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RND Newton Test

Rupert Neve Designs Newton Channel Test: Das von Engineer-Legende Rupert Neve noch zu seinen Lebzeiten mitgegründete Unternehmen Rupert Neve Designs (RND) ist klar im High-End-Bereich angesiedelt. Mit dem Newton Channel dringt der Hersteller nun in ein etwas gemäßigteres Preissegment vor. Ein Schnäppchen ist der Kanalzug für knapp 2500 natürlich trotzdem nicht. Ob der Newton Channel sein Geld wert ist, klären wir im Review.

Rupert Neve Newton Channel Review

Quick Facts zum RND Newton Channel

  • Kanalzug mit Preamp, EQ und Kompressor
  • beliebte Silk-Funktion
  • modernes Schaltungsdesign ohne Eingangsübertrager

RND Newton Channel vs. Shelford Channel

Auf den ersten Blick wirkt der Newton Channel wie eine kleine Ausbaustufe des beliebten RND Shelford Channel. Die Ähnlichkeiten sind nicht nur optischer Natur, sondern betreffen auch den grundsätzlichen Aufbau: ein Preamp mit bis zu 72 dB Gain, ein Dreiband-EQ, ein Kompressor und die für RND bekannte Silk-Schaltung am Ausgangsübertrager. Klar, der Newton bietet weniger Bedienelemente als der Shelford, aber das kann im Sinne einer flüssigen Bedienung auch positiv sein.

Unter der Haube sind die Parallelen dagegen nicht mehr ganz so groß. Auch wenn die Specs des Newton hervorragend sind, muss sich der Preisunterschied von über 1800 Euro natürlich irgendwo rechtfertigen. Während der Shelford ganz im Zeichen von Rupert Neves ikonischen Schaltungen aus der Vintage-Ära steht, handelt es sich beim Newton um ein moderneres Design. So verzichtet der Newton unter anderem auf einen Eingangsübertrager, wie er zum Beispiel bei Clones des klassischen 1073 eine prägende Rolle spielt. Dieser Punkt kann durchaus stellvertretend für das Gesamtkonzept stehen. Ähnlich wie bei der Portico-Reihe geht es dem Hersteller hier offenbar mehr darum, hochwertiges und zeitgemäßes Studio-Equipment anzubieten, als alte Schaltungen neu aufleben zu lassen.

Von außen ähnelt der Newton Channel dem teureren Shelford Channel. Von innen aber nicht wirklich.
Von außen ähnelt der Newton Channel dem teureren Shelford Channel. Von innen aber nicht wirklich.

Preamp ohne Line-In und DI 

Der Preamp des Newton Channel bietet bis zu 72 dB Gain – das sollte für alle denkbaren Einsatzgebiete ausreichen. Die ersten 66 dB werden über einen gerasterten Gain-Schalter geregelt, worauf das zusätzliche Trim-Poti eine Feinjustierung im Bereich von +/- 6 dB erlaubt. Ebenfalls Teil der Preamp-Sektion ist ein Highpass-Filter (12 dB/Oktave) mit variablem Cutoff zwischen 20 Hz und 250 Hz. In Hinblick auf die Bedienung des Preamps entsprechen sich Newton und Shelford damit vollständig.

Die Front des RND Newton Channel: Preamp, EQ, Kompressor und Silk-Funktion.
Die Front des RND Newton Channel: Preamp, EQ, Kompressor und Silk-Funktion.
Inputs Outputs
Alle Ein- und Ausgänge des Newton Channel befinden sich auf der Rückseite.

Der Newton Channel beschränkt sich allerdings auf einen reinen Mikrofoneingang. Einen hochohmigen DI-Input für Gitarren oder Bässe oder einen echten Line-In, der den Preamp umgehen würde, gibt es nicht. Der Mic-In ist zwar als XLR/Klinke-Kombibuchse umgesetzt, diese hat aber – anders bei als vielen aktuellen Audiointerfaces – eine reine Adapterfunktion. Wenn man den Kanalzug als Outboard-Effekt beim Mixing nutzen möchte, dann soll man laut Handbuch den Vorverstärker auf 0 dB stellen. Für ein Gerät aus dieser Preisklasse, das ganz klar auch zum Line-Betrieb ausgelegt ist, wirkt das etwas kurios. Ich hätte einen separaten Line-In erwartet. Aber gut, damit kann man sich natürlich arrangieren.

Combo
Die XLR/TRS-Kombibuchse des Newton Channel bietet keine separaten Eingänge für Mikros und Line-Quellen, sondern hat eine reine Adapterfunktion. Phantomspeisung liegt bei Aktivierung auch auf dem TRS-Zweig an.

Sehr ungewöhnlich ist allerdings, dass es bei diesem Aufbau möglich ist, versehentlich Phantomspeisung auf eine angeschlossene Line-Quelle zu legen – zum Beispiel auf die Ausgänge eines Audiointerfaces. Bei aktuellem Audio-Equipment, das zum Line-Betrieb vorgesehen ist, ist diese Möglichkeit bei korrekter Verkabelung in der Regel ausgeschlossen. Auch wenn deshalb nicht zwangsläufig Schäden entstehen müssen, kann ich mich über diesen Punkt nur wundern. In dieser Hinsicht entspricht der Kanalzug so gar nicht seiner Preisklasse. Wer den Newton ausschließlich zum Aufnehmen von Mikrofonsignalen nutzen möchte, der muss sich daran natürlich nicht stören.

Moderner Dreiband-EQ

Sowohl der Dreiband-EQ als auch der Kompressor im Newton Channel basieren auf moderneren Schaltungen als beim Shelford Channel. Beim EQ handelt es sich also nicht um den Inductor EQ des Shelford Channel, der auch als separates 500er-Modul erhältlich ist. Außerdem sind die Komponenten weniger umfangreich parametrisiert.

Entspannter VCA-Kompressor

Während der Shelford Channel einen Diodenbrücken-Kompressor in Anlehnung an den klassischen 2254 an Bord hat, kommt der Newton Channel mit einem einfacheren VCA-Kompressor. Die Attack-Zeit liegt fest bei 20 ms und ist damit noch deutlich langsamer als bei einem Opto-Kompressor wie den LA-2A. Es geht hier also eindeutig mehr um eine allgemeine Verdichtung des Signals als um die Kontrolle von Transienten. Die Release-Zeit ist variabel und liegt im Bereich von 50-500 ms. Die Ratio ist wiederum fest bei 2:1 mit einem Soft-Knee.

Equaliser RND Rupert Neve
Dreiband-EQ des Newton Channels

Erfreulich ist, dass sich der Kompressor im Signalpfad wahlweise vor oder hinter den EQ schalten lässt. Ein Blend-Regler für Parallel-Kompression bleibt dagegen den Shelford-Nutzern vorbehalten. Wer Stereo-Signale mit zwei Newtons bearbeiten will, kann die Detektorwege über eine entsprechende Buchse auf der Rückseite verlinken.

Silk und dualer Abgriff

Rupert Neve Dynamics
Der Newton Channel kommt mit einem einfachen VCA Kompressor mit regelbarem Release.

Die Silk-Schaltung am Ausgangsübertrager kennt man von vielen RND-Geräten. Es handelt sich dabei um eine Möglichkeit, einem Signal eine dosierte Sättigung hinzufügen. Der rote Modus bezieht sich dabei vorrangig auf Mitten und Höhen, während der blaue Modus die Tiefmitten und den Bassbereich betrifft.

Shelford: VU, Newton: LED Meter
Der Newton Channel bietet ein LED-Meter und zeigt gleichzeitig Ausgangspegel und die Pegelreduktion des Kompressors an.

Außerdem bietet der Newton Channel (genauso wie der Shelford) einen zweiten Ausgang, der ein um 6 dB reduziertes Signal ausspielt. So ist es möglich, den Kanal heißer zu fahren, ohne die angebundenen Wandler oder folgende Hardware zu übersteuern. Allgemein hilfreich ist natürlich auch das zweifache LED-Meter, das Ausgangspegel und Gain-Reduction des Kompressors gleichzeitig anzeigt. Beim Shelford Channel gibt es dagegen ein umschaltbares VU-Meter.

Dual Outputs
Feine Sache: Dank des zweiten Ausgangs, der ein um 6 dB reduziertes Signal ausspielt, lässt sich der Newton heißer fahren.

Ein Blick unter die Haube des Newton Channel bestätigt, dass es sich hier um Equipment handelt, das nach hohen Standards verarbeitet wird. Am Ausgang sitzt ein Custom-Übertrager mit der Bezeichnung RND-2042.

Innenleben des Newton Channels
Innenleben des Newton Channels
Tranny
Ausgangsübertrager
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