Daking FET III Stereo Compressor/Limiter Test

Es gibt sie ja zuhauf, die Stereokompressoren in zwei Höheneinheiten, die oft den Anschein haben, als ginge es ihnen in erster Linie darum, Eindruck zu schinden. Geoff Daking allerdings hat sich bislang an diesem ganz speziellen Showbusiness nicht beteiligt. Stattdessen steckte der Entwickler und Hersteller aus Kalifornien seine Energien vor allem in – zumindest äußerlich – eher unauffällige Tontechnikgeräte, die in der Recordingwelt aber allesamt hohes Ansehen genießen. Was ihn nun dazu bewog, eines seiner Geräte durch eine farbige Gehäusefront zu einem optischen Exoten im Studiorack zu küren, ist nicht bekannt. Doch glücklicherweise entscheiden Tontechniker in der Regel nach Gehör, weshalb sich auch die Mikrofon-Vorverstärker, Kompressoren und die anderen “No-Frills”-Geräte aus Geoff Dakings Werkstätten einen hervorragenden Ruf erarbeiten konnten.

Eigentlich steht Grün in der Recordingwelt für eine von Altec begründete Tradition, die vor allem durch die Arbeit Ted Fletchers für Joemeek lebendig gehalten wurde. Aber auch ein anderes Ausstattungsmerkmal des FET III lässt aufhorchen: Der im Vergleich zum FET II zweikanalige Kompressor verfügt als einziges mir bekanntes Gerät dieser Art nicht nur über einen Schalter, der die Detektorwege beider Seiten miteinander verschaltet, sonder über ein Poti. Ob dies eine sinnvolle Erweiterung ist oder nur ein Marketing-Gimmick, mit dem ein „Alleinstellungsmerkmal” geschaffen werden soll? Das war nur einer der Punkte, die mir durch den Kopf gingen, als ich mit dem unscheinbaren Karton den deutschen Vertrieb “Masteringworks” in Köln verließ.

Details

Mit der standardisierten Breite von 19” und zwei Höheneinheiten ist der Stereokompressor in einem üblichen Rack-Gehäuse untergebracht. Daking beweist nicht nur Ideenreichtum, sondern kennt die Belange seiner Kunden offensichtlich nur zu gut: Plant man ein Gerät, gilt es unter anderem die Frage der Stromversorgung zu klären. Entscheidet man sich gegen die Plage der technisch zivilisierten Welt, die sich in externen Netzteilen manifestiert, hat man dafür oft mit Problemen zu kämpfen, die interne Netzteile mit sich bringen. Verständlich, dass das Magnetfeld eines Trafos auch bei hervorragendem Design die umliegenden Bauteile nicht immer unbeeindruckt lässt: Gift für eine hohe Audioqualität!

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Der FET III nutzt eine preiswerte Lösung, die zwar äußerst einfach ist, auf die man jedoch erst einmal kommen muss: Es gibt zwar ein externes Netzteil, doch kann dieses samt Anschlusskabel in einer Aussparung an der Rückseite angebracht werden. Selbst bei leicht schrägem Rackeinbau verhindert ein hochgebogenes Blech, dass die kleine viereckige Kiste sich wie lebensmüde in die Tiefen des Racks stürzt. Falls dennoch etwas brummen sollte, wird das Netzteil einfach weiter entfernt vom Gerät betrieben. Neben dem etwas versteckten Stromanschluss findet man auf der Rückseite noch XLR-Ein- und Ausgänge für beide Kanäle, einen Sidechain-Input gibt es jedoch nicht.

Auf der grünen Vorderseite grüßt eine aufgeräumte Front mit Bedienelementen, die keine Überraschung bieten. Neben Makeup Gain, Threshold von -10 bis +10, Attack und Release von Fast (250µs und 0,5s) bis Slow oder Auto und Ratio von 1,5:1 bis 20:1 befindet sich ein Regler namens “HPF” im Paket, der bis hinauf zu 200 Hz im Sidechain wirkt – ein willkommenes Feature bei vielen Bussen. Vor allem im Drum-Bus kann es nervig sein, wenn die Bassdrum zu viel “Gewicht” hat. Im Einzelfall kann dies dazu führen, dass sie alleine bestimmt, wann sich das Signal über dem Threshold befindet und somit die Kompression einsetzt (“Schuld” daran ist übrigens die Frequenzabhängigkeit unseres Gehörs).

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Linke und rechte Seite des Kompressors sind identisch aufgebaut, die mittig angeordneten Elemente müssten demnach allgemeiner Art sein – “Power On/Off” zum Beispiel. Ich muss jedoch leider feststellen, dass Daking in schlechter amerikanischer Manier auf einen Netzschalter verzichtet hat. Das ist nervig, externes Netzteil hin oder her. Verdutzt mag der ein oder andere sein, der den “Link”-Schalter sucht, um den Detektorweg der beiden Kanäle zu kombinieren: Es gibt ihn nicht. Stattdessen prangt in der Mitte ein Link-Regler, definitiv eine Besonderheit, denn üblicherweise hat der Nutzer nur die Möglichkeit, sich für oder gegen eine Verkoppelung der regelnden Signale beider Kanäle zu entscheiden. Beim FET III ist dieser Übergang fließend. Die großen VU-Meter lassen – so will man es in der Praxis – neben Gain Reduction auch die Information über Eingangs- und Ausgangspegel zu. 24 dB Headroom sprechen eine eigene Sprache, was sogar das Fehlen umschaltbarer Meter verständlich machen würde.

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Praxis

Eine Zierde für jedes Rack ist der Daking, keine Frage. Wertig und edel, aber dennoch “technisch” und unaufdringlich. Meiner Meinung nach ist das ein richtiger Schritt, denn die früheren Produkte mit dem “gd”-Zeichen waren zumindest optisch so aufregend, wie eine “Wetten-Dass??”-Sendung mit Thomas Gottschalk im Jahre 2027. Aber einen Daking wird selbst bei grün-gelb karierter Frontplatte niemand aus optischen Gründen kaufen, sondern wegen des Sounds. Einen etwas unwichtigeren Punkt möchte ich dennoch kurz abhandeln: Die Bedienbarkeit des grünen Verdichters ist erfreulich, alles macht einen hochwertigen Eindruck und ist gut verarbeitet.

Dass sich die VUs bei der Anzeige der Gain-Reduction nicht ganz genau auf null stellen, ist eher ein Schönheitsfehler und sicherlich schnell zu kalibrieren. Die Drehknöpfe sind griffig und spielarm, verdecken durch ihre Bauhöhe jedoch bei Rackeinbau in geringer Höhe gerne einmal die Beschriftung darunter. Also muss man in diesem Falle vor dem Daking in die Knie gehen. Ob diese Position auch meine Meinung zum FET III widerspiegelt?

Die Hockposition ist zwar den Kniegelenken nicht sonderlich zuträglich, aber dem grünen Regelverstärker zu huldigen ist aus klanglicher Sicht durchaus angebracht. Einen Grund gibt aber trotzdem, wieder aufzustehen und sich in den Sweet Spot der Abhöre zu setzen, um die Stereobühne voll genießen zu können. Schließlich weist der Daking beim Steuern der Gain-Reduction beider Kanäle eine Besonderheit auf. Um zu überprüfen, was der Grünling mit Audiosignalen veranstalten kann, habe ich in gewohnter Manier in Logic kleine Midi-Events kreiert und daraus einen kurzen Song zusammengestöpselt. Bevor ich diesen in seiner Gesamtheit auf die Reise durch den Daking schicke, werfe ich seine Einzelteile hinein. Die Ergebnisse könnt ihr mit mir zusammen im Player akustisch begutachten.

Audio Samples
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Bass Bass (Bypass) Orgel und Pad Orgel und Pad (Bypass) Drums 1 Drums 2 Drums, HP im SC Drums, max. Crush Drums (Bypass)

Die Kompression des Basses erfolgt bei moderaten Einstellungen sanft, sauber und technisch, erst der Blick auf den RMS-Wert des Meters zeigt den Gewinn. Auch die Verdichtung der Synth-Signale mit Orgel, Pad und Arpeggien macht diesen Bus mix-ready. Die Gefahr, unerwünschte Bewegungen zu erhalten, ist relativ gering, da die Kompression auch bei kürzeren Zeiten immer recht sanft einsetzt und zurückgenommen wird. Schade finde ich allerdings, dass sich diese Soft-Knee-Charakteristik nicht umschalten lässt. Vor allem bei Drums möchte ich gerne die Option haben, es etwas mehr knallen lassen zu können. Bei extremen Einstellungen kommt der eher schüchterne Klangcharakter hinter dem Vorhang hervor und zeigt das Potenzial, das im Gerät steckt. Schade ist dennoch, dass schnell Schluss ist: Könnte man den Threshold noch tiefer ansetzen, wäre der FET ein Traum für die Bearbeitung von Drums. Leider muss ich zum Erreichen eines platt gedrückten, etwas übertrieben komprimierten Sounds dann doch das Gerät wechseln. Die Möglichkeit, mit etwas mehr Rotz zu arbeiten, mag manchmal gewünscht sein, allerdings ist man da bei Daking generell an der falschen Adresse – es sind immer eher “Gutmenschen“-Geräte.

Gerade bei Drums erweist sich die schaltbare Tiefensperre als Segen. Hier lassen sich vor allem die Kompressionsunterschiede zwischen Bassdrum und Snare penibel genau bestimmen. Im Summeneinsatz ist dies nahezu unverzichtbar. Hier zeigt sich im Vergleich zu einem ISA220-Pärchen auch der unterschiedliche Ansatz: Im Alleinbetrieb fällt sie kaum auf, aber der Vergleich zeigt die subtile “Veredelung” (um den hier übertreibenden Begriff “Färbung” zu vermeiden) des Signals. Auch bei stärkerer und konstanterer Gain-Reduction bleibt die Transparenz immer erhalten, da “schmiert” und “klebt” nichts. Im Gegensatz zu Drums ist das ja meist auch nicht erwünscht. Der offensichtlich schnurgerade Frequenzgang von Infra- bis weit in den Ultraschallbereich hinein trägt sicherlich einiges zur exorbitanten Klangqualität des Daking bei. Vor allem Transienten scheinen auch im Limiting-Betrieb recht unbeeindruckt durch den Grünen hindurchmarschieren zu können. Deswegen kann man es auch verschmerzen, dass der FET nicht über einen heute fast schon üblichen Dry/Wet-Regler verfügt, denn selbst beim Komprimieren von Stimmen mit heftiger Gain-Reduction verliert das Signal nicht an Lebendigkeit – sofern man gewissenhaft mit dem Attack-Regler umgeht.

Audio Samples
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Summe Summe (ISA220) Summe, Limiting Summe, Link-Sweep Summe (Bypass) Vocals

Das Phänomen, dass bei einseitigen Pegelspitzen in nicht gelinkten Stereokompressoren die Mischung kippt, sollte hinlänglich bekannt sein. Zur Verdeutlichung ist im Player ein File hinzugefügt, bei dem vor allem nach dem Zwischenteil die Rausch-Snare das Signal auf ihrer Seite in den Keller zieht. Wer genau zuhört, bemerkt auch vorher schon die gewisse Unruhe in der Stereobasis. Mit dem Link-Poti lässt sich das Verhältnis genau regeln, was vor allem in dem Sweep deutlich wird, der im jeweils zweiten Durchlauf des Themas von Link auf Dual-Mono und wieder zurück läuft. Praktisch! Auch bei manchen Drum-Bussen – zum Beispiel solchen mit hart gespannten Floortoms – kann das sinnvoll sein. Üblicherweise landen Toms nicht ganz außen im Stereobild, weil das vor allem im Kopfhörer sehr nerven kann, aber beim Metal-Drummer mit 43 Hänge- und 19 Standtoms hat man kaum eine andere Wahl.

Der Daking FET III positioniert sich als idealer Einzelsignal-, Gruppen- und sogar Summenkompressor, wenn hohe RMS-Gewinne bei nur sanfter, aber edler Signalveränderung gewünscht sind. Auch ohne die übliche Mastering-Ausstattung bin ich der Meinung, dass er dank Link-Blend und HPF im Detektorweg dieser Aufgabe gewachsen ist.

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Mit dem Daking FET III hat es Geoff Daking gewagt, ein optisch etwas auffälligeres Gerät zu präsentieren, aber auch das würde jeden Blindtest bestehen. Es verrichtet seine Arbeit in absolut hoher Güte, ohne aufdringlich zu sein und dem Signal zu sehr seinen Stempel aufzudrücken. Ein hervorragender Kompressor, der sich wirklich überall in der Recording- und Mixing-Kette einsetzen lässt, vom To-Tape-Processing bis zum Mastering. Zwar fehlen einige Features wie Rasterung und stärkeres Matching, aber andererseits ist ein Link-Poti statt eines simplen Schalters eine einfache, aber wirklich angenehme Erweiterung. Der Preis von etwa zweitausend Euro ist angesichts der Ausstattung und der Verarbeitungs- und Audioqualität absolut gerechtfertigt und fair. Für volle fünf Punkte müsste der Daking FET III jedoch noch ein wenig flexibler sein und extremere Bearbeitung zulassen. Dennoch kann ich für dieses Gerät guten Gewissens einen Kauftipp aussprechen!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Klangqualität
  • Preis-Leistungsverhältnis
  • Stereo-Link als Regler ausgeführt
Contra
  • minimaler Threshold mit -10 dB recht hoch angesetzt
Artikelbild
Daking FET III Stereo Compressor/Limiter Test
Für 1.399,00€ bei
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TECHNISCHE DATEN
  • FET-Stereokompressor
  • trafosymmetrischer Ausgang
  • Eingangs- und Ausgangspegel: +24 dBu
  • Frequenzgang: +/- 1 dB bei 10 Hz und 56 kHz, – 3 dB bei 63 kHz
  • THD+N: 0,033% bei 1 kHz
  • Stereo-Link stufenlos regelbar
  • Threshold: -10 bis +10 dB
  • Attack Time: 250 µs bis 64 ms
  • Release Time: 500 ms bis Auto-Release
  • Ratios: 1,5:1, 2:1, 3:1, 5:1, 10:1 und 20:1
  • umschaltbare VU-Meter
  • Gehäuse: 19″, 2 HE mit externem Netzteil
  • Preis: 2023,- Euro UVP



Fotografien:
SSL-Regie im SAE Institute, Campus Köln

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