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Startone MK-200 Test

Das Startone MK-200 Keyboard stammt von einer Eigenmarke des Musikhauses Thomann. Zum Preis von knapp 90 Euro lockt das Keyboard mit einer anschlagdynamischen Tastatur, vielen Sounds und Rhythmen und mit einer Ausstattung, die man in diesem Preissegment sonst vergeblich sucht. Ob das Startone MK-200 nicht nur mit seinem Preis und seiner Featureliste, sondern auch mit Qualität überzeugen kann, möchten wir in diesem Test klären.

Das Startone MK-200 ist noch billiger als das MK-300. Und das will etwas heißen!
Dem Startone MK-200 merkt man den günstigen Preis etwas zu sehr an.


Schon mit dem Geschwistermodell MK-300 hatte Startone das Preisgefüge nachhaltig durcheinander gebracht – auch das MK-300 war bei seinem Erscheinen das günstigste Keyboard mit einer anschlagdynamischen Tastatur. Interessanterweise ist dessen Preis aber unterdessen von 89 auf 115 Euro geklettert (vielleicht war es doch etwas zu hart kalkuliert?), während das neue MK-200 die Lücke im Billigsegment schließt. Kann man bedenkenlos zu Thomanns neuem Preisbrecher greifen oder sollte man doch lieber auf ein Instrument der etablierten Marken sparen? Dieser Test bringt es ans Licht.

Details

Gehäuse

Das Startone MK-200 steckt in einem schlichten, schwarzen Plastikgehäuse, dem man ansieht, dass das Keyboard kein Premium-Produkt ist. Der schmucklose und etwas weiche Kunststoff macht zwar einen ausreichend stabilen, aber doch wenig hochwertigen Eindruck. Die beiden Lautsprecher liegen hinter Plastikgittern. Die Taster des Bedienfelds wackeln etwas. Alles in allem merkt man doch recht schnell, dass beim Startone MK-200 nicht in erster Linie auf Ästhetik, Design und Langlebigkeit, sondern hauptsächlich auf einen günstigen Preis Wert gelegt wurde.
Im Lieferumfang befinden sich ein aufsteckbares Notenpult, das ebenfalls etwas wackelig wirkt, ein Netzteil und eine Bedienungsanleitung. Ein Sustainpedal ist nicht dabei, dieses sollte man also bei der Anschaffung mit einplanen. 

Fotostrecke: 5 Bilder Das Startone MK-200 kostet unter 100 Euro.

Anschlüsse

Rückseitig besitzt das Startone MK-200 neben dem Anschluss für das Netzteil ein Batteriefach, über das sich das Keyboard mobil betreiben lässt. Die übrigen Anschlüsse bestehen aus einer Kopfhörerbuchse, einem Anschluss für ein Sustainpedal und einer USB-MIDI-Buchse, über die das MK-200 mit einem Computer verbunden werden kann. Verzichten muss man hingegen auf die traditionelle MIDI-Schnittstelle und auf einen Audioeingang. 

Fotostrecke: 3 Bilder Das Startone MK-200 von hinten

Bedienfeld und Ausstattung

Die übersichtliche Bedienoberfläche des Startone MK-200 folgt dem bei Keyboards üblichen Schema. Links findet man zunächst den Netzschalter und einen Drehregler für die Lautstärke, gefolgt von Buttons für die Übungsfunktionen (Lesson, L/R-Part, Chord Dictionary), das Tempo und den Taster Shift, mit dem die Zweitfunktionen einiger anderer Knöpfe erreicht werden. Darunter liegen die Taster zur Steuerung der Begleitautomatik, die beim Startone MK-200 mit 110 Rhythmen verschiedenster Stilistiken aufwartet. Pro Style gibt es je ein Intro und ein Ending sowie zwei Variationen mit den passenden Fill-ins. Das Keyboard bietet eine Sync-Start-Funktion und Fade In/Out.
In der Mitte ist das einfache, nicht beleuchtete Display zu finden, das über die gewählten Klänge und Rhythmen und über die verschiedenen Einstellungen des Keyboards Auskunft gibt. Das Display ist nicht grafikfähig, die Sound- und Rhythmusnummern werden durch 7-Segment-Ziffern statt m Klartext dargestellt. Einige Settings werden nur durch winzige Displayelemente angezeigt, sodass man sehr genau hinschauen muss und hier nicht gerade von Komfort sprechen kann. 

Fotostrecke: 4 Bilder Das übersichtliche Bedienfeld folgt dem gängigen Schema.

Die fünf Buttons unterhalb des Displays erfüllen mehrere Funktionen: Zum einen erreicht man mit ihnen den Registrierungsspeicher, in dem man vier Kompletteinstellungen des Instruments ablegen kann. Vier Plätze sind sehr mager, aber bei anderen Keyboards dieser Klasse fehlt der Speicher oft ganz. Also besser als gar nichts! In Verbindung mit dem Shift-Taster bieten diese Taster Zugriff auf einige weitere Funktionen wie den MIDI-Recorder/Player, die Dual- und Split-Modi und Sustain, womit sich die Abklingphase der Sounds auch ohne angeschlossenes Sustainpedal verlängern lässt.
Rechts gibt es einen Taster für das Funktionsmenü mit erweiterten Einstellungen. Wie zum Beispiel auch bei Yamaha steppt man mit dem Taster durch ein Menü, das Settings wie Transposition, Feintuning, Splitpunkt und MIDI-Sende- und Empfangskanal enthält. Ein weiterer Knopf bietet Zugriff auf den Mixer, in dem man die Lautstärken der einzelnen Begleitspuren und Keyboard-Parts getrennt regeln kann. Zwar ist der Mixer nicht besonders komfortabel, aber bei manch anderem günstigen Keyboard hat man gar keine Möglichkeit, das Mischungsverhältnis zu verändern. Darunter liegen zwei Knöpfe für das integrierte Metronom und die Anschlagdynamik, die sich in drei Stufen regeln oder abschalten lässt.
Ein Ziffernblock zur Auswahl von Sounds, Rhythmen und Songs schließt das Bedienfeld ab. Man wählt zunächst mit einem der drei links davon platzierten Taster aus, was man einstellen möchte, und gibt dann die Nummer ein oder steppt mit den Plus-/Minus-Tastern durch das Klangangebot. Nicht alle Rhythmen, Songs und Klangfarben sind auf das Gehäuse gedruckt, hier findet man nur die übergeordneten Kategorien. Auch die Bedienungsanleitung enthält leider keine vollständige Soundliste, sodass man bisweilen nur raten kann und sich auf sein Gehör verlassen muss.

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Praxis

Sounds

Mit 320 verschiedenen Klangfarben ist das Startone MK-200 für ein so günstiges Keyboard sehr üppig ausgestattet. Das Angebot lässt kaum etwas aus, von Pianos und E-Pianos über Orgeln, Gitarren, Bässe, Streicher und Bläser bis hin zu Synthesizer-Sounds ist fast alles dabei. Soviel Masse für so wenig Geld lässt jedoch stutzig werden, und tatsächlich entpuppen sich die Klänge des Keyboards schon nach wenigen Minuten des Ausprobierens als recht schwach. Die Samples sind kurz geloopt und klingen unnatürlich aus. In den höheren Lagen fallen die kurzen Loops und die weite Transposition der Samples besonders auf, wie es etwa im Beispiel „Violine“ zu hören ist. Die Anschlagdynamik kann ihre Stärken nicht voll ausspielen, weil die Klänge nicht über mehrere Velocity-Stufen verfügen. So hinterlässt das Startone MK-200 letztlich einen flachen und wenig inspirierenden Klangeindruck, der den günstigen Preis des Keyboards nicht verbergen kann. Bei den folgenden Soundbeispielen fällt außerdem auf, dass der Kopfhörerausgang leider recht stark rauscht. Wer hauptsächlich viele verschiedene Klänge für wenig Geld möchte, macht mit dem MK-200 sicherlich nichts falsch. Wenn die Qualität eine Rolle spielt, lohnt es sich für mein Empfinden aber, auf ein etwas höherwertiges Keyboard zu sparen. 

Audio Samples
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Piano Piano + Choir E-Piano Orgeln Acoustic Guitar Clean E Guitar Dist Guitar Strings Violin Brass Trumpet Pad

Split / Layer

Anders als die meisten anderen so günstigen Keyboards bietet das Startone MK-200 sowohl eine Split- als auch eine Layer-Funktion (Dual). Insgesamt kann man bis zu drei Sounds gleichzeitig auf der Tastatur spielen: zwei geschichtete in der rechten Hand und einen weiteren in der linken. Der Splitpunkt ist im Funktionsmenü einstellbar. Im Mixer kann das Mischungsverhältnis der drei Sounds eingestellt werden und bis zu vier Kompletteinstellungen lassen sich im Registrierungsspeicher sichern. Diese Möglichkeiten gehen deutlich über das hinaus, was die Konkurrenz in ihren günstigsten Keyboards bietet, ändern jedoch auch nichts an der Tatsache, dass das Startone MK-200 klanglich kaum mithalten kann.

Begleitautomatik

Was die Zahl der Begleitrhythmen angeht, kann sich das Startone MK-200 in seiner Klasse sehen lassen. 110 Styles der verschiedensten Stilrichtungen mit je zwei Variationen warten auf ihren Einsatz. Zu jedem Style gibt es ein „One Touch Setting“ (OTS), das eine passende Klangfarbe einstellt, deren Wahl allerdings bei manchen Rhythmen etwas gewagt erscheint. Wie bei den Sounds fehlt leider eine genaue Liste. Auf dem Gehäuse sind nur die Kategorien aufgedruckt und auch die Bedienungsanleitung enthält keine vollständige Auflistung der Rhythmen. Auf der Suche zum Beispiel nach einem Bossa-Rhythmus muss man sich also auf sein Gespür verlassen und die entsprechende Kategorie durchhören. Auch die Styles lassen leider sofort erkennen, dass wir es hier nicht mit einem Premium-Keyboard zu tun haben. Sie wirken etwas lieblos programmiert und klingen sehr statisch. Die beiden Variationen unterscheiden sich zumeist nur marginal, indem zum Beispiel eine Fläche hinzu kommt. Die dünnen Sounds tragen nicht gerade zu einer lebendigen Begleitung bei. Vor allem bei den gerade einmal drei Drumkits ist das Klangmaterial schnell erschöpft und Sounds für modernere Grooves aus den Bereichen Dance und Hip Hop fehlen ganz. Beim genaueren Inspizieren der Drums musste ich zudem feststellen, dass eine offene Hi-Hat vergessen wurde – keines der drei Drumkits enthält eine solche. Auch für die Begleitautomatik gilt also: Das Startone MK-200 setzt auf viel Masse für ganz wenig Geld. Wer auf der Suche nach einem gut klingenden Keyboard ist, an dem man auch klanglich lange Freude hat, der sollte nach meinem Empfinden lieber etwas mehr ausgeben.
Die Beispiele beginnen jeweils mit dem Intro und gehen durch beide Variationen bis zum Ending. Hier wird auch deutlich, wie gering die Unterschiede zwischen den beiden Variationen bei den meisten Rhythmen sind.

Audio Samples
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Rock Pop (mit OTS-Sound) Pop Ballad Soul Funk Pop Big Band (mit OTS-Sound) Samba Dance Hip Hop

Tastatur und Lautsprecher

Die Tastatur des Startone MK-200 ist für mein Empfinden tatsächlich das Beste am ganzen Keyboard. Es handelt sich um eine ungewichtete, anschlagdynamische Keyboardtastatur mit 61 Tasten, an der ich für diese Preisklasse nichts auszusetzen habe. Sie fühlt sich angenehm und kaum schwammig an und lässt sich gut kontrollieren. Mit einer Highend-Keyboardtastatur kann sie natürlich nicht mithalten, aber wir reden hier über ein Instrument für 89 Euro. Dafür ist das Gebotene völlig okay.
Die Lautsprecher überzeugen mich hingegen weniger. Die Leistung ist mit 2x 3 Watt im Rahmen des bei Einsteiger-Keyboards Üblichen, aber der Sound wirkt eher kraftlos und ein bisschen pappig. Bei hoher Lautstärke kommen die Speaker deutlich an ihre Grenzen. Fürs Kinderzimmer mag es reichen, aber der wahre Hörgenuss will hier nicht so recht aufkommen.

Weitere Funktionen

Ein Blick auf die Ausstattungsliste des Startone MK-200 offenbart: Hier bekommt man schon für 89 Euro vieles, was bei den etablierten Herstellern erst in der 200-Euro-Klasse anfängt, zum Beispiel einen MIDI-Recorder, Split/Layer und den Registrierungsspeicher. Auch eine Übungsfunktion wurde integriert, mit der man die 100 mitgelieferten Songs üben kann. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich die meisten dieser Extras jedoch als rudimentäre Minimalausstattung. Der Recorder zeichnet gerade einmal 350 Noten auf, das ist praktisch nichts. Dass der Speicher mit vier Plätzen ebenfalls nicht gerade üppig ausfällt, hatte ich ja schon erwähnt. Es erscheint ein bisschen so, als hätte man versucht, hauptsächlich möglichst viele Funktionen einzubauen; der praktische Nutzen scheint eine eher untergeordnete Rolle gespielt zu haben.
Die Übungsfunktion entspricht hingegen im Wesentlichen dem, was man auch bei den meisten anderen Einsteiger-Keyboards findet. In drei Lektionen wird man an die Songs herangeführt, wobei es zunächst nur um den richtigen Rhythmus, dann um die richtigen Noten und schließlich um alles zusammen geht. Linke und rechte Hand können getrennt geübt werden. Leider wird jedoch kein Notenheft mit den Noten zu den integrierten Songs mitgeliefert, sodass man ausschließlich nach Gehör üben kann.

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Fazit

Das Startone MK-200 ist mit einigem Abstand das günstigste Keyboard mit einer anschlagdynamischen Tastatur. Auch sonst kann sich die Ausstattungsliste für den günstigen Preis sehen lassen und umfasst vieles, was man bei anderen Herstellern erst bei deutlich teureren Instrumenten bekommt, wie etwa Split/Layer, einen Mixer und eine Speicherfunktion. Klanglich kann das Startone MK-200 jedoch nicht wirklich überzeugen. Die Sounds sind überwiegend dünn und ausdrucksschwach und die Rhythmen klingen statisch und leblos. Die Lautsprecher liefern einen recht kraftlosen Sound. Insgesamt bestätigt das Startone-Keyboard die Erkenntnis, dass Masse nicht gleich Klasse ist. Wer lange Freude an seinem neuen Instrument haben möchte, der täte für mein Empfinden gut daran, auf ein etwas höherwertiges Modell zu sparen. Selbst mit dem nur wenig teureren Geschwistermodell Startone MK-300 ist man nach meinem Dafürhalten schon deutlich besser bedient.

Unser Fazit:
2,5 / 5
Pro
  • anschlagdynamische Tastatur
  • Split und Layer
  • Speicherfunktion
  • extrem günstiger Preis
Contra
  • unterdurchschnittliche Klangqualität
  • leblose, wenig variantenreiche Rhythmen
  • schwache Lautsprecher
  • Recorder zeichnet nur 350 Noten auf
  • Kopfhörerausgang rauscht stark
  • keine genauen Sound- und Rhythmuslisten
  • billiger Gesamteindruck
Artikelbild
Startone MK-200 Test
Für 98,00€ bei
Dem Startone MK-200 merkt man den günstigen Preis etwas zu sehr an.
Dem Startone MK-200 merkt man den günstigen Preis etwas zu sehr an.
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Profilbild von Ronny Funk

Ronny Funk sagt:

#1 - 13.04.2017 um 13:38 Uhr

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Wenn ich nach den Demos gehe, erinnert dieses Keyboard an das, was man vor ca. 20 Jahren für das 10-fache des Preises bekam.

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