Seit den frühen 1990er-Jahren beherrscht die Band Jamiroquai unangefochten den Funk-Olymp. Mit der ersten Veröffentlichung “Emergency on Planet Earth” aus dem Jahr 1993 haben die Briten Musikgeschichte geschrieben und mit ihrem eigenwilligen Mix aus Funk, Jazz und Pop (der auch gern als Acid Jazz bezeichnet wurde) eine neue Stilistik etabliert. Für die bassende Zunft war und ist jedes Album ein Fest, denn bei dieser Band blubbert und groovt es, dass es eine helle Freude ist! So möchte ich euch heute einen genialen Bass-Kracher aus dem Jahre 2010 vom Album “Rock Dust Light Star” ans Herz legen, auf dem neben vielen anderen tollen Songs auch der Song “All Good In The Hood” zu finden ist. Mit vier Single-Auskopplungen und weltweiten Chart-Platzierungen (in Kanada sogar 40 Wochen!), feierte die Band um den Paradiesvogel Jay Kay auch mit diesem Album wieder einmal einen grandiosen Erfolg.
Wer Jamiroquai kennt, der weiß, dass es hier nicht nur um abgefahrenen Gesang und eine Menge funky Licks geht, sondern dass der Sound der Band auch immer mit äußerst ausgefuchsten und fetten Basslinien getragen wird.
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Klickt zum Einstieg daher zunächst erst einmal auf diesen YouTube-Link, damit ihr gleich in den originalen Song reinhören könnt:
Jamiroquai – All Good in the Hood
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Mehr InformationenDie von Paul Turner gnadenlos trocken und extrem tight eingespielte Basslinie hat es vor allem rhythmisch in sich, denn der ständige Wechsel zwischen Achtel- und 16tel-Offbeats fordert eine punktgenaue Landung. Gleichzeitig möchten auch die Downbeat-Viertel knallhart auf dem Punkt genagelt werden.
Das Tonmaterial wird dabei mit vielen Oktaven, Moll-Pentatonik-Läufen und chromatischen Übergängen eher schlicht gehalten. Um den Spielfluss voranzutreiben, setzt Paul Turner gerne auch Pull-Offs und Hammer-Ons ein. Besonders auffällig ist die kurze Staccato-Spielweise der Achtel, die aber auch immer mal mit dem Phrasierungsstilmittel “kurz-lang” aufgelockert wird.
Hier findet ihr die Noten, Tabs und das Playback:
Ein weiteres Phrasierungsmerkmal ist das Anspielen des Tones mit einem Slide von unten direkt auf Schlag. Dadurch kommt der eigentliche Ton etwas weicher (siehe Notation in Takt 11). Für diese Technik muss man erst mal ein Gefühl entwickeln, denn es darf eben nicht nach einer auftaktigen 16tel klingen; daher ist diese Phrasierung nicht zu verwechseln mit der Hammer-On-Figur in Takt 51, welche ja eine eindeutige Rhythmik darstellt, nämlich zwei 16tel gefolgt von einer Achtel!
Den Basssound des Playbacks erzeuge ich mit einem Jazz Bass. In diesem Fall greife ich zu meinem 1973er-Fender, bei dem alle Regler voll aufgedreht sind und dessen Sound über meinen Two Notes “Le Bass”-Röhrenpreamp in die DAW gejagt wird. Hier habe ich am EQ neben einem Lowcut bei 75 Hz noch die Bässe bei 100 Hz, die Mitten bei 700 Hz und die Höhen bei 5 kHz schmalbandig leicht geboostet.
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Paul Turner ist übrigens seit 2005 der Bassist der Band und auch immer wieder am Songwriting beteiligt. Mit Jamiroquai veröffentlichte er bislang drei Studioalben: “Dynamite” (2005), “Rock Dust Light Star” (2010) und erst letztes Jahr “Automaton” (2017).
Der 1968 in England geborene Bassist arbeitete bereits mit der Crème de la Crème der Pop-Musikszene, wie zum Beispiel Annie Lennox, Tina Turner, Bryan Ferry, Tom Jones und George Michael. Bei seinem Equipment setzt er auf Aguilar-Verstärker und -Boxen und bedient gerne Jazz-Bässe des finnischen Bassbauers Tom Stenback und der US-Kultmarke Fender.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Üben – am besten beginnt ihr wie immer erst einmal ganz langsam, um euch die einzelnen Takte und Licks Stück für Stück erarbeiten zu können.
Bis bald, euer Samy Saemann