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Pittsburgh Modular Taiga Keyboard und Desktop Test

Von der amerikanischen Westküste kommt in 2023 mit dem Pittsburgh Modular Taiga ein paraphoner Desktop-Synthesizer, der durch seine Eurorack-Kompatibilität eine interessante Brücke zur Modular-Welt schlägt. Im März 2024 kündigt Pittsburgh Modular die Keyboard-Version des Taiga Synthesizers an, den wir uns im Test einmal genau anschauen

Pittsburgh Modular Taiga Keyboard und Desktop Test
Pittsburgh Modular Taiga Keyboard und Desktop Test. (Quelle: Bonedo)

Wie bereits bei Pittsburghs bemerkenswertem Microvolt 3900 treffen auch bei beiden Taiga-Versionen altbekannte Synthesizer-Elemente wie Oszillatoren, Filter und Hüllkurven auf unkonventionelle West Coast-Features wie beispielsweise Wavefolding oder ein Low Pass Gate. Der Taiga ist bereits intern verschaltet, lässt sich aber dank der großzügigen Patchbay vielseitig kombinieren und erweitern. Ein besonderes Gesamtpaket, das einen eigenständigen, vielseitigen Klang verspricht. Inwieweit dieses Versprechen eingelöst wird, untersuchen wir hier im Detail.

Dieser Test umfasst beide Versionen des Pittsburgh Taiga Synthesizers: die Desktop- und die Keyboard-Variante. Während der Taiga Desktop-Test bereits im Jahr 2023 abgeschlossen wurde, ergänzen wir diesen jetzt um die Unterschiede, welche die neue Keyboard-Version von der Desktop-Variante unterscheidet. Alle weiteren technischen Details behandeln wir im Bereich der Taiga Desktop-Variante.

Details

Pittsburgh Modular Taiga Keyboard und Taiga Desktop – Das Wichtigste in Kürze

  • Taiga Keyboard: Anschlagdynamische Full-Size Tastatur mit 37 Tasten und Aftertouch
  • Taiga Keyboard: Pitchbend und Modwheel
  • Taiga Keyboard: Integrierter 24 HP Expansion-Schacht für Eurorackmodule
  • Taiga Keyboard: 64 Patchpunkte (4 mehr als Taiga Desktop)
  • Taiga Keyboard: Größere Regler und Knöpfe mit verbessertem Abstand zueinander
  • Taiga Keyboard: Course & Finetuning pro Oszillator
  • Taiga Keyboard: 1 zusätzlicher LFO
  • Beide Taiga-Modelle: Paraphoner, voll-analoger Synthesizer
  • Beide Taiga-Modelle: Eurorack-Format und Patchbay zur Einbindung in Eurorack-Umgebung
  • Beide Taiga-Modelle: 3 Oszillatoren mit Waveshaping/Wavefolding
  • Beide Taiga-Modelle: Multimode-Filter und LFO
  • Beide Taiga-Modelle: Analog-Delay
  • Beide Taiga-Modelle: Arpeggiator und Sequenzer
  • Beide Taiga-Modelle: West Coast-Synthese Features wie etwa Wavefolding oder Low Pass Gate

Unterschiede des Pittsburgh Taiga Keyboard zur Desktop-Version

Pittsburgh Modular Taiga Keyboard – das Mehr an Features gegenüber der Taiga Desktop-Variante

Der Taiga Keyboard Synthesizer von Pittsburgh erinnert in Aussehen und Größe (B x T x H: 63,1 x 38,3 x 13 cm) an Moogs monophone Synthesizer wie beispielsweise den Sub 37 oder den Grandmother, auch wenn der Taiga klanglich eine ganz eigene Welt bewohnt, wie im Desktop-Test noch näher erläutert wird. Erfreulich ist, wie viel Platz durch das größere Gehäuse zwischen den vielen Reglern und Knöpfen bleibt, die gleichzeitig auch noch größer geworden sind. Das verbessert die Haptik und den Workflow enorm und macht aus dem kompakten Desktop-Modul ein vollwertiges, hochwertiges (Bühnen-)Instrument. Obendrein hat Pittsburgh Modular dem Taiga Keybooard auf der technischen Seite noch Course und Finetuning pro Oszillator sowie einen zusätzlichen LFO als Modulationsquelle spendiert. Das sollte jedoch nicht genug sein, wie man im Folgenden sieht..

Fotostrecke: 4 Bilder Der Pittsburgh Modular Taiga Keyboard in der Schrägansicht von links …

Die Tastatur des Pittsburgh Modular Taiga Keyboard

Der Pittsburgh Taiga Keyboard verfügt noch über eine anschlagdynamische Full-Size-Tastatur mit 37 Tasten und Aftertouch, ergänzt durch Pitchbend und Modwheel. Optisch erinnert dies in Kombination mit der angewinkelten Bedienoberfläche stark an den Moog Sub 37, wie bereits erwähnt. Haptisch gibt es allerdings einen gravierenden Unterschied. Die Tastatur des Taiga Keyboards im Gegensatz zu den meist leicht gewichteten Moog/Sequential Keyboards scheint scheinbar ungewichtet ist. Dadurch wirkt sie im Vergleich wesentlich leichtgängiger. Das begünstigt einerseits ein schnelleres Spiel, wirkt aber manchmal auch weniger hochwertig. In Bezug auf das Spielgefühl vermisse ich dadurch etwas Handfestigkeit und ein haptisches Feedback der Tastatur selbst. Das ist allerdings Jammern auf hohem Niveau und fällt erst im Vergleich mit Moog/Sequential-Tastaturen richtig auf. Die Tastatur des Taiga Keyboard selbst sitzt gut im Gehäuse, klappert überhaupt nicht und ist absolut vielseitig einsetzbar. Pitchbend und Modwheel bieten darüber hinaus ausgewogene Widerstände und fügen sich gut in den Gesamtworkflow ein.

Pittsburgh Modular Taiga Keyboard: Tastatur und Spielhilfen
Die Tastatur des Taiga Keyboard beherrscht Anschlagdynamik und Aftertouch. Links flankieren sie ein Pitch- und ein Mod-Wheel. (Quelle: Pittsburgh Modular)

Expansion-Slot des Pittsburgh Taiga Keyboard für den Einbau von Eurorackmodulen

Der Taiga Desktop ist durch seine modulare Struktur ohnehin schon wie eine Ansammlung von Eurorackmodulen aufgebaut (siehe folgenden Taiga Desktop-Test). Da hat Pittsburgh Modular dann den verbleibenden Platz auf der Oberfläche des Taiga Keyboard für den Einbau externer Eurorackmodule reserviert. Dank des mitgelieferten Inbusschlüssels ist das Rackfach auch schnell freigelegt. Hier findet man dann drei Anschlüsse für Eurorackmodule mit einer möglichen Gesamtkapazität von bis zu 24 HP. Diese werden intern auch mit Strom versorgt. Wer dann noch besonders platzsparende Module findet, kann eine Reihe zusätzlicher Klangerzeuger und Manipulatoren unterbringen, die man nahtlos in die vorhandene Patchbay integriert. Eine tolle Hybridlösung, die inspirierende Klangwelten provoziert.

Fotostrecke: 2 Bilder Das geöffnete Expansion-Bay des Taiga Keyboard Synthesizer.

Hinweis

Die technischen Details, die den Aufbau und den Klang der beiden Taiga-Modelle beschreiben, können im folgenden Test des Pittsburgh Taiga Desktop-Synthesizers nachgelesen werden, den wir bereits im Juni 2023 getestet haben.

Pittsburgh Modular Taiga Test – der erste Eindruck

Wenn viele Funktionen in einem kompakten Gehäuse untergebracht sind, besteht oft die Gefahr, dass die Bedienung
durch kurze Abstände und geringe Poti-Widerstände erschwert wird. Hier gelingt dem im Test befindlichen Pittsburgh Modular Taiga ein erstaunlicher Spagat. Denn obwohl die Gehäuseabmessungen der Eurorack-Norm entsprechen, wird es selten eng zwischen den Reglern, die zudem einen sehr wertigen Eindruck machen. Etwas anders sieht das Ganze beispielsweise beim ähnlich großen Behringer Model D aus. Erfrischend sind auch die pastellfarbenen Potiknöpfe, die mich an Vintage-Synthesizer wie zum Beispiel von Vermona erinnern.

Taiga: Seitenansicht links
Fotostrecke: 3 Bilder Hochwertig verarbeitet mit schicken Holz-Seitenteilen: Der Pittsburgh Modular Taiga

Aufbau und Bedienoberfläche des Pittsburgh Modular Taiga

Nicht nur die Patchbay des Pittsburgh Modular Taiga zeigt die Nähe zur Eurorack-Welt. Die gesamte Bedienoberfläche ist sichtbar in verschiedene Module unterteilt, die alle in einem Gehäuse untergebracht sind. Unter den jeweiligen Reglern ist zudem in grüner Schrift die voreingestellte interne Verschaltung vermerkt. Wird nun ein Kabel in einen der Patchbay-Anschlüsse gesteckt, löst sich die jeweilige interne Verbindung auf und kann durch Patchen neu definiert werden. So ist der Taiga letztlich offen für ausgiebige Klangexperimente mit externen Geräten. Er kann aber auch problemlos als vollwertiger Standalone-Synthesizer betrieben werden. Hier bietet er einige Features, die ihn sogar von herkömmlichen subtraktiven Analogsynthesizern unterscheiden dürften.

Taiga: Bedienoberfläche
Bunt und übersichtlich: die Bedienoberfläche des Taiga. (Quelle: Bonedo)

Oszillatoren und Wavefolding

Da sind zum einen die drei Oszillator-Einheiten des Pittsburgh Modular Taiga, die in Aufbau und Funktion an die West Coast Synthese angelehnt sind. Dabei werden alle verfügbaren Wellenformen aus einer Sägezahnwellenform – dem „Oscillator Core“ – erzeugt. In verschiedenen internen Waveshaping-Schritten entstehen aus dieser Sägezahnwelle dann Sinus, Dreieck und auch Rechteck sowie eine Combo aus Sinus und Rechteck. Da die Wellenformen wiederum alle mit dem einflussreichen Shape-Regler manipuliert werden können, nennt Pittsburgh Modular sie „Seed Waves“. Von ihnen aus beginnt die Reise zu den unterschiedlichsten klanglichen Variationen. Eine solche Vielfalt an Wellenformen ist man sonst eher von digitalen Wavetable-Synthesizern gewohnt. Am Pitch-Regler findet man zudem für jeden Oszillator unterschiedliche Kalibrierungen. So ist beim OSC 1 nur ein Feintuning möglich, während der entsprechende Regler beim OSC 3 Veränderungen von bis zu +/-2 Oktaven zulässt. Die Oszillatoren können auch paraphon betrieben werden, was man über das Control Panel einstellt.

Taiga : Oszillatoren und Control Panel
Die vielseitigen Oszillatoren und das Control Panel (Quelle: Bonedo)

Pittsburgh Modular Taiga Test – Control Panel und Arpeggiator

Links von den Oszillatoren befindet sich mit dem Control Panel die Schaltzentrale des Pittburg Taiga. Hier kann man globale Settings wie etwa Clock Source, Transpose oder Oktavierung (+/-3 Oktaven) vornehmen. Die LEDs der Oszillatoren dienen dabei als Orientierung und Informationsanzeige. Zur Übersicht kommt man hier kaum um die Bedienungsanleitung herum, aber auf dem Gerät wird im Gegenzug auch Platz gespart. Neben einem globalen Glide-Regler ist noch ein Arpeggiator mit an Bord. Dieser liefert zusätzlich zu den klassischen Modi auch eine Random-Funktion. Außerdem lassen sich im laufenden Arpeggiator Pausen programmieren, wodurch er sich an der Grenze zum Sequenzer bewegt. Spannend ist zudem die Option „Random Clock“ als Clock Source, wodurch arhythmische, überraschende Arpeggiator-Texturen entstehen.

Der Mixer des Pittsburgh Taiga

Die drei Oszillatoren des Pittsburgh Modular Taiga wandern in dessen Mixer, wo als vierter Kanal noch ein Noise Generator hinzukommt. Als fünftes Element komplettiert der Preamp die Ausstattung, der normalerweise am Mixer-Output sitzt und den Oszillatoren etwas Biss und Sättigung verpasst. Die Voreinstellungen des Mixers kann man mittels Patchbay auflösen, wobei jedem Kanal ein beliebiger Input zugewiesen werden kann. Dadurch lässt sich der Mixer in Sub-Gruppen splitten. Da der Mixer nicht nur Audio-, sondern auch CV-Signale als Input erkennt und mischt, ist dieses Dual Mixer Setup eine willkommene Zusatzoption.

Pittsburgh Modular Taiga Test: Mixer
Der türkise Mixer trifft auf den roten LFO sowie das blaue Filter mit großzügigem Cutoff-Regler (Quelle: Bonedo)

Pittsburgh Modular Taiga – Filter und Hüllkurven

Mit Stolz präsentiert Pittsburgh Modular im Taiga ihr spezielles 12 dB/Oktave Multimode Filter PGH, das zudem „keine Dead Spots“ hat und auch bei hoher Resonanz nicht in Selbstoszillation gerät. Die möglichen Modi sind hier Hipass, Bandpass, Lowpass und Notch. Die genaue Kalibrierung des PGH-Filters bringt zudem mehr Kontrolle und Detail beim Sounddesign. Gleichzeitig erschwert sie aber auch das „Spielen“ des Filters sowie druckvolle Kick Drum/Tom-Sounds. Schon allein deshalb, weil kein Key-Follow-Regler an Bord ist. Nicht nur die beiden erstaunlich schnellen ADSR-Hüllkurven eignen sich hervorragend für perkussive Sounds, denn auf der VCA-Ebene gesellt sich ein weiteres Relikt der Westcoast-Synthese hinzu: das Low-Pass-Gate.

Pittsburgh Modular Taiga: Hüllkurven und Dynamics-Sektion
Die schnellen Hüllkurven und die spezielle Dynamics-Sektion des Pittsburgh Taiga. (Quelle: Bonedo)

Von der West Coast in die Taiga: Das Low Pass Gate

Wahlweise kann man beim Pittsburgh Modular Taiga vom herkömmlichen VCA-Betrieb in den Low Pass Gate-Modus wechseln. Im Gegensatz zum VCA funktioniert das LPG ähnlich wie ein Audio-Gate. Je weiter es geöffnet ist, desto mehr Klang kommt durch und desto lauter und länger ist der Sound. Parameter wie Decay und Release vermischen hier also zu einem globalen Parameter. Während der normale VCA ausschließlich mit Loudness arbeitet, verändert sich beim LPG zusätzlich noch der Oberton-Charakter des Sounds. Wie stark dieser Effekt ausgeprägt ist, kann man mittels der Regler für Response, Dynamics und Low Pass Gate Resonance detailreich einstellen. Und für perkussive Sounds eignet sich besonders der Pluck-Modus, der ein extra scharfes, zackiges Gate verwendet.

Pittsburgh Modular Taiga Test: Modulation und Effekte

Der Pittsburgh Modular Taiga kommt mit voreingestellten Modulationsmöglichkeiten, die über die Patchbay erweitert werden. Als zentrale Modulationsquelle dient ein LFO mit Dreieck und Rechteck, dessen Range über das Control Panel umgeschaltet wird. Der LFO ist schließlich intern auf Oszillator Pitch, Oszillator Shapes/PWM und Filterfrequenz geroutet; seine Intensität regelt ein separater Attenuator. Natürlich kann man ihn aber auch über die Patchbay auf verschiedene Ziele routen. Obwohl die CV-Daten des LFOs durch den Mixer geschickt werden können, fehlt ein dedizierter Attenuator wie beim Moog Grandmother. Dafür kann eine Modulationsquelle gesplittet und gleichzeitig auf mehrere Ziele geschickt werden, was besonders bei nur einem LFO hilfreich ist. Der LFO selbst ist bedauerlicherweise nicht modulierbar. Er kann aber auf die Delay Time der analogen BBD-Echos geroutet werden, was interessante Effekte erzeugt. Im Test erwies sich auch die Sample & Hold Einheit des Pittsburgh Taiga als hervorragende Modulationsquelle, deren Rate sich an der Clock orientiert.

Pittsburgh Taiga: Delay-Effekt
Das BBD-Echo des Pittsburgh Taiga liefert echten Analog-Charme (Quelle: Bonedo)

Patchbay und Anschlüsse des Taiga

Dank der simplen Farbgebung (Input: grün, Output: weiß) erweist sich die Patchbay des Pittsburgh Modular Taiga im Test trotz ihrer Kompaktheit als sehr übersichtlich und zudem recht vielseitig. Natürlich wären ein paar Patchpunkte mehr schön gewesen, um die klangliche Vielfalt des Taiga bis ins Extrem ausreizen zu können. Insgesamt sind die vorhandenen Anschlüsse aber ein guter Kompromiss, um im Eurorack-Format zu bleiben. Denn gerade in Kombination mit externen Modulen und Geräten erwacht der Taiga noch einmal anders zum Leben. Der Main Audio Ausgang befindet sich in Form einer 3,5 mm Klinkenbuchse ebenfalls auf der Patchbay, hier wäre allerdings eine separate große Klinkenbuchse wie beim Behringer Model D schön gewesen. MIDI ist via Adapter problemlos möglich, ein USB/MIDI-Anschluss ist aber leider nicht mit von der Partie. Auch hier zeigt sich, dass der Fokus des Synthesizers vor allem auf einer puristischen, analogen Arbeitsweise liegt.

Patchbay des Synthesizers
Fotostrecke: 4 Bilder Die farblich abgestimmte Patchbay …
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Praxis

Arbeiten mit dem Pittsburgh Modular Taiga im Test

Durch die spezielle VCA/Dynamics-Sektion des Pittsburgh Modular Taiga und die an Eurorack angelehnte Beschriftungen, wie etwa FREQ CV 1 anstatt FILTER FREQ LFO DEPTH – mögen sich Eurorack-Nerds womöglich zunächst etwas mehr zu Hause fühlen als Keyboarder. Aber man hat sich dann doch erstaunlich schnell an die Begrifflichkeiten und Arbeitsweisen des Taiga gewöhnt. Gewöhnungsbedürftiger kommt hingegen teilweise die Kalibrierung einiger Parameter/Regler daher. Beispielsweise haben die LFO-Attentuator etwa für Oscillator Pitch oder Filterfrequenz extrem große Umfänge, wodurch wirklich subtile Modulation wie etwa ein sanftes Vibrato sehr viel Fingerspitzengefühl erfordern. Im Gegensatz dazu hat die Glide-Funktion eine relativ geringe Range, wodurch ausufernde Portamento-Effekte nur bedingt möglich sind.

Wie klingen Pittsburgh Modular Taiga und Taiga Keyboard?

Der Grundsound der Oszillatoren des Pittsburgh Modular Taiga wirkt auf mich im Test wie eine Mischung aus Moog und Arp. Je nach Setting klingen sie durchaus warm, jedoch mit einem merkbaren Mitten-Fokus ähnlich wie beim Behringer CAT, aber nicht ganz so fett und breitbandig wie etwa bei Moog. Was den Taiga allerdings von diesen Zeitgenossen abhebt, ist die tonale Vielfalt durch das unkonventionelle Waveshaping. Hier sind wirklich interessante Texturen und Kombinationen möglich, wo andere Analog-Synthesizer schnell an ihre Grenzen geraten.

Audio Samples
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Oszillator Saw + Wavefolding Oszillator Sine + Wavefolding Oszillator Sine/Triangle + Wavefolding Oszillator Triangle + Wavefolding Oszillator Saw/Pulse + Wavefolding Oszillator Pulse + Wavefolding

Paraphonie und Delay bringen Würze ins Spiel

Elegische Klänge mit dem Pittsburgh Modular Taiga erweisen sich im Test dank des paraphonen Modus als Genuss, gerade wenn durch Osczillator-Pitch- sowie Sample & Hold-Modulation noch ein wenig Patina hinzugefügt wird. Hier kommt zudem noch das Delay ins Spiel, welches je nach Input-Level auf eine gute Art noisy und unsauber arbeitet. Diese Eigenschaft eignet sich beispielsweise gut für verträumte Lead-Sounds. Zwar lässt sich die Delay-Zeit über die Patchbay auf bis zu 500 ms erweitern, aber gerade für atmosphärische Lead-Sounds wäre etwas mehr Verzögerungszeit schön gewesen.

Audio Samples
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Paraphoner Modus + Sample/Hold + LFO auf Oscillator Pitch + Delay Oscillator Sine + Oscillator Saw/Pulse + Delay + Noise + Glide

Aber auch für rhythmische Zwecke kann man das Delay gut nutzen. Obwohl aufgrund einer fehlenden Clock/Tap Tempo-Option ein wenig Fingerspitzen-Gefühl gefragt ist, was die Delay-Time angeht. Dank des flexiblen Arpeggiators in Kombination mit etwas Waveshape-Modulation entstehen hier jedoch charakterstarke Sequenzen.

Audio Samples
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Alle 4 Oszillatoren + Waveshape Modulation + Delay

Arpeggiator und schnelle Hüllkurven

Den Arpeggiator kann man aber auch fabelhaft für perkussivere Ausflüge nutzen, wobei dann vor allem die schnellen Hüllkurven und der angenehm abgestimmte Noise Generator strahlen. Hier ist allerdings auch Vorsicht geboten, denn die Hüllkurven sind mitunter so schnell, dass bei schnellen Attack-Zeiten sehr deutliche Low-End Impulse hinzukommen, was gerade für High Percussion schnell zum Drahtsteilakt wird.

Audio Samples
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Noise + ADSR + verschiedene Filter-Modi

Auch wenn der Pittsburgh Modular Taiga im Vergleich etwa mit Moog nicht meine erste Wahl für low- end-starke Bass-Sounds wäre, kann man gerade durch Verwendung des Preamps und der vielseitigen Wellenformen durchaus druckvolle Tiefklänge erzeugen. Der Preamp ist schließlich ebenfalls an die Patchbay angeschlossen, wodurch sich beispielsweise gezielt nur ein Oszillator verzerren lässt, während die anderen beiden clean bleiben.

Audio Samples
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Alle 3 Oszillatoren, verschiedene Wellenformen/Wavefolding + Filter + Preamp

Wilde Auswüchse und Texturen sind mit dem Pittsburgh Modular Taiga möglich, sobald man sich von herkömmlichen Klangmustern entfernt und die Patchbay stärker ausreizt. Sowohl gezielte Sound Design-Konstrukte als auch überraschende, inspirierende Wundertüten sind die Bereiche, in denen der spezielle Klangcharakter des Taiga wirklich zum Vorschein kommt. Bei derartigen Ausflügen wünscht man sich dann doch schnell einen LFO und den ein oder anderen Patchpunkt mehr. Hierfür müssen dann mitunter doch externe (Eurorack)-Geräte hinzugezogen werden. Schließlich bietet der Taiga doch insgesamt eine große Klangvielfalt und dank des Low Pass Gates und der Hold-Funktion sind auch Drone-Kaskaden kein Problem.

Audio Samples
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LPG Dynamics, Alle 3 Oszillatoren, Noise, High Rate LFO + FM und Shape Mod + Delay + Preamp LFO gesplittet auf mehrere Ziele: Pitch FM, Delay Time Sample/Hold auf Filter Frequenz + Preamp Distortion + LPG + Filter + Delay

Pittsburgh Modular Taiga Keyboard – Das sind die Alternativen

FeaturesPittsburgh Modular Taiga KeyboardMoog GrandmotherPWM Malevolent
PolyphonieParaphonMonophonMonophon
Oszillatoren322
LFO211
Hüllkurven2x ADSR + Low Pass Gate/Dynamics1x ADSR2x ADSR
Modulare Erweiterung64 Patchpunkte + 24HP-Slot für externe Eurorack-Module41 Patchpunkte38 Patchpunkte
USB-MIDIjajaja
Onboard-EffekteBBD (Echo)FederhallOverdrive
Arp./Seq.Arp mit Rest-FunktionArpeggiator, SequencerArpeggiator
Tastatur37 Full Size Tasten ungewichtet, mit Aftertouch32 Full Size Tasten leicht gewichtet32 Mini-Tasten ungewichtet
Preis1.359 €1.289 €479 €
Test-Bewertung4/54,5/54/5
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Pittsburgh Modular Taiga Keyboard Alternativen

Pittsburgh Modular Modular Taiga – Das sind die Alternativen

Auch zum Pittsburgh Modular Taiga in der Desktop-Ausführung hat der Markt passende Alternativen, wie beispielsweise den Moog Mother 32 und den Behringer Cat:

FeaturesPittsburgh Modular TaigaMoog Mother 32Behringer Cat
PolyphonieParaphonMonophonParaphon
Oszillatoren312
LFOs111
Hüllkurven2x ADSR + Low Pass Gate/Dynamics1xAD mit Sustain-Switch1xADSR, 1xAR + Repeat-Funktion
Patch-Anschlüsse583211
USB-MIDIja
Onboard-EffekteBBD-Echo
Arp./Seq.Arp mit Rest-Funktion
Preis739 €689 €239 €
Preis/Leistung4,5/54/55/5
Test-Bewertung4/54/54,5/5
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Pittsburgh Modular Taiga Alternativen

Pittsburgh Modular Taiga Keyboard Sound Demo (no talking)

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Mehr Informationen
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Fazit

In der vollen Synthesizer-Landschaft schafft es der Pittsburgh Modular Taiga – egal ob in Desktop- oder Keyboard-Ausführung – wie der Test zeigt, mit unkonventionellen Westcoast-Features neue Akzente zu setzen und Brücken zu schlagen. Trotz seiner klanglichen Vielfalt bleibt der Workflow weitestgehend übersichtlich, was den Synthesizer sowohl für Eurorack-Nerds als auch für Eurorack-Einsteiger und Keyboarder interessant macht. Der zusätzliche LFO des Taiga Keyboards bietet jetzt noch mehr Modulationsmöglichkeiten, wobei beide Taiga-Versionen ohnehin schon klangliche Charakterstärke beweisen. Die Taiga Keyboard Version trumpft zudem mit einer Tastatur inklusive Anschlagdynamik und Aftertouch sowie einem integrierten Erweiterungsschacht, der 24 HP Platz für zusätzliche Eurorackmodule bietet. Das größere Gehäuse ermöglicht schließlich eine ergonomischere Anordnung der Bedienelemente. Allerdings ist das Taiga Keyboard derzeit über 600 Euro teurer als die Desktop-Variante, was das Mehr an Ausstattung in der Wertung wieder ausgleicht. Beide Taigas sind tolle Synthesizer, die durch ihr eigenständiges Klangverhalten überzeugen können.

Pittsburgh Modular Taiga Keyboard und Desktop Test
Pittsburgh Modular Taiga Keyboard und Taiga Desktop.

Features

  • 37-Tasten Keyboard mit Anschlagdynamik und Aftertouch (Taiga Keyboard)
  • Pitchbend und Modwheel (Taiga Keyboard)
  • Integrierter 24 HP Expansion-Schacht für Eurorackmodule (Taiga Keyboard)
  • 64 Patchpunkte [4 mehr als Taiga Desktop] (Taiga Keyboard)
  • Größere Regler und Knöpfe mit verbessertem Abstand zueinander (Taiga Keyboard)
  • Vollständig analoger Signalweg
  • 3 Oszillatoren, je mit Reglern für Pitch, FM, Shape (Sinus, Dreieck, Sägezahn, Rechteck) und Waveshaper/Wavefolder
  • Course & Finetuning pro Oszillator (Taiga Keyboard)
  • Rauschgenerator
  • 4-Kanal Mixer
  • Regelbarer Vorverstärker mit Overdrive-Schaltung für externe Signalquellen (Gain: x30)
  • LFO mit zwei Wellenformen (Dreieck und Rechteck) und weitem Frequenzbereich (41s – 500Hz)
  • 1 zusätzlicher LFO (Taiga Keyboard)
  • Multimode-Filter (Tiefpass, Bandpass, Hochpass) mit regelbarer Frequenz und Resonanz, sowie 2 CV-Eingängen mit Abschwächer, 2 ADSR-Hüllkurven
  • Dynamics Controller, umschaltbar zwischen VCA und Lowpass Gate, mit einstellbarer Frequenz/Bias, Resonanz und Abklingphase
  • Analog-Delay mit einstellbarer Delayzeit, Feedback und Wet/Dry-Mix
  • Integriertes MIDI-zu-CV/Gate Interface
  • Weitere Features: Arpeggiator, Random Sequencer, Clock Divider, Clock Generator mit Tap-Tempo, Sample & Hold, 2-Kanal Mixer
  • CV-Eingänge für alle Parameter und Ausgänge für alle Einzelsektionen
  • Line-Ausgang und Kopfhörer-Ausgang: 3,5 mm Klinke

Preise

  • Pittsburgh Modular Taiga Keyboard: ca. 1.359 €
  • Pittsburgh Modular Taiga: ca. 739 €

*(Straßenpreise am 4. März 2024)

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Burkhard sagt:

#1 - 13.03.2024 um 06:03 Uhr

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Es muss „Coarse tuning“, nicht „Course tuning“ heißen! Diese falsche Schreibweise kommt zweimal vor und ist mir daher sofort aufgefallen. Das darf bei einem professionellen Musikmagazin nicht vorkommen! Bitte ändern…

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