Arturia 3 Compressors You’ll Actually Use Test

Nach den „3 Amps und 3 Filters You’ll Actually Use“ kommt was? Richtig, „3 Compressors You’ll Actually Use“! Der französische Hersteller Arturia gilt als Synonym für detailverliebte Synthesizer-Emulationen in Plugin-Form. Mittlerweile haben es die Entwickler aber ebenso auf die virtuelle Reproduktion analoger Effekte und Amps abgesehen. Diesmal haben sie drei Kompressoren-Klassiker ins Visier genommen.


FET-76, TUBE-STA und VCA-65 heißen die drei Plugin-Pendants des Urei 1176, dbx 165A und Gates Sta-Level. Braucht die Welt drei weitere, virtuelle Reproduktionen alter Kompressor-Klassiker? Die französischen Entwickler sind bekannt dafür, ihre Emulationen mit zeitgemäßen Erweiterungen auszustatten. Die drei Kompressoren kommen mit Sidechain, Mid-Side-Processing, Parallel Compression und mehr. Zeit für einen Test!

Details

FET-76

Mit dem FET-76 bildet Arturia einen der beliebtesten Kompressoren/Limiter nach, den UREI 1176. Das analoge 50er-Jahre-Vorbild ist einkanalig, arbeitet mit einem Feldeffekt-Transistor (FET) und kommt  ohne einen einstellbaren Threshold aus, was die Bedienung vergleichsweise einfach gestaltet. Beim 1176 ist der Threshold – anders als bei „herkömmlichen“ Kompressoren – nämlich fix. Vielmehr wird mit dem Inputregler der Pegel vor dem Threshold und somit die Kompression bestimmt. Der Pegelverlust, der durch die Komprimierung entsteht, lässt sich mit dem Outputregler wieder aufholen. Die Komprimierungsraten (Ratios) sind ebenfalls fix und wahlweise in 4, 8, 12 und 20 auswählbar.

Arturias Nachbildung des UREI 1176: der FET-76 Compressor-Plugins

TUBE-STA

Der TUBE-STA ist Arturias Reproduktion des Gates Sta-Level, ein VARI-MU-Röhrenkompressor, der in den 50er-, 60er-Jahren zunächst bei Radiosendern genutzt wurde, um die Dynamik des Signals vor der Übertragung zu begrenzen. Auch dieser Kompressor kombiniert simple Bedienung mit klangfärbendem Charakter.

TUBE-STA ist Arturias Emulation des 50er-Jahre-Röhrenkompressors Gates Sta-Level.

VCA-65

Dritter im Bunde ist die Emulation des VCA-basierten dbx 165A Over Easy Compressor, der Ende der 70er-Jahre das Licht der Welt erblickte. Das analoge Vorbild gehörte zu den ersten Kompressoren, die anstelle einer Röhre oder Transistoren auf einen VCA, also einen spannungsgesteuerten Verstärker, setzten. Das Resultat sind relativ präzise und transparente Ergebnisse.
Hinzu kommt die Tatsache, dass der 165A RMS anstatt der Peaks bei der Analyse berücksichtigt. Dadurch haben schnelle Transienten keinen Einfluss auf die Gesamtlautstärke, was letztendlich für eine homogene, ruhigere Kompression sorgt. Der 165A gilt als einer der schnellsten Kompressoren seiner Zeit und wird daher gerne zur Dynamikbearbeitung von Drums, Percussions und Bässen verwendet – immer dann, wenn die Komprimierung mal wieder schnell zugreifen soll. 
Der Begriff „Over Easy“ ist heute in vielen Kompressoren als „Soft Knee“ bekannt. Das bedeutet, dass der Kompressor einen weichen Übergang von unkomprimiertem und komprimiertem Signal besitzt. Der 165A gilt als einer der Vorreiter von Kompressoren mit Soft Knee. Arturias VCA-65 besitzt die gleichen Parameter wie der 165A: Threshold, Compression (Ratio), Attack, Release, Auto-Attack/Release, Limiter und Output Gain. Beim Arturia-Plugin kommt noch der Mix-Regler für die parallele Kompression hinzu.

Die Arturia-Emulation des dbx 165A: VCA-65

Sidechain und Parallel Compression in allen drei Emulationen

Auch bei den drei Kompressoren hat Arturia nicht nur nachgebildet, sondern ebenfalls Features eingebaut, mit denen die Anwendungsmöglichkeiten erweitert werden. Alle drei Kompressoren sind auf der Hauptbedienoberfläche mit einem Dry/Comp-Regler ausgestattet, der es erlaubt, zwischen bearbeitetem und unbearbeitetem Klang zu mischen – New York Compression leicht gemacht.

Alle drei Kompressoren-Nachbildungen verfügen über einen Dry/Comp-Regler mit einer leicht einstellbaren Parallel Compression sowie einer ausklappbaren Advanced-Side-Chain-Control-Sektion.

Jeder Kompressor verfügt über eine zusätzliche Sektion namens „Advanced Side-Chain-Control“, die sich bei Bedarf einblenden lässt. Was sich damit anstellen lässt? Ganz einfach: Normalerweise ist das am Input anliegende Signal gleichzeitig auch das Steuersignal. Mit dem Sidechain-Input kann stattdessen ein anderes Signal genutzt werden, um den Kompressor zu steuern. Möchte man beispielsweise eine Bassline immer dann herunterregeln, wenn eine Bassdrum klingt, lässt sich dies via Sidechain automatisieren – auch bekannt als „Ducking-Effekt“. Hinzu kommt ein Detection Mode, mit dem sich bei einem Stereokanal definieren lässt, welcher Teil des Signals (L/R oder M/S) berücksichtigt wird. Ein zusätzlicher Time-Warp-Regler dient als Lookahead. Das Sidechain-Signal kommt mit einem zusätzlichen EQ, der mit High Pass, Low Pass und Mittenband ausgestattet ist. Zu guter Letzt lässt sich mit der Compression Range die Verstärkungsreduktion als Gain Reduction Limiter einsetzen. Schauen wir uns im Praxisteil an, wie sich diese Features nutzen lassen, um den Mix zu verbessern.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.