Jack Bruce & Cream: Wie ein Bassist Rockgeschichte schrieb

Ich weiß noch ganz genau, wie ich als 15jähriger Teenager beim Auftritt einer lokalen Coverband zum ersten Mal „White Room“ hörte. Ich bekam aufgrund des unglaublichen Feelings direkt Gänsehaut und fragte sofort herum, wie der Song heißt und von welcher er Band ist. So hörte ich zum ersten Mal die Namen Cream, Eric Clapton, Ginger Baker – und natürlich Jack Bruce! Dieser gilt zusammen mit John Entwistle von The Who zu den wenigen Pionieren des E-Basses, die das damals noch junge Instrument gleichberechtigt in das Zentrum des musikalischen Geschehens rückten. Zwar existierten Cream gerade einmal zwei Jahre, doch auf Jack Bruce sollte noch eine lange und erfüllte Karriere warten, die bis zu seinem Tod im Jahre 2014 andauern sollte. In diesem Artikel wollen wir uns diesem einflussreichen Bassisten widmen und sein Leben, sein Schaffen, seinen höchst eigenwilligen Personalstil und natürlich sein Equipment beleuchten.

Jack Bruce
Alle Bilder von Jack Bruce wurden uns zur Verfügung gestellt von der Firma Warwick – vielen Dank!

Jack Bruce – die Anfänge

Jacks eigentlicher Name lautet John Symon Asher Bruce. Er kam am 14. Mai 1943 im schottischen Bishopbriggs zur Welt. Durch seine Familie kam er schon sehr früh und intensiv mit Musik in Berührung. Seine Mutter liebte schottische Folklore, sein Vater traditionellen Jazz, und sein älterer Bruder modernen Jazz.

Dieses Umfeld erweckte in Bruce schon früh das Verlangen, ein Instrument zu spielen, und seine Wahl fiel zunächst auf das Cello. Mit 17 Jahren begann er dann, an der „Scottish Academy Of Music“ Cello und Komposition zu studieren. Um in Bands spielen zu können, übte er nebenbei auch Kontrabass. Als er in einem Projekt des Reggae- und Ska-Gitarristen Ernest Ranglin mitwirkte, bat ihn dieser, zum E-Bass zu greifen. Diesem Wunsch kam der junge Jack nach – und sollte somit das Instrument finden, welches ihm eine beispiellose Weltkarriere bescherte!

Jack Bruce war ein großer Fan klassischer Musik – vor allem Johann Sebastian Bach hatte es ihm angetan – darüber hinaus liebte er aber auch die improvisatorischen Freiräume des Jazz. Aufgrund seiner klassischen Ausbildung am Cello und Kontrabass machte er sehr schnell Fortschritte auf seinem neuen Instrument, dem E-Bass. Zeitgleich begann er sich in der britischen Bluesszene einen Namen zu machen. So kamen schon früh Kooperationen mit Mike Taylor, Alexis Korners Blues Incorporated, der Graham Bond Organization, John Mayalls Bluesbreakers und Manfred Mann zustande.

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Jack Bruce hatte jedoch seine eigene Vision von „lautem Jazz“ im Kopf und fasst den Entschluss, Rockmusik mit dem improvisatorischen Ansatz des Jazz zu vereinen. Einen ähnlichen Ansatz verfolgten auch ein junger Gitarrist namens Eric Clapton und dessen Freund und Schlagzeuger Ginger Baker. Mit Letzterem spielte Jack bereits in der Graham Bond Organization, was jedoch in einer Schlägerei zwischen den beiden endete. Ginger Baker war also wenig begeistert, als Eric Clapton Jack Bruce als Bassist vorschlug. Doch trotz dieser Vorbehalte traf man sich schließlich zu einer ersten gemeinsamen Session.

Jack Bruce live on stage (Bild: Michael Sherer)

Jack Bruce & Cream

Die drei Musiker galten auf ihren Instrumenten bereits als echte Ausnahmetalente. So war es kein Wunder, dass der Zusammenschluss zu einem neuen Trio starkes Interesse in der Szene hervorrief. Schon beim zweiten Treffen der neuen Formation mit den Namen „Cream“ waren Manager Robert Stigwood und Reporter des Melody Maker Magazins anwesend  – und der Begriff „Supergroup“ wurde geprägt.

Das erste Konzert der Band fand beim „Windsor Jazz & Blues Festival“ im Juli 1966 statt, und nach einigen weiteren Auftritten begann man mit den Aufnahmen zum ersten Album. Aus kommerziellen Gründen fiel die Wahl der ersten Single auf den Song „Wrapping Paper“, welcher jedoch eher untypisch für den Live-Sound von Cream war. Dementsprechend floppte der Song, und erst die zweite Single mit dem Titel „I Feel Free“ brachte mit Platz 11 der britischen Charts den erhofften Erfolg. Im Dezember 1966 erschien das Debütalbum „Fresh Cream“, das es bis in die Top 10 schaffte. Kurz darauf erschien das Album auch in den USA, wo die Band ebenfalls erste Konzerte gab.

Jack Bruce war einer der ersten E-Bassisten, der ausschweifende Improvisationen in die Rockmusik einbrachte (Bild: Michael Sherer)

1967 folgte das eher psychedelisch angehauchte Album „Disraeli Gears“, welches es sowohl im UK als auch in den USA unter die Top 5 der Albumcharts schaffte. Die logische Folge war die erste Headliner-Tour in den Vereinigten Staaten. „Wheels of Fire“, das dritte Album, legte dank der Hits „White Room“ und „Crossroads“ abermals einen Gang zu. Cream waren nun endgültig an der Spitze des Rock-Olymps angekommen und entwickelten sich zum Topact der damaligen Zeit.

Die Konzerte von Cream waren geprägt von ausufernden Improvisationen – die Songs dauerten nicht selten 15 Minuten oder länger. Hier konnte sich Jack Bruce in vollen Zügen am Bass ausleben, war er doch während der ausschweifenden Soli von Eric Clapton alleinig für die harmonische Basis der zuständig.

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Diese ausufernden Improvisationen waren das Markenzeichen von Cream, aber auch gleichzeitig ihr Verhängnis: Während die Fans die Eskapaden ihrer Stars liebten und gespannt erwarteten, wurden die drei Musiker der Sache langsam überdrüssig. Die langen Soli wurden immer mehr zum bloßen Selbstzweck und verloren ihre ursprüngliche Spontanität und Energie.

Eric Clapton selbst bezeichnete die endlosen Improvisationen im Nachhinein als „bedeutungslos“. Hinzu kam das ausufernde und kräftezehrende Bandleben, denn das Trio war entweder auf der Bühne oder im Studio. Darüber hinaus hatten Jack, Eric und Ginger sowohl mit Alkohol- als auch mit Drogenproblemen zu kämpfen. Als wäre das nicht genug, wuchsen die Spannungen innerhalb der Band und vor allem die alte Fehde zwischen Jack und Ginger geriet zunehmend außer Kontrolle.

Letztlich beschloss man, die Band nach gerade mal zwei Jahren des Bestehens und trotz des immensen weltweiten Erfolges aufzulösen. Die Entscheidung zur Trennung wurde im Sommer 1968 verkündet; im Anschluss wurde noch das letzte Studioalbum „Goodbye“ aufgenommen und eine finale Tour bestritten.

Jack Bruce
Jack Bruce liebte vor allem in späteren Jahren das Spiel auf dem Fretless-Bass.

Zwei Aspekte sind im Zusammenhang mit dem Aufstieg und Fall von Cream noch erwähnenswert. Zum einen veränderte sich die technische Seite von Konzerten in dieser Zeit grundlegend. Gitarren- und Bassverstärker wurden erheblich besser und leistungsstärker.

Darüber hinaus wurden erstmalig PA-Anlagen benutzt, sodass der Sound nun nicht mehr ausschließlich von der Bühne kam. Dies verbesserte das Konzerterlebnis für Musiker und Publikum erheblich. Wie wir alle wissen, gehören zu Rockmusik einfach eine gesunde Lautstärke und ein gewisser Druck, um die Energie und Emotionen entsprechend zu transponieren. Dieser technologische Fortschritt unterstützte Cream und ihren Erfolg als Live-Band maßgeblich.

Der zweite Aspekt ist soziologischer Natur: Seit den 50er-Jahren entstand eine immer größer werdende Jugendkultur, die sich zunehmend ideologisierte. Rockmusik war das ideale Ventil, um dem Frust freien Lauf zu lassen. Rockkonzerte wie von Cream waren gleichzeitig ein Treffen mit Gleichgesinnten, eine Art Demonstration, und dank verschiedener „Brandbeschleuniger“ (wie z. B. Cannabis und LSD) ein Erlebnis für alle Sinne. 

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1993 gab es anlässlich der Einführung in die „Rock and Roll Hall of Fame“ eine Cream-Reunion, im Jahr 2005 spielten Eric Clapton, Ginger Baker und Jack Bruce sogar mehrere Konzerte zusammen, die auch auf DVD festgehalten wurden. Ein weiteres Kapitel von Cream wurde danach jedoch nicht mehr geschrieben.

Aufgrund seiner langjährigen Alkohol- und Drogenabhängigkeit hatte Jack Bruce immer wieder aber vor allem in den letzten Jahren seines Lebens mit großen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. 2003 wurde bei ihm Leberkrebs diagnostiziert. Er erholte sich zwar wieder von einer Lebertransplantation, starb aber am 25. Oktober 2014 im Alter von nur 71 Jahren.

Jack Bruce: Multiinstrumentalist, Sänger, Komponist – und eine Legende der Rockmusikgeschichte!

Jack Bruce: Solokarriere und weitere Projekte

Aufgrund seiner zahlreichen musikalischen Aktivitäten können wir hier nur eine kleine Auswahl der wichtigsten Stationen von Jacks über 50-jähriger Karriere aufführen:

Soloalben (Auswahl):

  • Songs For A Tailor
  • Things We Like
  • Harmony Row
  • Out Of The Storm
  • How’s Tricks
  • I’ve Always Wanted To Do This
  • Automatic
  • A Question Of Time
  • Somethinels
  • Moonjack
  • Shadows In The Air
  • Jet Set Juwel

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Kooperationen (Auswahl):

  • Miles Davis
  • Manfred Mann
  • Vernon Reid
  • Gary Moore
  • Simon Philips
  • John McLaughlin
  • Carla Bley
  • Mick Taylor
  • Robin Trower
  • Charlie Watts
  • Ringo Starr
  • Billy Cobham
  • Gary Moore (BBM = Baker, Bruce und Moore)
  • etc.

Relativ spät ging Jack Bruce auch unter die Pädagogen und veröffentlichte das Lehrbuch „Blues Bass“.

Jack Bruce
Jack Bruce mit seinem bundlosen Warwick Thumb Bass

Jack Bruce: Musikalischer Stil

Zusammen mit John Entwistle von The Who emanzipierte Jack Bruce den E-Bass im Rock in den 60er-Jahren und etablierte ihn als gleichberechtigtes Melodieinstrument neben der Gitarre. Aufgrund dieser beiden Pioniere wurden das zu dieser Zeit noch relativ neue Instrument und dessen musikalisches Potenzial von Musikern und dem Publikum plötzlich ganz anders wahrgenommen. Geholfen dabei hat sicherlich der Umstand, dass Jack gleichzeitig Sänger und Frontman von Cream war.

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Hier sind einige seiner wichtigsten Stilmerkmale:

  • Aggressiver Anschlag mit viel Attack, führt bei Röhrenamps zu Sättigung/Overdrive
  • Alternativ Auf- und Abschlag mit dem ganzen Zeigefinger als Plektrum-Ersatz – eine Spieltechnik, die er von der indischen Vina-Langhalslaute übernommen hatte
  • Melodischer und flüssiger Stil mit vielen Tönen
  • Wenig gleichbleibende, sich wiederholende Riffs
  • Wenig rocktypische straighte Achtelgrooves auf dem Grundton
  • Fließender Wechsel zwischen Unisono-Lines mit der Gitarre und abweichenden Variationen
  • Häufiger Einsatz der Dur- und Moll-Pentatonik bzw. Bluestonleiter
  • Häufiger Einsatz von Chromatik, Tonleitern und Arpeggios
  • Häufige Verwendung von Hammer-Ons, Pull-Offs, Slides und Bendings
  • Fills über Taktgrenzen hinaus
  • Große dynamische Bandbreite
  • Ausgewogener Mix zwischen Groove mit Repetition und melodisch-rhythmischen Variationen
Jack Bruce
Jack Bruce starb am 25. Oktober 2014 im britischen Suffolk. (Bild: Tina Korhonen)

Jack Bruce: Equipment

Jack Bruce nutze in seiner über 50-jährigen Karriere natürlich so einiges an Equipment, ist aber dennoch einer der wenigen Bassisten, die mit nur einem oder zwei Bässen in Verbindung gebracht werden. Auch war er nicht unbedingt als Equipment-Junkie bekannt. Hier sind zumindest ein paar seiner wichtigsten Werkzeuge:

Bässe:

  • Fender Bass VI
  • Gibson EB-3
  • Aria Fretless
  • Spector Fretless
  • Warwick Jack Bruce Signature Thumb Bass Fretless
  • Warwick Jack Bruce Signature JB-3

Verstärker:

  • Marshall Super Bass
  • Hartke 7000-Topteil
  • Hartke 4×10- und 1×15-Box

Saiten:

  • LaBella Strings
  • Rotosound Flatwound
  • Rotosound Solobass
  • S.I.T. Strings
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Wir verneigen uns in höchstem Respekt vor diesem Pionier unseres Lieblingsinstruments!

Thomas Meinlschmidt

Jack Bruce
Jack Bruce (1943 – 2014)
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