Dingwall NG3 Adam “Nolly” Getgood 5-String Test

Den Namen Dingwall assoziieren die meisten Tieftöner sicherlich mit Multiscale-Bässen. In der Tat kann Sheldon Dingwall, seines Zeichens Gründer und Chef der kanadischen Bassschmiede, als Pionier auf diesem Gebiet bezeichnet werden. Er suchte bereits Anfang der 90er-Jahre nach einen Weg, die tiefe H-Saite bei Fünfsaitern zu verbessern und stieß auf das patentierte “fanned-fret-system” von Ralph Novak, bei dem jede Saite eine eigene, für die Tonhöhe optimale Mensurlänge aufweist. Dingwall adaptierte das System für seine Bässe und stattet seit 1993 alle Modelle mit dem “Fanned Fret System” aus. Sieben der insgesamt neun Bassmodelle von Dingwall kommen direkt aus dem Shop in Saskatoon/Kanada, während die etwas preisgünstigeren Combustion- und NG-Serien in China gefertigt werden. Für diesen Test haben wir uns einen Dingwall NG3, also das Signature-Modell des Periphery-Bassisten Adam “Nolly” Getgood in der Version mit drei Tonabnehmern, ins Testlabor liefern lassen. Ob sich der Multiscale-Fünfsaiter so komfortabel wie ein normaler Longscale-Bass spielen lässt und was er klanglich zu bieten hat, könnt ihr in diesem Test erfahren.

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Details

Die NG-Serie wird zwar in China hergestellt, alle verwendeten Materialien stammen allerdings aus Nordamerika und die Bässe erhalten im kanadischen Shop ein gründliches Setup, bevor sie zum Vertrieb oder zum Kunden geschickt werden. Qualität wird bei Dingwall also groß geschrieben, was man auch an der hochwertigen Gigbag erkennen kann, welche zum Lieferumfang meines Testkandidaten gehört. Die elegante Tasche besitzt einen flexiblen Rahmen, ist dick gepolstert und bietet ausreichend Stauraum für Zubehör wie etwa Noten, Kabel oder ein Stimmgerät.

Noch deutlich mehr Eindruck als die Gigbag macht allerdings ihr Inhalt, denn der hochgezüchtete Signature-Bass sieht mit seinen dynamischen Korpuskonturen und den Fächerbünden schon wirklich scharf aus! Den Rest besorgen die Metallic-Lackierung in Schwarz und ein aufwändiges Pickguard aus Kohlefaser, das Dingwall ausschließlich bei den NG-Bässen installiert.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Montage der Einzelteile geschieht bei diesem Dingwall-Modell …

Bei der Holzauswahl geht Dingwall eher traditionelle Wege und verwendet bewährte Hölzer: Der Korpus besteht als Erle und für den aufgeschraubten fünfteiligen Hals und das Griffbrett kommt hartes Ahornholz zum Einsatz. Die kompakte Kopfplatte des NG3 ist nicht abgewinkelt, weshalb Dingwall einen breiten Saitenniederhalter installiert, der den Druck der Saiten auf den Sattel gewährleisten soll.

Fotostrecke: 2 Bilder Die hölzerne Basis des Dingwall NG3 bilden Erle beim Body sowie …

Auf der Kopfplatte sitzen außerdem fünf lizensierte Hipshot-Mechaniken, die sich auf unzähligen Bässen bewährt haben und bekanntermaßen sehr zuverlässig funktionieren. Als Bassbrücke kommen fünf einzelne versetzte Mono-Rail-Elemente zum Einsatz – das ist sicherlich technisch die einfachste Lösung für einen Multiscale-Bass, zumal die Saiten dadurch auch noch voneinander entkoppelt werden und freier schwingen können.
Die daraus resultierenden Mensurlängen betragen stattliche 37″ für die H-Saite, 36,25″ für die E-Saite, 35,5″ für die A-Saite, 34,75″ für die D-Saite – und schließlich das übliche Longscale-Maß (34″) für die G-Saite.

Fotostrecke: 4 Bilder Am Headstock finden sich ein Saitenniederhalter und …

In Sachen Tonabnehmer geht Dingwall beim NG3 in die Vollen, denn die Zahl “3” steht für die Austattung mit insgesamt drei passiven FD-3N-Humbuckern, die mit kräftigen Neodym-Magneten bestückt sind. Mit einem Drehschalter können insgesamt vier verschiedene Schaltkombinationen der Tonabnehmer abgerufen werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Gleich drei passive Humbucker verrichten …

Zur Klangregelung gibt es darüber hinaus einen aktiven Dreiband-Preamp von Darkglass, der mit entsprechenden Reglern für Bässe, Mitten und Höhen im Cockpit des NG3 bedient wird. Hier finden wir, neben dem bereits erwähnten Pickup-Wahlschalter, noch einen Lautstärkeregler und einen Kippschalter, mit dem der NG3 in den Passiv-Modus ohne Equalizer geschaltet werden kann.

Der Tone-Capsule-Preamp aus dem Hause Darkglass aus Finnland benötigt zum Betrieb zwei 9V-Batterien, die in einem gesonderten Fach auf der Rückseite sitzen und für eine Betriebsdauer von etwa 220 Stunden sorgen. Wirklich clever ist der von vier Magneten gehaltene Batteriefachdeckel, der super bequem und ohne jegliches Werkzeug entfernt werden kann, wenn die Stromspender den Dienst quittieren und ausgewechselt werden müssen.

Fotostrecke: 5 Bilder Hier seht ihr die Potis der Onboard-Elektronik des Dingwall NG3.

Praxis

Natürlich stellt sich bei einem Multiscale-Bass zuerst die Frage, wie leicht er beherrschbar ist und ob die Umstellung von einem Standard-Bass wirklich so groß ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Nach den ersten Tönen mit dem Nolly Getgood Signature-Dingwall war ich – wie auch schon bei vorangegangenen Tests von Bässen mit gefächerten Bünden – sehr überrascht, wie schnell man sich auf die schrägen Bünde einstellt.
Klar, wer komplizierte Akkorde in den hohen Lagen spielen möchte, muss seine Grifftechnik schon etwas nachjustieren. Davon abgesehen ist allerdings wirklich kaum eine Umstellung nötig und man greift die Töne erstaunlicherweise intuitiv an der richtigen Stelle.

Auch die insgesamt gute Ergonomie trägt einen großen Teil dazu, dass man sich auf dem NG3 auf Anhieb wohl fühlt. Mein Testexemplar ist mit nur 4,1kg sehr leicht und hängt perfekt balanciert am Bass-Gurt – keine Spur von Kopflastigkeit! Zudem liegt der kompakte Bass sehr komfortabel am Körper – egal, ob man im Sitzen oder im Stehen mit einem Gurt spielt.

Der Dingwall NG3 wurde perfekt ausbalanciert!
Der Dingwall NG3 wurde perfekt ausbalanciert!

Als sehr angenehm empfinde ich auch die Haptik des Halses. Das schlanke C-Profil liegt ausgezeichnet in der Hand und lässt den Player mit wenig Kraftaufwand spielen, dazu fühlt sich die das dezente Öl-Finish sehr natürlich an und versprüht Edelbass-Flair. Beim Spielkomfort kann der Dingwall NG3 Adam “Nolly” Getgood also schon mal souverän punkten und meinem ersten Eindruck nach wird sich der positive Trend auch beim Thema “Sound” fortsetzen.

Die Bespielbarkeit des Nolly Getgood-Signaturemodells ist ausgezeichnet!
Die Bespielbarkeit des Nolly Getgood-Signaturemodells ist ausgezeichnet!

Bereits ohne Verstärkung liefert der Multiscale-Bass einen gesunden und lauten Sound mit üppigem Sustain. Auch kann ich auf dem gesamten Griffbrett keinerlei Töne finden, die stumpf oder dünn klingen – Deadspots sind bei diesem Schraubhals-Bass einfach nicht auszumachen.

Am Verstärker wird schnell klar, dass der Signature-Bass von Nolly Getgood klanglich zwar durchaus flexibel ist, grundsätzlich aber schon deutlich für den Einsatz in härteren Musikstilen optimiert wurde: Er klingt einfach immer extrem klar und “punchy” – egal, in welcher Lage man spielt!

Hohe stilistische Bandbreite: Der Dingwall NG3 macht auch, aber nicht nur in härteren Genres eine erstklassige Figur!
Hohe stilistische Bandbreite: Der Dingwall NG3 macht auch, aber nicht nur in härteren Genres eine erstklassige Figur!

Zum Einstieg hören wir uns die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten der Tonabnehmer im passiven Modus an, also ohne Einsatz der Aktivelektronik:

Audio Samples
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Passiv, Hals-Pickup

Stellt man den PU-Wahlschalter auf Position 4, ist nur der Halstonabnehmer aktiv und der NG3 liefert einen extrem klaren und knurrigen P-Bass-Sound. Trotz der detailreichen Wiedergabe wirkt der Sound auf mich in keiner Weise steril oder kalt.

Audio Samples
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Passiv, Bridge-PU, Hals-PU, parallel

Eine Schalterstellung weiter, bei welcher die äußeren Tonabnehmer aktiv sind, wird der Sound schon deutlich mächtiger und aggressiver. Der Stegtonabnehmer sorgt für zusätzliche Definition und Transparenz.

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Passiv, Bridge-PU, Middle-PU, seriell Passiv, Bridge-PU

In den beiden letzten beiden Positionen liefert der NG3 extrem präsente Punch-Sounds mit jeder Menge Durchsetzungskraft. Die Kombi aus mittlerem und Stegtonabnehmer klingt logischerweise etwas voller, weil mehr Bässe und Tiefmitten im Spiel sind, der Stegtonabnehmer liefert aber auch im Solomodus ausreichend Fundament für einen tragfähigen Begleitsound.

Allein durch die vier Schaltkombinationen der Tonabnehmer kann der Dingwall NG4 eine breites Klangspektrum abbilden. Hier ist allerdings noch lange nicht Schluss, denn die Sounds können mit der aktiven Klangregelung aus dem Hause Darkglass noch sehr effektiv angepasst werden.

Audio Samples
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Aktiv, Hals-PU, Bridge-PU, Mid-Boost, Treble-Boost

Der Sound in Schaltposition 3 (Hals- und Stegtonabnehmer) klingt mit angehobenen Mitten und Höhen noch deutlich böser und drahtiger als im passiven Modus. Der Darkglass-Equalizer scheint perfekt auf den Dingwall NG3 abgestimmt zu sein, denn er verstärkt exakt die richtigen Frequenzen.

Audio Samples
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Aktiv, Hals-PU, Bridge-PU, Bass-Boost, Mid-Cut

Auch der Slapsound des Getgood-Basses kommt deutlich aggressiver, als man es von einem modernen Nobel-Fünfsaiter oder einem Jazz Bass kennt. Für die Aufnahme habe ich mithilfe der Darkglass-Elektronik die Bässe geboostet und die Mitten leicht zurückgenommen.

Hohe Detailverliebtheit überall!
Hohe Detailverliebtheit überall!

Zum Abschluss gibt es noch einen prägnant-punchigen Stegtonabnehmer-Sound, der sich hervorragend für Fusion-Styles eignet und zeigt, dass der NG3 nicht nur im Metal-Genre zu Hause ist. Für einen etwas wärmeren Sound habe ich die Bässe angehoben und die Höhen leicht abgesenkt.

Audio Samples
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Aktiv, Bridge-PU, Bass-Boost, Treble-Cut

Fazit

Manch einer wird sich über den Preis wundern, den Dingwall für den in China gefertigten NG3 Adam “Nolly” Getgood 5-String aufruft, denn wirklich günstig ist er nicht. Für seine hart erarbeitenden Euros bekommt man von der kanadischen Company allerdings auch einen eigenständigen und sehr gut durchdachten E-Bass, der mehr zu bieten hat als so mancher Konkurrent in dieser Preisklasse. Klanglich überzeugt der NG3 mit straffen Power-Sounds, die bevorzugt in Rock- oder Metal-Genres zu Hause sind und sich mühelos in dichten Bandmixes durchsetzen. Dank der Ausstattung mit drei Tonabnehmern und dem hervorragend abgestimmten Darkglass-Preamp liefert der NG3 aber durchaus auch Sounds für andere Musikrichtungen und überrascht mit einer großen Flexibilität. In der Handhabung zeigt sich der Multiscale-Bass erstaunlich komfortabel und erfordert wirklich nur minimale Anpassungen an die Spieltechnik. Wer hauptsächlich in härteren Musikrichtungen unterwegs und einen hochwertigen und erstklassig klingenden 5-Saiter sucht, sollte den Dingwall NG3 Adam “Nolly” Getgood 5-String deshalb auf jeden Fall ausgiebig probefahren!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • eigenständiges, durchdachtes Konzept
  • kraftvolle, klare Sounds
  • große Flexibilität
  • hoher Spielkomfort
  • erstklassige Verarbeitung
Contra
  • -/-
Artikelbild
Dingwall NG3 Adam “Nolly” Getgood 5-String Test
Für 3.099,00€ bei
Dingwall_NG3_Nolly_Signature_003_FIN
… zwar in Fernost, die Endkontrolle der Instrumente …
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Dingwall
  • Modell: Dingwall NG3 Adam “Nolly” Getgood 5-String
  • Herstellungsland: China
  • Korpus: Erle, schwarze Metallic-Lackierung, Kohlefaser-Pickguard
  • Hals: geschraubt, Ahorn vierstreifig, Ahorn Griffbrett, 24 Medium-Bünde
  • Mensur: 37“-34“, 938 – 864 mm
  • Hardware: Hipshot licensed Tuner, Mono Rail Bridge
  • Tonabnehmer: 3 x FD-3N Humbucker, passiv
  • Elektronik: Darkglass Tone-Capsule, aktiv, 3-Band EQ, 18 Volt
  • Regler/Schalter: Volume, PU-Wahlschalter, Bässe, Mitten, Höhen, aktiv/passiv
  • Zubehör: Gigbag, Werzeug-Box mit Einstellschlüsseln
  • Gewicht: ca. 4,1 kg
  • Preis: 2.349,- Euro (Ladenpreis im Juni 2020)
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