Mit ihrem unverwechselbaren Sound geht die Roland TR-808 in die Geschichte ein und avanciert zu einem Meilenstein, an den man sich jährlich erinnert.

Roland 808 Day 2022 oder der Stellenwert eines 22 Jahre alten analogen Drumcomputers in der Evolutionsgeschichte populärer Musik. So in etwa kann man das Thema einleiten. Seit seinem Erscheinen im Jahr 1980 ist der Roland TR-808 Rhythm Composer bis heute auf unendlich vielen Hits mit seinem markanten Sound zu hören. Und … viele musikalische Genres wären ohne die 808 überhaupt nicht entstanden.
Der Sound – das Markenzeichen
Der charakteristische Sound der TR-808 ist Markenzeichen zeitloser Musikgeschichte und immerwährender Inspiration. Mit ihren massiven Bassdrums und den einprägsamen Snares hat die TR-808 etliche Musikstile bereichert. Zudem prägte die 808 viele Genres der elektronischen Musik sowie ihre Szene wie kein anderer Drum-Synthesizer auf dieser Welt, lässt man die TR-909 einmal außen vor. So begehrt ist der Sound der TR-808, dass sie unzählige Male gesampelt und in Soundlibraries gepackt, virtuell aufgebaut und für die Nutzung in der DAW vorbereitet wurde. Auch wurde sie in der Vergangenheit unzählige Male geklont, um in Form physischer Hardware vor einem zu stehen. Die TR-808 ist heute eine echte Legende, die einer Ära ihren Stempel aufdrückte und damit selbst heute noch nicht fertig ist.

Ihr Einsatz – eine Erfolgsgarantie
Die Roland TR-808 ist eine der beliebtesten Drummachines aller Zeiten. Sie hat zum Sound und den Hit-Erfolgen von u. a. Marvin Gaye, Phil Collins, Nucleus, Beastie Boys, LL Cool J und Public Enemy und Daft Punk beigetragen. Der von Kultur-, Musik- und Designliebhabern regelmäßig gefeierte Begriff „808“ taucht selbst in Liedtexten auf. Auch wird er bis heute als Titel (Timbaland’s 808), Alben (Kanye’s 808s & Heartbreak) und sogar als Bandname geführt (808 State). Statements, welche die Beliebtheit und den Status der kleinen Drummachine deutlich machen.
Wie es zur 808 kam
Blickt man zurück in die 1970er Jahre und deren technischen Möglichkeiten, so befand sich das Genre elektronischer Musikinstrumente dieser Jahre in evolutionärem Aufbruch. Mit deutlichem Schub in den 1980er Jahren. Der Gedanke an eine elektronische Rhythmusmaschine war noch ungewöhnlich, obwohl Menschen zu Hause Musik machten und dafür ein Klavier, eine Orgel oder eine Gitarre einsetzten. Allerdings verfügte kaum ein Haushalt über ein akustisches Schlagzeug, womit die häusliche Musik noch rhythmisch begleitet werden konnte. Hier wäre ein elektronisches Schlagzeug eine praktische und unterhaltsame Lösung, Rhythmus in die häusliche Musikproduktion zu bringen.

CR-78 der Vorläufer
Man mag es kaum glauben, denn zu diesem Zeitpunkt begann Roland mit der Entwicklung einer Rhythmusmaschine für die Massen. Der CompuRhythm CR-78 wurde geboren, der Vorläufer der berühmten TR-808.
1978 erschien Rolands CompuRhythm CR-78 als Nachfolger der TR-77 (Rhythm 77) Drummachine im Markt. Eine Besonderheit der CR-78 lag in der Erzeugung von Patterns (Rhythmusmuster), die auch speicherbar waren. Eigentlich für den Einsatz mit einer elektronischen Orgel gedacht, schmeichelte ihr Sound auch etablierten Musikern, u. a. Phil Collins, der die CR-78 ein paar Jahre später in seinem Welt-Hit „In the Air Tonight“ einsetzte.
Die TR-808 kommt
Als Roland einen Nachfolger der CR-78 andachte, kümmerte sich ein junges Team um die Entwicklung, mit dem Ziel, authentische Drumsounds zu realisieren. In diesem Zusammenhang wurde Hiro Nakamura gebeten, in Kooperation mit Tadao Kikumoto die analogen Schaltungen der Tonerzeugung für das neue Produkt zu entwickeln. Schaltungen, um realisitische Drum-Sounds zu erzeugen. Das war problematisch, denn die Analogtechnik der späten 1970er Jahre war dafür eher ungeeignet.

Auch waren Speicherchips für die Verwendung gesampelter Instrumente noch zu teuer, zudem befand sich die neue heiß ersehnte Sampling-Technologie noch in den Kinderschuhen. Das sind die Gründe, weshalb Roland die analoge Technik noch weiterverwendete. Zunächst auf Basis des Roland System-700-Modularsystems, bevor die daraus entstehenden Klänge mithilfe der TR-808 Technologie nachgebaut wurden. Ein echtes Dilemma, denn die Ära der Sampling-Technologie stand vor der Türe, um den angestaubten Analogsound endlich zu modernisieren.
Entscheidung zugunsten der Analogtechnik
Die von Roland aus der Not getroffene Entscheidung, für die neue TR-808 weiterhin Analogtechnik zu verwenden, sollte jedoch in den folgenden Jahren einen tiefgreifenden Einfluss auf die Entwicklung der Musik haben. Das wussten allerdings zu diesem Zeitpunkt weder Roland als Hersteller noch die interessierte Musikwelt. Die TR-808 wurde in der Zeit von 1980 bis 1982 mit einer Auflage von 12.000 Exemplaren produziert. Ein echter Flop in diesen Jahren, denn gerade zu Beginn der 1980er Jahre läuteten digitale, Sample-basierte Drummachines eine neue Zeitrechnung ein. Zu diesen gehörte auch die in 1982 erschienene LinnDrum.

Aus dem Misserfolg zum Erfolg
Betrachtet man die unglaubliche Evolution eines veralteten und verkannten Drumcomputers zur ewig währenden ‘Queen of Drummachines‘, scheint diese Entwicklung eine echte Bilderbuchgeschichte zu sein. Diese hat irgendwann einmal begonnen und ein Ende ist bis heute noch nicht in Sicht. Dass ein Ende dieser Ära noch nicht absehbar ist, liegt auch an der Zeit, in der wir leben. Einer Zeit, in welcher die altehrwürdige Analogtechnik eine wahre Renaissance feiert. Denkt man über die namentlichen Attribute „Rhythm Composer“ in der Beschriftung der TR-808 kurz nach, wird die Absicht der Entwickler schnell klar: über die 16 verschiedenfarbigen Taster können eigene Beats programmiert und gespeichert werden. Das machte die TR-808 selbst zu einem zugänglichen und kreativen Instrument, das sie bis heute immer noch ist.
Über 40 Jahre Musik mit Unterstützung der TR-808
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microbug sagt:
#1 - 09.08.2021 um 15:50 Uhr
Die CR-78 war NICHT Rolands erste Drummaschine, sondern die TR-77, die aus der vorigen Maschine von Kakehashis erster Firma, Ace Tone, weiterentwickelt wurde. Einfach mal die Roland Doku von Alex Ball auf YouTube anschauen, dort ist die Timeline sehr schön zu sehen.
Michael Geisel sagt:
#2 - 10.08.2021 um 06:35 Uhr
Hallo microbug, Du hast natürlich Recht, der Eintrag wurde korrigiert.