Mit SpaceBlender veröffentlicht Soundtoys ein Algorithmic-Reverb-Plugin. Als imaginäre Raummaschine will dieser Effekt atmosphärische Klanglandschaften entstehen lassen. Für Ambient-Producer und Sounddesigner mit Faible für galaktische Reverbs ist SpaceBlender eine spannende Alternative zu Klassikern wie Strymon BigSky, Eventide Blackhole oder Valhalla Supermassive.
Die US-amerikanische Firma Soundtoys zählt seit Jahren zu den Top-Adressen für kreative Effekt-Plugins. Mit Klassikern wie Little Plate und Super Plate hat das Unternehmen eindrucksvoll gezeigt, wie gut es Vintage-Reverbs in die digitale Welt übersetzt. In unserem Sounddesign-Feature zu Soundtoys 5 geben wir euch bereits einige Tipps und Tricks zu den beliebtesten Effekten aus dem Bundle.
Das neue Reverb-Plugin SpaceBlender ist noch nicht Teil des Soundtoys 5 Pakets. Nach dem Release im Mai 2025 war es für kurze Zeit – etwa drei Wochen – kostenlos erhältlich. Mittlerweile liegt der Preis bei 99 Euro.
DETAILS & PRAXIS
Soundtoys SpaceBlender mit neuartigem Delay-Algorithmus
Das Effekt-Plugin basiert nicht auf einem typischen Faltungshall, sondern auf einem neuartigen Algorithmus, der mithilfe von Delays künstliche Räume erzeugt. Diese Räume können unnatürliche Formen wie Reverse, Bloom oder Gated annehmen.
Sie verhalten sich wie ein Zeittunnel, der die Klänge zeitlich verbiegt, verzögert oder rückwärts führt – alles steuerbar. Den Nachhall könnt ihr zwischen 100 Millisekunden und 60 Sekunden variieren. Anhand der Time-Anzeige seht ihr die Gesamtlänge des Raums – entweder in Millisekunden oder Takten, wenn ihr die Sync-Taste betätigt habt.
Seinem Namen entsprechtend zeigt der Visualizer die Form des Raums anschaulich in Echtzeit. Mit einem Cursor ändert ihr die gesamte Formhüllkurve nach eurem Geschmack. Per X-Achse steuert ihr die Form der Amplitudenhüllkurve, während die Y-Achse die Stärke der Hüllkurvenformung kontrolliert.
Praxisfreundliche GUI bei Soundtoys SpaceBlender
Die Benutzeroberfläche von Soundtoys SpaceBlender ist minimalistisch aufgebaut – und dadurch intuitiv bedienbar. Es gibt nicht mehr als fünf Hauptregler: Time, Color, Texture, Mod und Mix. Außerdem verfügt das SpaceBlender-GUI über einen Freeze-Button für endlosen Nachhall. Per Color-Regler bestimmt ihr die Helligkeit des Effektsignals, während der Texture-Regler für die Dichte und Struktur des Effekts zuständig ist. Das funktioniert in der Praxis tatsächlich so einfach, wie man sich das vorstellt.
Für die Kreation atmosphärischer Soundscapes, experimenteller Klangtexturen und cineastischer Übergänge seid ihr mit den Werkzeugen von SpaceBlender bestens ausgestattet. Die eindeutigen Stärken des Effekt-Plugins sind ein nichtlinearer Nachhall mit klar definierbaren Start- und Endpunkten ohne Feedback, spezielle Gated Reverbs, Stottereffekte und endlose Loops.
So gut klingen die Presets von Soundtoys SpaceBlender
In den insgesamt zwölf Audio-Demos könnt ihr euch einen Eindruck von den klanglichen Möglichkeiten des Plugins verschaffen. Dabei habe ich drei instrumentale Phrasen (E-piano, ) eingespielt und sie nachträglich mit den Presets von Soundtoys SpaceBlender effektiert. Die Vorlagen sind in fünf praktische Kategorien unterteilt: Ambient, Stell, Decay, Reverse, Gated.
Das klingt alles ziemlich eindrucksvoll und anders als bei ähnlichen Effekt-Plugins, besonders innovativ finde ich SpaceBlender aber eigentlich nicht. Zudem erfindet das Plugin Reverb nicht gerade neu. Dafür lässt es sich ab dem ersten Moment sehr gut und auch oft in der Produktion nutzen.
Soundtoys Spaceblender und Alternativen
Plugins für galaktische Hallräume sind weit verbreitet. An erster Stelle ist da natürlich der Dauerbrenner Valhalla Supermassive, den ihr für umsonst bekommt. SpaceBlender ist zwar technisch ähnlich, klingt aber einfach anders. Bei NI Komplete Start bekommt ihr das ebenfalls kostenloses Reverb-Plugin Raum mit integrierter Granular Engine.
Ausprobieren solltet ihr unbedingt mal den weniger bekannten Effekt Heavyocity VAST, der kostet wie SpaceBlender regulär um die 100 Euro. Auch ziemlich gut und mit 50 US-Dollar erstaunlich preiswert ist der Valhalla Shimmer. Alle weiteren Alternativen sind da schon teurer: Eventide Blackhole liegt bei 200 Euro und das beliebte Flaggschiff Strymon Big Sky kostet noch etwas mehr. Allerdings ist gerade der Big Sky klanglich deutlich flexibler als Soundtoys SpaceBlender.
FAZIT
Soundtoys SpaceBlender ist ein musikalisches Sounddesign-Tool. Dank seiner simplen Oberfläche ist es intuitiv bedienbar und integriert sich gut in den Mix. Die gelungene Preset-Ausstattung macht es Einsteigern Leicht, während Profis schnell zu individuellen Ergebnisse kommen.
Wer einmal richtig fremdgehen möchte, findet mit SpaceBlender eine verlockende Abwechslung zu den etablierten Reverb-Plugins fürs kreative Design. Der Preis von regulären 100 Euro ist okay. Vermutlich wird Soundtoys künftig ohnehin Sales anbieten und diesen exzellenten Reverb in der kommenden Plugin-Sammlung aufnehmen.
Kurz und gut: SpaceBlender gehört definitiv in den Effekt-Park ambitionierter Sounddesigner aus den Bereichen Ambient, Film und Elektronik.
Features
- Effekt-Plugin für kreativ gestaltbare Hallräume
- Hallzeiten zwischen 100 Millisekunden und 60 Sekunden
- Temposynchronisation, Visualizer
- Gate, Reverse, Decay und Bloom als Hallform
- Ab Windows 10, Mac OS X 10.14 (M1 Support)
- Online-Aktivierung (iLok), VST2, VST3, AU, AAX
- PREIS: 99 Euro (Straßenpreis vom 16.06.2025)
- Atmosphärische Reverbs & experimentelle Klangtexturen
- Gute Visualierung und zeitliche Gestaltung, intuitives GUI mit fünf Reglern
- Sinnvolle Presets
