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Eurorack-System planen leicht gemacht

Wer ein Eurorack-System plant, sollte für die Umsetzung einiges wissen. Worum es dabei geht, erklären wir detailliert in unserem Workshop.

Workshop: Eurorack System planen leicht gemacht

Ein Eurorack-System zu planen bedarf einiger Grundkenntnisse, die im Vorfeld bedacht, den Aufbau des Systems und die Auswahl der Module erleichtern. Dieser Workshop soll den Einstieg in die Welt des Euroracks erleichtern, indem wir einen Pfad durch das riesige Marktangebot an Modulen und Zubehör bahnen. Im Verlauf erklären wir die wichtigsten Aspekte beim Planen eines Systems – und Modultipps gibt es auch.

Klassische Formate und das Eurorackformat

Etwas Geschichte vorab: Inspiriert von den Moog Modularsystemen in 5U-Größe und Buchla Modular-Synthesizern mit 4U-Modulen hat Dieter Doepfer 1996 ein drittes Format in 3U-Größe für modulare Synthesizer spezifiziert. Dies ist das Eurorack-Format, welches mittlerweile die größte Auswahl an Herstellern, Modulen und innovativen Konzepten bietet, um einen eigenen modularen Synthesizer zu bauen. Solche Synths sind eine besondere Herausforderung: Im Gegensatz zu einem Tastatur– oder Desktop-Synthesizer müssen die Module eines modularen Systems mittels Kabeln verbunden werden. Solche Verbindungen muss man lernen und ihre Kombinationen gut kennen, um Sounds aufzubauen. Das ist kein schneller oder leichter Weg – aber ein faszinierender. Sobald man die ersten Hürden gemeistert hat, merkt man, welche Vorteile diese Art des Musikmachens bietet.

Inhalte
  1. Quick Facts: Eurorack
  2. Das Gehäuse – Basis des Eurorack-Systems
  3. Eurorack-System durch Interface-Module mit Außenwelt verbinden
  4. Tools für die Klanggestaltung im Eurorack-System
  5. Die Klangerzeugung im Eurorack-System
  6. Effekte im Euroracksytem: Das Effekt-Rack
  7. Der Sequenzer bringt Leben ins Eurorack-System
  8. Zum Schluss

Quick Facts: Eurorack

Eurorack, was ist das?

Das Eurorack ist ein modulares Synthesizer-Format, das in den 1990er Jahren von Doepfer Musikelektronik spezifiziert wurde. Es hat seither ungebremst an Popularität gewonnen und ist zum dominierenden modularen Synthesizer-Format im Hardware-Bereich geworden. Mittlerweile gibt es mehr als 5.000 Module und DIY-Kits von mehr als 300 Herstellern. Zum ‚Patchen‘ von Eurorack-Modulen, respektive zum Aufbauen von Klängen, werden Kabel mit 3,5 mm Mono-Klinkenbuchsen verwendet. Über sie werden Audio- und Steuersignale transferiert.

Welche Vorteile bietet das Eurorackformat?

Eurorack bietet den großen Vorteil, eigene Synthesizer nach modularem Prinzip aufzubauen. Durch das vielfältige Angebot an analogen und digitalen Modulen hat sich das Segment der modularen Synthesizer zu einer wahren Spielwiese für alle entwickelt, die abseits des Mainstreams musikalisch tätig sind.

Das Gehäuse – Basis des Eurorack-Systems

Viele Konzepte – unterschiedliche Lösungen

Der Aufbau eines modularen Synthesizers beginnt mit der Wahl des Gehäuses, das die Module beherbergt und sie mit Strom versorgt. Bereits hier bietet der Markt verschiedene Lösungen von unterschiedlichen Herstellern. Das Gehäuse ist ein wichtiger Part beim Planen eines Eurorack-Systems!

Fürs Studio oder mobil?

Beginnen wir im Einsteiger-Segment. Hier haben die Doepfer Low-Cost Cases für das Studio immer noch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Sie gibt es bereits ab knapp 150 Euro, inklusive integrierter Stromversorgung. Andere Hersteller bieten etwas wertigere und flexiblere Einsteiger-Cases zwischen 200 und 350 Euro. Wer eines benötigt, in welchem er seinen modularen Synthesizer transportieren kann, ist mit Cases von Intellijel, Make Noise, Arturia oder Behringer gut bedient. 

Fotostrecke: 4 Bilder Low Cost Cases von Doepfer sind immer noch eine gute Wahl für den Einstieg. (Foto: Doepfer)
Fotostrecke
Doepfer A-100LC9 PSU3 Low Cost CaseProduktseite auf thomann.de
Intellijel Designs 7U Case 104 HPProduktseite auf thomann.de
Make Noise 7U CV Bus CaseProduktseite auf thomann.de
Behringer Eurorack GoProduktseite auf thomann.de
Arturia Rackbrute 6UProduktseite auf thomann.de

Premium-Case gefällig?

Gerade für den mobilen Einsatz bieten auch Premium-Hersteller tolle Cases. Hier zwei Beispiele: Clank Modular stellt tragbare Cases im Kofferformat her. Sie werden mit farbigem Tolex überzogen und verfügen über eine Stromlösung aus eigenem Hause. Nicht nur die Farbe kann vom Kunden ausgewählt werden, es gibt auch Zusatzoptionen wie Kabeltaschen oder Stromanschlüsse für Schwanenhalsleuchten – alles hochindividuell.

Fotostrecke: 3 Bilder Der kompakte Arturia RackBrute kann flexibel aufgestellt werden und bietet viele Anschlusspunkte für Module. (Foto: Thomann)
Fotostrecke
Arturia RackBrute Produktseite auf thomann.de
Clank Modular Webseite des Herstellers
Nono Lander Two Webseite des Herstellers
Nono Lander EbeWebseite des Herstellers

Als günstige Alternative zu Beginn kann man sich auch ein Gehäuse selber bauen. Zu diesem Thema bieten wir einen DIY-Workshop, der alle nötigen Schritte genau erklärt.

Klein anfangen, groß träumen

Noch ein paar Anmerkungen zur Case-Größe: Sie wird in drei Rackeinheiten (U) hohen Reihen (3U für eine, 6U für zwei usw.) sowie Teileinheiten (TE) für deren Breite gemessen. Beliebte Größen sind etwa 6U mit 104 TE oder 9U mit 84 TE. Diese sind für den Anfang völlig ausreichend. Zudem ist es wichtig zu verstehen, dass ein modulares System ‚lebt‘ und seine Gestaltung nie abgeschlossen ist. Weiterentwicklungen von Modulen, das stetig wachsende Marktangebot sowie sich ändernde musikalische Vorlieben erfordern es, immer einige TE Platz zu haben. Ja, es ist verlockend, alle Lücken mit Modulen zu füllen, damit das System endlich ‚fertig‘ ist – aber das funktioniert auf lange Sicht nur in den seltensten Fällen.

ModularGrid hilft beim Planen

Man sollte sich also Platz und Optionen freihalten, um neue Ideen zu verwirklichen, ohne gleich ein weiteres Gehäuse kaufen zu müssen. Die Webseite ‘ModularGrid’ ist dabei hilfreich. Hier kann man vorab Konfigurationen ausprobieren und prüfen, wie viel Strom die geplanten Module zusammen verbrauchen. Letzterer Wert sollte mit der Power des Cases verglichen werden, damit das Eurorack immer genug Saft hat. Es ist günstig, wenn der Stromverbrauch aller Module im Case etwas unter der Leistung des Netzteils liegt, damit alles reibungslos läuft.

Die Webseite 'ModularGrid' ist eine Datenbank und ein Planer für modulare Synthesizer. (Foto: ModularGrid)
Die Webseite ‘ModularGrid’ ist eine Datenbank und ein Planer für modulare Synthesizer. (Foto: ModularGrid)

Eurorack-System durch Interface-Module mit Außenwelt verbinden

Wozu dienen Output-Module?

Gehen wir zu den Modulen selbst über. Dabei muss zunächst an die Anbindung des Modularsynths an den Rest des Setups gedacht werden. Egal ob kleines oder großes System, ob im Studio oder beim Live-Spielen: Sounds müssen hinausgeführt und externe Klänge mit dem Eurorack-System verarbeitet werden können. Zudem kann es nützlich sein, den Modularsynthesizer per Computer ansteuern oder Funktionen der DAW vom Modularsystem aus nutzen zu können.

Auf die Pegel achten!

Einsteiger verbinden nicht selten die Ausgänge der Module direkt mit einem Mischer oder einer Soundkarte. Davon ist abzuraten, denn das Gainstaging wird schwieriger und es besteht Clipping-Gefahr. Denn ein Audiosignal aus dem Modularsystem ist lauter als ein Line- oder Instrumentensignal. Daher verstärkt ein Interface-Modul externe Signale auf Modularlevel und schwächt Modularsignale beim Weg nach draußen auf Linelevel ab. Wir empfehlen deshalb Interface-Module, welche das Audiosignal symmetrieren, um Störgeräusche zu unterdrücken.

Interface-Module: Fürs Studio oder den Live-Einsatz?

Damit nun zu unseren Tipps. Ein Interface-Modul, das sich in unseren Augen von anderen abhebt, ist das TAI-4 von Vermona. Es verfügt nicht nur über XLR-Anschlüsse für Ein- und Ausgänge, sondern zudem über echte Transformatoren, wie sie in High-End Studioequipment zum Einsatz kommen. Das Modul ist quasi eine hochwertige DI-Box für das Modularsystem. Es färbt den Klang ein wenig, aber auf eine sehr angenehme Weise. Bässe erscheinen definierter und spitze Höhen werden vorteilhaft abgesenkt, ohne dabei Transienten zu zerstören. Besonders auf der Bühne oder mit großen PAs bedeutet das einen signifikanten Unterschied – deswegen sieht man dieses Modul auch bei vielen professionellen Live-Acts im Einsatz.

Kopfhörer-Anschluss, Routing und mehr

Wer sich mehr Optionen wünscht, wie z. B. einen hochwertigen Kopfhörerverstärker, dem sei das Audiointerface von ACL ans Herz gelegt. Dieses Modul kommt ohne Transformatoren aus, liefert dafür aber einen sehr sauberen Klang mit viel Headroom. Mit seinem Routing-Bus und Stereo-Line-Eingängen gehört es in die Top-Liga, was sich auch im Preis widerspiegelt. Als Alternative zum ACL-Interface sei das Black Output Modul V2 von Erica Synths erwähnt, eine Mischung aus Output und Mixer, das ebenfalls toll klingt, aber keine Input-Sektion bietet. 

Fotostrecke: 3 Bilder Das TAI-4 von Vermona ist eine DI-Box für modulare Synthesizer und verfügt über echte Transformatoren. (Foto: Vermona)
Fotostrecke

In und Out trennen – für mehr Flexibilität

Wie am Erica-Modul ersichtlich ist, muss man nicht unbedingt In- und Outputs im selben Modul haben. Joranalogue bietet etwa mit dem Receive 2 und dem Transmit 2 zwei einzelne Analog-Module für das Einspeisen und Aussenden von Signalen an, die an unterschiedlichen Stellen im Gehäuse platziert werden können. Und Frap Tools hat mit dem Masterone ein Modul im Angebot, das zwar nur mit der hauseigenen Mixerlösung funktioniert, dann aber eine Menge Ausgangsports und einen schicken Masterregler mit VU-Meter bietet.

Vermona Modular TAI-4Produktseite auf thomann.de
ACL Audio InterfaceProduktseite auf thomann.de
Erica Synths Black Output Module V2Produktseite auf thomann.de
Fotostrecke: 3 Bilder Joranalogue aus Belgien stellt hochwertige Analogmodule für Input-Signale (Foto: Thomann) …
Fotostrecke
Joranalogue Audio Design Receive 2Produktseite auf thomann.de
Joranalogue Audio Design Transmit 2Produktseite auf thomann.de
Frap Tools CGM MasteroneProduktseite auf thomann.de

Interfaces: Audio, MIDI oder beides?

Wenn es parallel darum geht, sein Modularsystem mit externen statt internen Geräten zu steuern, ist MIDI eine beliebte Option. Daher gibt es eine große Anzahl an verschiedenen MIDI-Modulen, die digitale Steuersignale in modulare Steuerspannung umwandeln, etwa das Doepfer A-190-3. Eine interessante Alternative zu solchen Modulen stellen Geräte von  Expert Sleepers dar. Sie können via USB, ADAT oder SPDIF mit Soundkarten und Computern verbunden werden und wandeln neben MIDI auch Audio.

Module von Expert Sleepers bieten die beste Möglichkeit seinen modularen Synthesizer mit der Außenwelt kommunizieren zu lassen. (Foto: Expert Sleepers)
Module von Expert Sleepers bieten die beste Möglichkeit seinen modularen Synthesizer mit der Außenwelt kommunizieren zu lassen. (Foto: Expert Sleepers)
Expert Sleepers ES-8Webseite des Herstellers

Tools für die Klanggestaltung im Eurorack-System

Was soll der erste Modularsynthesizer können und wie geht man vor?

Hat man sich für Wege der Integration von Audio und MIDI entschieden, geht es an die Auswahl der Module für den Sound. Wir erinnern an dieser Stelle nochmal daran: Beim ersten Modularsystem sollte man langsam mit dem Aufbau beginnen, da sich die eigenen Vorlieben und Arbeitsweisen erst beim Entdecken und Verwenden der ersten Module herauskristallisieren. Am besten sollte zu Beginn eine Entscheidung dahingehend getroffen werden, welche Hauptfunktion der Eurorack-Synthesizer erfüllen soll. Das kann eine subtraktive Stimme für Sounddesign-Experimente, ein Effekt-Rack oder eine Modulkombination sein, die sich aufs Sequenzieren und generative Musik konzentriert. Hier sollte man sich festlegen und mit diesem Ziel im Hinterkopf weiterplanen!

Modulation und Hilfsmodule: Der Schlüssel zum Erfolg

Viele Einsteiger machen den Fehler, sich gleich viele Oszillatoren und Filter für die Klangerzeugung anzuschaffen. Ein Modularsystem lebt aber von Modulation. Interessante Ergebnisse werden besonders dann erzielt, wenn verschiedene Steuerspannungen clever und dosiert auf den Grundsound angewandt werden. Dazu kommt, dass Modulatoren und andere Hilfsmodule oft preiswerter als Oszillatoren, Filter oder Effekte sind, aber eine sehr große Klangpalette ermöglichen.

Das beliebteste Modul der Welt: Make Noise Maths

Platzhirsch in der Modulationskategorie ist das Make Noise Maths – eines der Module, die wir uneingeschränkt empfehlen können. Es ist bis heute zurecht das meistverkaufte Modul auf dem Eurorackmarkt, ein wahres Modulations-Monster und in fast jedem Rack bzw. Eurorack-System zu finden. Im Kern besteht es aus zwei Slew-Limitern und einem Mixer mit Abschwächern, beides zum Verändern und Kombinieren von CV- und Gate-Signalen. Es kann ‚klassische‘ Signale wie LFOs und Hüllkurven generieren, die im Eurorack so wichtig sind wie in „klassischen“ Synths. Die einzelnen Elemente des Maths sind relativ intuitiv zu bedienen, aber die Gesamtintegration hat es in sich. Es birgt enorm viele Möglichkeiten, spuckt aus jeder Öffnung Steuerspannungen, Trigger und Gates für vielfältige und interessante Patches aus. Hat man es einmal begriffen, lernt man mit ihm viel über die Arbeitsweise mit modularen Synthesizern.

Das Maths von Make Noise ist ein wahres Modulations-Monster und nicht ohne Grund mit das beliebteste Modul im Eurorack. (Foto: Make Noise)
Das Maths von Make Noise ist ein wahres Modulations-Monster und nicht ohne Grund mit das beliebteste Modul im Eurorack. (Foto: Make Noise)
Make Noise MATHSProduktseite auf thomann.de

Von Abschwächern und VCAs

Wir erwähnten, dass das Maths sogenannte Abschwächer für die Bearbeitung von Steuerspannung bietet. In seinem Fall handelt es sich sogar um bipolare Abschwächer, die CV-Signale zum kreativen Gebrauch invertieren können – sie heißen Attenuverter. Es gibt solche Attenuverter auch als Einzelmodule; zu nennen sind aus der Kategorie exemplarisch das Intellijel Triplatt mit drei und der  Befaco Dual Atenuverter mit zwei Kanälen. Letzterer kann Signale auch offsetten, also ihre Spannungsrelation positiv oder negativ anpassen – sehr nützlich!

Fotostrecke: 2 Bilder Drei bipolare Abschwächer am Intellijel Triplatt helfen beim Bearbeiten und Verteilen von CV und Audio. (Foto: Thomann)
Fotostrecke
Intellijel Designs TriplattProduktseite auf thomann.de
Befaco Dual AtenuverterProduktseite auf thomann.de

VCAs kann man nicht genug haben

Abschwächer, die für die Lautstärke von Audiosignalen in Kombination mit Hüllkurven genutzt werden, heißen VCAs („Voltage Controlled Amplifier“). Sie dürfen in keinem System fehlen. Je nach Größe des Gehäuses sollte man sich sogar am besten direkt zwei oder mehr von ihnen anschaffen. Kostengünstig und zugleich hochwertig sind in dieser Kategorie das Mutable Instruments Veils und der Intellijel Quad VCA mit gleich vier in einem Modul. Wer es etwa edler und flexibler haben will, kann zum Frap Tools Quad Stereo Channel, einem vierkanaligen Stereo-Mixer mit integrierten VCAs, Panning und Send-/Return-Funktionalität.

Fotostrecke: 3 Bilder Vier VCAs wie im Mutable Instruments Veils … (Foto: Thomann)
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Mutable Instruments Veils (2020)Produktseite auf thomann.de
Intellijel Designs Quad VCAProduktseite auf thomann.de
Frap Tools CGM Quad Stereo ChannelProduktseite auf thomann.de

Generell sollte man übrigens darauf achten, dass die tatsächliche Klangerzeugung, auf die wir gleich eingehen, nicht mehr als 30 % des Eurorack-Systems ausmacht. Modulatoren und andere Tools sollten mindestens die Hälfte des Platzes im Gehäuse einnehmen. Behält man beim Planen diese Faustregel im Hinterkopf, wird man schnell interessante Patches bauen können. Und damit geht es jetzt an die eigentlichen Sounds!

Die Klangerzeugung im Eurorack-System

Welche Eurorack-Module sind für die Klangerzeugung sinnvoll?

Die meisten klassischen Synthesizer bedienen sich subtraktiver Synthese – und liegt es nahe, sie auch im Eurorack zu benutzen. Eine subtraktive Stimme besteht aus Oszillatoren, die durch einen VCA in ein Filter geführt werden. Das Ganze wird mit Hüllkurven und LFOs moduliert. Eine subtraktive Stimme kann monophon oder polyphon sein. Ein polyphones System genauer zu erklären, würde den Umfang dieses Workshops allerdings sprengen, deswegen konzentrieren wir uns im Folgenden auf eine klassische monophone Stimme.

Der Oszillator: Analog oder digital?

Wie bei herkömmlichen Synthesizern gibt es auch im Eurorack analoge und digitale Klangerzeuger. Weil man für sie alles zwischen 100 und 700 Euro ausgeben kann, präsentieren wir aus beiden Kategorien im Folgenden einige beliebte Optionen zur ersten Orientierung. In der analogen Domäne orientieren sich viele Hersteller an klassischen Vorlagen. AJH etwa bietet Elemente des Moog MiniMoog in Modulform an und Verbos Electronics imaginiert Buchla-Module für Eurorack neu. Generell ist es sinnvoll, sich bei analoger Klangerzeugung gleich zwei Oszillatoren zuzulegen. So kann man duophon spielen und die beiden Oszillatoren können einander per FM oder AM modulieren.

Komplexe Oszillatoren

Es gibt mit sogenannten komplexen Oszillatoren Module, die diese Dinge hinter nur einem Panel ohne viel Patching ermöglichen. Als Paradebeispiele sind der Verbos Electronics Complex Oscillator,, der Endorphin.es Furthrrrr Generator und der Frap Tools Brenso zu nennen. Wer etwas weniger Geld ausgeben will, kann aber zu Beginn auch in Oszillatoren wie den Intellijel Dixie II+ oder den Doepfer A-110-1 Standard VCO investieren, mit denen sich schon viele verschiedene Sounds erzeugen lassen.

Fotostrecke: 5 Bilder Verbos bietet hochwertige Oszillatoren an, welche auf den klassischen Buchla Modulen basieren. (Foto: Verbos)
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Verbos Electronics Complex OscillatorProduktseite auf thomann.de
ACL Discrete Core Ladder Filter VCFProduktseite auf thomann.de
1010music bitbox MK2Produktseite auf thomann.de
Endorphin.es BLCK_Furthrrrr GeneratorProduktseite auf thomann.de
Frap Tools BrensoProduktseite auf thomann.de
Intellijel Designs Dixie II+Produktseite auf thomann.de
Doepfer A-110-1Produktseite auf thomann.de

Mutable Plaits: Bald nur noch als DIY-Modul

In Sachen Digitaloszillatoren kommt man an Mutable Instruments nicht vorbei. Der Hersteller aus Frankreich hat die DSP-Programmierung im Eurorack auf das nächste Level gebracht. Zu nennen ist hier vor allem der Multi-Oszillator Plaits mit vielen spannenden Klangalgorithmen. Nachdem Mutable Instruments den Betrieb 2022 eingestellt hat, kann man ihn allerdings bald nur noch als DIY-Bausatz oder als gelötetes DIY-Modul kaufen. Klassische digitale Syntheseformen wie etwa Wavetable-Synthese gibt es abseits vom Plaits übrigens auch im Modularbereich, etwa in Form des Industrial Music Electronics Piston Honda.

Filter: Mono oder Stereo?

Nach dem Oszillator kommt in der subtraktiven Klangerzeugung das Filter. Wie bei den Klangerzeugern selbst ist die Auswahl in diesem Bereich riesig. Grundsätzlich sollte man sich überlegen, ob man lieber ein simples Monofilter oder ein etwas komplexeres Stereofilter haben will. Ansonsten gilt ganz besonders hier: Probehören! Der in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbare Doepfer SEM-Filter klingt sogar viel weicher als z. B. der MiniMod VCF, ein Moog-Klon von AJH. Und unser ganz persönlicher Stereo-Favorit, der Make Noise QPAS, ist nasaler und hat eine wilde Resonanz!

Fotostrecke: 3 Bilder Der monophone SEM-Filter von Doepfer ist eine kostengünstige Einsteigeroption im Filterbereich. (Foto: Thomann)
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Doepfer A-106-5 SEM FilterProduktseite auf thomann.de
AJH Synth MiniMod VCF blackProduktseite auf thomann.de
Make Noise QPASProduktseite auf thomann.de

Sampling statt Oszillation

Abseits von klassischen Oszillatoren sind auch Sampler im Eurorack sehr beliebt. Sie offerieren viele Einsatzmöglichkeiten für Experimentierfreudige, da sie entweder mit vorbereiteten Sounds verwendet oder in Echzeit mit Audio gefüttert werden können. Einen hervorragenden Eurorack-Sampler hat z. B. 1010music mit dem Bitbox 2.0 Modul geschaffen. Samplen via Miniklinke und CV-Steuerung wird mit diesem Modul zum Kinderspiel. Bedient wird es per Touchscreen. Wer es experimenteller haben will, kann sich auch das Make Noise Morphagene ansehen, eine Reimagination klassischer Tape-Maschinen zum Aufnehmen und Arrangieren von Sounds.

Effekte im Euroracksytem: Das Effekt-Rack

Welche Module gibt es, um den Sound mit besonderen Effekten zu gestalten?

Kommen wir nun zu Effekt-Modulen, mit denen der Grundsound des Eurorack-Synthesizers weiter bearbeitet werden kann. Sie bilden den vorletzten Baustein beim Planen eines Systems. Zu Beginn empfiehlt sich für viele ein Multieffekt-Modul, das auf wenig Raum viele Optionen wie Hall-, Delay- oder Modulationseffekte bietet. Hier sticht das Z-DSP von Tiptop Audio heraus. Seine auf SD-Karten mitgelieferten Hall-Algorithmen von Valhalla können es locker mit Strymon und Eventide aufnehmen. Mit weiteren, zusätzlich zu kaufenden Karten sind immer wieder neue Sounds drin. An weiteren Herstellern für Eurorack-Effekte seien noch Radikal Technologies, Mutable Instruments, Make Noise und Intellijel erwähnt. Weitere Informationen zu den besten ihrer Module und andere Gerätetipps gibt es in unserem Kaufberater für Eurorack-Effekte.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Z-DSP von TipTop Audio ist ein Effekt-Modul mit Effekten verschiedener Hersteller, die auf SD-Karten erhältlich sind. (Foto: Tip Top Audio)
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Tiptop Audio Z-DSPProduktseite auf thomann.de
Radikal Technologies RT-1701 EFFEXXProduktseite auf thomann.de
Make Noise MorphageneProduktseite auf thomann.de

Der Sequenzer bringt Leben ins Eurorack-System

Wozu benötigt man einen Sequenzer im Eurorack?

Der letzte Punkt ist noch einmal ein zentraler: die Frage nach dem richtigen Sequenzer. Ein Sequenzer dient in den meisten Fällen als zentrale Steuereinheit für Melodien und Grooves, er ist das pulsierende Herz im Euroracksystem. Der Markt bietet viele interessante Sequenzer-Module, z. B. den Eloquencer von Winter Modular, den René von Make Noise oder den Varigate8+ von Malekko. Der klassische (Trigger-)Sequenzer von Doepfer ist schon seit vielen Jahren auf dem Markt und hat durchaus weiterhin seine Berechtigung.

Viele unterschiedliche Sequenzer stehen zur Wahl

Weitere sehr empfehlenswerte Sequenzer für das Eurorack mit unterschiedlichen Anwendungsschwerpunkten sind der Intellijel Metropolix, der Endorphin.es Ground Control und der Erica Synths Black Sequencer. Die drei bieten noch einmal unterschiedliche Ansätze und Konzepte für das Kreieren von Musik mit dem modularen Synthesizer. Es ist aber auch denkbar, sich einen Sequenzer aus kleinen Modulen zusammenzustellen. Mit Switches, Gate-Delays, Sample & Hold, Matrix-Mixern und Quantizern kann sich man einen umfangreichen Sequenzer patchen, der trotz der opulenten Möglichkeiten relativ preiswert bleibt. Das ist allerdings schon etwas fortgeschrittener und wird in unserem Workshop zu Eurorack-Sequenzern genauer behandelt.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Doepfer Sequenzer basiert auf einem klassischen Design. Obwohl dieses Modul fast von Anfang an dabei ist, hat es immer noch seine Berechtigung im Eurorack. (Foto: Doepfer)
Fotostrecke
Doepfer A-155 Trigger SequencerProduktseite auf thomann.de
Winter Modular EloquencerWebseite des Herstellers
Expert Sleepers Disting mk4Webseite des Herstellers
Endorphin.es Ground ControlProduktseite auf thomann.de
Erica Synths Black SequencerProduktseite auf thomann.de
Intellijel Designs MetropolixProduktseite auf thomann.de
Make Noise RenéProduktseite auf thomann.de
Malekko Varigate 8+ BlackProduktseite auf thomann.de

Tipps für DIY-ler

Wer sich Module selber bauen möchte, der muss wissen, woher man Bauteile bezieht. In unseren Artikel Eurorack DIY-Quellen, die du kennen solltest, präsentieren wir eine Auswahl unterschiedlicher Adressen für Bauteile & Co. Für das Löten und Modifizieren von Modulen bietet die Workshopreihe Eurorack DIY: Workshop für Einsteiger eine ideale Hilfestellung.

Zum Schluss

Damit wäre unser Überblick zum Planen eines Euroracks vollbracht. Die vielen Beispiele bilden eine gute Basis, um einen ersten modularen Synthesizer zu planen. Am Ende bleibt nur noch zu versichern, dass, auch wenn die Erstanschaffung zunächst kostspielig wirkt, sich das Ganze im Laufe der Zeit kreativ auszahlt. Sich einen modularen Synthesizer zusammenzustellen, ist immer eine Reise, an der man Freude haben soll. Es bringt viel, erst mit ein paar ausgewählten Modulen zu beginnen und diese ausgiebig zu erkunden, bevor man sein System ausbaut. Hier heißt es neugierig sein und Dinge ausprobieren.

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von Igor Sabara

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Torben sagt:

#1 - 28.01.2021 um 11:51 Uhr

Empfehlungen Icon 1

Ein weiterer guter - und vor allem kostenloser - Weg ist über die Software VCV Rack: https://vcvrack.com/Nach einigen Monaten mit der Software hat mich das Sammelfieber gepackt und ich fange an, Hardware-Module zu kaufen.Hier mal einige Ambient-Beispiele von mir und VCV-Rack: https://www.youtube.com/wat...

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