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Drawmer 1970 Test

Der Drawmer 1970 ist optisch wie klanglich angelehnt an den Röhrenkompressor Drawmer 1960 aus dem Jahr 1984. Der Funktionsumfang wurde jedoch an das Jahr 2020 angepasst und so wird der Preamp und Kompressor zum echten Multitool für kleinere und größere Studios.

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Auf der NAMM 2020 vorgestellt, ist der 1970 Drawmers neuester Zuwachs in der Produktpalette seit dem 1976. Das 2HE-Outboard-Gerät ist Stereo-Preamp mit anschließendem FET-Kompressor und so im Prinzip ein Stereo-/Dual-Mono-Channel-Strip ohne EQ-Sektion. Wie üblich für den nordenglischen Hersteller optisch schlichter Geräte, hat der Drawmer 1970 mehr auf dem Kasten, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

Details

Verarbeitung

Das massive Stahlgehäuse des 1970 ist im klassischen Drawmer-Stil gehalten. Gehäuse: schwarz, Knöpfe: schwarz, Frontplatte: schwarz, lediglich die gelben Zeiger an allen Reglern sind ein kleiner Farbklecks in einem Meer aus britischem Understatement. Alle Knöpfe fassen sich wertig an und haben einen angenehm festen Drehwiderstand. Mikrofon-Gain und Input-Source sind gerastert und die Threshold-Regler des Kompressors sind ein wenig größer ausgelegt. Alle 18 Druckschalter verfügen jeweils über eine eigene Status-LED, sodass immer auf den ersten Blick erkennbar ist, was gerade eingestellt ist. Das Bedienfeld des 1970 ist übersichtlich und nach dem Signalfluss sortiert.

Fotostrecke: 2 Bilder Die D.I.-Sektion des Drawmer 1970 bietet flexible Einstellmöglichkeiten…

Eingang

Den Anfang macht links die D.I.-Sektion für Instrumente. Neben dem Gain-Regler, mit dem sich bis zu 25 dB Verstärkung einstellen lassen sowie dem zusätzlichen 20 dB Boost-Schalter, gibt es hier eine rudimentäre Klangregelung. Der Bass-Regler arbeitet zwischen 50 Hz und 100 Hz während der Treble-Regler seinen Arbeitspunkt bei etwa 5 kHz hat. Vorbildlich ist, dass Drawmer dem EQ einen Bypass spendiert hat, sodass hier schnelle A/B-Vergleiche durchgeführt werden können. Schließlich gibt es noch einen Bright-Switch, der beherzt zur Sache geht. Er boostet zwischen 2 kHz und 8 kHz um 12 dB und soll so D.I.-Instrumente dem Klang eines Gitarrenverstärkers näherbringen. Die Input-Buchse für Instrumente ist ebenfalls auf der Vorderseite untergebracht und damit sehr gut zu erreichen. Die Mikrofon-Einstellungen sind reduziert gehalten. So gibt es einen Gain- und einen Source-Regler. Der Gain-Regler bietet Verstärkungen von bis zu 66 dB an und der Source-Regler lässt einen zwischen Line, Instrument oder Mikrofon wählen. Spannend ist aber, dass für dynamische Mikrofone auch eine Eingangsimpedanz gewählt werden kann. Das ist ein interessantes Tool für kreative Soundexperimente, denn Impedanz-“Mismatching” kann zu reizvollen Verzerrungen und Änderungen im Frequenzgang eines Mikrofons führen. Der Phasenumkehrschalter und der Trittschallfilter bei 70 Hz runden die Mikrofonsektion ab.

In der Mikrofonsektion kann die Eingangsimpedanz für dynamische Mikrofone gewählt werden.
In der Mikrofonsektion kann die Eingangsimpedanz für dynamische Mikrofone gewählt werden.

Kompressor

Der FET-Kompressor kommt mit den klassischen Einstellungsmöglichkeiten Threshold, Ratio, Attack und Release. Die Ratio ist zwischen 1:1 und 10:1 wählbar. Die Attack-Zeiten liegen zwischen 0,2 ms und 100 ms während die Release-Zeiten im Sekundenbereich zwischen 0,05 und 3,5 Sekunden angegeben sind. Außerdem lässt sich mit dem PGM-Schalter ein Auto-Release Modus aktivieren, der die Release-Zeit abhängig vom eingehenden Signal wählt. Interessant sind die Big- und Air-Schalter. Der Big-Modus ist besonders wichtig für moderne Musik mit starkem Bass-Anteil, denn er beschneidet den Bass des Steuersignals so, dass der Kompressor weniger stark auf Bass-Anteile im Signal reagiert, aber ohne das tatsächliche Ausgangssignal zu cutten. Dadurch können vor allem Bus-Signale mehr atmen und klingen “bigger”. Der Air-Modus ist ein subtiler High-Shelf-Boost mit dem Hintergedanken, hochfrequente Signalanteile, die eventuell bei starkem Kompressor-Einsatz verloren gegangen sind, wiederherzustellen. Die beiden Kompressoren können unabhängig von einander arbeiten, aber per Knopfdruck auch gelinkt werden, sodass die Einstellungen von Channel 1 auch Channel 2 steuern. So spart man sich das händische kopieren der Einstellungen und das Stereobild bleibt erhalten. Allerdings ist das unabhängige komprimieren der linken und rechten Signalanteile auch ein beliebter Kniff, um die Stereobreite eines Bus- oder Master-Signals zu erhöhen. Beides ist mit dem Drawmer 1970 möglich. Eine 8-Segment LED-Anzeige pro Kompressor zeigt schnell und präzise die aktuelle Gain-Reduction an.

Der Stereo/Dual-Mono Kompressor des Drawmer 1970 kommt mit den klassischen Bedienelementen daher.
Der Stereo/Dual-Mono Kompressor des Drawmer 1970 kommt mit den klassischen Bedienelementen daher.

Ausgang

Die Output-Sektion des Drawmer 1970 wird dominiert von den zwei hübschen VU-Metern, welche den Ausgangspegel des 1970 für beide Channel angeben. Darunter ist für jeden Channel die Ausgangsvertärkung von -10 dB bis +20 dB einstellbar. Per Mix-Regler lässt sich das Signal des Kompressors mit dem unkomprimierten Signal aus den Preamps mischen, sodass sich auch Parallel Kompression in einem Gerät durchführen lässt. Sehr schön. Die Output-Sektionen verfügen ebenfalls über einen Link-Schalter. Mit dem Bypass-Schalter lässt sich die Kompressor-Sektion komplett aus der Signal-Kette nehmen, sodass die reinen Preamp-Signale aufgenommen oder A/B-Vergleiche gemacht werden können.

Fotostrecke: 2 Bilder In der Output-Sektion des Drawmer 1970 können trockenes und komprimiertes Signal für Parallel-Kompression gemischt werden.

Zubehör

Im Lieferumfang des Drawmer 1970 gibt es nur das passende Netzkabel, sowie die Bedienungsanleitung, wobei man sagen muss, dass diese sehr hilfreich ist. Sie geht auf alle Details und Funktionen des Gerätes ein und gibt auch Tips und Kniffe für die Benutzung. Vorbildlich: Drawmer legt der Anleitung auch ein Recall-Sheet bei, auf dem schnell die letzten Einstellungen notiert werden können.

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Spankous sagt:

#1 - 14.03.2020 um 21:53 Uhr

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Das sieht mal endlich nach einem (relativ) erschwinglichen Gerät. Sehr schön

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