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Basslines heraushören/transkribieren: KI-Tools? Software? Oder ganz ohne Hilfsmittel?

Der beste Weg, um Bass zu lernen, ist, sich seine Lieblings-Basslines „herauszuhören“. Doch das ist leichter gesagt als getan – vor allem, wenn man noch relativ am Anfang steht oder es um etwas kniffliges Material geht. Zum Glück gibt es heutzutage nützliche Tools, die uns Bassleute dabei unterstützen – seit Kurzem sogar von der berüchtigten KI (Künstliche Intelligenz) befeuert. Programme bzw. Apps wie Anytune, Transcribe! oder Moises sollen das Heraushören von Basslines massiv vereinfachen. Auf der anderen Seite hört man aber auch immer wieder Stimmen, die besagen, dass man sich mit solcherlei Werkzeugen eher schadet als nützt. Ist an diesen Vorurteilen etwas dran? In diesem Artikel möchten wir auf die angesprochenen Aspekte eingehen und auch verschiedene Software- und KI-Tools zum Heraushören und Transkribieren von Basslines vorstellen.

Basslines heraushören und transkribieren
Was sind die besten Methoden, um Basslines herauszuhören und zu transkribieren? (Bild: Shutterstock / von Serhii_Tesliuk_Tesla)

Inhalte
  1. Basslines heraushören/transkribieren – Definition
  2. Tools zum Heraushören und Transkribieren von Songs – Schaden oder Nutzen?
  3. Basslinien heraushören/transkribieren – „Old School“ ohne Hilfsmittel
  4. Basslinien heraushören/transkribieren – Software-Hilfsmittel (Anytune, Transcribe etc.)
  5. Basslinien heraushören/transkribieren – KI-Tools (Moises etc.)

Basslines heraushören/transkribieren – Definition

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Für alle, die das Wort „heraushören“ noch nie gehört haben: Es bedeutet, die für mich in der Musik enthaltene relevante Information über das eigene Ohr zu erlernen und auf das Instrument zu übertragen. In unserem Falle sind dies zumeist Basslines, Basssoli etc. Ein anderes in diesem Zusammenhang häufig verwendetes Wort ist „transkribieren“. Dies geht noch einen Schritt weiter, denn es meint das Übertragen der Information in Notenschrift.

Ich persönlich unterteile „Heraushören“ in drei Stufen, die jeweils davon abhängig sind, was ich im Moment benötige:

  • Note für Note: Absolut akkurates Übertragen des Originals auf meinen Bass. Vor allem für das eigene Lernen oder für Unterricht, Workshops etc. interessant
  • Relativ nahe am Original: Hier geht es darum, die wichtigsten Informationen zu erlernen, aber nicht Wert auf jedes kleine Fill zu legen. Dieser Ansatz ist z. B. für den großen Bereich der Top40- oder Galabands sehr nützlich.  
  • Basis-Groove: Hier geht es darum, die grundlegenden Information zu erfassen, damit der Song einfach funktioniert. Details bleiben hierbei außen vor. Diese Methode ist gut geeignet für Situationen, in denen es wirklich schnell gehen muss (kurze Vorbereitungszeit, Aushilfe in einer fremden Band, zu wenig Gage …)

Tools zum Heraushören und Transkribieren von Songs – Schaden oder Nutzen?

„Wenn man es nicht hört, kann man es auch nicht spielen!“ – so lautet ein Satz, die ich schon häufig gehört habe! Und dies mehr als einmal in YouTube-Videos durchaus bekannter Bassisten. Es wird hierbei gerne argumentiert, dass man die eigenen Ohren nicht trainieren würde, wenn man Hilfsmittel benutzt, und dass man daher von diesen tunlichst die Finger lassen solle.

Da kann ich nicht wirklich zustimmen! Nicht selten wird mir hier auch für meinen Geschmack für reißerische „Clickbait“-Titel viel zu viel pauschalisiert und zu wenig differenziert. Meiner Meinung nach entscheidet hier nicht selten der Kontext.

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Unser musikalisches Gehör verhält sich wie ein Muskel, der durch gezieltes und beständiges Training immer leistungsfähiger wird. Leider lässt das Gehör auch wieder etwas nach, wenn wir aufhören, es zu trainieren. Möchte man sein Gehör speziell trainieren, so macht es natürlich Sinn, alle „Stützräder“ (Hilfsmittel) weg zu lassen und so viel wie möglich selbstständig herauszuhören. Ab dem Punkt, an dem man nicht mehr weiter kommt, kann man sich ja immer noch Unterstützung holen.

Eine ganz andere Sache ist es, wenn das Thema „Effizienz“ im Vordergrund steht. Muss ich mich z. B. auf einen Job vorbereiten, ein großes Repertoire in kurzer Zeit erarbeiten o. Ä., für die ich nicht die gewünschte Zeit aufbringen kann, so ist natürlich grundsätzlich jede Hilfe willkommen!

Ich persönlich sehe jedes Hilfsmittel als Werkzeug zu einem besseren und schnelleren Ergebnis. Vermutlich würde kein Handwerker der Welt ein Werkzeug ablehnen, welches das Ergebnis seiner Arbeit verbessert und den Arbeitsprozess beschleunigt.

Wahr ist aber auch, dass man mit Hilfsmitteln das eigene Gehör weniger benutzt und daher auch weniger trainiert. Dafür könnte man aber auch gezielt Gehörtraining machen, wenn man nicht unter Zeitdruck für einen Job steht!

Basslinien heraushören/transkribieren – „Old School“ ohne Hilfsmittel

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Um die drei Wege und die verschiedenen Hilfsmittel vorzustellen, habe ich mir selbst eine Aufgabe gestellt. Grundlage ist dabei ein Playalong aus einer Sample Library. Dieses bietet einerseits einen vollständigen Mix aus verschiedenen Instrumenten, und andererseits kommen wir mit den Klangbeispielen nicht in juristische Grauzonen.

Das Beispiel 16 Takte lang und besteht aus einem Basisgroove und kleinen Variationen. Nicht sonderlich kompliziert, aber auch nicht ganz einfach. Für das Heraushören ohne Hilfe habe ich mir ein Zeitlimit von 15 Minuten gesetzt. Hätte ich unbegrenzt Zeit, so würde ich natürlich auch irgendwann auf 100-prozentiges Ergebnis kommen – das wäre aber auch nicht sonderlich aussagefähig!

So klingt das Backing, welches unser Ausgangspunkt sein soll:

Audio Samples
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Vorlage – WAV

Ergebnis: Nach 15 Minuten habe ich den Basisgroove und die Fill-Ins bis Takt 8 gemeistert. Von Takt 9 bis 16 fehlen mir noch ein paar Details.

Basslinien heraushören/transkribieren – Software-Hilfsmittel (Anytune, Transcribe etc.)

Es gibt Software, die speziell für das Heraushören und/oder Transkribieren von Musik entwickelt wurde. Die beiden bekanntesten sind sicher Anytune und Transcribe!, die beide einen ähnlichen Funktionsumfang bieten. Zu den gemeinsamen Features gehören:

  • Auf die Zählzeit exakte und ausführliche Möglichkeiten zu Loopen, sehr komfortabel zum Mitspielen
  • Fein einstellbare Tonhöhenkorrektur, von wenigen Cent bis mehrere Halbtöne
  • Stufenlose Veränderung des Tempos, erst ab ca. 30% mit Klangeinbußen
  • Equalizer mit verschiedenen Presets (z. B. Bass-Boost etc.)
  • Automatisches Erkennen der Tonhöhe (Pitch)
  • Automatisches Erkennen des Tempos (bpm)
Basslines heraushören und transkribieren
Fotostrecke: 3 Bilder Screenshot der Software Transcribe!

Die Kosten liegen für beide Programme bei einmaligen ca. 40,- Euro. Das kann man schon mal investieren. Man benötigt allerdings unweigerlich eine physische Datei (Wav, MP3, AIFF, CD …). Streaming-Inhalte oder YouTube-Videos können nicht direkt verwendet werden.

Für unsere Vorlage habe ich das Tempo auf 86% gedrosselt und den Bass mit dem Equalizer etwas angehoben. So klingt das Ganze dann:

Audio Samples
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Vorlage auf 86%, Bass-Boost in Transcribe – WAV

Ergebnis: Mit dem hilfreichen Tool war es mir problemlos möglich, die fehlenden Details herauszuhören. Vor allem die sehr komfortable Loopfunktion entpuppt sich hierbei als immense Hilfe!

Basslinien heraushören/transkribieren – KI-Tools (Moises etc.)

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Seit einiger Zeit können wir uns auch von künstlicher Intelligenz unterstützen lassen. Das bekannteste Tool dafür ist eine App mit Namen „Moises“. Dieses zerlegt einen vollständigen Mix in seine Einzelteile, so dass diese deutlich besser hörbar werden. Zumindest verspricht dies die Werbung!

Auch bei Moises funktionieren keine Streaming-Inhalte (auch nicht offline), d. h. ich muss zwingend eine Audiodatei vom Objekt meiner Begierde besitzen. Immerhin: Bei iTunes erworbene Titel können bearbeitet werden! Aktuell gibt es Moises in einer kostenlosen Version, welche folgende Features beinhaltet:

  • Aufspalten der Datei in vier Spuren (Vocals, Bass, Drums, Rest)
  • Bis zu 10 Titel pro Monat können bearbeitet werden
  • Automatische Tempoerkennung
  • Metronom
  • Automatische Tonhöhen- bzw. Akkorderkennung
  • Loopen von sogenannten „Abschnitten“ (Moises legt selbst sinnvolle musikalische Abschnitte fest)
Basslines heraushören und transkribieren
Fotostrecke: 4 Bilder Screenshot aus der Moises App.

Für aktuell circa 7,- Euro/Monat bekommt man fünf statt vier Spuren sowie eine unbegrenzte Anzahl an Titeln, die darüber hinaus auch zügiger bearbeitet werden.

Die eigentliche KI Engine von Moises arbeitet aber auch hier nicht erkennbar besser als in der kostenlosen Version. Wer also mit zehn Titeln im Monat gut zurechtkommt und etwas Zeit mitbringt, kommt garantiert auch dauerhaft mit der Freeware problemlos klar.

So klingt die isolierte Bassspur, welche Moises aus unserer Vorlage extrahiert hat:

Audio Samples
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Von Moises extrahierte Bass-Spur – WAV

Das ist durchaus beeindruckend und bestätigt mein Ergebnis, zu welchem ich zuvor bereits dank Transcribe! gekommen war. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich auf Moises auch schon ganz andere Erfahrungen mit normalen Songs gemacht habe. Vor allem dann, wenn der Mix dichter und weniger transparent ist. Hier war Moises mehrfach nicht in der Lage, den Bass sauber von anderen Instrumenten zu trennen. Wichtige Artefakte fehlten und wurden mit Piano oder Bassdrum verwechselt. Schwer tut sich Moises auch mit perkussiven Elementen, wie z. B. Dead Notes. Das allgemeine Ergebnis ist also sehr stark vom individuellen Mix abhängig.

Eine deutliche Verbesserung in solchen Fällen brachte nicht das Isolieren der Bassspur, sondern ein dank des internen Mixers von Moises selbst erstellter Mix, in welchem Drums und Piano bzw. Gitarren noch erhalten bleiben, der Bass aber am lautesten ist. Auf diese Weise hört man den Bass wesentlich besser als im Original, behält aber noch sämtliche Informationen wie Attack, Dead Notes etc. So klingt der Mix unseres Beispiels:

Audio Samples
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In Moises generierter basslastiger Mix – WAV

Leider kann ich das Prozedere aus rechtlichen Gründen nicht mit entsprechenden Songs demonstrieren. Aber dank der kostenlosen Version der App kann ja jeder ganz einfach eigene Experimente durchführen.

Nun seid ihr gefragt, liebe Leser und Leserinnen: Wie sind eure Erfahrungen mit den beschriebenen Wegen des Heraushörens/Transkribierens von Basslines? Oder benutzt ihr noch weitere Methoden, die wir nicht im Artikel behandelt haben? Schreibt uns eurer Feedback gern in die Kommentare!

Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, Thomas Meinlschmidt

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Basslines heraushören und transkribieren

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