Fretless Bass lernen: Die 5 besten Tipps

Fretless Bass lernen: In diesem Bass-Workshop möchte ich euch fünf Tipps an die Hand geben, wie ihr das Spielen und Üben mit dem Fretless Bass besser in den Griff bekommt. Für diejenigen, die keinen bundlosen Bass besitzen, ist dieser Workshop aber ebenfalls interessant: Ich hoffe sehr, euch hier und heute die Angst vor dem Fretless zu nehmen und euer Interesse für dieses tolle Instrument zu wecken!

Workshop: Fretless-Bass lernen
Mit diesen Tipps erlernst du das Spiel auf dem Fretless-Bass

Tatsächlich gibt es in meinem Schülerkreis Bassist:innen, die mittlerweile mit einem Fretless sogar besser zurechtkommen, als mit einem bundierten E-Bass: Weil kein Stahl zwischen Finger und Ton ist, gibt es hier keinerlei Bundscheppern. Und auch das Spielgefühl ist absolut smooth, weil man quasi den “direkten Weg zum Holz” findet. Zudem lässt sich auf einem Fretless eine superflache Saitenlage einstellen, von der man bei einem Bundbass in der Regel nur träumen kann. Los geht’s!

(Alle Bilder – außer wenn anders gekennzeichnet – zur Verfügung gestellt von Ralf Gauck – vielen Dank!)

Inhalte
  1. Quick Facts: Was ist ein Fretless Bass?
  2. Die besten Fingersätze für Fretless Bass
  3. Bessere Intonation durch den Einsatz von Leersaiten
  4. Guter Tipp: Fretless zum Looper spielen!
  5. Akkorde auf dem Fretless spielen
  6. Typische Sound-Einstellungen für Fretless Bass
  7. Fazit

Quick Facts: Was ist ein Fretless Bass?

Checkliste Fretless Bass:

  • Der Fretless Bass (auch “Fretless-Bass” oder “bundloser Bass”) ist ein E-Bass oder Akustikbass, in dessen Griffbrett keine Bundstäbchen (engl: frets) zur Erleichterung der Intonation eingelassen wurden.
  • Dadurch muss die Intonation auf dem Griffbrett eines Fretless-Basses absolut “punktgenau” erfolgen, wie es auch bei klassischen Streichinstrumenten der Fall ist (Violine, Bratsche, Cello, Kontrabass …).
  • Der Klang eines Fretless-Basses wird häufig als besonders “singend” und “klagend” bezeichnet, sodass er z.B. gerne in Balladen eingesetzt wird.
  • Hören kann man einen Fretless-Sound z.B. in vielen Aufnahmen von Jaco Pastorius oder einigen Hits von Paul Young, in welchen Pino Palladino den Bass bediente. Weitere bedeutende Fretless-Bassisten sind/waren Jack Bruce, Mark Egan, Tony Franklin oder Percy Jones.
  • Da die richtige Intonation auf einem Fretless eine größere Herausforderung darstellt als beim Bundbass, wird Anfängern oft davon abgeraten, direkt mit dem Fretless zu beginnen. Aber auch für Fortgeschrittene ist das Thema “Intonation” ein ständiger Begleiter.

Die besten Fingersätze für Fretless Bass

Auf geht’s mit unserem ersten Tipp: Folgende Fragen stehen beim Fretless naturgemäß immer Raum: “Was passiert beim Fretless eigentlich mit meiner Greifhand? Ändert sich etwas am Fingersatz im Vergleich zum Bundbass?”

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Viersaiter vs. Fünfsaiter

Die Antwort ist ein entschiedenes “Jein”: Der Fingersatz sollte im Optimalfall natürlich auch beim Bundbass ein stabiler sein. Meine Greifhand braucht beim Fretless jedoch definitiv erhöhte Aufmerksamkeit und noch mehr solide Stabilität!

Zwar besitzen zahlreiche Fretless-Bässe auch sogenannte “Fretlines”, also aufgemalte Linien auf dem Griffbrett, welche der Orientierung in der Tat sehr zuträglich sind. Dennoch: Die richtige Intonation – also wie korrekt und sauber ich die Töne spiele – ist und bleibt dennoch immer DAS große Thema bei einem bundlosen Bass. Dazu aber später mehr!

Fretless Bass mit Griffbrett-Lines
Dieser hübsche Fretless von Marleaux besitzt Orientierungslinien auf dem Griffbrett, die die Intonation erleichtern! (Bild: Samy Saemann)

Aber zurück zur Greifhand: Bendings funktionieren auf dem Fretless leider nicht so gut – sie klingen nicht unbedingt toll und beanspruchen meiner Erfahrung nach nur unnötig das Griffbrett. Auch auf Vibrato sollte man beim Üben verzichten, um nicht die Intonation zu trüben.

Ich arbeite grundsätzlich mit zwei Fingersätzen, die sich aber auch gerne mal miteinander vermischen. Zum einen mit dem sogenannten “engen System”, das auch dem Kontrabass-Fingersatz entspricht, also mit den Fingern 1,2 und 4. Zum anderen mit dem “weiten System”, bei dem jeder Bund einen Finger zugeteilt bekommt. Die Spieltechnik mit dem weiten System überwiegt dabei grundsätzlich; in den tiefen Lagen oder bei Quint- und Oktavgriffen verwende ich aber gerne auch das enge System.

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Die Stabilität in der Greifhand ist dabei extrem wichtig, da wir bei einem gespielten Ton nur eine Chance haben, diesen richtig zu intonieren. Es gibt ja keine Bundstäbchen, die einem diese Arbeit abnehmen. Hier jeweils zwei Beispiele:

Enges System:

  • 124
  • 241
Audio Samples
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Übung zum Fingersatz mit dem engen System

Weites System:

  • 1234
  • 2143
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Übung zum Fingersatz mit dem weiten System

Dieser Basssound passt gut zu Balladen
Viele Songs ( z. B. Balladen) können durch den Klang eines Fretless-Basses massiv aufgewertet werden!

Bessere Intonation durch den Einsatz von Leersaiten

Das Thema Intonation ist ein Dauerbrenner beim Fretless, und der Weg vom Finger zur Saite zum Holz bedeutet stets eine erhöhte Übedisziplin und größeren Übeaufwand als beim Bundbass. Dabei können die (natürlich richtig gestimmten) Leersaiten sehr gut als tonale Kontrollinstanz dienen!

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In der Übesituation baue ich daher Leersaiten gerne mit in mein Spiel ein, um die Töne jeweils feinzujustieren. Je mehr Vorzeichen eine Tonart hat, umso schwieriger wird es, da beispielsweise in Eb-Dur schon drei Leersaiten wegfallen.

Ich spiele gerne Tonleiterphrasen und schlage die jeweils darunter liegende Leersaite auf dem Achtel-Offbeat an, während jede Phrase mit dem Grundton G beginnt. Die erzeugten Intervalle helfen mir, sauberer zu intonieren und die Töne ggf. zu korrigieren. Das funktioniert natürlich prinzipiell mit jeder Tonleiter!

Als Beispiele habe ich G-ionisch – also G-Dur – und G-dorisch gewählt. Da der Ton D in beiden Skalen als Quinte vorkommt, dient mir die leere D-Saite als Pedalton zur Intonationskontrolle. Meinen Fingersatz richte ich hierbei nach dem weiten System aus.

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Übungen in G-ionisch und G-dorisch

Guter Tipp: Fretless zum Looper spielen!

Ein weiteres tolles Hilfsmittel, um Intonation zu üben, ist das Spielen mit dem Looper. Ich gehe dabei folgendermaßen vor: Ich loope zum Beispiel eine Tonleiter, eine Phrase oder einen Groove mit dem bundierten E-Bass und doppele das Gespielte dann mit dem Fretless. Dabei kann ich natürlich auch die Oktavlage wechseln etc. Als Beispiel spiele ich eine Einzelphrase der Terzübung in G-Dur.

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Terzphrase in G-Dur
Bundlose Bässe klingen einfach wunderbar
Das typische “Schnurren” in den tiefen Lagen eines bundlosen Basses ist einfach traumhaft!

Akkorde auf dem Fretless spielen

Ist man im Besitz eines Sequenzers oder eines Keyboards, empfehle ich unbedingt auch das Üben auf liegenden Akkorden. Ich lege einen Pad-Sound mit einem bestimmten Akkord (im folgenden Beispiel A7) und spiele darüber meine Übungen, Grooves oder improvisiere völlig frei.

Wichtig ist mir dabei, gerade anfangs länger auf den Tönen zu verharren. Daher schlage ich jeden Ton im ersten Durchgang viermal an, danach zweimal und schließlich nur noch einmal. Als Beispiel wähle ich das Arpeggio über den A7-Akkord.

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Arpeggio über A7

Typische Sound-Einstellungen für Fretless Bass

Natürlich gibt es auch bei der Soundeinstellung einige Dinge zu beachten, wobei hier der persönliche Geschmack klar im Vordergrund steht. Ein guter Fretless-Sound lebt meist von ausgeprägten Mitten und etwas gedämpften Höhen.

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Klassik auf dem E-Bass spielen

Dabei spielt der Grundklang des jeweiligen Instruments natürlich eine entscheidende Rolle. Ebenso wichtig ist die Frage, an welcher Position der oder die Tonabnehmer sitzen. Oftmals wird nur ein einziger Tonabnehmer in Stegnähe verbaut, da in dieser Position von Natur aus mehr durchsetzungsfähige Mitten übertragen werden.

Nicht unerheblich ist auch die Anschlagsposition der Schlaghand, sozusagen unser “innerer Equalizer”! Der mittenreichste Sound wird erzeugt, wenn ich eher in Stegnähe anschlage. Es kann aber auch durchaus seinen Reiz haben, ganz vorne am Griffbrett die Saiten zu bewegen, denn dort erzeugt man eine höhere Amplitude, d.h. die Saite schwingt mehr auf und der Bass singt enorm.

>>>Hier gibt es viele weiterführende Tipps zum Thema “Sound einstellen auf dem Bass”!<<<

Letztlich muss man sich beim Spielen wohlfühlen – entscheidend ist aber natürlich auch die Stilistik, die man bedienen möchte. Ein knackiges Jaco-Riff klingt an der Bridge gespielt sicherlich besser, eine Walking-Bassline dagegen klingt meist authentischer, wenn sie vorne am Griffbrett gespielt wird.

>>>Übrigens: Walking-Basslines klingen wunderbar auf dem Fretless! Hier findest du einen Workshop zum Thema “Walking-Bass”!<<<

Um den Klangunterschied der Anschlagsposition zu verdeutlichen, spiele ich im folgenden Soundbeispiel einen Groove im Wechsel zuerst zweimal am Steg und dann zweimal am Halsende:

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Klangliche Unterschiede durch Positionsveränderung der Schlaghand
Intonation bleibt auf dem Fretless ein Dauerthema
Mit der richtigen Technik sind auf einem Fretless auch ganze Akkordvoicings kein Problem.

Fazit

Ich hoffe, ich konnte euch motivieren und Anreiz geben, um euch mal an den Fretless Bass heranzuwagen. Es muss übrigens auch gar kein teures Exemplar sein! Oder ihr rüstet einfach um: Der eine oder andere hat möglicherweise einen alten Bass bei sich herumstehen, der nicht so häufig gespielt wird. Da lohnt es sich, einmal darüber nachzudenken, ob man diesen nicht “entgräten” könnte – also die Bünde entfernen zu lassen! Richtig: “zu lassen”, denn diese Arbeit sollte man bitte nur vom qualifizierten Fachmann erledigen lassen! Für kleines Geld kommt man auf diese Art zu einem wunderbar funktionierenden bundlosen Bass, der für die ersten Gehversuche allemal ausreicht!

Ich wünsche allzeit eine gute Intonation und viel Spaß!

Auf bald, euer SAMY

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(Alle Bilder - außer wenn anders gekennzeichnet - zur Verfügung gestellt von Ralf Gauck - vielen Dank!)

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