschine. 190 verschiedene Beats und 10 Metronomtaktarten warten hier auf ihren Einsatz. Außerdem gibt es einen Audiorecorder, der direkt auf einen angeschlossenen USB-Stick aufnimmt. Das RD700NX ist übrigens in der Lage, auch SMF-Files abzuspielen, die auf einem USB-Stick gespeichert sind.

Mit den unter der Rhythmus- und Songsteuerung liegenden Split- und Transpose-Buttons sind diese Funktionen im Handumdrehen eingestellt (z.B. Split-Taster gedrückt halten, eine Taste anschlagen, fertig!)

Live Sets
Im Preset-Speicher des RD300NX parken 300 sogenannte Live Sets. Jedes Live Set besteht aus vier Parts, die entweder alle übereinander gelayert oder in bis zu vier Splitzonen auf der Tastatur verteilt werden können. Auch überlappende Zonen sind möglich. Für jeden Part sucht man einen von 965 möglichen Sounds aus. Die Lautstärken der vier Parts werden (wie oben schon erwähnt) mit den vier Fadern gesteuert. Selbst zusammengestellte Live Sets lassen sich auf den 100 User-Speicherplätzen ablegen.

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Piano- und E-Piano-Sounds erreicht man ohne Umwege über die sechs grauen Taster, die anderen Live Sets sind nach Kategorien geordnet mithilfe der zehn schwarzen Taster abrufbar. Befindet man sich im User-Speicher, gelten die Kategorien nicht, stattdessen springt man mit den schwarzen Buttons in Zehnerschritten durch den Speicher.

Insgesamt ist das alles gut gelöst und die Sounds, die man sucht, sind schnell gefunden. Für den Live-Einsatz lassen sich die eigenen Live Sets so anordnen, dass sie immer sofort abrufbar sind. Liegende Sounds reißen beim Umschalten nicht ab, sondern bleiben stehen, bis man die Taste loslässt (Tone Remain). Gleichzeitig kann man schon mit dem neuen Sound spielen. An dieser Stelle also keinerlei Beschwerden.

Masterkeyboardfunktionen
Parallel zu den internen Sounds können den Parts auch MIDI-Kanäle zugewiesen und so externe Soundquellen angesteuert werden. Program Changes, Bankbefehle, Volume, Transpose und andere wichtige Parameter werden in den Live Sets mit abgespeichert. Auch im MIDI-Bereich lassen sich vier Splitzonen definieren. Leider ist die Belegung der vier Fader nicht flexibel, sie steuern immer nur die Lautstärken der vier Zonen. Man kann ihnen zwar beliebige MIDI Controller Nummern zuordnen, aber das wirkt sich nur auf die internen Sounds aus, nicht auf die externen. Auch die Buttons S1 und S2 arbeiten nicht als MIDI-Controller, was schade ist. Nur die Fußpedale sind frei definierbar. Das sind aber insgesamt schon ganz ordentliche Möglichkeiten – und somit taugt das RD700NX durchaus auch als Masterkeyboard.

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