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Behringer Grind Test

Das neue Bravourstück aus Behringers Kollektion der semimodularen Desktop-Synthesizer ist der Behringer Grind. Der Synth vereint digitale Synthesemodelle mit subtraktiver analoger Klangerzeugung, Patchbuchsen und einen 32-Step-Sequencer, den man manche schon vom Behringer Crave kennen.

Behringer Grind: Test
Ein neuer Star unter den Desktop-Synths: Behringer Grind schafft den Spagat zwischen allen beliebten Syntheseformen und erweist sich im Test als zugänglich, offen und inspirierend.

Behringer Grind – das Wichtigste in Kürze

  • Hybrider, semimodularer Desktop-Synth
  • Monofon mit Multi-Engine-Oszillator
  • Bis zu 24 Synthese-Modelle
  • Analoges 24db-Tiefpass-Filter, HP-Filter und LPG
  • Patch-Matrix
  • 32-Step-Sequenzer mit 64 Speicherplätzen
  • Poly-Chain zur Kombination von bis zu 16 Geräten
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Auch der Behringer Grind ist keine Neuerfindung. Sein Multi-Engine-Oszillator ist schon beim Eurorack-Modul Behringer Brains verbaut worden und stammt ursprünglich von Mutable Instruments. Die Algorithmen in dem Klangmodul mit dem Namen MI „Plaits“ fanden auch schon im Arturia MicroFreak Verwendung. Mit ihm hätten wir – neben einer neuen iOS-App – auch schon den Hauptmitbewerber auf dem Schirm. Behringer Grind und Arturia Microfreak sind zwei vergleichbare Synthesizer mit hybrider Klangerzeugung aus digitalen Multi-Engine-Oszillator und analoger Filtersektion.

Der Produktname „Grind“ will interpretiert werden. Ich verstehe ihn als „hart arbeiten, schuften oder abrackern“. Allerdings hoffe ich sehr, dass der Synthesizer das Design inspirierender Klangfarben eher zum schnellen Spaß werden lässt. Der wahre Kern wird sicherlich irgendwo in der Mitte liegen. Ihr könnt euch zumindest auf einen kurzen wie positiven Test freuen. Meinen Blick richte ich auf die allerwichtigsten Features. Alles kann ich euch nicht im Detail zeigen – der semimodulare Grind bietet enorm viel.

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DETAILS

Behringer Grind ist klassisch schick und robust verbaut

Anders als der Arturia Microfreak mit seinem futuristischem Produktdesign schaut der Behringer Grind klassisch aus. Ich mag den Look mit den Holzseiten, das robuste Gerät samt Bedienelemente fühlt sich wertig an. Der Behringer Grind steht mit seinen knapp zwei Kilogramm stabil auf dem Producer-Tisch und hat für mich Idealmaße. Ins Eurorack lässt er sich nicht einbauen – ok, er hat sowieso Entertainer-Qualitäten.

Seine Patchbay umfasst 21 Ein- und 12 Ausgänge, nebst Kopfhöreranschluss im Miniklinken-Format. Separat hätte ich mir als Line-Out eine klassische Klinkenbuchse gewünscht. Auf der Frontplatte finden sich auch MIDI-In und MIDI Out/Thru.

Behringer Grind: Panel
Klassisch, schick und vor allem übersichtlich: Die Oberfläche des Behringer Grind ist angenehm griffig und zumindest für erfahrene Synth-User einfach zu überblicken.

Klar strukturiert ist der Behringer Grind. Sein Panel ist unterteilt in Oszillator, Filter, Output, Envelope, Vibrato, Modulation sowie Utility – der Synthesist kommt damit auf Anhieb klar. Oberhalb sitzt das erwähnte Patchfeld, unterhalb der Sequenzer. Auf der Rückseite findet ihr das Nötigste: USB-Anschluss, Netzteilbuchse und vier DIP-Schalter, um den MIDI-Kanal festzulegen.

Behringer Grind: Rückseite.
Die Rückseite des Behringer Grind erklärt sich im Grunde von selbst. Ein separater Audio-Ausgang würde sich noch gut machen.

Multi-Synthese mit einem digitalen Oszillator beim Behringer Grind

Das Besondere an diesem hybriden Desktop-Synth von Behringer ist das Oszillator-Konzept. In drei Bänken – farblich in rot, grün und gelb zu unterscheiden – mit jeweils acht Modellen sind bis zu 24 Synthese-Modelle wählbar. Mit der folgenden Übersicht könnt ihr euch ein Bild von dem üppigen Aufgebot machen: Virtuell-Analog, FM, Waveshaping, Physical Modeling, Wavetable, Granular, spezielle Engines wie Speech und Chord und auch Drum Instruments liefert der digitale Oszillator des Behringer Grind in der roten und grünen Bank.

Behringer Grind: Engines.
Einer für alle: Der Oszillator des Behringer Grind zeigt sich enorm flexibel – hier die ersten 20 Engines auf einen Blick.

In der gelben Bank finden sich momentan vier Engines: FM á la DX7, TB-303 Bassline, Wave Generator und Vox. Es sind noch freie Plätze zu vergeben und daher sollten weitere Synthese-Modelle in absehbarer Zeit folgen. Ich wünsche mir einen Sampler und weitere Chord-Modelle, die den Behringer Grind noch mehrstimmig werden lassen. Mit den Reglern Timbre, Harmonics und Morph könnte ihr den Soundcharakter massiv verändern – das funktioniert bei jeder Engine immer hervorragend und erweist sich schnell als ein äußerst praktischer Sweet Spot.

Drei Regler mit magischer Kraft: Per Timbre, Harmonics und Morph lässt sich jede Engine klanglich sehr effizient variieren.

Klangformung, Sequencer und Software-Unterstützung

Ein analoges Filter mit 24dB Flankensteilheit, zwischen Tief- und Hochpass schaltbar, formt den Grundsound des semimodularen Behringer. Beim VCA findet ihr drei Modes: ENV, LPG sowie On für Drones. Eher bescheiden zeigen sich die Hüllkurve mit Attack, Decay und Sustain und der LFO mit nur zwei Wellenformen. Hinzu kommen ein Vibrato beziehungsweise ein separater Pitch-LFO sowie Glide und VC Mix als Utilities. Mit dieser eher überschaubaren Parametrisierung müsst ihr euch aber nicht abfinden – die Patchbay führt euch leicht in Versuchung der ungeahnten Modulationen.

Die analoge Filtersektion prägt den Sound des hybriden Behringer Grind deutlich. Mit der Patchbay darüber nähert man sich einfach der intensiven Klangforschung.

Der Sequenzer ist neben dem klassischen Arpeggiator des Behringer Grind kein Unbekannter. Wie beim Behringer Crave bekommt ihr einen 32-Step-Sequenzer, der 64 Speicherplätze für eigene Phrasen anbietet. Funktionen wie Swing, Accent, Slide oder auch Ratcheting meistert der solide Step-Sequenzer.

Der Behringer Grind integriert zwar einen soliden Step-Sequenzer, der aber mit wenigen Tasten und ohne Display eher spröde zu bedienen ist.

Und noch einmal Behringer-like: Per Synthtribe-App lässt sich der Synthesizer auf den aktuellen Stand halten und das System individuell einstellen.

Behringer Grind: App.
Ohne die Freeware-App Synthtribe läuft auch beim Behringer Grind nicht alles – hier die allgemeinen Einstellungen.
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PRAXIS: Behringer Grind Test

Behringer Grind erlaubt einen Schnellstart

Versprochen, ihr kommt mit dem Behringer Grind schnell in Fahrt. Ganz ohne Patch-Kabel entstehen relativ einfach ziemlich unterschiedliche und musikalisch brauchbare Sounds. Für Drones und experimentelle Klänge müsst ihr nicht einmal ein MIDI-Controller-Keyboard anschließen – die 13 Multifunktions-Tasten genügen zum Triggern von Noten. Ansonsten dienen sie zur Anwahl von Pattern Steps oder Banks des Sequenzers.

Irgendwie hat mich der interne Step-Sequenzer nicht packen können. Die Eingabe von Noten am Gerät gestaltet sich eher umständlich und selbst mit dem Sequenzer-Editor innerhalb der Synthtribe-App habe ich schon nach zehn Minuten keine Lust mehr gehabt. Für ein komfortableres Sequenzing bleibe ich bei der DAW, unterwegs ist aber der Sequenzer mit seinen 64 Speicherplätzen ok.

Behringer Grind: Sequenzer.
Zusammen mit der kostenfreien Synthtribe-App lassen sich beim Behringer Grind bis zu 64 Patterns erstellen und verwalten – gut, aber zäh.

Die noch größere Spaßbremse lautet für mich „Monophonie“: Mit nur einer Stimme lassen sich die Möglichkeiten des Behringer Grind wohl kaum voll ausschöpfen. Aber wie heißt es so schön: „Not macht erfinderisch“. Insofern passt es wieder – vor allem für diesen schmalen Preis.

So vielseitig klingt der Behringer Grind

Grundsätzlich liefert der Behringer Grind einen organischen Basisklang. Er klingt rund, dynamisch und präsent. Im tiefen Bassbereich entsteht ordentlich Druck und für spektrale Veränderungen ist er sehr empfänglich. Im VCA-Mode LPG bleibt es leider nicht rauschfrei, aber dies stört bei experimentellen Sounds kaum.

Der Behringer Grind ist kein Preset-Synthesizer, er will erobert werden. Mein Tipp: Beginnt mit den verschiedenen Synthese-Modellen, dreht an den Regler der Oszillator-Sektion und schaut,  welche Modelle euch gefallen. Genau dies habe ich getan und so einige Phrases bei bester Tester-Laune erstellen können. Die Aufnahmen habe ich nachträglich mit dem Valhalla Supermassive für Delay/Reverb verfeinert. Bei allen Audio-Demos hört ihr also zusätzlich dieses Freeware-Effekt-Plugin.

Audio Samples
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Grains Virtual Analog FM Phrase Wavetable FM Expression Chords Karplus Speech Waveshaping Vox Phrase Wobble Wave Bass TB Bassline Cosmic Rain LFO Chord

Behringer Grind liefert auch Drones und Soundscapes

Monophone Sequenzer-Phrasen jeder Art ist nur eine Stärke des Behringer Grind. Im VCA-Mode On ist dieser semimodulare Synthesizer bereit für Drones und Soundscapes. Ich hatte jedenfalls großen Spaß während des Tests gehabt und möchte künftig dran bleiben und weitere Drones produzieren. Schon diese ersten Resultate lassen erahnen, dass noch viel mehr geht – vor allem bei Nutzung der umfangreichen Patchbay des Grind.

Audio Samples
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Galactic Drone Drone HPF Chord Drone Vox Drone Analog Octave Drone Karplus Drone Race Drone Wave Drone

Behringer Grind konkurriert mit Arturia Microfreak

Für unter 200 Euro findet sich aktuell kein souverän klingendes Multi-Synthese-Desktop-Gerät. Wenn ihr etwas mehr investiert, kommt der Arturia MicroFreak als Alternative in Betracht. Im Arturia MicroFreak Workshop: Soundprogramming zeigt sich, wie einfach ihr diesen kleinen Synthesizer in den Griff bekommt. Diese Tipps gelten auch für die neueren Modelle Arturia MicroFreak Thomann Edition und Arturia MicroFreak Vocoder Edition.

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Arturia MicroFreak Thomann Edition
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Arturia MicroFreak Vocoder Edition
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Arturia MicroFreak
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Arturia oder Behringer? Für beide Synthesizer gibt es Vor- und Nachteile. Der MicroFreak bietet ein Touch-Keyboard mit 25 Tasten inklusive Aftertouch, während der Grind als klassisches Desktop-Modell ohne Tastatur kommt. Bei Behringer arbeitet ihr mit Patch-Kabeln anstelle einer praktischen Modulationsmatrix des Arturia MicroFreak, der ein OLED-Display und viele Speicherplätze bietet. Den Basisklang und vor allem das analoge Filter gefällt mir beim Behringer Grind besser. Er ist mein persönlicher Favorit. Den Arturia MicroFreak würde ich Musikern empfehlen, die unbedingt Presets und eine Tastatur benötigen sowie auch einmal simple Akkorde im paraphonen Mode spielen wollen.

Vergleich mit anderen Behringer-Desktop-Synths

Wie individuell der Behringer Grind mit seinem Oszillator-Konzept ist, seht ihr anhand des Vergleichs mit den anderen semimodularen Desktop-Synths von Behringer, die einen Sequenzer integrieren. Im Grunde sind Crave, Edge, Spice und Grind so verschieden, dass man sie besser nicht vergleichen sollte. Zur Übersicht und Kauforientierung dient eine Tabelle mit einigen wichtigen Fakten.

FeaturesBehringer GrindBehringer SpiceBehringer EdgeBehringer Crave
KonzeptMulti-Synthese-EnginePolyrhythmischer Pattern-GeneratorAnaloge Drum/Perc MachineKlassischer VCO-Synth mit Sequenzer
Oszillatoren1 digitaler Oszillator mit bis zu 24 Engines2 VCO mit Saw/Square plus zwei stimmbare Suboszillatoren2 Osc (Pulse, Triangle) mit Sync, FM, Noise1 VCO mit Sägezahn, Puls + PWM
Filter24 dB Tief/Hochpass24 dB Tiefpass24 dB Tief/Hochpass24 dB Tiefpass
Sequenzer32 Steps und 64 SpeicherplätzeZwei Sequenzer mit je vier Steps und wählbarer QuantisierungDualer Step-Sequenzer mit acht Steps32 Steps und 64 Speicherplätze
Patchbay22 x In, 22 x Out16 x In, 16 x Out15 x In, 10 x Out18 x In, 14 x Out
Preis189 €249 €166 €149 €
Bewertung54,554,5
Bonedo-Test Behringer Spice Test: Budget-Subharmonicon?Behringer Edge TestBehringer Crave Test
ThomannBehringer GrindBehringer SpiceBehringer EdgeBehringer Crave

FAZIT

Alles in allem hat der Behringer Grind mich im Test so begeistert, dass ich mir direkt selber ein Exemplar ordern musste. Für experimentierfreudige Musiker, die sich eine Fülle an Möglichkeiten in einem kompakten Synthesizer wünschen und diesen organischen Hybrid-Sound mögen, lege ich den Behringer Grind ans Herz. Dieses Modell sticht positiv aus Behringers Serie semimodularer Desktop-Synths mit integriertem Sequenzer heraus. Wer damit auf Klangreise geht, muss aber unbedingt ein Multi-Effekt- oder Delay/Reverb-Pedal ins Gepäck nehmen.

Alles bestens soweit, die Entwickler sollten sich aber jetzt nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern noch ein paar Synthese-Modelle per Synthtribe-App nachreichen. Auch eine polyfone Variante, eventuell als Keyboard-Modell mit integrierten Effekten, könnte mir gefallen, auch wenn sie um einiges mehr kostet. Die Multi-Synthese-Engine hat jedenfalls viel Potenzial für die Zukunft.

Glückwunsch zum Grind, Behringer! Konzept, Sound und Preis sind top – fünf Sterne!

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