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Behringer Spice Test: Budget-Subharmonicon?

Der Behringer Spice ist endlich da! Der Klon des Moog Subharmonicon hat seit seiner Vorstellung im Jahr 2023 in der Community hohe Wellen geschlagen. Das Gerät verspricht, komplexe polyrhythmische Sequenzen mit analogen Klängen zu einem fairen Preis zu verbinden – eine Kombination, die kreative Köpfe und ambitionierte Einsteiger gleichermaßen anspricht. Doch kann er all den hohen Erwartungen dieser Zielgruppen gerecht werden? Wir haben ihn genauer unter die Lupe genommen.

(Foto: Guido Metzen)

Behringer Spice: Das Wichtigste in Kürze

  • Semimodularer, analoger Desktopsynthesizer
  • Zwei Oszillatoren (Puls & Saw) mit je zwei Suboszillatoren
  • Tiefpassfilter und zwei Hüllkurven für Sounddesign
  • Zwei vierschrittige Sequenzer für melodische Experimente
  • Clock Divider für komplexe Polyrhythmen
  • Integrierte, mit Eurorack kompatible Patchbay
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Behringer Spice
Behringer Spice
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Behringer Spice: Erster Eindruck

Starten wir mit den harten Fakten: Der Behringer Spice ist ein semi-modularer, polyrhythmischer Analogsynthesizer, der auf den ersten Blick durch seine vom Hersteller bekannte, kompakte Bauweise und ein aufgeräumtes Bedienfeld überzeugt. Seitenteile in Holzoptik und große Encoder machen deutlich, dass er in eine Reihe mit anderen Behringer-Synths wie dem Crave und Edge gehört. Mit seinen Abmessungen von 321 x 164 x 45 mm und einem Gewicht von nur 1,5 kg ist er leicht transportierbar und auch für kleinere Studios geeignet. Im Herzen des Spice arbeiten zwei analoge Oszillatoren, die Sägezahn- und Rechteck-Schwingungsformen erzeugen. Diese werden von zwei Sub-Oszillatoren unterstützt – und eine zugehörige Mixer-Sektion ermöglicht es, die Lautstärke dieser Oszillatoren individuell anzupassen.

Behringer Spice: Oszillatoren
Die zwei Hauptoszillatoren des Behringer Spice werden begleitet von jeweils zwei weiteren Suboszillatoren – mit eigenen Pegelreglern. (Foto: Guido Metzen)

Ein klassisches Filter darf nicht fehlen

Für die weitere Klangformung sorgt ein 24-dB Ladder-Filter im Moog-Stil, das auch mit der charakteristischen Resonanz ausgestattet ist. Es bringt die erwartbare knackige Wärme und kann von einer oder – über die später genauer beleuchtete Patchbay – zwei AD-Hüllkurven moduliert werden. Besonders spannend ist, wie beim Moog-Vorbild, der Fokus auf Polyrhythmen beim Ansteuern der Oszillatoren und Filter. Dafür stehen zwei 4-Step-Sequenzer und vier Clock-Divider zur Verfügung. Diese können frei kombiniert und über Buttons zugewiesen werden, um rhythmische Muster zu erzeugen, die weit über den klassischen 4/4-Takt hinausgehen. Die Sequenzierung kann intern oder extern via MIDI und CV/Gate synchronisiert werden, was den Nutzern maximale Flexibilität bietet.

Behringer Spice: Sequenzer und Divider
Neben zwei vierschrittigen, frei zuweisbaren Sequenzern gibt es noch einen Clock Divider, der sie rhythmisch auseinander treibt und wieder zusammenführt. (Foto: Guido Metzen)

Behringer Spice: Überblick über die Patchbay

Ein weiteres wichtiges Element des Behringer Spice ist abschließend die Patchbay mit 16 Ein- und Ausgängen. Diese erlaubt es, den Synth mit anderen Eurorack-Modularsystemen oder Sequenzern zu verbinden und seine Klangpalette erheblich zu erweitern. Dabei stehen Ins und Outs für alle wichtigen Elemente der Klanggenerierungen bereit, darunter die Oszillatoren, das Filter, die Clocks der einzelnen Sequenzer und auch die nicht über das Panel erreichbare Pulsbreitenmodulation der beiden VCOs. Die „übergeordneten“ Schnittstellen der Patchbay umfassen neben Patchpunkten zum Starten und Resetten der Sequenzer wie gesagt auch MIDI-DIN In/Out und USB, wodurch der Synth nahtlos in moderne Setups integriert werden kann. Ein kombinierter Line-/Kopfhörerausgang (3,5 mm Klinke) mit Volume-Regler rundet das Anschlussangebot ab.

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Praxis

In der Praxis zeigt der Behringer Spice schnell seine Stärken, besonders wenn es um experimentelle Klangerzeugung geht. Die intuitive Kombination aus polyrhythmischer Sequenzierung, klassischer Synthelemente wie einem Tiefpassfilter mit zugehöriger Hüllkurve, sowie der Patchbay eröffnet direkt viele kreative Möglichkeiten. Man kann spielerisch Rhythmen erstellen, die zwischen harmonisch und chaotisch pendeln: perfekt für Ambient, generative (bzw. generativ wirkende) elektronische Musik, oder sogar minimalistische Soundtracks. An dieser Stelle seien schon einmal gute Effekte als Partner des Synths empfohlen – vor allem Echos und Reverbs eignen sich natürlich.

Behringer Spice: Rhythmen ohne Ende

Die Step-Sequenzer ermöglichen es, ohne viel Nachdenken spannende rhythmische Muster zu gestalten. Dank der vier Clock-Divider und den Zuweisungsbuttons lassen sich ungewöhnliche Zeitstrukturen erstellen, die in vielen anderen Synthesizern nicht möglich sind. Der kreative Reiz liegt hier vor allem in der Möglichkeit, verschiedene rhythmische Ebenen miteinander zu verweben.

Ein weiterer Pluspunkt ist in diesem Kontext die MIDI-Integration. Dank ihr lässt sich der Spice trotzdem noch problemlos in bestehende Setups einbinden. Ob als höriger Partner eines DAW-Sequenzers oder als Main-Gerät für andere – der Spice ist immer flexibel. MIDI-CC-Steuerung bietet zudem die Möglichkeit, Parameter wie Filter-Cutoff oder Hüllkurvenzeiten dynamisch zu automatisieren.

Behringer Spice: Sequenzer Assign
Allein die Buttons zur Zuweisung der Sequenzer ermöglichen viele unterschiedliche Pattern und melodische Phrasen. (Foto: Guido Metzen)

Viel Sound auf kleinem Raum

Der analoge Klangcharakter ist dabei immer ziemlich variabel. Die Saw-Oszillatoren klingen warm und voll, besonders in Kombination mit den Sub-Sounds – und mit den beiden Pulswellen sind auch „digitalere“ Sounds im Stile klassischer Konsolenmusik drin. Das Ladder-Filter mit seiner typischen Resonanz verleiht dem Sound mitunter eine angenehme Rauheit, die sich für Basslines und Leads eignet. Es kann aber auch sehr weiche Klänge hervorbringen. Abschließend kann man durch die Patchbay modulare Ansätze verfolgen und eigene Signalwege definieren; einen LFO hätte Behringer dort aber schon auch noch unterbringen können. Dennoch macht das Instrument gerade bei komplexen Polyrhythmen ungebrochen Spaß, wie man auch in den unten eingebundenen Audiobeispielen hören dürfte.

Audio Samples
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Stolpern Slow Bass Resonance Game Boy Poly Atonal Saw

Ein weiterer kleiner Wermutstropfen: Manchmal ist der Spice in dichten (Bühnen-)Arrangements etwas unübersichtlich, besonders wenn viele Patchkabel im Spiel sind. Auch wünscht man sich bei experimentelleren Aktionen einen schnelleren Sequenzer bzw. einen weitreichenderen Tempo-Regler. Die „Div“-Encoder erlauben zwar schnellere Untertempi und natürlich kann man mit externen Tempi über die Patchbay arbeiten. Eine flexiblere Nutzung von „Tempo“ wäre jedoch in manchen Situationen besonders brauchbar. Aber wer sich Zeit nimmt, wird trotzdem mit einem Instrument belohnt, das unzählige Klangmöglichkeiten bietet.

Behringer Spice: Rückseite
Die Patchbay des Behringer Spice ermöglicht Kombinationen des Synths mit Eurorack-Systemen – und zusätzlich ist das Gerät MIDI-kompatibel. (Foto: Guido Metzen)

Behringer Spice: Das sind die Alternativen

Aufgrund seiner besonderen Struktur ist der Behringer Spice, genauso wie sein Vorbild von Moog, schwierig mit anderen Synths zu vergleichen. Am ehesten ist er wohl mit dem Behringer Edge in Verbindung zu bringen, der mit zwei Sequenzern und einem noch geringeren Preis auch viele rhythmische Experimente ermöglicht. Daher finden sich diese drei Synths in der unten stehenden Tabelle noch einmal zur Übersicht nebeneinander aufgelistet.

FeaturesBehringer SpiceBehringer EdgeMoog Subharmonicon
Oszillatoren22 (plus Noise, FM, Sync)2
Filter1 (Tiefpass)1 (umschaltbar zw. Tief-/Hochpass)1 (Tiefpass)
Anzahl Sequenzer2 à 4 Schritte plus Clock Divider2 à 8 Schritte2 à 4 Schritte plus Clock Divider
PatchbayJa (16 Ein- & 16 Ausgänge)Ja (15 Ein- & 10 Ausgänge)Ja (17 Ein- und 15 Ausgänge)
Preis259 €166 €629 €
Preis/Leistung4.5/55/54/5
Produkt bei Thomann/Test bei bonedo.deBehringer SpiceBehringer EdgeMoog Subharmonicon
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Fazit

Der Behringer Spice ist genau wie sein Moog-Vorbild ein sehr spezieller Synthesizer, der mit einmaligen polyrhythmischen Möglichkeiten und dem analogen Soundcharakter begeistert. Die intuitive Bedienung und die Patchbay machen ihn ideal für experimentelle Musik und kreative Klangprojekte – für Einsteiger ist er dennoch eher weniger geeignet.

Einige kleinere Schwächen, wie die mangelnde Übersichtlichkeit bei komplexen Setups, fallen angesichts der breiten Klangpalette hingegen kaum ins Gewicht. Mit diesen Problemen hat der Moog Subharmonicon auch zu kämpfen. Klanglich geben sich die beiden nicht viel, nur ist die Verarbeitung des Vorbilds schon besser. Dennoch gilt: Für 259 Euro bietet der Spice ein starkes Preis-Leistungs-Verhältnis und er ist somit eine spannende Wahl für Musizierende, die gerne neue klangliche Wege erkunden möchten.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Experimenteller Sound zum kleinen Preis
  • Erweiterte MIDI-Integration
  • Große Encoder
Contra
  • Nicht ins Eurorack einbaubar
  • Patchbay wird schnell unübersichtlich
Artikelbild
Behringer Spice Test: Budget-Subharmonicon?
Für 229,00€ bei
  • • 2 analoge Oszillatoren – jeweils Sägezahn, Rechteck, 2 stimmbare Suboszillatoren
  • • Tiefpassfilter (24 dB/Okt.) mit Resonanz
  • • VCA- und VCF-Hüllkurve mit regelbarer Attack- & Decayzeit
  • • 2 Step-Sequenzer mit jeweils 4 Schritten und wählbarer Quantisierung
  • • 4 einstellbare Clock-Divider zur Erstellung polyrhythmischer Muster
  • • Patchbay mit 16 Ein- und Ausgängen
  • • kombinierter Line-/Kopfhörerausgang: 3,5 mm Klinke
  • • MIDI In/Out: 5-Pol DIN
  • • USB-B Port
  • • Abmessungen (B x T x H): 321 x 164 x 45 mm
  • • Gewicht: 1,5 kg
  • • inkl. externem Netzteil (12 V DC)
  • Preis 259,00 € (Stand 10.02.2025)
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