ANZEIGE

MXL 606 Test

Praxis

Ich liebe kleine Mikrofone. Mit Stümmelchen wie dem MXL 606 wird man kaum Probleme bei der Mikrofonierung bekommen, auch ein ORTF lässt sich recht gemütlich einrichten. Die Verarbeitung der Kondensatormikros ist ordentlich, die Schalter lassen sich gut bedienen, der Schaltweg ist weit genug, der Widerstand nicht zu gering und nicht zu hoch, außerdem wackelt nichts.

MXL 606 im Aufnahmeraum vor der endgültigen Ausrichtung zu unserem standardisierten XY
MXL 606 im Aufnahmeraum vor der endgültigen Ausrichtung zu unserem standardisierten XY

Zum Klang der Mikrofone werde ich allerdings keine Jubelreden halten. Der erste Eindruck ist, dass die MXL recht drahtig klingen. Dies liegt in der ersten Linie an der nicht allzu übertriebenen Anwesenheit von absoluten Höhen, aber – und das ist eher eine Besonderheit bei dieser Mikrofongattung – auch von unteren Mitten. Tatsächlich: Dort wirken die 606 recht schwach, was für ein etwas unausgewogenes Frequenzbild sorgt. Auffällig ist dies etwas außerhalb der frontalen Einsprache, denn die Nierencharakteristik ist nicht sonderlich konstant. Für die Aufnahme von Akustikgitarren, beim Einsatz als Drum-Overhead und ähnlichen Anwendungen gilt aber immer, dass diese Eigenschaften in manchen Fällen sogar dem späteren Mix zuträglich sein können. Wenn Signale allerdings sehr natürlich klingen sollen, etwa bei Chören oder fragilen Streichern, ist das nicht so.

Audio Samples
0:00
MXL 606 Referenz Schoeps CMC-64

Die Tiefbässe sind für einen Druckgradientenempfänger im weitesten Sinne ausgeprägt genug, am anderen Ende der Frequenzskala begegnen mir bei Hören die üblichen Probleme sehr preiswerter Nieren-Kleinmembran-Kondensatormikrofone, die ich ja schon angemerkt hatte. Zur oberen Hörgrenze hin übertragen die beiden 606er eher schwach. Das ist jedoch ein Umstand, der sich nur mit einem konstruktiven Aufwand beheben lässt, der in dieser Preiskategorie schlichtweg nicht machbar ist. Beim kleinen MXL fällt aber zudem auf, dass es ab den oberen Mitten recht derb und grobschlächtig zu Werke geht. Die aufzunehmenden Signale bekommen eine Art Körnigkeit, wirken rau und britzelig. Da passt es fast schon ins Bild, dass es auch in Sachen Dynamik keine Meisterleistungen zu vollbringen in der Lage ist.

Liest man meinen bisherigen Text, hört sich das alles ja richtig schlimm an. Es gibt da allerdings noch einen wesentlichen Gegenspieler: den Preis! Der Listenpreis für zwei MXL 606 liegt mit 170 Flöten im nicht nur “erschwinglichen”, sondern im absolut günstigen Bereich. Natürlich muss man eine gewisse klangliche Rustikalität in Kauf nehmen, erhält aber dafür ein Pärchen, das mit Hochpassfilter und Pad ausgestattet ist und sogar in kleinen Köfferchen wohnt. Über beide Schaltfunktionen gibt es nichts Negatives zu berichten, das Filter arbeitet glatt, mit Pad ist die Übersteuerungsfestigkeit ordentlich hoch. Noch etwas Positives kann vermerkt werden: Obwohl nicht als Pärchen ausgeliefert, waren sich beide 606 klanglich sehr ähnlich.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.