Plektrum für Bass: Vergleichstest Bass-Plektren

Welches Plektrum passt zu mir? Welches Plektrum soll ich kaufen? Was muss ich wissen, wenn ich das passende Plektrum für mich suche? Das Plektrumspiel erlebt in Bassistenkreisen derzeit eine gewisse Renaissance, ausgelöst vor allem durch den US-Bassisten Bobby Vega. Im Fahrwasser des 1956 geborenen Bassisten aus San Francisco treten aber derzeit auch jüngere Spieler wie Cody Wright auf den Plan, die mit ihrer beeindruckenden Technik und ihrem funky Stil dem Plektrum (lateinisch), Plektron (griechisch) oder Pick (englisch) eine neue Fanschar bescheren.

Vergleichstest Bass-Plektren
Inhalte
  1. Plektrum ist “Bäh”? Von wegen!
  2. Verschiedene Materialien sorgen für unterschiedliche Plektrum-Sounds
  3. Infos zum Testinstrument, Testablauf etc.
  4. Vergleichstest Bass-Plektren – Praxis-Teil
  5. Dunlop Tortex Triangle Players Pack, Dreieckform, Stärke: 1 mm (Sechs Stück für UVP 4,90 Euro)
  6. Harley Benton Triangle Pick Set, Dreieckform, Stärke: 1,2 mm (12 Stück für UVP 1,90 Euro)
  7. Maxpic No 5/351, Tropfenform, Stärke: 0,75 mm (1 Stück für UVP 1,20 Euro)
  8. Timber Tones Crystal Tones Gold Tiger Eye, Stärke: 4,5 mm (1 Stück für UVP 13,50 Euro)
  9. John Pearse Palisander Plektrum mit beidseitiger Griffmulde, Stärke: 2 mm (1 Stück für UVP 3,90 Euro)
  10. Dunlop Nylon Plectrum, Stärke: 0,73 mm (12 Stück für UVP 6,90)
  11. Timber Tones Bone Tones BO1 Buffalo Bone, Stärke: 2 mm (1 Stück für UVP 4,90 Euro)
  12. V-Picks Freakishly Large Rounded Pearly Gates, Stärke: 2,75 mm (1 Stück für UVP 6,90)
  13. Master Artisan US Kennedy Dollar Coin Pick, Stärke: ca. 2 mm (1 Stück für UVP 12,90)
  14. Dava Rock Control Delrin Picks, Stärke: variabel (6 Stück für UVP 6,90 Euro)
  15. Dunlop Felt Pick White, Stärke: 3,2 mm (12 Stück für UVP 19,10 Euro)
  16. V-Picks Shredder, Stärke: 2,75 mm (1 Stück für UVP 6,90 Euro)
  17. Fender 451 Shell Picks Medium Set, Stärke: 0.73 mm (12 Stück für UVP 5,90 Euro)
  18. Dunlop Tortex Standard 0,50, Stärke: 0,50 mm (12 Stück für UVP 6,50 Euro)
  19. Gesamtfazit Vergleichstest Bass-Plektren

Plektrum ist “Bäh”? Von wegen!

Obwohl wir in Deutschland mit Bassisten wie Hellmut Hattler, Wolfgang Schmid oder Peter Sonntag auch seit Jahrzehnten über herausragende Plektrumbassisten verfügen, galt das Plektrumspiel in gewissen Bassistenkreisen lange als “unfein”. Wer etwas auf sich hielt, der spielte gefälligst à la Jaco Pastorius mit den Fingern oder übte Slappen wie Mark King oder (später) Victor Wooten.

Plektrumbass, so waren sich damals die “Gelehrten” einig, war im Grunde etwas für grobmotorische Punk-Basser, denen es mehr um ihr Image als um das Instrument ging. Zum Glück sind diese Zeiten vorbei! Das Pickspiel steht heutzutage oftmals bei der jungen Generation als eigenständige Spieltechnik gleichberechtigt neben anderen, wie dem Pizzicato- und dem Slapspiel.

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Tatsächlich sind die “Zupflümmel” (diesen Begriff gibt es tatsächlich!) in bestimmten Stilistiken schlicht auch die beste Wahl. Wer dabei jetzt nur an Heavy Metal oder Punk denkt, der lasse sich eines Besseren belehren: Bereits der selige Bert Kaempfert-Bassist Ladi Geisler erfand Ende der 1950er-Jahre den legendären “Knackbass”-Sound mithilfe eines Plektrums. (Die Tatsache, dass Geisler Gitarrist war, wird hierbei hilfreich gewesen sein!)

Die besagten Bass-Heroes Hattler und Schmid traktierten ihre Instrumente schon in den 1970er-Jahren auf eine sehr virtuose Art in einem jazzy/funky Kontext. Der Aachener Peter Sonntag schippert als “roter Pirat” ebenfalls schon seit Jahren über die stürmischen Meere des Crossovers und verarbeitet eine Vielzahl unterschiedlichster musikalischer Genres. Carles Benavent aus Spanien spielte von 1980 bis 2001 gar Flamenco-Bass mit Plektrum in der Band von Paco de Lucia.

Der Brite Chris Squire (leider 2015 67jährig verstorben!) war jahrzehntelang als Bassist von YES bekannt für feinsten Progrock, wobei er mit dem Plek vor allem seinen Rickenbacker-Bass kunstvoll beackerte. Und sein Landsmann Colin Hodgkinson brilliert seit 1966 in Blues-, Jazz- und Rockformationen. Besonders bekannt ist der als “The Bomber” bekannte Hodgkinson aber für sein ausgefuchstes, gitarristisch-virtuoses Akkordspiel auf dem Bass – und eben mit dem Plektrum!

Hattler
Fotostrecke: 2 Bilder Hellmut Hattler (pic by Gerald Langer): „Ich habe mir die Modelle, die ich seit ewigen Zeiten spiele, von der Firma Heriba herstellen lassen. Die Gussform bestand bereits für Gitarren-Picks, meine sind aber etwas dicker und aus festerem, schwarzem Nylon hergestellt. Ursprünglich spielte ich die Fender „Heavy“-Picks, und als ich die dreieckigen Nylonteile von Meazzi entdeckte, gab es die Company bereits nicht mehr. Darum war ich froh, verlässlichen Nachschub von Heriba zu bekommen. Wobei es da übrigens inzwischen auch nur noch eine Nachlassgesellschaft gibt, die aber noch Restbestände am Lager hat und auch verkauft.“

Und dann – ja, dann trat ER vor einigen Jahren auch hierzulande ins Bewusstsein der tieftönenden Zunft: Bobby Vega! Genau genommen ist der in San Francisco geborene Tieftöner schon seit Jahrzehnten aktiv, und zu seinen Brötchengebern zählten Künstler und Bands wie Sly Stone oder Tower Of Power.

Aufgrund einiger glücklicher Umstände wird dem Bassisten seit einigen Jahren nun endlich auch weltweit die Aufmerksamkeit zuteil, die er schon lange verdient hat. Auf Youtube findet man haufenweise Sehenswertes von und mit Vega, und auf internationalen Bass Days und Workshops ist der sympathische Bassist ein gern gesehener Dozent.

Bobby Vega
Fotostrecke: 3 Bilder Hier seht ihr Bobby Vega beim Warwick Bass Camp 2014 (Bild zur Verfügung gestellt von basstheworld.com)

Verschiedene Materialien sorgen für unterschiedliche Plektrum-Sounds

Von “dem Plektrum” als solches zu sprechen, ist im Grunde genommen eine grobe Vereinfachung: Plektren gibt es in den unterschiedlichsten Stärken, Größen, Materialien, Härtegraden, Farben (sowieso) und, und, und… Dass sich unterschiedliche Beschaffenheiten irgendwie auch auf den Klang auswirken müssen, liegt eigentlich auf der Hand. Aber kann man diese Unterschiede tatsächlich hören? Klingt ein dünneres Plättchen auf dem Bass tatsächlich ganz anders als ein dickeres? Oder eines aus Holz anders als eines aus Nylon?

>>>In diesem Workshop bekommst du tolle Tipps zur Wiederbelebung alter Basssaiten”!<<<

Mit diesen Fragen im Kopf wurde bei uns in der Redaktion die Idee geboren, einmal einen großen Vergleichstest zu organisieren. Ausgang: ungewiss – uns trieben hierbei Wissensdurst und Experimentierfreude an! Im Handumdrehen bestellten wir einen ganzen Haufen verschiedener Picks “frei nach Schnauze” im Onlineshop eines großen Musikhauses und machten uns an die Arbeit.

Infos zum Testinstrument, Testablauf etc.

Nachfolgend stellen wir euch Picks aus verschiedenen Materialien in unterschiedlichen Härtegraden, Durchmessern und Formen vor, die wir in Sachen Handling und Klang kurz beschreiben möchten. In den Klangbeispielen könnt ihr euch selbst ein Bild vom Sound der Plektren machen. Als Testbass fungierte mein 1978er Fender Precision Bass mit Ahorngriffbrett.

Fender Precision
Fotostrecke: 3 Bilder Der Testbass: Lars Lehmanns Fender Precision Bass von 1978…

Nachdem ich meine ersten Klangbeispiele eingespielt hatte, bei denen ich pro Beispiel von Akkorden zu Single Notes mit einer sich dynamisch langsam verändernden Range von “pp” (pianissimo = sehr leise) nach “ff” (fortissimo = sehr laut) und wieder zurück gewandelt bin, bin ich im zweiten Anlauf dazu übergegangen, vollkommen andere Beispiele einzuspielen. Da wir hier zu weiten Teilen von minimalen klanglichen Unterschieden aufgrund von unterschiedlichen Obertonstrukturen (den sogenannten “Formanten”) sprechen, stellte sich heraus, dass sich verändernde Parameter im Anschlag die Unterschiede eher verschleierten, als dass sie sie hervortreten ließen.

>>>Sicher ist sicher: Diese sieben Dinge sollte ein Bassist immer dabeihaben!<<<

Die Soundbeispiele, die ihr im folgenden Teil des Tests hört, beinhalten daher nur durchgehende Achtel, die mit dem Plektrum relativ leise an immer derselben Stelle genau mittig zwischen der Brücke und dem Splitcoil-Pickup gespielt wurden. Die Strings wurden mit einem leicht angewinkelt gehaltenen Pick angeschlagen, damit immer auch ein wenig Kratzen (“Scratch”) am Anfang der Töne zu hören ist, wenn das Plektrum über die Roundwound-Basssaiten reibt.

Die Testkandidaten
Die Testkandidaten

Am Ende der Beispiele hört ihr außerdem noch einen zweimal kraftvoll angeschlagenen Powerchord (nicht erschrecken bitte!), bei dem ihr Lautstärkeunterschiede heraushören könnt, die z.B. durch verschiedene Plektrumstärken hervorgerufen werden.

Für den Test habe ich einen sehr sauberen und unverfälschten Sound gewählt. Das Basssignal wurde daher nicht angezerrt oder komprimiert – auch Normalizing und nachträgliches EQing fand nicht statt, damit ihr die subtilen Lautstärkeunterschiede der einzelnen Pleks gut hören könnt. Da viele der Unterschiede nicht wirklich groß sind, empfehle ich unbedingt, Kopfhörer zu benutzen.

Ein bisschen Zeit muss man den Picks und dem Bass schon geben, damit sie sich aneinander gewöhnen können!
Ein bisschen Zeit muss man den Picks und dem Bass schon geben, damit sie sich aneinander gewöhnen können!

Noch etwas: Natürlich ist es vollkommen unmöglich, alle auf dem Markt erhältlichen Plektren vorzustellen! Nehmt es uns deshalb bitte nicht übel, wenn ihr in diesem Test bestimmte Plättchen vermisst. Teilt uns und anderen bonedo-Besuchern gerne in den Kommentaren eure Erfahrungen mit unterschiedlichen Picks mit. Vielleicht habt ihr ja für den einen oder anderen bonedo-Besucher den ultimativen Plektrum-Tipp parat – nur her damit!

So, nun aber viel Spaß beim Abtauchen in unseren großen Vergleichstest!

Vergleichstest Bass-Plektren – Praxis-Teil

Dunlop Tortex Triangle Players Pack, Dreieckform, Stärke: 1 mm (Sechs Stück für UVP 4,90 Euro)

Beschreibung: Ein ziemlich hart und massiv wirkendes Plek mit markanter Dreiecksform – die Bezeichnung “heavy” passt also vortrefflich. Aufgrund seiner Größe liegt das Pick gut in der Hand, die Oberfläche ist glatt, wurde aber nicht poliert.

Sound: Durch die relativ spitzen Enden besitzt das Pick schöne Obertöne und sorgt für einen durchsetzungsstarken runden Sound mit viel Attack. Auffällig finde ich noch den gesunden Bassanteil. Aufgrund seiner Dicke von 1 mm klingt es beim Dynamiksprung des Powerchords knallig und laut.

(Produktseite auf thomann.de)

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Audio: Dunlop Tortex, Triangle, Stärke: 1mm

Harley Benton Triangle Pick Set, Dreieckform, Stärke: 1,2 mm (12 Stück für UVP 1,90 Euro)

Beschreibung: Ein sehr hartes Celluloid-Plektrum, was in einem 12er-Set zu einem ziemlich unschlagbaren Preis daherkommt. Die Enden sind vergleichsweise spitz zugeschnitten. Wahrscheinlich weil die Größe des Triangles etwas reduziert wurde, fiel mir die stattliche Dicke von immerhin 1,2 mm erstaunlicherweise kaum auf. Die Oberfläche des Picks ist glatt.

Sound: Noch etwas deutlichere Obertöne aufgrund der spitzen Dreiecksform, ansonsten klanglich dem Dunlop sehr ähnlich. Aufgrund der Dicke pariert das Harley Benton den Dynamiksprung am Schluss mit Lässigkeit.

(Produktseite auf thomann.de)

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Audio: Harley Benton, Triangle, Stärke:1,2mm

Maxpic No 5/351, Tropfenform, Stärke: 0,75 mm (1 Stück für UVP 1,20 Euro)

Beschreibung: Recht filigranes tropfenförmiges Celluloid-Plek, was aber in Sachen Handling deutlich zu punkten weiß: Die gummierte Grifffläche sorgt nämlich für einen tollen “Grip” und kann auch schweißigen Händen Halt bieten. Durch die recht geringe Stärke von 0,75 mm bemerkt man beim Spielen, wie sich der Kunststoff bei härteren Anschlägen spürbar zwischen den Finger verbiegt.

Sound: Klanglich konnte ich keinen Unterschied z.B. zum Harley Benton ausmachen: Ein schöner ausgewogener Sound mit gesunden Obertönen.

(Produktseite auf thomann.de)

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Audio: Maxpic No 5/351, Tropfenform, Stärke: 0,75 mm

Timber Tones Crystal Tones Gold Tiger Eye, Stärke: 4,5 mm (1 Stück für UVP 13,50 Euro)

Beschreibung: Ein Plektrum aus einem Edelstein (Gold Tiger Eye) für 13,50 Euro ist schon eine Ansage. Mit einer Dicke von 4,5 mm hat man richtig was in der Hand – dieses Handling ist sicherlich nichts für jeden! Damit die Spitze dieses Edel-Picks besser hält, hat man ihr einen leicht erhöhten Radius verpasst. Das Plek ist handgefertigt und wurde hochglanzpoliert, was eine sehr glatte Oberfläche zur Folge hat. Vorsicht also bei schweißnassen Händen auf der Bühne!

Sound: Was klingt härter als Kunststoff gegen Metall? Klar: Stein gegen Metall! In Sachen Lautstärke liegt dieses Pick weit vorne und überträgt die Anschlagskraft des Powerchords am Ende des Soundfiles geradezu brutal. Durch die sehr runde dicke Spitze hört man den Plektrum-“Scratch” der einzelnen Töne gerade am Anfang sehr deutlich, da das Pick einen langen Weg zurücklegen muss, ehe es die Saite passiert hat und diese frei schwingen lässt.

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Audio: Timber Tones Crystal Tones Gold Tiger Eye, Stärke: 4,5 mm

John Pearse Palisander Plektrum mit beidseitiger Griffmulde, Stärke: 2 mm (1 Stück für UVP 3,90 Euro)

Beschreibung: Auch nicht so ganz günstig, dieses Holz-Plektrum. Haptisch liegt das tropfenförmige John Pearse aufgrund seiner beidseitigen Griffmulden jedoch ziemlich weit vorne. Ich habe allerdings Bedenken, wie lange es den harten Basssaiten wird Paroli bieten können, denn im Kampf “Holz gegen Metall” dürfte das Metall sicherlich bald triumphieren.

Sound: Erstaunlich, dieses hölzerne Plättchen klingt tatsächlich sehr natürlich und warm! Hohe Ausgewogenheit geht einher mit einem Attack, der zwar “Scratch” hervorruft, welcher aber deutlich weniger scharf als z.B. der der Kunststoff-Picks klingt. Dieses Plek könnte ich mir daher sehr gut in einem jazzigen Kontext vorstellen.

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Audio: John Pearse Palisander Plektrum mit beidseitiger Griffmulde, Stärke: 2 mm

Dunlop Nylon Plectrum, Stärke: 0,73 mm (12 Stück für UVP 6,90)

Beschreibung: Ein tropfenförmiges Nylon-Pick, das aufgrund seiner geriffelten Oberfläche gut in der Hand liegt und zudem sehr günstig ist. Das Nylon und die recht geringe Dicke machen das Plättchen sehr biegsam.

Sound: Dem Sound der ersten drei Picks sehr ähnlich, wobei – und das ist das wirklich Erstaunliche hierbei – die Obertöne minimal weniger stark ausgeprägt sind als beim Harley Benton oder dem Maxpic. Am ehesten klingt das Dunlop tatsächlich – nach Dunlop, und das trotz der unterschiedlichen Stärke. Schöne Wärme im Sound!

(Produktseite auf thomann.de)

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Audio: Dunlop Nylon Plectrum, Stärke: 0,73 mm

Timber Tones Bone Tones BO1 Buffalo Bone, Stärke: 2 mm (1 Stück für UVP 4,90 Euro)

Beschreibung: Diese Picks werden aus Büffelknochen oder -horn hergestellt, wofür man schon auch etwas tiefer in die Tasche greifen muss. Obwohl die Oberfläche ziemlich glatt ist, liegt das Plättchen mit klassischer Jazz-Form sehr angenehm in der Hand. Klanglich hat sich der Hersteller die Nachformung des originalen Schlidpatt-Sounds (Plektren aus Schildkrötenpanzer sind natürlich aus Artenschutzgründen nicht mehr erhältlich, waren aber in früheren Jahrzehnten ungemein beliebt!) auf die Fahnen geschrieben.

Sound: Aufgrund seiner relativ scharfen Spitze ist das Timber-Pick unser “Scratchkönig”. Der Anschlag ist also sehr deutlich zu hören. Wer z.B. in einer Metalband spielt, wird diesen Sound lieben! Da das Plek natürlich nicht biegsam ist, setzt es den Dynamiksprung am Ende des Klangbeispiels mit Leichtigkeit um. Dem Timber Tones-Steinplektrum nicht unähnlich, aber noch “schärfer”, da die Konturen weitaus weniger abgerundet sind.

(Produktseite auf thomann.de)

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Audio: Timber Tones Bone Tones BO1 Buffalo Bone, Stärke: 2 mm

V-Picks Freakishly Large Rounded Pearly Gates, Stärke: 2,75 mm (1 Stück für UVP 6,90)

Beschreibung: Very freakishly large indeed! Das Perlmutt-ähnliche Plexi-Material weist die stattliche Dicke von 2,75 mm auf, was sich natürlich beim Spiel unweigerlich bemerkbar macht – man fühlt einfach, dass man ein richtig dickes Stück Kunststoff in der Hand hält. An dieses Handling muss man sich erst einmal gewöhnen. Die Enden der Dreiecksform wurden stark abgerundet.

Sound: Das Attack des V-Pick ist gut hörbar, allerdings nicht so scharf klingend wie z.B. der des Knochen-Plektrums. Ich persönlich vermisse die schöne Wärme der wesentlich dünneren Kunststoff-Plektren.

(Produktseite auf thomann.de)

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Audio: V-Picks Freakishly Large Rounded Pearly Gates, Stärke: 2,75 mm

Master Artisan US Kennedy Dollar Coin Pick, Stärke: ca. 2 mm (1 Stück für UVP 12,90)

Beschreibung: Leute mit Nickel-Allergie können gleich zum nächsten Beispiel springen, denn dies sind Plektren, die aus originalen amerikanischen 50-Cent-Münzen hergestellt werden. Bezüglich der handwerklichen Verarbeitung kann man überhaut nicht meckern: die Tropfenform des Picks ist makellos und die Spitze wurde sehr gleichmäßig abgerundet. Neben dem nicht geringen Coolness-Faktor liegt das Pick aufgrund der geprägten Oberflächen wunderbar griffig in der Hand. Auch in Sachen Langlebigkeit wird man sicher kaum etwas Besseres finden. Ich persönlich mache mir allerdings um meine Basssaiten Sorgen, denn schon nach kurzer Zeit sind deutliche Spielspuren auf den Saitenwicklungen zu erkennen. Und: An einen derart schlechten Wechselkurs von US-Dollar zu Euro kann ich mich angesichts des Preises von 12,90 nicht erinnern. Trotzdem: irgendwie kultig!

Sound: Da die Spitze des einstigen Zahlungsmittels sehr gewissenhaft rund geschliffen wurde, besitzt das Master Artisan gar nicht so viel “Scratch” am Anfang des Tons, wie man vermuten würde. Hier liegen Stein und Knochen im Vergleich durchaus vorne. Dennoch sehe ich auch meine anfänglichen Vorurteile bestätigt, denn leider fehlt mir persönlich auch hier die Wärme der Kunststoff-Picks. Aber entscheidet selbst!

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Audio: Master Artisan US Kennedy Dollar Coin Pick, Stärke: ca. 2 mm

Dava Rock Control Delrin Picks, Stärke: variabel (6 Stück für UVP 6,90 Euro)

Beschreibung: Achtung, Multi Gauge! Bei diesen jazzförmigen Picks aus dem sehr widerstandsfähigen Kunststoff Delrin kann man die Plektrumhärte während des Spielens steuern. Greift man die Spitze, erhält man eine harte Stärke, lässt man den flexiblen Mittelteil frei, bekommt man ein weicheres Plek. Keine schlechte Idee, die auch tatsächlich funktioniert. Zudem besitzen die Davas tollen Grip aufgrund ihrer Riffelung!

Sound: Das Dava präsentiert sich mit einem sehr schönen ausgewogenen Sound mit gesundem Höhenanteil, der dem des Maxpic und dem Harley Benton sehr ähnlich ist. Im Test nicht zu hören: durch den flexiblen Mittelteil lässt sich der Sound in der Tat noch auf in unterschiedliche Richtungen lenken. Schönes Teilchen!

(Produktseite auf thomann.de)

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Audio: Dava Rock Control Delrin Picks, Stärke: variabel

Dunlop Felt Pick White, Stärke: 3,2 mm (12 Stück für UVP 19,10 Euro)

Beschreibung: Filz? Nicht gerade das Material, was einem für ein Plektrum in den Sinn kommt! Und doch ist es dem US-Hersteller Dunlop gelungen, diese weißen Plättchen in eine Tropfenform zu bringen und so zu verdichten, dass sie nicht beim ersten Ton auseinanderbröseln. Im Gegenteil, ich bin tatsächlich nicht wenig überrascht, wie gut die Haltbarkeit dieser Zupflümmel aus Übersee ist. Und griffig in der Hand liegen tun sie auch noch!

Sound: Ok, das ist natürlich eine ganz andere Welt als die aller anderen Plektren! Das typische Plektrum-Klicken zu Beginn der Töne fehlt fast komplett. Der Klang geht somit tatsächlich leicht in Richtung Pizzicato-Fingerspiel, was einem in der Praxis interessante neue Farben und Wege eröffnen könnte. In einer Rockband könnte ich mir die Filz-Picks allerdings nicht vorstellen, obwohl der Dynamiksprung am Ende zeigt, dass man mit ihnen durchaus auch kräftig zu Werke gehen kann.

(Produktseite auf thomann.de)

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Audio: Dunlop Felt Pick White, Stärke: 3,2 mm

V-Picks Shredder, Stärke: 2,75 mm (1 Stück für UVP 6,90 Euro)

Beschreibung: Was ist das denn? Ein japanischer Wurfstern? Ein chirurgisches Instrument für den Feinschliff am menschlichen Körper? Abgefahren aussehen tun sie ja, diese dreizackigen Shredder-Picks aus einem durchsichtigen, nicht näher bezeichneten Kunststoff. Und: die extrem spitzen Ecken erlauben es dem Spieler tatsächlich, minimale Bewegungen auszuführen, die so differenziert wie bei einem Chirurgen sind, der gerade am offenen Hirn operiert. Das Schnellspielen wird einem somit in der Tat erleichtert, wobei man aber dennoch extrem sauber spielen muss!

Sound: Ganz so spitz wie die Spitze dieses Plättchens ist der Sound nicht, im Gegenteil. Obwohl das Handling mit dem Shredder Spaß macht, finde ich es klanglich etwas eindimensional. Aufgrund der Mini-Spitze fehlt der typische “Scratch” fast vollständig. Da liegt sogar das Holz-Pick in dieser Disziplin noch vorn! Mir wäre dieser Ton irgendwie zu langweilig, aber vielleicht gibt es da draußen ja jemanden, der eben einen solchen super sauberen Sound sucht?

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Audio: V-Picks Shredder, Stärke: 2,75 mm

Fender 451 Shell Picks Medium Set, Stärke: 0.73 mm (12 Stück für UVP 5,90 Euro)

Beschreibung: Fenders klassisches Celluloid-Pick in Tropfenform, das von unzähligen Gitarristen und Bassisten auf der ganzen Welt gespielt wird. Die Oberfläche empfinde ich schon als ziemlich glatt, aber ansonsten haben wir hier ein gern gespieltes Gebrauchspick zu einem günstigen Kurs, mit dem man sicherlich nicht viel falsch machen kann.

Sound: Hier sind wir wieder eindeutig bei den schön warm und ausgewogen klingenden Kunststoff-Picks angekommen. Das Fender reiht sich nahtlos in die Reihe mit dem Harley Benton, dem Maxpic und den Dunlops ein.

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Audio: Fender 451 Shell Picks Medium Set, Stärke: 0.73 mm

Dunlop Tortex Standard 0,50, Stärke: 0,50 mm (12 Stück für UVP 6,50 Euro)

Beschreibung: Der mit Abstand dünnste Kandidat unseres Vergleichstests. Gefertigt aus Delrin in typischer Tropfenform, kann man aufgrund der Biegsamkeit zwar wieselflink über die Saiten gleiten, vermisst aber “Headroom”, wenn es mal wirklich laut werden soll. 0,50 mm sind meiner Meinung nach einfach nicht für den Bass geeignet, da diese Stärke keine Dynamikreserven erlaubt. Aber wer weiß: die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden …

Sound: Im wahrsten Sinne klingt es hier “dünner”, und spätestens beim Powerchord fehlt diesem Dunlop meines Erachtens nach schlicht die Masse, um die Kraft des Anschlags adäquat in Saitenschwingung umzusetzen. Not my cup of tea, aber der Versuch war dennoch interessant!

(Produktseite auf thomann.de)

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Audio: Dunlop Tortex Standard 0,50, Stärke: 0,50 mm

Soweit zu unseren Testkandidaten. Abschließend kann ich noch von einer interessanten Beobachtung berichten: Da ich in meinem heimischen Studio am liebsten aus Gewichtsgründen auf einem Akustikbass unterrichte und dieser stets griffbereit ist, habe ich einige der vorgestellten Picks bei Gelegenheit auch auf dem A-Bass ausprobiert.

Das Resultat war erstaunlich: Hier sind Unterschiede viel deutlicher hörbar, und auf einmal werden auch noch unterschiedliche Soundanteile zwischen Plektren hörbar, die auf dem E-Bass ziemlich ähnlich klangen. Insofern deckt sich diese Beobachtung mit der des Autorenkollegen Bassel el Hallak, der beim Plektrumtest im bonedo-Gitarrenresort Ähnliches berichtete:

“Für die Soundbeispiele habe ich eine Akustikgitarre (…) aufgenommen. Eine E-Gitarre kam nicht zum Einsatz, da bei ihr die zum Teil filigranen Unterschiede nicht klar zur Geltung kommen. Ein paar Soundfiles hatte ich mit E-Gitarre und Amp aufgenommen, aber die hörbaren Differenzen waren zu gering. Weil dieser Plektrum-Check nur nachvollziehbare Unterschiede aufzeigen soll und keine Glaubensveranstaltung ist, bleibe ich deshalb bei der Akustikgitarre.”

Gesamtfazit Vergleichstest Bass-Plektren

Die für mich wichtigste Beobachtung bei diesem Vergleichstest lautet: Ein gutes Plektrum muss nicht teuer sein! Oder anders ausgedrückt: Durch den Kauf eines teuren Designer-Picks wird der Sound nicht automatisch besser.

Den für meine Ohren besten Klang erzielte ich bei diesem Test mit den “schnöden” Kunststoff-Plektren in mittleren Stärken. Diese gibt es von zahllosen bekannten wie unbekannten Herstellern, zum Teil auch als Sets mit großen Stückzahlen und zu attraktiven Preisen. Da die klanglichen Unterschiede auf dem E-Bass hier eher marginaler Natur sind, kann man ruhig besten Gewissens auf günstige Massenware zurückgreifen!

Andere Materialien klingen tatsächlich auch anders und können daher im Einzelfall für bestimmte Einsatzgebiete sinnvoll werden. Wenn etwa in einer Heavy-Band ein besonders harter, metallischer Sound mit viel Plektrum-Kratzen gefragt ist, kann der Einsatz eines Picks z.B. aus Knochen oder Stein durchaus interessant werden.

Picks
Fotostrecke: 2 Bilder Ähnlich, aber nicht gleich: Viele der vorgestellten Picks …

Ansonsten ist man gut beraten, wenn man sich bei der Kaufentscheidung nicht nur von seinen Ohren, sondern auch vom Spielgefühl leiten lässt. Dass dieses natürlich absolut individuell ist, versteht sich: Ich kenne Spieler, die auf große Dreiecks-Plättchen schwören (hier gibt es natürlich außerdem auch den Vorteil, dass man das Pick durch die drei Spitzen im Grunde dreimal so lange benutzen kann!), andere lieben das Gefühl eines besonders kleinen Stücks. Einige benutzen lieber spitze Ecken, andere mögen die Spitzen lieber etwas abgerundet.

Meine Empfehlung lautet deshalb: Experimentiert über längere Zeit mit verschiedenen Produkten! Kauft einzelne Picks oder Sets mit kleinen Stückzahlen, bis ihr euren Favoriten gefunden habt. Oder leiht euch im Proberaum in Spielpausen immer “mal eben” ein Pick eures Gitarristen aus und probiert es auf dem Bass aus. Auf diese Weise dürfte jeder mittelfristig seinen Lieblings-Zupflümmel finden!

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Profilbild von Ted

Ted sagt:

#1 - 04.07.2015 um 13:50 Uhr

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Sehr hilfreicher Bericht!Dennoch:
"Ein Plektrum aus einem Edelstein (Gold Tiger Eye)"
Ein Tigerauge ist kein Edelstein sondern ein Quarz, also nichteinmal ein Halbedelstein.Ich spiele übrigens hauptsächlich Dunlop Gator Grip 2.0 mm. Für Gothic-Rock IMO eines der besten Picks - dunkel und warm. Wem 2 mm zu dick sind, empfehle ich für diese oder ähnliche Musikrichtungen das Planet Waves Duralin X-Heavy 1.5 mm, klingt fast genauso wie das 2 mm Dunlop.Gruß
Ted

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lars.bonedo sagt:

#2 - 04.07.2015 um 15:27 Uhr

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Hi Ted!Danke für den Hinweis - jetzt hast du mich vollends überzeugt, dass ich rein gar nicht zum Geologen tauge! :-(((Deine Pick-Tipps werde ich beizeiten mal checken, klingt interessant!Viele Grüße, Lars

Profilbild von Ted

Ted sagt:

#3 - 08.07.2015 um 18:58 Uhr

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Hi Lars,da das Harley Benton Triangle 1.20 bei Dir ja ziemlich gut abgeschnitten hat und mir der Sound der Fender-Zelluloids auch recht gut gefallen hat, habe ich mir gleich einen Satz HB Triangle zugelegt, allerdings in 1,5 mm. Der Sound gefällt mir und kommt vom Charakter recht nah an das Dunlop Gator Grip 2.0 mm ran. Dennoch hat das Dunlop meiner Meinung nach doch noch etwas mehr "Beef".Gruß
Ted

Profilbild von lars.bonedo

lars.bonedo sagt:

#4 - 08.07.2015 um 22:08 Uhr

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Hi Ted!Freut mich, dass dir der Test weitergeholfen hat. Danke für den Gators-Tipp, die muss ich auch mal checken.Viele Grüße, Lars

Profilbild von Nico Lo

Nico Lo sagt:

#5 - 11.05.2019 um 22:22 Uhr

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Hallo,wer interesse an hochwertigen Horn Picks hat kann sich mal die Plektren von THOHR anschauen. Gibt es jetzt auch auf Amazon.Grüße
Nico

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