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Die besten Bass Riffs in Tabs und Noten – Go West (Pino Palladino): „Call Me“

Vor geraumer Zeit spielte ich ehrfürchtig Vertretung bei einer bemerkenswerten britischen Band mit dem Namen Go West, die mit ihrer genialen Popmusik in den 1980er-Jahren immensen Chart-Erfolg verbuchen konnte. Es war ein typischer “Roast-Gig”: keine Probe, kurzer Soundcheck – und ab die Post. Es war eine große Herausforderung, denn die Musik von Go West ist durchaus clever gestrickt. Das Songwriter-Duo, bestehend aus dem Sänger Pete Cox und dem Instrumentalisten Richard Drummie, ist weltweit immer noch hochaktiv in der Live-Szene. Der legendäre Produzent Arif Martin (Bee Gees, Aretha Franklin …) soll die Musik von Go West in den 80er-Jahren, einem Ritterschlag gleichbedeutend, als “Modern Motown” gewürdigt haben. Das sehr erfolgreiche gleichnamige Debütalbum erschien im Jahr 1985. Neben dem markanten 80er-Synthiepop-Klangbild fällt bei einigen Songs vor allem ein ungewöhnlicher Fretless-Bass auf, gespielt von keinem Geringeren als Pino Palladino!

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Inhalte
  1. ” call=”” me=”” das=”” original=”” im=”” video=”
  2. Erinnerungen an die Studio-Session zu „Call Me“ von Go West
  3. Pino Palladinos tiefer gestimmter Bass – das versteckte Detail
  4. Pino Palladinos Basssound auf ” call=”” me=”” von=”” go=”” west=”
  5. Noten/Tabs und Audio-Track
  6. Achtung, Stolperfallen!

“Call Me” – das Original im Video

“Call Me” ist einer dieser Songs, der es auch in die Charts schaffte, und der Bass ist ohne Zweifel das tragende Element innerhalb des cleveren Pop-Arrangements. Hier stimmt einfach alles: Sound, Präzision, Kreativität, Geschmack – alles ist wie aus einem Lehrbuch! Schauen wir also einmal genauer hin, denn es lohnt sich. Einsteigen möchte ich, indem ich euch den Song noch einmal – oder für die jüngeren Leser ggf. erstmalig – im Original präsentiere:

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Erinnerungen an die Studio-Session zu “Call Me” von Go West

Sänger Pete Cox erinnert sich noch heute lebhaft an die Studio-Session, zu der Pino Palladino als “hired gun” am Bass gebucht wurde:
“Abgesehen von seinen offensichtlichen Fähigkeiten und großem Erfindungsgeist, erinnere ich mich vor allem an Pinos Bereitschaft zuzuhören. Er war damals ständig im Radio zu hören und auf rasendem Weg eine Studiolegende geworden, während wir mit Go West gerade einmal unser erstes Album aufnahmen. Dennoch – trotz meiner schüchternen Bewunderung ihm gegenüber – hatte er kein Problem damit, die Parts für Strophe und Chorus so zu spielen, wie ich sie ihm überaus nervös vorsang. Natürlich hob er das Ganze dann auf ein völlig neues Niveau mit seinen brillanten Fretless-Fills und seinem tollen Vibrato. Ich erinnere mich gleichfalls, dass er gegenüber unserem Produzenten Gary Stevenson sehr höflich insistierte, die Höhen aus dem Basssound zu filtern. Pino war offen für Vorschläge und sehr angenehm in der Zusammenarbeit, während er gleichzeitig Ideen lieferte, die jenseits unserer Vorstellungskraft lagen – einfach ein perfekter Musiker!”
Dem ist tatsächlich kaum etwas hinzuzufügen! Beginnt man, den Basspart von “Call Me” genauer zu analysieren, so wird einem bewusst, wie genial dieser konstruiert und ausgeführt ist. Die Drums sind für den größten Teil des Songs sehr einfach gehalten, ausschließlich mit einem geraden “Kick und Snare”-Beat. Der eigentliche Groove wird ausschließlich vom Bass bestimmt – und das führt Pino Palladino in beeindruckender Perfektion vor.
>>>Sicher findest du auch diesen Workshop interessant: “Die optimale Effekt-Reihenfolge – Workshop Bass-Effekte”!

Pino Palladinos tiefer gestimmter Bass – das versteckte Detail

Die wichtigste Information ist zunächst, dass Pino Palladino seinen viersaitigen 1979er Music Man Stingray Fretless komplett um einen Halbton heruntergestimmt hat. Das heißt, anstatt der Standard-Stimmung E-A-D-G klingt der Bass nun auf Eb-Ab-Db-Gb. Wer einen Fünfsaiter besitzt, kann die Basslinie auch ohne angepasste Stimmung spielen, allerdings empfehle ich dennoch, die tiefere Stimmung auszuprobieren, denn der Basspart wirkt viel logischer und intuitiver, wenn man ihn wie auf einem Viersaiter spielt.
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Es ist im Übrigen wesentlich einfacher, den Bass herunterzustimmen, die Notation jedoch so zu notieren, als wäre der Bass normal gestimmt. So steht in der beigefügten Transkription das ganze Stück im Prinzip einen Halbton zu hoch notiert – versehen mit dem Hinweis, den Bass herunterzustimmen. Probiert es einmal aus, es ist eine durchaus praktikable Methode, wenn man mit einem umgestimmten (transponierenden) Instrument spielt.

Ein junger Pino Palladino mit seinem legendären bundlosen Music Man in den 1980er-Jahren bei einem Livegig mit Pop-Superstar Paul Young. (Bildquelle: www.youtube.com/watch?v=1BkGCkwJCWE)
Ein junger Pino Palladino mit seinem legendären bundlosen Music Man in den 1980er-Jahren bei einem Livegig mit Pop-Superstar Paul Young. (Bildquelle: www.youtube.com/watch?v=1BkGCkwJCWE)

Pino Palladinos Basssound auf “Call Me” von Go West

Zwar ist der Part im Original auf einem Fretless gespielt, er klingt aber ebenso interessant auf jedem normalen Bundbass. Für die volle Authentizität ist der Fretless allerdings unabdingbar. Für den Sound ist es nützlich, wenn der Bass einen Tonabnehmer in Stegnähe besitzt, denn Pino kreiert hier mit seinem bundlosen Music Man Stingray einen sehr mittenbetonten Sound, der sich mühelos im Mix durchsetzt.
>>>Lust auf Fretless-Bass? Hier gibt es handfeste Tipps zum Spiel auf dem bundlosen Bass!
Auf “Call Me” haben wir es mit einem klassischen E-Basssound zu tun, weit entfernt von einem Einsatzbereich, in welchem versucht wird, einen Kontrabass-Sound zu imitieren. Es ist genau dieser Sound, den Pino Palladino in den 80ern als Signature-Sound prägte, oftmals noch mit Octaver- und Chorus-Effekt angereichert.

Noten/Tabs und Audio-Track

Nachfolgend findet ihr hier die Transkription (Noten und Tabs) und einen von mir eingespielten Audio-Track.

Audio Samples
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Go West – Call Me – Audio-Track – WAV

Achtung, Stolperfallen!

Besondere Aufmerksamkeit verdienen in der Transkription folgende Abschnitte:

  • Ein kleines Detail, das schnell untergehen kann, ist, dass der Ton auf der Zählzeit 3+ jeweils im 6. und 8. Takt des Intros/Chorus (z.B. Takt 6 & 8, 46 & 48, 76 & 78 …) unterschiedliche Noten sind. Ist es im Takt 6 noch ein “C#”, so ist es in Takt 8 ein “B” (natural, bzw. das deutsche “H”).
  • Sehr interessant sind die beiden Einstiegs-Licks in die erste und zweite Strophe mit den Slides auf die dritte Zählzeit in den Takten 16 und 56.
  • Am Ende der ersten Strophe spielt der Bass in Takt 23 mit den Drums einen Akzent auf die Zählzeit 4+ und erzeugt so einen coolen “stop & motion”-Effekt mit einer Synkope auf die vierte Zählzeit im darauf folgenden Takt 24.
  • Auch in der Bridge verwendet Pino sehr geschickt Slides, um zwischen Grundton und darüberliegender Sekunde hin und her zu wechseln (Takte 33 / 34 und 35 / 36).
  • Etwas trickreich ist der C-Teil (Takte 89 / 96), in dem es in einen Halftime-Groove geht und die Bassfigur sich durch synkopische Akzente um die Taktschwerpunkte windet. Dies erfordert durchaus etwas Übung, um nicht ständig aus dem Metrum zu fliegen. Besonders souverän ist der Einstieg auf der D-Dur-Pentatonik in die dritte Strophe gestaltet (Takt 96).
  • Ab Takt 97 entfaltet sich das Strophenriff in leicht neuem Gewand mit einer bewegteren, auffüllenden Sequenz, immer im jeweils zweiten Takt des Riffs. Absolut meisterhaft, wie sich die Strophe nur durch die minimale Änderung im Riff nun abhebt und förmlich zu fliegen beginnt, ohne dabei aufgedrängt zu wirken.
  • Der fieseste Stolperstein im Song folgt in Takt 113 / 114 mit einem zweitaktigen Break, das man an dieser Stelle niemals erwarten würde und wieder mit einem simplen aber genial passenden Bassriff gestaltet wird. Dies bezieht sich auf die Album-Version. Im verlinkten Video ist hier noch eine viertaktige Drumsequenz eingeschoben, die obendrein noch zusätzlich verwirrend am Anfang mit drei und am Ende mit zwei Beats ergänzt wird. Diese Maßnahme dürfte videotechnische bzw. szenische Gründe haben.

Insgesamt spricht aus dem Basspart eine wahre, ungebremste Spielfreude – und doch wird hier nichts dem Zufall überlassen: Studiokunst in Hochform.
Viel Spaß mit “Call Me” wünscht
euer Oliver

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