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Cre8audio NiftyKEYZ Test

Cre8audio NiftyKEYZ ist ein Keyboard-Controller, den man mit Eurorack-Modulen zu einem modularen Synthesizer aufbaut.

Cre8audio NiftyKEYZ (Quelle: Lasse Eilers)

Ganz in der Tradition des mittlerweile eingestellten Waldorf kb37 ist NiftyKEYZ eine Kombination aus Controller-Keyboard und Eurorack-Case. Auf 112 HP Breite kann man sich damit sozusagen den eigenen Traum-Eurorack-Synthesizer zusammenstellen – inklusive Tastatur, MIDI-to-CV-Interface, Arpeggiator und einigen weiteren Extras. Funktional lässt NiftyKEYZ das Keyboard von Waldorf dabei sogar deutlich hinter sich und ermöglicht unter anderem eine bis zu vierstimmige Polyphonie.

Angesichts des anhaltenden Eurorack-Booms ist es eigentlich merkwürdig, dass es von dieser Sorte Instrument nicht mehr gibt. Denn das Konzept, das Waldorf mit dem kb37 erstmals umsetzte, ist nach wie vor überzeugend. Wer wollte bezweifeln, dass ein frei konfigurierbarer Performance-Synthesizer auf Eurorack-Basis eine gute Idee ist? Trotzdem stellte Waldorf das kb37 nach nur wenigen Jahren wieder ein. Wer ein Eurorack-System per Tastatur steuern möchte, greift heute meist zu einem Arturia KeyStep oder KeyStep Pro. Cre8audio möchte mit dem NiftyKEYZ beweisen, dass das Konzept eines Eurorack-Keyboards Zukunft hat. Deshalb knüpft der Hersteller des beliebten NiftyCASE einerseits an bewährte Features des kb37 an, ergänzt sie aber andererseits um viele gute neue Ideen. Schafft NiftyKEYZ, was dem kb37 letztlich nicht gelang? Welche Möglichkeiten NiftyKEYZ bietet, beschreiben wir in unserem Test.

Details

Konzept des NiftyKEYZ

Das Cre8audio NiftyKEYZ vereint einen USB/MIDI-Keyboard-Controller mit 49 Tasten, ein 4-kanaliges MIDI-to-CV-Interface, einen Arpeggiator, ein Eurorack-Case mit 112 HP und eine leistungsstarke Stromversorgung für bis zu 15 Module in einem Gerät. So ist es einerseits das sprichwörtliche „weiße Blatt Papier“. Damit lässt sich dann ein kompletter, in sich abgeschlossener Eurorack-Synthesizer nach eigenem Geschmack aufbauen. Dieser ist dank der integrierten Tastatur bestens für Live-Performances geeignet. Gerade auf der Bühne ist es zweifellos sehr praktisch, nicht mit einem oder mehreren Cases und einem separaten Keyboard-Controller hantieren zu müssen.

CRea8Audio NiftyKEYZ: Mit Modulen bestückt
Das sieht schon sehr cool aus: NiftyKEYZ mit einigen Modulen bestückt. (Quelle: Lasse Eilers)

Schnittstelle zwischen Modularsystem und DAW

Andererseits bildet das NiftyKEYZ dank seiner Controller-Qualitäten und des flexiblen, integrierten MIDI-to-CV-Interface eine umfassende Schnittstelle zwischen einem Modularsystem und einer DAW. Durch seine Vielseitigkeit lässt sich das Keyboard auch zur Steuerung anderer Klangerzeuger oder Software-Instrumente über MIDI oder USB nutzen. Andersherum übersetzt es MIDI-Daten aus der DAW auf mehreren Kanälen in CV/Gate-Signale. So kann es auch im Studio viele Aufgaben übernehmen, für die man sonst oft mehrere Geräte benötigt. Deshalb ist es auch für alle interessant, die sowohl modular als auch mit einer DAW arbeiten – zumal man die ausgegebenen CV/Gate-Signale auch außerhalb des NiftyKEYZ nutzen kann, etwa in einem größeren Eurorack-System.

Äußere Erscheinung des Controllers

Die Hardware des NiftyKEYZ macht rundherum einen soliden Eindruck. Das Keyboard hat ein stabiles Metallgehäuse, das von schicken Seitenteilen aus Holz flankiert wird. Auch die Schalter, Buchsen, Taster, Potis und Räder fühlen sich gut an und vermitteln haptisch ein Gefühl von Qualität. Das Bedienfeld mitsamt Eurorack-Bereich ist leicht angewinkelt, wodurch man sich beim Patchen nicht verrenken muss. Ohne Eurorack-Module liegt das Gewicht bei rund 6,7 kg.

 Cre8audio NiftyKEYZ: Frontansicht ohne Module
NIftyKEYZ in der Frontansicht – noch ohne Module (Quelle: Lasse Eilers)

Tastatur des NiftyKEYZ

Die Tastatur ist der erste Punkt, in dem sich das NiftyKEYZ deutlich vom kb37 absetzt. Mit 49 Tasten in Normalgröße bietet es eine ganze Oktave mehr als das Waldorf-Keyboard, was gerade in Verbindung mit den verschiedenen Voice-Modi (dazu gleich mehr) sehr vorteilhaft ist. Sie ist anschlagdynamisch spielbar und verfügt über Aftertouch; beides kann man über entsprechende Patch-Buchsen abgreifen und zur Steuerung beliebiger Modulationsziele im Eurorack verwenden. Die Qualität der Tastatur selbst geht für mein Empfinden absolut in Ordnung. Die leicht gewichteten Tasten sind angenehm spielbar, reagieren präzise auf Anschlagstärke sowie Aftertouch und machen nicht allzu viel Lärm. Mit gängigen Synthesizer-Tastaturen kann das NiftyKEYZ absolut mithalten und ist für alles, was man normalerweise auf Eurorack-Modulen spielen wird, bestens geeignet.

Cre8Audio NiftyKEYZ: Tastatur
Die Tastatur des NiftyKEYZ lässt sich gut spielen. (Quelle: Lasse Eilers)

Bedienfeld

Im linken Bereich oberhalb der Tastatur befinden sich zwei Räder für Pitch Bend und Modulation, die sich ebenfalls gut anfühlen. Das Pitch-Wheel bietet einen festen Widerstand und lässt sich deshalb beim Spielen intuitiv dosieren. Das Modulationsrad hingegen arbeitet recht leichtgängig ist und bietet sich zur feinfühligen Steuerung diverser Parameter an. So soll es sein! Ein praktisches Detail: Mit einem Taster unterhalb des Modulationsrads kann man einen integrierten LFO aktivieren. Ist dieser aktiv, gibt die entsprechende Patchbuchse nicht den absoluten Wert des Modulationsrads als konstante Spannung aus, sondern die Schwingungsform des eingebauten LFOs. So lässt sich eine einfache, zyklische Modulation (etwa ein Vibrato) realisieren, ohne dass dafür ein gesondertes Modul benötigt wird.

Cre8audio NiftyKEYZ: Bedienfeld-Details
Das Bedienfeld des Cre8audio NiftyKEYZ mit Spielhilfen wie Pitch- und Mod-Wheel im Detail. (Quelle: Lasse Eilers)

Außerdem findet man in diesem Bereich einen Oktavwahlschalter mit drei Positionen, einen Umschalter für den Pitch-Bend-Bereich (2 Halbtöne oder 1 Oktave) und einen Glide-Regler. Letzterer wirkt sich auf die ausgegebenen Pitch-CV-Spannungen aus. Auch die Bedienelemente des integrierten Arpeggiators sind hier untergebracht: ein Button zur Aktivierung, ein Poti zum Einstellen des Tempos und des Swing-Faktors, ein weiterer Regler zur Wahl des Oktavumfangs sowie ein Latch-Taster. Ist der Arpeggiator nicht aktiv, hält der Latch-Button die ausgegebenen Gate-Signale unabhängig von der Tastatur offen. So macht er sich auch für Drones oder als rudimentärer Ersatz für das Sustainpedal bezahlt.

Eurorack-Case von NiftyKEYZ

Der Großteil des Bereichs oberhalb der Tastatur wird vom Eurorack-Modulschacht eingenommen. Er bietet 112 HP Platz für Module. Das sind fünf HP mehr als das Waldorf kb37 an Platz bietet. Die integrierte Stromversorgung mit Flying Bus Board und 15 Modulanschlüssen liefert 1,5 A an +12 V und je 1 A an -12 V und +5 V. Die Rails und Gewinde sind präzise verarbeitet; auch hier hat man das Gefühl, ein hochwertiges Instrument bzw. Case in der Hand zu haben. Die maximale Einbautiefe liegt bei rund 55 mm, bevor es mit den Steckverbindern eng wird.

CRea8Audio NiftyKEYZ: Modulschacht
Der Modulschacht nimmt den größten Bereich des Gehäuses oberhalb der Tastatur ein. (Quelle: Lasse Eilers)

Patchfeld

Alle Patch-Buchsen sind beim Cre8audio NiftyKEYZ in einem Streifen oberhalb des Eurorack-Modulbereichs untergebracht. Das ist eine gute Lösung, denn man braucht für die meisten Dinge deutlich kürzere Kabel als beim links angeordneten Patchfeld des Waldorf kb37. Das Problem, dass sich der Eurorack-typische Kabelsalat nur bedingt mit dem Spielen auf einer Tastatur verträgt, kann jedoch auch dieses Setup nicht aus der Welt schaffen. Man sollte daher möglichst kurze Kabel verwenden, um zu verhindern, dass diese auf die Tastatur fallen und beim Spielen stören.

CV/Gate

Schon der erste Blick auf das Patchfeld führt uns zum zweiten, entscheidenden Vorteil des Cre8Audio NiftyKEYZ gegenüber dem Waldorf kb37. Das Keyboard bietet vier CV/Gate-Ausgangspaare und kann somit bis zu vier unabhängige Stimmen ansprechen – die passenden Eurorack-Module vorausgesetzt. Wie das Spiel auf der Tastatur in diese vier CV/Gate-Signale umgesetzt wird, wird durch die verschiedenen Voice-Modi und die Keyboard-Zonen definiert – dazu später mehr. Darüber hinaus lassen sich die vier CV/Gate-Paare auf unterschiedlichen MIDI-Kanälen ansprechen, was eine umfassende MIDI-Steuerung verschiedener Elemente komplexer Patches ermöglicht.

CRea8Audio NiftyKEYZ: Bedienfeld links
Die linke Seite des Bedienfelds. (Quelle: Lasse Eilers)

Steuerungsanschlüsse und Clock bei NiftyKEYZ

Rechts daneben befinden sich sechs Buchsen für alles, was sich sonst noch mit der Tastatur und den integrierten Controllern steuern lässt, sowie für die integrierte Clock. Hier kann man die Keyboard Velocity, den Aftertouch und das Modulationsrad bzw. den damit verknüpften LFO per Patchkabel beliebigen Zielen zuweisen. Außerdem gibt es einen Clock-Ausgang, der entweder zur internen Clock oder zu einer MIDI-Clock synchronisiert wird (letzteres mit drei wählbaren Teilerfaktoren). Der daneben liegende Reset-Ausgang kann in zwei Modi konfiguriert werden und entweder auf die Tastatur oder auf einen MIDI-Start-Befehl reagieren. So kann man beispielsweise Sequencer oder Envelopes synchron zur Tastatur oder zum Start einer MIDI-Sequenz auslösen. Zu guter Letzt gibt es noch einen Expression-Ausgang, der von einem an der Rückseite angeschlossenen Pedal gesteuert wird. Das sind wirklich eine Menge Möglichkeiten, ein Eurorack-Patch ausdrucksstark per Tastatur und/oder MIDI zu steuern.

Multiple-Sektionen

Den Platz zwischen der CV/Gate-Sektion und den Ausgängen hat Cre8audio sinnvoll genutzt und dem NiftyKEYZ zwei gepufferte Multiple-Sektionen mit je einem Eingang und zwei Ausgängen spendiert. Das schnelle Verteilen von Signalen auf zwei oder mehr Ziele ist somit ohne Zuhilfenahme eines weiteren Modus möglich. Auch diese essenzielle Funktion hat das NiftyKEYZ dem kb37 voraus.

Crea8Audio NiftyKEYZ: Bedienfeld rechts
Die rechte Seite des Bedienfelds. (Quelle: Lasse Eilers)

Ausgänge am NiftyKEYZ

Ganz rechts wartet schließlich die Ausgangssektion, die dazu dient, die Signale aus dem Eurorack-Bereich an die rückseitigen Ausgänge zu leiten. Für den linken und rechten Kanal (oder für zwei unabhängige Mono-Kanäle) gibt es hier je zwei Eingangsbuchsen, deren Signale summiert werden. Damit kann das NiftyKEYZ bei Bedarf auch eine rudimentäre Mixer-Funktion übernehmen. Gerade im Zusammenhang eines in sich abgeschlossenen Eurorack-Synthesizers mit begrenztem Platz für Module finde ich das eine sehr gute Idee. Die Signale werden an die rückseitigen Buchsen und an den Stereo-Kopfhörerausgang weitergeleitet, wofür es separate Lautstärkeregler gibt. Doch damit nicht genug, denn die summierten Signale werden auch über Miniklinkenbuchsen wieder ausgegeben und stehen somit für weitere Patch-Experimente zur Verfügung – super durchdacht und maximal flexibel.

Crea8Audio NiftyKEYZ: Rückseite
Die Rückseite mit allen Anschlüssen. (Quelle: Lasse Eilers)

Anschlüsse

Beenden wir den Hardware-Rundgang mit einem Blick auf die Rückseite, wo sich alle Verbindungen zur „Außenwelt“ befinden. Neben den schon erwähnten Klinkenausgängen (L/R oder 2x mono) und dem Kopfhörerausgang liegen hier ein USB-MIDI-Anschluss (class compliant), MIDI In/Out im DIN-Format und zwei Pedalanschlüsse (Sustain und Expression). Die Stromversorgung erfolgt über ein externes Netzteil.

Crea8Audio NiftyKEYZ: Anschlüsse links
Fotostrecke: 2 Bilder Der linke bereich der Rückseite beherbergt die Audio-Anschlüsse des NiftyKEYZ
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