Roland TD-1KV E-Drum Test

Praxis

Aufbauen und direkt loslegen

Hübsch kompakt wird das Set in einem einzigen Karton ins Haus geliefert, und ich wundere mich über das erstaunlich entspannte Gesicht des Postboten beim Hereintragen. Mit Hilfe der Bedienungsanleitung und des beigefügten Stimmschlüssels, der als alleiniges Werkzeug benötigt wird, sind die Pads zügig am Rack befestigt. Auch die sichtbar beschriftete Verkabelung geht, wie bei Roland üblich, äußerst schnell von der Hand. Jetzt noch das Modul einschalten, und das Set ist spielfertig. Im zusammengebauten Zustand wiegt das Set nur knapp zwölf Kilogramm, ich kann es also quasi mit einer Hand im Raum herumtragen, nur die Kabel der Pedale sollten dazu besser vorher abgezogen werden.
Nach den ersten Feinjustierungen wird mit aber schnell klar, dass es mit der flexiblen Positionierung der einzelnen Trommel- und Beckenpads beim TD-1KV nicht weit her ist. Da das Hi-Hat Pad und das Floortom auf einer Stange liegen, muss ich mich entscheiden: rückt die Hi-Hat etwas weiter raus, kommt das Floortom unweigerlich näher heran. Die Beckenhalter sind ebenfalls sparsam bestückt, sie lassen sich neben der begrenzten Höhe nur am Stück in einer Ebene zum Spieler hin- oder von ihm weg bewegen, einen flexiblen Tilter oder gar einen Galgen wie beim großen Bruder TD-11 sucht man vergeblich. Hier wurde in beiden Punkten das geringe Gewicht des Sets mit ordentlich Abstrichen im Handling erkauft. Somit grenzt es sich sehr deutlich und bewusst von der hauseigenen Mittelklasse ab.

Spielgefühl der Pads

Den höchsten Gegenwert bekommt der Käufer durch das Spielgefühl der Pads, besonders in der vorliegenden KV-Version durch die zweifach belegte Meshhead Snare, die sich mit Rimshot- und Center-Sound variabler und im „Dauergefecht“ einfach angenehmer als die etwas härteren Mono-Gummi-Pads der Tom Toms spielt. Wer also etwas mehr Budget zur Verfügung hat, sollte zur Meshhead Version greifen. Auch die Becken-Pads machen einen ansprechenden Job, auch wenn der Unterschied zu akustischen Pendants wie immer gravierender ausfällt als das Gefälle zwischen Drumpads und akustischen Trommeln.

Die Pedale – ultraleise, aber nix für Flitzefüße

Ein klarer Vorteil im Gegensatz zum Vorgänger HD-3 ist die flexible Positionierung beider Trittplatten. Beim ersten „Antritt“ fühle ich mich zwar eher wie an einem Keyboard als auf den gewohnten Drum-Pedalen, aber beide Pedale machen wirklich gespenstisch wenig Eigengeräusche. Auch die verbauten Piezo-Trigger mit siebenstufiger Dynamik an Stelle der üblichen drei Sounds durch Schaltertechnologie hinterlassen einen positiven Eindruck. Besonders mit aufgesetzter Ferse lassen sich die verschiedenen Bass Drum- und Hi-Hat-Sounds flüssig und linear erspielen. Schwierig wird es beim Bassdrum-Pedal mit schnelleren Doppel- und Dreifachschlägen. Diese lassen sich auf dem weichen Pedal nicht sauber timen, womit alle Metal-Kids und Gospel-Chopper aus dieser Nummer raus wären.
Mit den folgenden Einzelsoundfiles von Hi-Hat, Bass Drum und Snare Drum könnt ihr die dynamischen Möglichkeiten der drei Instrumente nachvollziehen.

Audio Samples
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Hi-Hat – Solo / Dynamik Bass Drum – Solo / Dynamik Snare Drum – Solo / Dynamik

Allerdings hat Roland beim TD-1 das bereits angesprochene Hintertürchen der nach oben offenen Komponenten eingebaut. Für anspruchsvolle Spielerfüße kann das TD-1 – für einen saftigen Aufpreis – beispielsweise auch mit dem hauseigenen KD-9 Pad und einem herkömmlichen Bassdrum-Pedal bestückt werden. Ob sich das rechnet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Mehr als rudimentäre Bassdrum-Figuren sind auf jeden Fall mit der Werksbestückung nicht zufriedenstellend realisierbar. Und auch die starke Umstellung für einen Schlagzeugschüler, der beispielsweise zu Hause auf den TD-1 Pedalen spielt und dann im Unterricht auf eine akustische Trommel mit „echtem“ Pedal und komplett anderem Widerstand trifft, sollte bei der Anschaffung bedacht werden. So eignen sich die Pedale vor allem zum reinen Spaßtrommeln. Als ernst zu nehmende Exemplare fallen sie, trotz geringer Eigenlautstärke, in meinen Augen durch.

Der Triggeranschluss am Kabelstrang für ein optional erhältliches, zweites Crashbecken (hier im Bild zu sehen) ist schon ab Werk dabei.
Der Triggeranschluss am Kabelstrang für ein optional erhältliches, zweites Crashbecken (hier im Bild zu sehen) ist schon ab Werk dabei.

Das Modul im Einsatz

So simpel wie das Modul aufgebaut ist, lässt es sich (im positiven Sinne) auch bedienen. Mit den beiden Auswahlparametern der verschiedenen Sounds und Kits „Plus und Minus“ und den Volume-Tasten ist alles direkt regelbar. An Stelle einer weiteren Play-Taste fungiert die Metronomtaste auch als Startschuss für die verschiedenen Rhythm-Coach Einheiten und zum Abspielen der Songs. Die in manchen Augen begrenzte Soundauswahl von 15 Kits sowie die fehlende Möglichkeit, individuelle Klang- oder Hall-Parameter anzupassen, empfinde ich nicht als Makel. Alles, was der Einsteiger benötigt, ist in einfachen, aber ausreichenden Optionen im Modul vorhanden. Die Roland-typischen Klänge sind keine Offenbarung, gemessen am Anschaffungspreis, aber ausreichend. Vor allem die nahezu linearen Dynamikstufen, in denen die Klänge wiedergegeben werden, setzen das TD-1 von der Konkurrenz im Einsteiger-Segment ab. Features wie abstoppbare Becken-Sounds und eine akzeptable Trennung zwischen Ride und Bell beim Ridebecken-Pad erhöhen das Spielvergnügen. Mit den acht internen Songs und sieben weiteren Loops, die sich wahlweise mit oder ohne Metronom spielen lassen, kann man eine ganze Weile Spaß haben. Die meisten Nutzer werden wohl vor allem den Audio-Eingang benutzen, um zu Musik vom Handy oder MP3 Player zu spielen. Nichtsdestotrotz vermisse ich einen weiteren separat regelbaren Audioausgang für die gleichzeitige Nutzung von Kopfhörerausgang und Ausgabe des Signals über eine PA zum Beispiel im Band-Proberaum. 

Soundfiles verschiedener Kits

Audio Samples
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KIT 1 – Standard KIT 2 – Rock KIT 4 – Jazz KIT 9 – Heavy KIT 12 – TR808

Recording und Friend Jam mit dem TD-1

Mit den Ausgängen des TD-1 Moduls hat man zwei Möglichkeiten der Aufnahme: Möchte man die internen Sounds des Moduls für Aufnahmezwecke benutzen, ist ein Interface mit USB Port von Vorteil. Im Fall meiner alten Motu 8pre Karte habe ich leider nur zwei Fire-Wire Ports zur Verfügung. So bleibt mir für die Soundfiles nur die Option, die Signale aus dem Kopfhörerausgang des Moduls in einen normalen Audioeingang am Interface zu überspielen. Die andere Möglichkeit besteht darin, via USB to MIDI direkt in die DAW des Rechners zu spielen. Hier werden alle Signale richtig erkannt und lassen sich dann mit den Sounds der Wahl im Rechner ersetzen. Die MIDI Parameter-Zuordnungen können auch im Modul angepasst werden. 
Roland bietet auch für das TD-1 die Friend Jam Software an, die auf meinen iPhone 5 als kostenlose APP schnell installiert ist. Allerdings benötige ich erst noch drei USB- und Lightning-Adapter, bis die Verbindung zwischen Smartphone und Modul steht. Mit der APP lassen sich viele weitere kostenlose Trainings- und Playlong-Songs spielen, auch im Wettstreit mit anderen V-Drummern weltweit.

Latenz

Beim Latenztest bringt das Roland TD-1 Modul eine Verzögerung von fünf Millisekunden ans Tageslicht, was in dieser Preisklasse einen sehr akzeptabler Wert ist. Dieses spiegelt sich auch in der sehr direkten Ansprache aller Komponenten während des Spieltests wieder.

Hier gut zu sehen: der Unterschied zwischen dem Mikrofon und dem Snare Pad (unten im Bild), bei der Messung der Signal-Ausgabezeit des Moduls.
Hier gut zu sehen: der Unterschied zwischen dem Mikrofon und dem Snare Pad (unten im Bild), bei der Messung der Signal-Ausgabezeit des Moduls.

Zum Schluss könnt ihr euch in der folgenden Grafik mit passendem Soundfilde zu Gemüte führen. Sie zeigt die dynamische Kurve im Vergleich zwischen dem Mikrofonsignal vor dem Snare-Pad und dem Snare-Signal, welches am Modulausgang in die DAW gespeist wird. Die sehr leise gespielten Ghostnotes werden vom Modul lauter interpretiert und auch der Übergang zwischen den Lautstärkebereichen von piano zu forte wird “grober” ausgegeben. Angesichts der Preisklasse des TD-1KV kann ich auch hier eine eine gute Leistung bescheinigen, die man auch anno 2015 bei vielfach teureren Modellen anderer Hersteller so nicht vorfindet.

Snare (oben) und Mikrofon Spur im Dynamik-Vergleich.
Snare (oben) und Mikrofon Spur im Dynamik-Vergleich.
Audio Samples
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Snare / Mikrofon – Vergleichs-Soundfile zur Grafik
Kommentieren
Profilbild von Frankydrummer

Frankydrummer sagt:

#1 - 17.06.2015 um 09:57 Uhr

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Hallo liebe Bonedos, wie sieht es denn mit einem Test zum Roland TD-25 aus?

    Profilbild von bonedo Chris

    bonedo Chris sagt:

    #1.1 - 17.06.2015 um 11:16 Uhr

    0

    Hi Franky, das TD-25 ist gerade bei unserem Autor Lars Horl in der Mangel. Denke mal, du kannst mit einem baldigen Ergebnis rechnen. Schöne Grüße,
    Chris

    Antwort auf #1 von Frankydrummer

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