Produce-Alike #17 – Rita Ora feat. Tinie Tempah – R.I.P.

Wie viele aktuelle Dance- und R&B-Singles hat R.I.P. kein echtes Intro, sondern startet gleich mit dem Refrain. Allerdings fehlt ganz am Anfang noch der Drumgroove. Dafür dürfen wir uns in Sachen Synths schon etwas austoben.
Beginnen wir mit einer Synth-Hook, die eine Stütze für Rita Oras Gesang bildet. Für den fetten Trance-Synth (diese Sounds aus den Niederungen der Eurodance-Ära erleben ja gerade ihren zweiten Frühling) schichten wir zwei Leads übereinander. Das erste stammt aus dem reFX Vanguard:

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Lead 1
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Lead 1

Unterstützung bekommt dieser recht britzelige Sound von einem etwas fetteren, satteren Lead aus dem Native Instruments Massive. Gemeinsam durchlaufen die beiden Synths einen Bus, in dem noch ein EQ seinen Dienst verrichtet und dafür sorgt, dass sich die Leadsynths aus dem Bassbereich heraushalten.

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Lead 2
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Lead 2 Leads kombiniert

Ohne einen fetten Bass kommt man heutzutage in den Charts nicht weit – schon gar nicht, wenn man auf der Dubstep-Welle reitet. Das Fundament für R.I.P. setzen wir ebenfalls aus zwei Synth-Bässen zusammen.
Der erste Sound stammt aus dem Spectrasonics Trilian:

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Bass 1

Kombiniert habe ich ihn mit einem zweiten Bass, der noch ein paar Höhen beisteuert:

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Bass 2

Um die richtigen Glide-Effekte zu erzielen, sind bei beiden Sounds die Glide-Parameter so eingestellt, dass die Glide-Zeiten in etwa einer Achtelnote entsprechen. Dann kann man mit gezielten Überlappungen von Noten erreichen, dass der Ton genau auf der gewünschten Zählzeit bei der Zieltonhöhe ankommt:

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Die beiden Bässe werden auf einen Bus geroutet, auf dem ein Bitcrusher-Effekt arbeitet. Dadurch wird der Sound so richtig schön aggressiv. In Kombination klingen die beiden Bässe so:

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Bässe kombiniert

Nach vier Takten kommt eine kleine Hihat hinzu. Die unauffällige, synthetische Hihat habe ich aus dem Spectrasonics Stylus RMX – aber nur, weil er sowieso geöffnet war. Eine beliebige Sammlung von Drummachine-Samples sollte einen ähnlichen Sound liefern können.

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Hi-Hat

In der zweiten Hälfte dieses “Intro-Refrains” setzt der schwere, Dubstep-lastige Groove ein. Für eine adäquate Überleitung sorgt ein kleines Fill aus einer synthetischen Snare und einem nicht weniger 80er-mäßigen Synth-Tom – beide aus dem Spectrasonics Stylus RMX.

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Drumfill

Auch die massige Kickdrum bekommen wir einmal mehr aus dem Stylus. Trotz seines Alters ist mir bisher kein besserer Lieferant für solche Trommeln begegnet. An der Kick müssen wir gar nichts weiter machen – der Sound kommt so fett, wie er ist, aus dem PlugIn.

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Kick

Bei der Snare brauchen wir etwas mehr Feinarbeit. Das Ausgangsmaterial ist eine auch schon recht fette, TR-909-ähnliche Snare. Sie durchläuft zunächst einen EQ, der den “bauchigen” Frequenzbereich um 150-300 Hz unnatürlich stark betont. Das ist besonders wichtig, weil bei diesem Groove die Snare nie gleichzeitig mit der Kickdrum spielt. So bekommt das Publikum auf der Tanzfläche auch auf der 2 und 4 einen Bass-Punch in die Magengrube. Dafür senken wir die scharfen Frequenzen ab 2 kHz etwas ab – hier kommt später noch ein Clap hinzu. Nach dem EQ sorgt ein rabiater Kompressor mit kurzer Attack- und Release-Zeit für den nötigen Druck, und ein Bitcrusher verleiht dem Sound noch etwas kaputten Charme. Bei einem solchen Groove wäre jede Art der Zurückhaltung fehl am Platz. Erlaubt ist, was drückt – und wenn die Settings jedem Puristen den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Im nächsten Klangbeispiel hört ihr die Snare zunächst unbearbeitet, dann hinter dem EQ und schließlich am Ende der Effektkette nach dem Kompressor und Bitcrusher.

Snare FX
Snare FX
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Snare

Kick und Snare spielen einen schweren Halftime-Groove. Auf Feinheiten wie sauber kontrollierte Velocity-Werte und dergleichen verzichten wir in diesem Fall völlig. Hier gilt “bigger is better”.

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Groove

Selbstverständlich kommen wir auch bei diesem Song nicht ohne einen Sidechain-Kompressor aus, der den Pegel der Bässe, Synths und auch weiterer Elemente wie des später hinzukommenden Ride-Beckens bei jedem Schlag der Kickdrum, und diesmal auch der Snare, etwas nach unten drückt. Wie man so etwas macht, habe ich in vielen anderen Folgen dieses Workshops schon gezeigt. Nun können wir das Intro (bzw. den ersten Refrain) schon einmal zusammensetzen:

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komplettes Intro
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Christian sagt:

#1 - 14.11.2012 um 19:00 Uhr

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Juhu, eine neue Folge von "Produce-Alike"! :) Danke an den Macher der Serie für solche wichtigen Tipps! Ich werde mich gleich heute abend dransetzen und alles ausprobieren.

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