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Norand Morphos Test

Mit dem Norand Morphos erhielten wir einen wirklich spannenden Eurorack-Oszillator zum Test, der durch seine Features begeistern will. Bereits im letzten Jahr hat der französische Hersteller mit dem Norand Mono den Markt der Desktop-Synthesizer aufgemischt. Der innovative Analogsynth zeichnete sich bereits dadurch aus, dass alle Parameter modulierbar waren – perfekt für modernes Sounddesign. Jetzt kommt der Morphos Dual-Oscillator mit variablen Wellenformen und vielen Modulationsmöglichkeiten ins Spiel.

Norand Morphos Test
Norand Morphos Test (Quelle: Lukas Hermann)

Das Dual-Oscillator-Modul ist zudem noch speicherbar und erlaubt das Morphen zwischen Presets. Ist der Norand Morphos also ein Gamechanger im Eurorack oder nur ein Gimmick? Diese Frage haben wir uns gestellt – und im folgenden Test beantwortet.

Norand Morphos: Das Wichtigste in Kürze

  • Analoger Dual-Oszillator für Eurorack
  • Waveshaping, Detune und Thru-Zero-FM für beide Kerne
  • Digitale Steuerung für interne Parameter-Modulation
  • Preset-Sounds im Modul speicherbar
  • Morphing zwischen mehreren Presets

Details

Norand Morphos: erster Eindruck

Wer sich ein wenig im Bereich des Euroracks auskennt, wird beim Auspacken des Norand Morphos denken: „Aha, ein komplexer Oszillator!“ Doch ganz so einfach ist die Antwort nicht. Zwar verfügt der Morphos über zwei analoge Klangkerne mit zwei V/Okt.-Eingängen und die beiden Oszillatoren können einander modulieren. Das aber funktioniert nicht wie beim klassischen Buchla-Design des 259-Oszillators. Im Norand Morphos gibt es lediglich Frequenzmodulation, keine Amplitudenmodulation und keine Timbremodulation. Dementsprechend sucht man auch einen Modulationsbus vergeblich, mit dem das Signal von einem Oszillator zum anderen geroutet wird. Außerdem fehlt ein Wavefolder für den rechten Oszillator.

Norand Morphos: Schrägansicht
Vom Panelaufbau her erinnert der Norand Morphos an klassische komplexe Oszillatoren im Buchla-Stil. (Quelle: Lukas Hermann)

Zwei parallele Klangerzeuger sorgen im Morphos für den Sound

Beim Norand Morphos sind die beiden Kerne – ähnlich wie beim Frap Tools Brenso – unabhängiger voneinander als bei vielen anderen komplexen Oszillatoren. Sie haben jedoch jeweils nur einen Ausgang und die Basis für ihren Sound ist eine variable Welle, die fließend von Sinus über Dreieck zu Puls und dann zu Sägezahn morpht. Ihre Struktur und den Klang hat Norand überdies vom Desktop-Synth Mono übernommen. Deren Frequenz wird dabei über die digital arbeitenden Regler „Frequency“ und „Detune“ in Halbtonschritten eingestellt. Im Test wird schnell deutlich, dass die gesamte Steuerung des Norand Morphos über interne D/A-Wandler zwischen den Reglern und der analogen Klangerzeugung funktioniert.

Modulation en masse im Norand Morphos

Die folgenden Besonderheiten bilden die Grundlage für die beiden wichtigsten Funktionen im Norand Morphos. Das Preset-System und ferner die Modulationsmöglichkeiten. Dabei laufen die Modulationen über die vier unteren Buttons der beiden Seiten, die jeweils für eine Modulationsmöglichkeit stehen und in vier verschiedenen Farben leuchten. Wenn die Leuchte weiß ist, wirkt der „Amount“-Regler in der „Mod“-Sektion als Abschwächer für ein ankommendes CV-Signal auf den entsprechenden Parameter. Der rote Status aktiviert einen internen LFO mit mehreren Wellenformen, während der grüne eine Ping-Hüllkurve auslöst, die über ein Gate am jeweiligen CV-Eingang getriggert wird. Schließlich leuchten die Positionsmarker der schwarzen Drehregler auf dem Panel in einer anderen Farbe, je nach Einstellung und Modulationsziel.

Morphos: Modulation
Über die zwei Regler des „Mod“ Bereichs werden kontextabhängig bis zu acht Modulationen eingestellt. (Quelle: Lukas Hermann)

Morphing ist Programm beim Norand Morphos

Wem das noch nicht genug Modulation ist, der wird sich über das zweite Kern-Feature des Norand Morphos freuen – so wie ich während des Tests: Mit den oberen vier Tasten kann man praktischerweise Preset-Sounds mit leicht zu verinnerlichenden Tastenkombinationen abspeichern. Zwischen diesen kann der Norand Morphos – daher der Name – dann auch morphen. Als Steuerelemente für diesen Zweck dienen die 3D-Touchstrips aus festem Kunststoff am oberen Rand des Moduls. Per (festem) Fingerdruck werden also Presets angewählt und mit horizontalen Bewegungen dann überblendet. Die darunter liegenden LED-Leuchten geben zudem bei allen Aktionen ein visuelles Feedback – so wie der Klang.

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Praxis

Besonderheiten des Norand Morphos

Und damit auf in die Klangwelt des Morphos. Wie bei einem „klassischen“ komplexen Oszillator beginnen wir im Norand Morphos Test mit den Grundwellenformen – die hier aber, wie gesagt, nicht einzeln ausgegeben werden. Sinus- und Pulswellen parallel gibt es also nur dann, wenn für sie jeweils ein Kern verwendet wird. Und wirklich „rein“ sind die Wellen zudem nie. Nicht nur, dass Norand dem Sinus und dem Dreieck absichtlich mehr Obertöne verpasst hat, auch das TZFM ist immer etwas aktiv. Da hilft es leider auch nicht, den entsprechenden Regler auf 12 Uhr zu stellen. Etwas Bleed ist also immer zu hören.

Norand Morphos: Banks und Layer
Über das Presetsystem können pro Bank vier unterschiedliche Sounds – etwa die vier Grundwellenformen – gesichert werden. (Quelle: Lukas Hermann)

Norand Morphos: Mit Modulation macht’s Spaß!

Beim Test des Norand Morphos heißt das im Umkehrschluss: Sofort modulieren! Dafür sind im Norand Morphos die verschalteten TZFM-Oszillatoren und die internen Modulationsmöglichkeiten im Norand Morphos ganz klar gedacht. Wie letztere funktionieren, weiß man erst nach einem Blick ins Handbuch. Die Farbcodierung gibt dann beim Patchen des umgebenden Eurorack-Systems eine gute Orientierung, was im jeweiligen Preset los ist. Zwar muss man beim Einstellen einige Buttons drücken, aber dafür ist das Panel wiederum extrem übersichtlich und leicht zu bedienen. Anders verhält es sich beispielsweise beim Cosmotronic Vortex, den wir ebenfalls getestet haben – sind erst einmal ein paar Patchkabel gesteckt, wird es schon schwierig, alle Regler zu erreichen.

Morphos: Frontansicht
Das Interface des Norand Morphos zeigt sich mit farbigen Buttons. (Quelle: Lukas Hermann)

Wie klingt der Norand Morphos?

Klanglich zeigt der Norand Morphos im Test leider mindestens so viel Schatten wie Licht. Manches kann er gut, manches aber auch nicht. Im tiefen Frequenzbereich klingt das Modul recht satt und massiv, und alle vier Wellen zeigen ihren eigenen, prägnanten Charakter. Werden die Frequenzen höher, nimmt die Präzision des Morphos allerdings hörbar ab. Das liegt infolge eindeutig an der FM-Architektur, bei der die beiden Kerne permanent miteinander verbunden sind. Dadurch entsteht viel Feedback, was den Sound schnell verrauschen lässt. Das ist nicht gerade ideal, aber auch kein Totschlagargument gegen den Norand Morphos.

Audio Samples
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Norand Morphos: Waveshaping Norand Morphos: Thru-Zero FM Norand Morphos: Thru-Zero FM & LFO Norand Morphos: Ping Envelope & Sync Norand Morphos: Pulswellen-Morphing

Morphos reagiert besonders dynamisch auf CV

Das Morphing-System des Norand Morphos schafft im Test jedoch teilweise Abhilfe, da es die kreative Kombination von Presets – und damit Frequenzinhalten – ermöglicht. Um dies dynamisch zu steuern, empfiehlt sich ein Controller wie beispielsweise der Make Noise Pressure Points. Alternativ sind hier auch dynamische LFOs hilfreich. Denn diese können über die Eingänge „X“, „Y“ und „Z“ das Morphing übernehmen, was als Alleinstellungsmerkmal für Sounddesigner aller Art interessant ist. So ist es zum Beispiel möglich, zwischen tiefen und hohen Presets zu morphen, sie mit Ping-Hüllkurven perkussiv zu formen und vieles mehr. Im Studio ist das schon gut, live allerdings ist das perfekt – Varianz auf Knopfdruck. So macht Patchen einfach Spaß!

Norand Morphos Sound Demo (no talking)

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Mehr Informationen

Norand Morphos: Das sind die Alternativen

Neben dem Norand Morphos beleben weitere Eurorack-Oszillatoren den Markt, von denen wir zwei Module vorstellen, die man als Alternative zum Morphos ansehen kann.

FeaturesNorand MorphosXaoc Devices SofiaJoranalogue Audio Design Generate 3
Oszillator-Kerne/Outputs2/21/4Ja
AnalogJaJaJa
WaveshapingJaJaJa
TZFMJaJa (Phasenmodulation)
PresetsystemJa
Preis399 €489 €349 €
Preis/Leistung4,5/54/54,5/5
Produkt bei ThomannNorand Morphos kaufen (Affiliate)Xaoc Devices Sofia kaufen (Affiliate)Joranalogue Audio Design Generate 3 kaufen (Affiliate)
Norand Morphos Alternativen
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Fazit

Am Ende des Tests ist es doch seltsam mit dem Norand Morphos: Einerseits ist er für seine Größe ziemlich eingeschränkt. Er bietet kein Wavefolding, ferner keine AM-Synthese, noch nicht einmal PWM. Außerdem macht er durch seine direkte und nur per Patchkabel abschaltbare FM-Implementierung im Test schnell mal laute Faxen. Dafür hat er aber zwei kreativ modulierbare Oszillatoren mit tollem Analogsound an Bord. Das macht bei einem Ladenpreis von 400 Euro gerade mal 200 Euro pro Kern. Kurzum, zu diesem Preis gibt es im Eurorack keinen einzigen analogen Oszillator mit TZFM, Waveshaping und flexiblem Presetsystem. Daher vergeben wir trotz der klanglichen Defizite verdiente 4 von 5 Sternen. Dieses Modul wird sicherlich in vielen Racks seinen Platz finden.

Features

  • Analoger Dual-Oszillator mit digitaler Steuerung
  • Pro Oszillator Regler für Grob- und Feinstimmung, Wellenform (Sinus, Dreieck, Rechteck, Sägezahn) und Through-Zero FM-Intensität
  • 3D-Morphing pro Oszillator
  • 4 Presets mit 3 Layern (X, Y, Z) können stufenlos per Touch-Strip und CV übergeblendet werden
  • Kontextbezogene Modulation: CV-Eingängen kann ein Abschwächer, ein interner LFO/VCO (mit 4 Wellenformen und Sync-Modi) oder eine Decay-Hüllkurve zugewiesen werden
  • CV-Eingänge für FM und Preset-Morphing (X, Y, Z)
  • Audio-Ausgang pro Oszillator
  • Strombedarf: 460mA (+12V) / 90mA (-12V)
  • Breite: 28 TE – Tiefe: 25 mm

Preis

Norand Morphos: 399 € (Straßenpreis am 4. April 2023)

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