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Daking FET III Stereo Compressor/Limiter Test

Praxis

Eine Zierde für jedes Rack ist der Daking, keine Frage. Wertig und edel, aber dennoch “technisch” und unaufdringlich. Meiner Meinung nach ist das ein richtiger Schritt, denn die früheren Produkte mit dem “gd”-Zeichen waren zumindest optisch so aufregend, wie eine “Wetten-Dass??”-Sendung mit Thomas Gottschalk im Jahre 2027. Aber einen Daking wird selbst bei grün-gelb karierter Frontplatte niemand aus optischen Gründen kaufen, sondern wegen des Sounds. Einen etwas unwichtigeren Punkt möchte ich dennoch kurz abhandeln: Die Bedienbarkeit des grünen Verdichters ist erfreulich, alles macht einen hochwertigen Eindruck und ist gut verarbeitet.

Dass sich die VUs bei der Anzeige der Gain-Reduction nicht ganz genau auf null stellen, ist eher ein Schönheitsfehler und sicherlich schnell zu kalibrieren. Die Drehknöpfe sind griffig und spielarm, verdecken durch ihre Bauhöhe jedoch bei Rackeinbau in geringer Höhe gerne einmal die Beschriftung darunter. Also muss man in diesem Falle vor dem Daking in die Knie gehen. Ob diese Position auch meine Meinung zum FET III widerspiegelt?

Die Hockposition ist zwar den Kniegelenken nicht sonderlich zuträglich, aber dem grünen Regelverstärker zu huldigen ist aus klanglicher Sicht durchaus angebracht. Einen Grund gibt aber trotzdem, wieder aufzustehen und sich in den Sweet Spot der Abhöre zu setzen, um die Stereobühne voll genießen zu können. Schließlich weist der Daking beim Steuern der Gain-Reduction beider Kanäle eine Besonderheit auf. Um zu überprüfen, was der Grünling mit Audiosignalen veranstalten kann, habe ich in gewohnter Manier in Logic kleine Midi-Events kreiert und daraus einen kurzen Song zusammengestöpselt. Bevor ich diesen in seiner Gesamtheit auf die Reise durch den Daking schicke, werfe ich seine Einzelteile hinein. Die Ergebnisse könnt ihr mit mir zusammen im Player akustisch begutachten.

Audio Samples
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Bass Bass (Bypass) Orgel und Pad Orgel und Pad (Bypass) Drums 1 Drums 2 Drums, HP im SC Drums, max. Crush Drums (Bypass)

Die Kompression des Basses erfolgt bei moderaten Einstellungen sanft, sauber und technisch, erst der Blick auf den RMS-Wert des Meters zeigt den Gewinn. Auch die Verdichtung der Synth-Signale mit Orgel, Pad und Arpeggien macht diesen Bus mix-ready. Die Gefahr, unerwünschte Bewegungen zu erhalten, ist relativ gering, da die Kompression auch bei kürzeren Zeiten immer recht sanft einsetzt und zurückgenommen wird. Schade finde ich allerdings, dass sich diese Soft-Knee-Charakteristik nicht umschalten lässt. Vor allem bei Drums möchte ich gerne die Option haben, es etwas mehr knallen lassen zu können. Bei extremen Einstellungen kommt der eher schüchterne Klangcharakter hinter dem Vorhang hervor und zeigt das Potenzial, das im Gerät steckt. Schade ist dennoch, dass schnell Schluss ist: Könnte man den Threshold noch tiefer ansetzen, wäre der FET ein Traum für die Bearbeitung von Drums. Leider muss ich zum Erreichen eines platt gedrückten, etwas übertrieben komprimierten Sounds dann doch das Gerät wechseln. Die Möglichkeit, mit etwas mehr Rotz zu arbeiten, mag manchmal gewünscht sein, allerdings ist man da bei Daking generell an der falschen Adresse – es sind immer eher “Gutmenschen“-Geräte.

Gerade bei Drums erweist sich die schaltbare Tiefensperre als Segen. Hier lassen sich vor allem die Kompressionsunterschiede zwischen Bassdrum und Snare penibel genau bestimmen. Im Summeneinsatz ist dies nahezu unverzichtbar. Hier zeigt sich im Vergleich zu einem ISA220-Pärchen auch der unterschiedliche Ansatz: Im Alleinbetrieb fällt sie kaum auf, aber der Vergleich zeigt die subtile “Veredelung” (um den hier übertreibenden Begriff “Färbung” zu vermeiden) des Signals. Auch bei stärkerer und konstanterer Gain-Reduction bleibt die Transparenz immer erhalten, da “schmiert” und “klebt” nichts. Im Gegensatz zu Drums ist das ja meist auch nicht erwünscht. Der offensichtlich schnurgerade Frequenzgang von Infra- bis weit in den Ultraschallbereich hinein trägt sicherlich einiges zur exorbitanten Klangqualität des Daking bei. Vor allem Transienten scheinen auch im Limiting-Betrieb recht unbeeindruckt durch den Grünen hindurchmarschieren zu können. Deswegen kann man es auch verschmerzen, dass der FET nicht über einen heute fast schon üblichen Dry/Wet-Regler verfügt, denn selbst beim Komprimieren von Stimmen mit heftiger Gain-Reduction verliert das Signal nicht an Lebendigkeit – sofern man gewissenhaft mit dem Attack-Regler umgeht.

Audio Samples
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Summe Summe (ISA220) Summe, Limiting Summe, Link-Sweep Summe (Bypass) Vocals

Das Phänomen, dass bei einseitigen Pegelspitzen in nicht gelinkten Stereokompressoren die Mischung kippt, sollte hinlänglich bekannt sein. Zur Verdeutlichung ist im Player ein File hinzugefügt, bei dem vor allem nach dem Zwischenteil die Rausch-Snare das Signal auf ihrer Seite in den Keller zieht. Wer genau zuhört, bemerkt auch vorher schon die gewisse Unruhe in der Stereobasis. Mit dem Link-Poti lässt sich das Verhältnis genau regeln, was vor allem in dem Sweep deutlich wird, der im jeweils zweiten Durchlauf des Themas von Link auf Dual-Mono und wieder zurück läuft. Praktisch! Auch bei manchen Drum-Bussen – zum Beispiel solchen mit hart gespannten Floortoms – kann das sinnvoll sein. Üblicherweise landen Toms nicht ganz außen im Stereobild, weil das vor allem im Kopfhörer sehr nerven kann, aber beim Metal-Drummer mit 43 Hänge- und 19 Standtoms hat man kaum eine andere Wahl.

Der Daking FET III positioniert sich als idealer Einzelsignal-, Gruppen- und sogar Summenkompressor, wenn hohe RMS-Gewinne bei nur sanfter, aber edler Signalveränderung gewünscht sind. Auch ohne die übliche Mastering-Ausstattung bin ich der Meinung, dass er dank Link-Blend und HPF im Detektorweg dieser Aufgabe gewachsen ist.

Daking_FETIII_7
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