Die kürzlich überarbeitete Version von Apple´s DAW-Urgestein Logic, den ausführlichen bonedo-Testbericht findet ihr hier, geizt nicht mit inspirierenden und praktischen neuen Funktionen. Insbesondere die Möglichkeit, verschiedene Spurkombinationen aus Instrumenten-, Aux- und Audiospuren in sogenannten Track Stacks zusammenzufassen, ist eine Errungenschaft, die ich absolut nicht mehr hergeben möchte.

Diese Spurkombinationen, welche Einzelausgangszuweisungen und Effektroutings beinhalten können, sind zudem als „Patch“ in der Bibliothek speicherbar, was eine unkomplizierte Verwendung in anderen Projekten ermöglicht. Welche Anwendungen hiermit möglich sind und wie kinderleicht das Ganze funktioniert, möchte ich euch in diesem bonedo-Workshop demonstrieren.
Details
Hinter dem klassischen Begriff Patch verbirgt sich ein brandneues Feature von Logic Pro X. Bevor wir uns damit befassen, wie man eigene Patches erstellt, möchte ich darauf hinweisen, dass bereits eine Vielzahl vorgefertigter (Preset-)Patches in der Bibliothek vorhanden ist. Um beispielsweise ein Instrumenten-Patch anwählen zu können, muss man zunächst eine Instrumentenspur bilden und im Folgenden die Bibliothek durch Anklicken des Schubladen-ähnlichen Symbols (neuerdings rechts oben) öffnen. Dort sehen wir verschiedene Instrumentenkategorien, teilweise mit weiteren Unterkategorien, und schließlich diverse Presets, die wie Welpen in einem Tierheim darauf warten, ausgewählt zu werden. Zunächst erscheint es durch das Erscheinen der altbekannten Kategorie „User Channel Strip Settings“ etwas rätselhaft, wo genau der Unterschied zwischen einem Patch und einem Channel Strip Setting liegt, die Erklärung ist allerdings recht simpel: Patches sind höher in der Hierarchie und können ein oder mehrere Channel Strip Settings umfassen, wodurch zum einen komplexe Kombinationen, aber auch ganz simple Patches möglich sind. Diese können einem Channel Strip Setting, wie man sie noch aus der Vorgängerversion kennt, mit einem Software-Instrument und einem oder mehreren Plug-Ins im Insert-Slot, bis aufs Haar gleichen. In den folgenden, beiden Abbildungen seht ihr, wo man ein solches Instrumenten Patch auswählen kann.
Die Preset- bzw. Benutzer-Listen geben zunächst keinen Anhaltspunkt bezüglich der Komplexität eines Patches und in vielen Fällen nicht einmal einen Hinweis darauf, welches bzw. welche Instrumenten Plug-Ins darin Verwendung finden. Im Vergleich zu meiner bisherigen Arbeitsweise mit Software-Instrumenten erscheint dies zunächst etwas ungewöhnlich, wenn man allerdings Presets an einem komplexen Hardware-Synthesizer, einer Workstation oder ähnlichem aufruft, ist es ja häufig auch von zweitrangigem Interesse, welche konkreten Syntheseformen oder Effekte in dem Preset enthalten sind, weil man sich tendenziell an der Soundkategorie und den Preset-Namen orientiert. Die „Inhaltsstoffe“ offenbaren sich erst, wenn man das Patch aufgerufen hat. In Abbildung 4 erkennen wir anhand des kleinen Dreiecks vor dem Spursymbol, dass es sich bei dem Patch „Parallel Universe“ um ein Track Stack handelt. Aufgeklappt und mit geöffnetem Mixer präsentiert sich das Patch in Abbildung 5. Hier sieht man, welche Software-Instrumente und Plug-Ins verwendet wurden, inklusive dem Routing mit Send-Effekten und der gemeinsamen Summierung.
MULTI-OUTPUT ANWENDUNGEN
Im Folgenden möchte ich diesen Workshop auf Multi-Output Anwendungen fokussieren. Ultrabeat, Drum Kit Designer, EXS24 und der Apple AUSampler sind die Logic-internen Software-Instrumente, welche Multi-Output-Fähigkeiten besitzen. Bei Plug-Ins von Drittanbietern ist dies häufig bei multitimbralen Samplern/Sample-Playern, wie NI Kontakt, Engine von Best Service oder Schlagzeug-Emulationen der Fall. Die klassische Multi-Output Anwendung schlechthin ist die Aufteilung einzelner Sounds eines Drum-Kits auf mehrere Einzelausgänge. Diese fasst man bekanntlich gerne zum gleichzeitigen Spielen auf einem Keyboard oder Drum-Pads in einem einzigen Soundprogramm zusammen.
Liebe auf den zweiten Blick durch Logic Pro X: Durch das Vorhandensein diverser Genre-spezifischer Multi-Output Preset-Patches habe ich Logic´s sogenannten „Drum Synth“ Ultrabeat für mich „wieder entdeckt“, der vorher aufgrund einer unübersichtlichen Benutzeroberfläche soundspezifisch bei meinen bisherigen Produktionen ein absolutes Schattendasein fristete.

Den Ultrabeat als Patch (Kategorie „Drum Machine“) zu öffnen, empfinde ich dagegen als reinen Luxus! Warum das?
- Produktionsgerecht konfigurierte Einzelausgänge für Kick, Snare, Hihat, Toms, usw.
- Quasi produktionsfertige Plug-In-Einstellungen in den einzelnen Kanälen
- Meist sinnvoll konfigurierte Send-Effekte
- Fertiges Routing auf einen gemeinsamen Bus, z.B. zur Bus-Kompression oder ähnlichen Eingriffen ins Klanggeschehen

Hinzu kommen die zumeist brauchbaren Pattern des Ultrabeat, die einerseits komfortabel im Plug-In editiert bzw. programmiert werden können, andererseits auch ohne großen Aufwand per Drag & Drop zu einer MIDI-Region konvertiert werden können. Zusammenfassend gelangt man auf diese Weise sehr schnell (!) zu einem gut funktionierenden Beat-Fundament, wodurch diese Arbeitsweise eine tolle Alternative zu Loops darstellt, weil man hier noch sämtliche Zugriffsmöglichkeiten auf den Sound und das Programming hat. Schauen wir uns das Ganze doch in einem kleinen Video an:
Vorgenommene Änderungen oder von Grund auf selbst kreierte Patches können selbstverständlich als Benutzer-Patch gesichert werden. Dadurch stehen sie in der Bibliothek allen künftigen Logic-Projekten zur Verfügung.

Eine weitere Anwendung der Patches im Multi-Output-Betrieb ist das sogenannte Producer Kit des neuen Drum Kit Designers von Apple Logic Pro X. Entgegen den recht einfach parametrisierten „Standard Drum Kits“, die in Patches mit lediglich einem Stereoausgang organisiert sind, findet man im Untermenü Producer Kits die jeweils komplexere Variante mit umfangreich konfigurierten Einzelausgängen, Raum-Mikrofonierungen und teilweise vorkonfigurierten Send-Effekten. Derartige Patches bieten eine realitätsnahe Emulation eines Drum-Recordings/Mixes und stehen in Bezug auf Eingriffsmöglichkeiten in den Sound separat erhältlicher Spezial-Software in nichts nach.