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Audeze LCD-X Test

Praxis

Verwendungszweck

Als Studiokopfhörer offener Bauart wird der Audeze LCD-X vom Hersteller zur Verwendung in Mix und Mastering beworben. Hierzu möchte ich vorwegnehmen, dass mir im Testverlauf keine Gegenargumente in den Sinn gekommen sind. Seine Wiedergabeeigenschaften dürften auch bei anspruchsvollen Musikkonsumenten Anklang finden, lediglich das bauartbedingte Fehlen einer akustischen Dämmung zur Außenwelt schließt die Verwendung in einer lauten Umgebung oder einer Monitoring-Situation während einer Aufnahme aus. Der Betrieb an mobilen Abspielgeräten erfolgt in souveräner Lautstärke und ohne nennenswerte Klangfärbungen.

Tragekomfort

Der Audeze LCD-X ist aufgrund seiner speziellen Wandler deutlich schwerer als die elektrodynamische Konkurrenz, was den Tragekomfort schmälert. Auch der Anpressdruck der Ohrmuscheln ist für einen offenen Kopfhörer ziemlich kräftig, was wahrscheinlich notwendig ist, um den sicheren Sitz des imposanten Magnetostaten zu gewährleisten. Auf der Habenseite stehen die extrem zuverlässige Größenverstellung sowie die großzügig gepolsterten Ohrpolster. Die Polsterung des Kopfbügels hätte man für meinen Geschmack aber auch gerne etwas großflächiger (wie etwa beim großen Bruder LCD-MX4) gestalten können, damit sich das Gewicht besser verteilt und im Langzeitbetrieb weniger auf die Schädeldecke drückt. In dieser Bewertungskategorie muss der LCD-X ein paar Federn lassen, allerdings möchte hier auch nichts dramatisieren, mich würde es vom Kauf dieses Modells nicht abhalten, aber im Kollegenkreis fällt mir der ein oder andere Kandidat ein, für den der Audeze Kopfhörer aus diesem Grund nicht in die engere Wahl käme. Am besten selbst ausprobieren! Dass ein Magnetostat nicht zwangsläufig überdurchschnittlich schwer sein muss, beweist der neue und etwas kompaktere HIFIMAN Sundara, welcher die klanglichen Vorteile dieser Wandlertechnik bei einem moderaten Gewicht von 372 g bereitstellt.

Fotostrecke: 3 Bilder Die dicken Ohrpolster des Audeze LCD-X.

Klang

Testbedingungen
Über die Notwendigkeit des “Einspielens” von Kopfhörern findet man unterschiedliche Aussagen und selten konkrete Informationen. Einige Hersteller geben beispielsweise an, dass ihre Wandler bereits eingespielt sind, andere bitten Testpersonen wie mich, den Kopfhörer vor der Beurteilung einzuspielen. Dritte sind der Meinung, dass eine eventuell empfundene Klangverbesserungen nach der “Einspielphase” ein nicht messbarer, psychologischer Gewöhnungseffekt ist. Nichtsdestotrotz habe ich den Audeze LCD-X vor diesem Test mehrere Tage an meinen alltäglichen DAW-Tätigkeiten teilhaben lassen und auch zwischendurch musikalisch beschallt.
Der Test erfolgte an den folgenden Kopfhörerausgängen/Verstärkern:

Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, übliche DAW-Tätigkeiten) habe ich einen stilübergreifenden Mix vertrauter Eigen- und Fremdproduktionen über den LCD-X angehört und analysiert.
Der erste Eindruck
Beim Testen hochwertiger und ambitionierter Kopfhörer nutze ich gerne meinen AKG K812, mit dem ich seit einigen Jahren arbeite, als Referenzmodell. Der Audeze LCD-X ist einer der wenigen Kopfhörer, bei denen ich bereits nach einem ersten Direktvergleich das Gefühl hatte, weitgehend ebenbürtige Wiedergabeeigenschaften vorzufinden. Dennoch gibt es im Detail Unterschiede, die in den folgenden Klangkategorien aufgeschlüsselt werden.
Frequenzgang
Die Abstimmung und Auffächerung der Frequenzbereiche des LCD-X kann man als gelungen bezeichnen. Die Bässe sind vom Subbereich bis in den Oberbass druckvoll und trotzdem stets ehrlich, wobei die gefühlte Wiedergabe des AKG-Kopfhörers im direkten Vergleich unterhalb von etwa 60 Hz um Nuancen kräftiger erscheint. Beide Kopfhörer ähneln sich in der Gewichtung und Natürlichkeit hoher Frequenzen, die frei von ermüdenden Überzeichnungen und unnötiger Schärfe in der Qualität hochwertiger Studiomonitore wiedergegeben werden, wobei der K812 ganz oben noch etwas brillanter spielt. Unterschiede gibt es in der Darstellung der Mitten. Hier klingt der Audeze-Kopfhörer etwas dominanter als das Referenzmodell von AKG, ohne dass er dabei “mittig” klingt. Beim Abhören einiger Produktionen kann dies durchaus vorteilhaft wirken und Musikkonsumenten vielleicht eher zum LCD-X tendieren lassen als zum nuanciert analytischeren K812, der im Vergleich etwas “sachlicher” klingt.
Impulsverhalten
Die Impulstreue und Dynamikwiedergabe des Audeze LCD-X befindet sich auf Referenzniveau und präsentiert Transienten in bester Studioqualität, ohne dabei angestrengt oder gar anstrengend zu wirken, was bei manchen Kopfhörern mit einer helleren Abstimmung schon einmal der Fall sein kann. Seine hochauflösende Wiedergabe des Anklangs von einzelnen Tönen begünstigt zudem eine äußerst realistische und trotzdem gut greifbare Abbildung von Instrumenten, die sich “etwas weiter hinten” im Mix befinden.
Räumliche Abbildung
Magnetostatischen Kopfhörern wird nachgesagt, dass diese Kategorie zu ihren Stärken zählt und der Audeze LCD-X stellt dies unter Beweis, indem er entsprechende Aufnahmen plastisch und um Klassen natürlicher abbildet, als es beispielsweise der etwa gleich teure Fostex TH900mk2 zu leisten vermag. Die Tiefenstaffelung ist absolut bemerkenswert, allerdings rückt er im Vergleich zum AKG K812 (trotz geringfügig breiterer Stereobühne) die einzelnen Bestandteile eines Mixes in der Tiefe etwas näher zusammen. Die AKG-Referenz seziert und lokalisiert einzelne Instrumente noch etwas kompromissloser und präsentiert Hallräume etwas eindeutiger als der Audeze-Kopfhörer, wodurch sich mittelmäßige, künstliche Hallräume leichter zu erkennen geben. Hierdurch klingt der LCD-X also nicht zwingend “schlechter” oder unnatürlicher, sondern eine Prise weniger analytisch. Obwohl er hier Überdurchschnittliches leistet, muss sich der Audeze LCD-X in dieser Teilkategorie knapp hinter dem “luftigeren” AKG K812 einreihen.

Nicht für Leute geeignet, die schon weich in der Birne sind …
Nicht für Leute geeignet, die schon weich in der Birne sind …
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