Eigentlich war dieser Artikel bereits fertig geschrieben. Anlass war das letzte Konzert von Black Sabbath in Originalbesetzung in ihrer Heimatstadt Birmingham. Kultfigur Ozzy Osbourne feierte am Abend des 05. Juli 2025 seinen endgültigen Abschied von der Bühne. Wer das Event verfolgt hat, sah einen zwar gesundheitlich stark beeinträchtigten Ozzy, der aber durchaus noch Energie und Euphorie zu besitzen schien. Keine 20 Tage später erreichte uns die traurige Nachricht, dass Ozzy Osbourne am 22. Juli 2025 verstorben ist. Nachdem wir Black Sabbath bzw. ihren Bassisten Geezer Butler bereits mit eigenen Artikeln gewürdigt haben, wollen wir uns heute ausdrücklich vor dem „F…ing Prince Of F…ing Darkness“ verneigen. Ozzy bewies über die Jahre immer wieder ein exzellentes Händchen bei der Auswahl seiner Mitmusiker. So waren am Bass z. B. Rudy Sarzo, Robert Trujillo und Bob Daisley zu hören. Letzterer steuerte auch die Bassline zu Ozzys „Bark At The Moon“ aus dem gleichnamigen Album von 1983 bei.

„Bark At The Moon“ – Video
Hier seht ihr Ozzy bei der Arbeit:
„Bark At The Moon“ – Rhythmik
Die Stops auf der Zählzeit 1 im Intro lassen dem schnellen Gitarrenriff wunderbar Raum. Nach acht Takten geht es dann in den Vers. Diesen treibt Bob Daisley mit fortlaufenden Staccato-Achteln an. Das Gleiche gilt für den Pre-Chorus, hier kommen jedch auch erste Sechzehntel hinzu, was bei einem Tempo von ca. 147 bpm schon durchaus sportlich ist.
Im Chorus doppelt Bob die Akzente von Gitarre und Drums und mischt diese mit seinen Staccato-Achteln. In jedem vierten Takt baut er darüber hinaus ein Fill-In mit Sechzehnteln ein. Wer hier spieltechnische Probleme bekommt, kann natürlich auch einfach Achtel weiterspielen, denn die Fills sind für den Song nicht entscheidend. Im anschließenden Solo des sensationellen Gitarristen Jake E. Lee reduziert Bob seine Bassline auf einen rudimentären Groove, der die schweren Zählzeiten 1 und 3 betont.
„Bark At The Moon“ – Tonmaterial
„Bark At The Moon“ befindet sich in der Tonart A-Moll, taucht aber immer wieder mit einem Fuß in D-Moll ein. Beide unterscheiden sich nur in dem Ton B (das deutsche H!), welcher bei D-Moll mit einem „b“-Vorzeichen versehen wird und daher zum Bb wird. Die Bridge und das folgende Gitarrensolo stehen sogar gänzlich in D-Moll.
Der Pre-Chorus von “Bark At The Moon” überrascht mit einem Leihakkord aus Dur: Die sechste Stufe von A-Moll wäre ja eigentlich F-Dur, diese wird jedoch durch F#-Moll ersetzt – was allerdings der sechsten Stufe von A-Dur entspricht. Dies ist ein häufig verwendeter harmonischer Schachzug und wird in der Fachsprache auch als „Modal Interchange“ bezeichnet.
Für seine Bassline verlässt sich Bob im Vers auf den guten alten Grundton. Im Pre-Chorus schaut dann bereits die Oktave vorbei und der Chorus profitiert von melodischen Ideen aus der A-Moll-Tonleiter. Für alle weiteren vorkommenden Fill-Ins bedient sich Bob Daisley ebenfalls bei der A-Moll-Tonleiter. Manchmal genügen ihm aber auch Grundton, Quinte und Oktave.
„Bark At The Moon“ – Spieltechnik und Basssound
Bob Daisley selbst erzählt, dass er zu dieser Zeit häufig seinen 61er Fender Precision oder einen Gibson EB3 Bass spielte. Dazu nutzte er im Studio entweder einen 100 Watt starken Marshall-Amp und eine 4×12-Box oder einen Ampeg SVT mit passender 8x10er-Box.
Ob eine dieser Kombinationen auch bei „Bark At The Moon“ zum Einsatz kam, vermag ich nicht zu sagen. Der Basssound deutet aber durchaus darauf hin, denn die natürliche Kompression und die abgerundeten Höhen lassen auf den Klang eines Lautsprechers schließen. Zudem ist das Low End nicht sonderlich ausgeprägt, sondern es dominieren eher drückende Tiefmitten, die dem Bass im Mix Gehör verschaffen.
Bob spielt sowohl mit Fingern als auch mit einem Pick. Bei „Bark At The Moon“ bin ich mir tatsächlich nicht 100% sicher, welche Spieltechnik in der Studioversion zum Einsatz kam. Falls Bob seine Finger nutzte, schlug er jedenfalls ziemlich kräftig an, um manchmal den Attack eines Picks zu erreichen. Gerade bei höheren Tönen kann man dies feststellen. Funktionieren werden aber sicher beide Varianten.
In diesem Live-Video von 1984 spielt Daisley aber gut erkennbar mit dem Plektrum:
„Bark At The Moon“ – Transkription
Hier findet ihr die Noten, TABs und die von mir eingespielten Soundbeispiele.
Ruhe in Frieden, Ozzy!
Thomas Meinlschmidt