Ibanez BTB605MS-CEM Test

Ibanez bietet mit der BTB-Serie seit vielen Jahren hochwertige Bässe an, die mit Boutique-Bass-Features ausgestattet sind und preislich dennoch im unteren Mittelfeld rangieren. Um auf die verschiedenen Bedürfnisse der Kunden einzugehen, ergänzen die Japaner ihre erfolgreiche Serie beständig um neue Modelle. Dieses Jahr kommen unter anderem die Fans der schrägen Bünde („Fanned Frets“) voll auf ihre Kosten: Für 2022 stehen mit den beiden Fünfsaitern BTB805MS und BTB605MS sowie dem Sechssaiter BTB806MS nämlich gleich drei neue Multi-Scale-Versionen auf dem Programm!

Alle Modelle sind mit einer superlangen 37“-Mensur für die H-Saite ausgestattet, welche laut Ibanez für einen soliden und kraftvollen Ton sorgen soll. Ein weiteres wichtiges Feature sind die neuen T1-Tonabnehmer, welche Ibanez speziell für ihre Multi-Scale-Modelle entwickelt hat. In diesem Test stellen wir mit dem Ibanez BTB605MS das preisgünstigste Modell des Trios auf den Prüfstand.

Lieferumfang / Erster Eindruck

Der Ibanez BTB605MS wird in einem qualitativ hochwertigen Softcase geliefert, welches ausgezeichneten Schutz für den Transport zum Proberaum oder zum Gig bietet. Im Koffer befindet sich ein Fach für diversen Kleinkram, wie Stimmgerät, Plektren etc. Hier finden wir auch das mitgelieferte Werkzeug für eventuelle Einstellarbeiten am Bass. Notenmappen, Kabel und das eine oder andere Pedal können bequem in den beiden außen sitzenden Taschen untergebracht werden.

Die BTB-Bässe sind generell nicht gerade zierlich und die Multi-Scale-Version fühlt sich aufgrund des langen Halses abermals eine Spur ausladender an – wir haben es hier mit einem wirklich ausgewachsenen Fünfsaiter zu tun! Der Bass ist komplett in einem matten Blau/Grau-Ton lackiert und wirkt alles in allem sehr zurückhaltend-nobel und modern. Mir gefällt die einheitliche schlichte Optik gut, aber natürlich trifft Ibanez damit nicht jeden Geschmack. Das ist insofern relevant, als dass bislang leider nur diese eine Lackierung auf dem Ibanez-Programm steht. Wer mehr Boutique-Look braucht, könnte aber z. B.  zum etwas kostspieligeren BTB805MS mit schick gemaserter Poplar-Burl-Decke ausweichen.

Korpus

Die elegant geschwungenen Korpusflügel des Ibanez BTB605MS bestehen aus Okoumé. Diese Holzart ist auch als „Gabun-Mahagoni“ bekannt und liegt klanglich auf der wärmeren Seite irgendwo zwischen Mahagoni und Erle. Immer mehr Hersteller verwenden inzwischen – nicht zuletzt aus Kostengründen – diese vergleichsweise preisgünstig gehandelte Holzart aus Westafrika.

Fotostrecke: 4 Bilder Der BTB605MS ist komplett in einem matten Blau/Grau-Ton lackiert und wirkt alles in allem sehr zurückhaltend-nobel und modern.

Die Korpusform der BTB-Bässe wurde sicherlich nicht zuletzt mit Blick auf den Spielkomfort entwickelt und hat sich über Jahrzehnte bewährt. Tief ausgeschnittenen Cutaways bieten bequemen Zugang bis in die höchsten Lagen, und zahlreiche Shapings ringsherum sorgen für eine komfortable Handhabung der BTB-Bässe. Die Saiten werden am Korpus, wie bei fast allen Multi-Scale-Bässen am Markt, von versetzt angebrachten getrennten Mono-Rail-Elementen gehalten. Als Ergebnis besitzt logischerweise jede Saite eine andere Mensurlänge: Beim Ibanez BTB605MS reichen die Werte von ultralangen 37 Zoll für die H-Saite bis zu 35 Zoll für die G-Saite. Zum Vergleich: Dingwall-Fünfsaiter besitzen Mensuren von 37-34 Zoll.

Einzel-Elemente am Steg

Der sogenannte MR5S-Steg bietet sämtliche Einstellmöglichkeiten, die man von einer modernen Stegkonstruktion erwartet: Saitenlage und Saitenabstände werden mit kleinen Inbusschrauben angepasst; die Bundreinheit kann mit den üblichen Kreuzschlitzschrauben hinten am Steg korrigiert werden. Am Korpus, direkt unter dem Griffbrett, sitzt die Einstellschraube für die Justierung der Halskrümmung. Die Klinkenbuchse an der Zarge stammt von Neutrik. Es handelt sich um ein selbstverriegelndes Modell, bei dem der Stecker automatisch einschnappt und nur durch Betätigung des roten Verriegelungsschiebers wieder gelöst werden kann – aus Versehen herausgetretene Stecker beim Live-Gig gehören damit der Vergangenheit an!

Fotostrecke: 3 Bilder Jede Saite besitzt am Steg je ein Einzelelement.
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Aufwendige Halskonstruktion

Alle BTB-Modelle zeichnen sich durch aufwendig konstruierte durchgehende Hälse aus, und natürlich macht Ibanez auch bei den Mutli-Scale-BTBs keine Ausnahme. Für die Halskonstruktion des Ibanez BTB605MS wurden drei Streifen Ahornholz mit zwei schmaleren Walnussfurnieren verleimt. Zusätzliche Stabilität erlangt der Hals durch eingelegte Graphitstäbe. Mehr Stabilität und Widerstandskraft gegen klimatische oder sonstige äußere Einflüsse lässt sich mit herkömmlichen Konstruktionsmethoden wahrscheinlich nicht mehr erzielen.

Fotostrecke: 3 Bilder Die positiven Eigenschaften der stabilen durchgehenden Halskonstruktion machen sich beim Ibanez BTB605MS bereits im Trockenmodus bemerkbar.

Das Griffbrett des Ibanez BTB605MS besteht aus Panga Panga und beherbergt 24 gefächert installierte Edelstahlbünde, einen zusätzlichen Nullbund und runde Lagenmarkierungen für die Orientierung auf dem langen Hals. Aufgrund des Nullbundes dient der Kunststoffsattel lediglich als Führung für die Saiten, die an der leicht abgewinkelten Kopfplatte von fünf gekapselten Mechaniken im Gotoh-Stil aufgenommen werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Die kleine Kopfplatte ist leicht abgewinkelt.Aufgrund des Nullbundes dient der Kunststoffsattel lediglich als Führung für die Saiten,

Tonabnehmer / Elektronik

Ibanez hat für die Multi-Scale-Modelle eigene Tonabnehmer entwickelt, welche mit einigen Besonderheiten daherkommen: Beim sogenannten T1 handelt es sich um einen Humbucker, dessen Spulen in separaten schmalen Gehäusen untergebracht sind. Jede Spule kann in der Höhe individuell eingestellt werden, um den Klang in feinsten Nuancen anzupassen. Normalerweise werden bei Mulit-Scale-Bässen ja einfach rechteckige Pickups schräg installiert, sodass die Oberkante eben auch schräg verläuft. Durch die leicht verschobene Installation der hier verbauten Spulen entsteht aber eine parallel zu den Saiten verkaufende Oberkante, die als bequeme Daumenstütze dienen kann – praktisch!

Fotostrecke: 6 Bilder Die Tonabnehmer sind Eigenentwicklungen und als Humbucker ausgelegt.
Alles über E-Bass-Elektroniken!
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Bass-Elektroniken: Aktiv vs. Passiv

Die beiden T1-Humbucker leiten das Signal an eine aktive Ibanez-Elektronik weiter, die am Bass mit insgesamt fünf Reglern bedient wird. Zwei größere Potis sind dabei für Gesamtlautstärke und Tonabnehmer-Balance zuständig, und der Dreiband-Equalizer umfasst Regler für Bässe, Mitten und Höhen. Neben dem Balanceregler parken zudem zwei kleine Schalter für den Passiv-Betrieb und die Frequenzwahl des Mittenbandes (250 Hz, 450 Hz, 700 Hz).

Im passiven Betrieb ist der Bass auch ohne Batterie einsatzfähig und der Höhenregler übernimmt dann die Funktion einer passiven Tonblende zum Absenken der Höhen. Für den aktiven Betrieb und den Einsatz des Equalizers wird eine 9-Volt-Batterie benötigt, die in einem separaten Fach mit Klappdeckel untergebracht ist.

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