Sadowsky MetroExpress 21 Vintage Test

Der Edelbass-Pionier Roger Sadowsky hat sich über die letzten fünf Jahrzehnte einen erstklassigen Ruf in der internationalen Szene erarbeitet, was sich logischerweise auch im Preis seiner Instrumente wiederspiegelt. Ab Mitte der 90er-Jahre bot der New Yorker mit den in Japan gefertigten MetroLine-Bässen allerdings auch erschwinglichere Modelle an, die sich qualitativ keinesfalls hinter den Boutique-Modellen aus dem New Yorker Shop verstecken mussten. Wirklich günstig sind die MetroLine-Bässe allerdings auch nicht – die Preise lagen je nach Modell noch immer bei etwa 3.000,- bis 3.500,- Euro. 2018 stellte Sadowsky dann die sogenannten MetroExpress-Modelle vor und bot den Tieftönern damit einen abermals günstigeren Einstieg in die Sadowsky-Edelbass-Welt. Die Bässe rangierten preislich deutlich unter der 2000er-Marke, was durch die Automatisierung von Produktionsprozessen und einer deutlichen Limitierung der Optionen und Finishes ermöglicht wurde. Seit 2020 zeichnet bekanntlich der deutsche Traditionshersteller Warwick für die Produktion der Sadowsky-Bässe verantwortlich und lässt die günstigen MetroExpress-Instrumente in China fertigen. Mein heutiger Testkandidat, ein viersaitiger Sadowsky MetroExpress Vintage 21, steht deshalb für erstaunliche 799,- Euro in den Geschäften. Man darf sehr gespannt sein, ob er dennoch nach wie vor mit den typischen Sadowsky-Tugenden aufwarten kann!

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Die Bässe von Roger Sadowsky sind …

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Details

Geliefert wird der “Einsteiger-Sadowsky” in einem sehr stabilen, gut gepolsterten und durchaus hochwertig wirkenden Gigbag. Die Seiten der sogenannten Sadowsky Portabag Express sind mit einem Rahmen verstärkt; zwei große Taschen auf der Front bieten jede Menge Stauraum für Zubehör oder ein handliches Micro-Basstop (wie z. B. den neu erschienenen Warwick Gnome!). Die Ausstattung mit einem derart stabilen und praktischen Gigbag ist in der dieser Preisklasse wirklich nicht an der Tagesordnung – dafür schon mal Daumen hoch von mir!
Roger Sadowsky orientiert sich beim Design seiner Bässe bekanntlich am Fender Jazz Bass – dementsprechend erinnert natürlich auch der preisgünstige MetroExpress an diesen Klassiker aus den Händen von Leo Fender. Der typische asymmetrische Korpus wurde allerdings etwas verkleinert, was der Ergonomie und nicht zuletzt natürlich auch dem Gewicht des Basses zugute kommt.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Bässe von Roger Sadowsky sind …

Für den kompakten Korpus kommt Okoume-Holz zum Einsatz, und für den klassischen Look sorgt eine transparente Hochglanz-Lackierung in “Tobacco Burst” sowie ein weißes Pickguard. Der mit vier in Hülsen sitzenden Schrauben fixierte Hals besteht aus Ahorn und trägt ein Griffbrett aus Morado, in welchem wiederum 21 Nickel Silver-Bünde und runde Lagenmarkierungen sitzen.
DieJustierung der Halskrümmung geht beim Sadowsky MetroExpress Vintage 21 übrigens sehr komfortabel und leicht mittels Einstellrädchen am Griffbrettende von der Hand. Die lästige Suche nach dem passenden Inbusschlüssel erübrigt sich hier, da ein normaler Schraubenzieher oder irgendein anderes längliches Werkzeug für das Setup bereits ausreicht.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Hals wurde mithilfe von vier Schrauben mit dem Body verbunden.

In puncto Verarbeitung gibt es bei meinem Testexemplar erfreulicherweise keinerlei Schwachstellen: Der Hals sitzt stramm in der extrem genauen Ausfräsung, die Lackierung weist keine Fehler auf, und alle Bünde wurden exakt gelevelt sowie an den Kanten abgerundet – so will man es bei einem Sadowsky sehen!

Auch die Hardware macht einen ordentlichen Eindruck und funktioniert absolut tadellos. Auf der Kopfplatte sitzen sogenannte Sadowsky Light-Mechaniken, die optisch an die Ultra-Lite-Modelle von Hipshot erinnern.
Als Bassbrücke kommt ein Sadowsky-typisches, solides High-Mass-Modell mit Quick-Release-Funktion zum Einsatz: Die Saiten müssen beim Wechsel nicht umständlich durch die Löcher gefädelt werden – was eine große Erleichterung mit sich bringt! Intonation und Saitenlage sind mit der Sadowsky-Brücke natürlich komfortabel justierbar, die Saitenabstände wurden allerdings mit Kerben auf 20 mm fixiert.

Fotostrecke: 4 Bilder Die vier sahnig laufenden Tuner an der Kopfplatte …

Damit wären wir schon beim extrem wichtigen Thema Tonabnehmer-Austattung und Elektronik, denn diese Komponenten machen letztendlich den typischen Sadowsky-Sound aus! Tatsächlich werden auch bei den preisgünstigen MetroExpress-Modelle qualitativ keine Abstriche gemacht: Zum Einsatz kommen zwei Sadowsky J-Style Singlecoils, und zur Klangabstimmung bietet mein Testkandidat den populären Sadowsky “Boost-Only” 2-Band-Preamp.
Geregelt wird am Bass mit einem Volume-Regler, einem Balance-Regler und den beiden EQ-Reglern für Bässe und Höhen. Zum Betrieb wird eine 9-Volt-Batterie benötigt, der Bass kann allerdings auch rein passiv und ohne Batterie gespielt werden. Hierfür muss man lediglich den Bass-Regler herausziehen, der mit einer Push-Pull-Funktion ausgestattet ist.

Fotostrecke: 4 Bilder An Bord des Sadowsky MetroExpress sind …

Praxis

Roger Sadowsky legt schon seit jeher großen Wert darauf, dass seine Instrumente relativ leicht sind, und das Gewicht scheint auch bei der preisgünstigen MetroExpress-Serie nach wie vor ein wichtiges Kriterium zu sein: Mein Testkandidat bringt sensationelle 3,5 kg auf die Waage und ist damit ebenso federleicht wie der kostspielige NYC Sadowsky-Fünfsaiter aus dem New Yorker Workshop, den ich vor einigen Jahren für bonedo getestet habe.
Ich gehe davon aus, dass es in der Serie diesbezüglich durchaus noch einige Schwankungen geben wird, aber der Trend zum möglichst geringem Gewicht ist doch eindeutig zu erkennen! Aufgrund des geringen Korpusgewichtes besitzt der MetroExpress Vintage 21 dann auch unweigerlich eine minimale Neigung zur Kopflastigkeit. Mit einem rutschsicheren Gurt ist davon aber nichts mehr zu spüren und der Bass lässt sich über Stunden absolut mühelos und komfortabel spielen.

Auch die Haptik des Halsesempfinde ich als überaus angenehm – das superschlanke Profil liegt gut in der Hand und die dezente Versiegelung auf dem Rücken fühlt sich sehr natürlich an – fast schon wie unbehandelt!
Auch beim Setup gibt es nicht viel zu meckern: Verbesserungsbedarf sehe ich lediglich bei den Sattelkerben, die für meinen Geschmack nicht tief genug gefeilt worden waren. Die Halskrümmung hingegen war perfekt justiert – mit der mittelhohen Saitenlage lassen sich augenblicklich alle Spieltechniken problemlos umsetzen.

Ausgezeichnete Bespielbarkeit: haptisch ist dieser Günstig-Sadowsky ein echter Genuss!
Ausgezeichnete Bespielbarkeit: haptisch ist dieser Günstig-Sadowsky ein echter Genuss!

Man fühlt sich mit diesem preisgünstigen “Einsteiger-Sadowsky” wirklich auf Anhieb wohl. Grund dafür ist aber natürlich nicht nur der Spielkomfort, sondern auch der tolle Klang, den man bereits im Trockenmodus ohne Bassamp erahnen kann: Der kompakte Viersaiter ist überaus resonant und liefert in allen Lagen einen stabilen und lauten Ton, der sehr gleichmäßig ausklingt.
Wie bei Schraubhalsbässen in eigentlich allen Preisklassen üblich, klingt der Ton am fünften Bund auf der G-Saite etwas “stumpfer” und besitzt weniger Sustain – von einem richtigen Deadspot kann hier jedoch noch lange keine Rede sein!

Am Verstärker klingt der Sadowsky MetroExpress 21 – das wird kaum jemanden überraschen – zunächst mal grundsätzlich nach “Jazz Bass”. Der Viersaiter wirkt allerdings schon im passiven Betrieb leicht aufgemotzt und liefert ein sehr fettes Fundament und bissige Hochmitten, die für gute Durchsetzungskraft im Bandgefüge sorgen:

Audio Samples
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Beide Pickups, passiv

Auch der Preci-ähnliche Sound des Halstonabnehmers im Solomodus gefällt mir bereits im passiven Betrieb sehr gut. Ich vermisse allerdings eine zusätzliche passive Tonblende für mildere Sounds mit Vintage-Vibe. Immerhin: Die sogenannte VTC-Control ist für die MetroExpress-Modell als Nachrüstsatz für 99,- Euro erhältlich!

Audio Samples
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Neck-PU, passiv
Bei Bedarf kann lässt sich der Onboard-EQ um eine passive Höhenblende erweitern.
Bei Bedarf kann lässt sich der Onboard-EQ um eine passive Höhenblende erweitern.

Der 2-Band-Equalizer des Sadowsky-Preamps ist als „Boost-Only“ ausgelegt –  man kann die Bässe und die Höhen damit also nur anheben (+18dB). Für das folgende Audiobeispiel habe ich den Bassregler zu etwa 50% und den Höhenregler zu etwa 30% aufgedreht, der Balance-Regler steht wieder in Mittelstellung. Das Resultat ist ein deutlich gescoopter Slapsound mit wuchtigen aber keinesfalls schwammigen Bässen und wunderbar strahlenden Höhen. Der chinesische MetroExpress Vintage 21 kann also ohne Frage auch den typischen Sadowsky-Sound – ich bin sehr begeistert!

Audio Samples
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Beide PU, Bass: 50%, Treble: 30%

Blendet man komplett auf den Steg-Tonabnehmer, zeigt sich mein Testling von seiner knurrigen Seite und liefert den typischen 60er-Jazzbass-Sound mit viel Punch. Das Low-End klingt dank einer ordentlichen Portion “Bass” vom Tiefenregler sehr voll und der Sound besitzt die nötige Tragfähigkeit für den Bandeinsatz:

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Bridge-PU, Bass: 50%
Soundmäßig absolut überzeugend: Aus dieser Buchse dringt viel Gutes nach draußen!
Soundmäßig absolut überzeugend: Aus dieser Buchse dringt viel Gutes nach draußen!

Zum Abschluss hört ihr noch zwei Klangbeispiele mit verschiedenen EQ-Einstellungen, welche die effektive Wirkung der hervorragend klingenden Sadowsky-Elektronik zeigen. Der rockige Neck-Pickup-Sound kommt mit einem leichten Bass-Boost zur Unterstützung des Fundaments, ein deutlicher Höhenboost sorgt gleichzeitig für mehr Präsenz und Aggressivität. Bei der Aufnahme des Palm-Mute-Beispiels stand der Balance-Regler abermals in Mittelstellung und der Equalizer kommt noch etwas stärker zum Einsatz:

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Neck-PU, Bass: 10%, Treble: 40% Beide PU, Bass: 30%, Treble: 50%
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… im Wesentlichen Adaptionen des klassischen Jazz-Bass-Themas.

Fazit

Das Angebot an aktiven Jazz-Bässen unterhalb der 1000-Euro-Marke ist riesengroß, und mit dem Sadowsky MetroExpress Vintage 21 haben wir weiteren Kandidaten im hart umkämpften Rennen. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass sich das Modell trotz der enorm großen Konkurrenz am Markt behaupten wird. Warwick ist es dank präziser Vorgaben von Mastermind Roger Sadowsky nämlich gelungen, den Spirit der längst schon legendären Marke perfekt einzufangen. Mit den in China gefertigten MetroExpress-Modellen bekommt wirklich jeder Interessierte einen unschlagbar preisgünstigen Einstieg in die Sadowsky-Welt! Der Sadowsky MetroExpress Vintage 21 ist extrem leicht und lässt sich absolut mühelos spielen. Dank der Ausstattung mit dem erfreulich einfach zu bedienenden und sehr musikalisch klingenden Sadowsky 2-Band-Preamp in der Onboard-Version ist der Bass außerdem imstande, einen amtlichen Sadowsky-Signature-Sound zu liefern, womit er sich wohltuend von der Konkurrenz absetzen kann. Schade finde ich lediglich, dass man beim “Einsteiger-Sadowsky” auf eine passive Tonblende verzichten muss. Aber immerhin ist die VTC-Control für überschaubares Geld als Nachrüstsatz erhältlich.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • tolle Jazz-Bass-Sounds
  • effektiver und musikalisch klingender Preamp
  • niedriges Gewicht
  • ordentliche Verarbeitung
  • hochwertiges Gigbag/Softcase
Contra
  • keine passive Tonblende
Artikelbild
Sadowsky MetroExpress 21 Vintage Test
Für 399,00€ bei
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Die Bässe von Roger Sadowsky sind …
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Sadowsky
  • Modell: Sadowsky MetroExpress 21 Vintage
  • Herstellungsland: China
  • Mensur: 34 Zoll (Long Scale)
  • Korpus: Okoume, Tabacco Burst Lackierung (Hochglanz), weißes Pickguard
  • Hals: vierfach verschraubt, Ahorn, Morado-Griffbrett, 21 Bünde, runde Lagenmarkierungen, Griffbrettradius: 12“, Sattelbreite: 38,5mm
  • Tonabnehmer: 2 x Sadowsky J-Bass Singlecoils
  • Elektronik: Sadowsky 2-Band-Preamp, passiv/aktiv
  • Regler: Volume, Balance, Tone, Bass (Push/Pull aktiv/passiv), Treble
  • Hardware: Sadowsky-Brücke mit Quick Release, S-Style Security Locks, Sadowsky Light-Mechaniken
  • Gewicht: 3,5 kg
  • Zubehör: Sadowsky Portabag Express, Werkzeug
  • Preis: 799,- Euro (Ladenpreis im Februar 2021)
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