ANZEIGE

Casio Celviano AP-450 Test

Praxis

Tastatur

Beim Schreiben von gleich vier Testberichten zu den aktuellen Casio-Pianos gehen dem Redakteur so langsam die Worte aus: Die Tastatur ist bei allen Modellen identisch, von den Einsteigerpianos bis in die Mittelklasse. Auch im Celviano AP-450 kommt die „Tri-Sensor skalierte Hammermechanik II“ zum Einsatz. Die Klaviatur ist wie bei einem Flügel im Bassbereich etwas schwerer gewichtet und mit drei Sensoren pro Taste ausgestattet, was die Anschlagserkennung genauer machen soll. Die Anschlagdynamik kann in drei Stufen eingestellt oder auch deaktiviert werden. Mit dem Parameter Hammer Response kann eine minimale Verzögerung zwischen Anschlag und Ton eingestellt werden, was zu einem authentischeren Spielgefühl führen soll. In der Praxis fanden wir diesen Effekt aber kaum spürbar und wenig effektiv.
Die Tasten sind mit einer Beschichtung versehen, die die optischen und haptischen Eigenschaften von Elfenbein und Ebenholz nachbilden soll. Casios Version dieser Oberfläche ist etwas rauer und stärker gemasert als die der anderen Hersteller. Wie überhaupt die gesamte Tastatur ist das eine Geschmacksfrage – letztlich muss jeder für sich ausprobieren, ob die Klaviatur den eigenen Ansprüchen genügt. Wir finden sie gut spielbar, müssen allerdings auch sagen, dass in diesem Preisbereich die Konkurrenz sehr stark wird. Während die Casio-Tastatur bei den günstigeren Modellen noch gut mithalten kann, reicht es im Umfeld des AP-450 nicht mehr für eine Top-Platzierung.

Klänge

Von den insgesamt 18 Sounds des AP-450 spielen die fünf Flügelklänge natürlich die Hauptrolle. Neben dem Grand Piano Concert gibt es die üblichen Abwandlungen wie Grand Piano Modern und Grand Piano Classic, die allesamt etwas heller bzw. gedeckter abgestimmte Variationen des gleichen Grundsounds sind. Die den Flügelklängen aller aktuellen Casio Pianos zugrunde liegende Technologie nennt sich AiR (Acoustic and intelligent Resonator) und besteht aus einer Kombination aus Sampling und Physical Modeling, um zum Beispiel für nahtlose Übergänge zwischen Samples und für einen authentischeren Ausklang zu sorgen. Im Gegensatz zum AP-250 verfügt das AP-450 über regelbare Saitenresonanzen, die das Mitschwingen der unbenutzten Saiten simulieren, und über einen Key-Off-Simulator für ein natürlicheres Abdämpfen der Noten. Außerdem gibt es zusätzlich zum aufklappbaren Deckel noch eine elektronische Deckelöffnungssimulation (Lid Simulator).
Vor allem wegen der Saitenresonanzen klingt das Grand Piano Concert beim AP-450 dann auch noch etwas besser und hat mehr Tiefe als beim AP-250, obwohl es der gleiche Grundsound ist. Interessanterweise schlägt das AP-450 beim Klaviersound für unser Empfinden auch das noch etwas teurere Privia PX-A800, was aber auch an den Lautsprechern und anderen Einflüssen liegen könnte. Von allen getesteten Casio-Pianos wirkt der Sound beim AP-450 jedenfalls für unsere Ohren am natürlichsten. Der Flügelklang hat eine große dynamische Bandbreite und lässt sich stilistisch vielseitig einsetzen. Dennoch offenbart auch das AP-450 eine leichte Künstlichkeit im Ausklang, wo trotz AiR-Technik Sample-Loops zu hören sind und der Klang etwas statisch wird. Für einen Spitzenplatz in dieser Preisregion reicht es deshalb nicht ganz.
Für die Klangbeispiele haben wir wieder abwechselnd den Kopfhörerausgang und Mikrofone benutzt, um den Klang der Lautsprecher abzubilden.

Audio Samples
0:00
Grand Piano Concert (Kopfhörerausgang) Grand Piano Concert (Mikrofone) Grand Piano Concert (Mikrofone, Pianodeckel geöffnet) Piano 2 (Kopfhörerausgang) Piano 2 (Mikrofone) Piano 3 (Kopfhörerausgang)

Die übrigen Klänge umfassen das Standardprogramm aus E-Pianos, Orgeln, Streichern, Cembalo und Vibraphon und sind eher schmückendes Beiwerk, wirklich überzeugen kann keiner dieser Sounds. Hier noch zwei Beispiele für ein E-Piano:

Audio Samples
0:00
E-Piano (Kopfhörerausgang) E-Piano (Mikrofone)

Weitere Funktionen

Das Celviano AP-450 verfügt über ein integriertes Metronom, das das Tempo in verschiedenen Taktarten vorgeben kann und in der Lautstärke regelbar ist. Die Musikbibliothek wartet mit 60 internen Songs auf, darunter sind viele Klassiker der Klavierliteratur. Diese Songs kann man natürlich einfach anhören, man kann sie aber auch im Tempo regeln und die rechte und linke Hand getrennt an- und abschalten, um dazu zu üben. Per USB-Datentransfer oder über einen USB-Stick kann man weitere zehn MIDI-Files in den Speicher des Pianos übertragen.
Leider stehen diese Speicherplätze nicht für den MIDI-Recorder zur Verfügung, der nur Platz für einen selbst aufgenommenen Song bietet. Schade, dass die Speicherarchitektur des Pianos hier nicht flexibler ist. Zwar kann man auch den einen aufgenommenen Song per USB auf dem Computer archivieren, aber etwas mehr Flexibilität wäre hier schön gewesen. Abgesehen davon ist der MIDI-Recorder aber mit zwei getrennt bespielbaren Spuren recht gut ausgestattet.
Neben der MIDI-Aufnahmefunktion gibt es noch einen Audio-Recorder, den das AP-450 seinem kleinen Bruder voraus hat. Man kann das eigene Spiel direkt als WAV-Datei auf einem USB-Stick aufnehmen, um es dann zum Beispiel auf CD zu brennen. Sehr praktisch! Außerdem kann das Piano WAV-Files vom USB-Stick abspielen.

Bedienung

Die wichtigsten Funktionen des Pianos sind leicht zu bedienen: Für die prominentesten Sounds, den Recorder und das Metronom gibt es jeweils eigene Knöpfe. Alle weiteren Einstellungen erreicht man über die Kombination aus Function-Taster und bestimmten Tasten der Klaviatur, deren Belegung zum Glück auf dem Gehäuse aufgedruckt ist. Da es kein Display gibt, werden die ausgewählten Einstellungen über Pieptöne signalisiert – eine gute Idee! Im Großen und Ganzen funktioniert dieses Bedienkonzept deshalb recht gut. An seine Grenzen stößt es allerdings bei der Handhabung von Daten auf dem USB-Stick. Das Speichern, Laden und Löschen von Songs ist ohne Display leider ziemlich hakelig und es passieren schnell Fehler.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.