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Tiptop Audio 296t und 207t Test

Als die Tiptop Audio 296t Filterbank und der 207t Mixer zum Test bei uns eintrafen, konnten wir uns ein „Wow, sind die groß“ nicht verkneifen. Die schiere Menge an Reglern und Fadern erschlägt einen im ersten Moment, wenn man sich die beiden Eurorackmodule betrachtet. So muss es den frühen Synthesizer-Fans in den 70er Jahren gegangen sein. Damals hat sich Don Buchla diese beiden Geräte ausgedacht – jetzt gibt es sie auf Basis der Original-Schaltpläne für das Eurorack.

Tiptop Audio 296t und 207t Test
Tiptop Audio 296t und 207t Test. (Quelle: Lukas Hermann)

Aber fühlt man sich klanglich wirklich in die glorreichen Jahre der frühen Analogsynthese zurückversetzt? Klingen moderne Varianten der Buchla-Filterbank von anderen Herstellern vielleicht besser? Und bieten zeitgenössische Eurorack-Mixer vielleicht flexiblere Einsatzmöglichkeiten? Finden wir es heraus.

Tiptop Audio 296t und 207t – das Wichtigste in Kürze

  • Das Tiptop Audio 296t ist ein Klon der Buchla 296 Spectral Processor Filterbank
  • 296t bietet 16 Filterbänder für EQing, Spektralfilterung und Vocoding, Makroregler sorgen für globale Steuerung der 296t Filterbank
  • Das Tiptop Audio 207t ist ein sechskanaliger Monomixer mit Panning
  • 207t bietet einen Preamp, Mute-Schalter und einen separaten Monitor-Mix

Details

Tiptop Audio 296t und 207t – Kontaktaufnahme

Da wir in diesem Artikel bereits erklärt haben, worum es sich bei einer Filterbank handelt und auch der Zweck von Mischpulten jedem klar sein sollte, kommen wir gleich zur Sache. Was macht die Tiptop Audio Filterbank 296t und den 207t Mixer so besonders, was hat sich Buchla dabei gedacht?

Tiptop Audio 296t und 207t Test: Das 296t Modul ist nichts für Skiffs

Beginnen wir den Tiptop Audio 296t und 207t Test mit dem Filterbank-Modul 296t. Hier fällt neben der massiven Breite von 52 TE – für die sechs Schraublöcher benötigt werden – auch die enorme Tiefe von 52 mm auf. Mit anderen Worten: Diese Filterbank ist absolut nicht skifftauglich, zumal die Filterbänder über einzelne, länglich angelötete Platten am Modul fixiert sind (siehe unten). Sie wackeln sogar leicht hin und her und scheinen bei zu viel Druck sogar brechen zu wollen. Nicht unbedingt vertrauenerweckend, wenn man ein Gehäuse mit nur etwas mehr als 50 mm Tiefe besitzt. Selbst das beliebte Intellijel 7U Performance Case erscheint uns mit 53 mm Tiefe zu klein. Allerdings passt das 296t bequem in das Tiptop Mantis Case mit 61 mm Tiefe hinein.

Tiptop Audio 296t Modulansicht
Die großen PCB-Karten an der Rückseite machen das 296t Modul extrem tief. (Foto: Thomann)

Tiptop Audio 296t – die Bedienoberfläche

Aber nicht nur rückseitig, sondern auch von vorne betrachtet sieht das Tiptop Audio 296t Modul beeindruckend aus. Links gruppieren sich die 16 Filterbänder mit ihren Lautstärke-Fadern, den schwarzen CV-Eingängen für die Modulation und oben die Ausgänge für ihren Audiopfad sowie einen zugehörigen Envelope-Follower. Unten rechts gehen die bearbeiteten Audiosignale hinein, oben rechts kommen sie je nach Reglerstellung aus den „Attenuator Outputs“ heraus – aus allen oder nur aus den (un-)geraden Bändern. Dazwischen befinden sich Makroregler zur Steuerung mehrerer Bänder im Verbund. Das dadurch wie mit einem „Makro-Bandpassfilter“ bearbeitete Signal kommt an den „Programmed Outputs“ heraus. Ergänzt wird dies durch zwei Kammfilter-Outputs und den Master-Ausgang der voll verstärkten geraden oder ungeraden Bänder.

Tiptop Audio 296t und 207t Test: Das 207t Mixer-Modul ist Skiff-freundlicher, aber breit

Das war ein Überblick über das Tiptop Audio- und Buchla-Modul 296t – jetzt kommen wir zum Tiptop Audio 207t. Letzteres kommt erst Ende Januar 2024 offiziell auf den Markt. Bei diesem Modul gibt es keine „Tiefenprobleme“ in der Konstruktion. Der sechskanalige Mixer ist deutlich Skiff-freundlicher, wenn auch für seine objektive Funktionalität recht breit. Dafür ist aber alles gut erreichbar: die Volume-Fader, die Mute-Schalter, die vier Panning-Regler oben und die In- und Outputs. Das alles wirkt zunächst recht unspektakulär. Doch die Vorteile des 207t liegen im Detail. So kann man das Panning von Kanal 1 und 6 modulieren – und ein separater Monitor-Mix-Ausgang sorgt für weitere Patching-Möglichkeiten. Außerdem ist er mit einem Aux-Eingang erweiterbar. Was das alles für Möglichkeiten bietet, beschreiben wir im Praxisteil!

 207t: Fader
Weit auseinander: Zwischen den Lautstärke-Fadern des 207t ist einiges an Platz – perfekt für präzise Mixes von Filterbank-Sounds! (Foto: Lukas Hermann)
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Praxis

Tiptop Audio 296t und 207t – beide Module im Einsatz

Tiptop Audio und Buchla, das zeigt unser Test deutlich, sind mit den Modulen 296t und 207t ihrem Prinzip treu geblieben und haben zwei perfekt aufeinander abgestimmte Eurorackmodule herausgebracht. Wer auf das System setzt, braucht spätestens beim Kauf der Filterbank 296t möglichst viele Mixerkanäle. Diese bietet das 207t Mixermodul: Einzelne Bänder kann man mit ihm kombinieren und im Stereofeld verteilen, die Kammfilterausgänge über die Kanäle 1 und 6 des 207t können mit nur einem LFO gegeneinander gespannt werden und vieles mehr. Die Möglichkeiten sind schier unendlich. Vor allem dann, wenn man den Mixer parallel noch direkt mit Oszillatorsounds aus dem Tiptop Audio 258t füttert.

296t: Fader
Die Fader der 296t Filterbank liegen etwas näher beieinander, sind aber auch gut zu bedienen. Manchmal allerdings brauchen sie beim ersten Einstellen ein wenig Druck. (Foto: Lukas Hermann)

Ist der Preis für die Tiptop Audio 296t Filterbank gerechtfertigt?

Im Folgenden soll sich der Praxisteil auf das Tiptop Audio 296t Modul konzentrieren. Immerhin ist es mit 749 Euro das bislang teuerste Modul der Reissue-Serie von Buchla-Modulen für das Eurorack. Und wie klingt es? Es klingt wirklich großartig. Das 296t nimmt im Spektrum der für Eurorack verfügbaren Optionen zudem eine Sonderstellung ein. In der Modulreihe von Tiptop Audio und Buchla harmoniert es beispielsweise hervorragend mit dem Oszillator 258t aus gleichem Haus. Seine „unperfekten“, weil gemorphten Säge- und Pulswellen bieten ideales Material für die spektrale Bearbeitung. Auch FM-Patches funktionieren: Einzelne Bänder abzugreifen und damit den eingehenden Oszillator zu modulieren, ist eine meiner Lieblingsübungen.

Tiptop Audio 296t und 207t – Partners in Crime

Natürlich kann man auch die anderen Module der Buchla-Serie gut mit der Filterbank kombinieren. Die knackigen LFOs und AD-Hüllkurven des Tiptop Audio 281t Funktionsgenerators sind tolle Modulationssignale. Der 245t Sequencer wiederum macht sich gut, um die Bänder der Filterbank in Bewegung zu versetzen. Bei beiden ist man zudem dankbar für die „Vierfach-Ausführung“ ihrer Modulationsquellen. Acht CV-Signale sind eine ordentliche Grundlage, um dem Tiptop Audio 296t spannende Sounds zu entlocken. Diese kann man dann mit dem 207t addieren – und zum Beispiel mit einem Autopan-Rauschen aus dem Tiptop Audio 266t Source of Uncertainty ergänzen. Oder man schickt das Rauschen durch die geraden Bänder, einen Oszillator durch die ungeraden und moduliert sie aber dann über den „Spectral Transfer“ Vocoder-like miteinander. Oder, oder, oder …, so schnell gehen einem die Ideen dabei nicht aus!

Tiptop Audio 296t und 207t Test – Audiobeispiele

Audio Samples
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296t: Spektralmodulation 207t: Panning-Modulation 296t: Manuelle Abschwächung 296t: Bänder-Sequenz 296t: Spektraltransfer

Tiptop Audio 296t – Ein ganz eigener Filterbank-Sound

In unserem Tiptop Audio 296t und 207t Testzeigt das 296t daher einmal mehr, wie besonders diese Art von Modul ist. Obwohl moderne Eurorack-Interpretationen des Konzepts wie das Frap Tools Fumana oder der Verbos Bark Filter Processor ebenfalls auf 16 Bänder mit Makrokontrolle setzen, merkt man dem 296t direkt beim ersten Ausprobieren an, dass es einen ganz eigenen charakteristischen Sound hat. Natürlich liegt das zum einen daran, dass Buchla in den 70ern andere Filterfrequenzen als die genannten „Konkurrenten“ gewählt hat – aber auch daran, dass das Morphing durch diese Bänder unglaublich präzise und weich zugleich klingt. Hat man etwa beim Fumana oft den Eindruck, dass die Bänder eher Hi-Fi-mäßig wechseln als ineinander übergehen, überzeugt das 296t mit einem deutlich organischeren Sound. Der kann durchaus brachial sein, jedoch nie so haarig wie der Bark Filter Processor. Das 296t ist einfach ein besonderes Modul.

Tiptop Audio 296t: Outputs
Ein besonderer Touch, bis heute: Die 296t Filterbank bietet insgesamt 8 parallele Ausgänge für die kreative Weiterverarbeitung gefilterter Sounds. (Foto: Lukas Hermann)

Tiptop Audio 296t und 207t – Vocoding und Preamp etwas antiquiert

Ganz ohne Schwächen für modernes Patching sind die beiden Module Tiptop Audio 296t und 207t im Test allerdings nicht. Der integrierte Preamp des Tiptop Audio und Buchla 207t erwies sich in unserem Test für alles andere als Mikrofone leider als recht schwer einstellbar. Externe Synths sollte man besser mit anderen audiophilen Lösungen wie dem Joranalogue Receive 2 einspeisen. Außerdem ist ‚echtes‘ Vocoding mit der 296t Filterbank nicht möglich. Dafür lösen die acht auf acht Bänder nicht gut genug auf. Hier sollte man eher zum Fumana oder einer digitalen (Software-)Lösung greifen, um nicht enttäuscht zu werden. Experimentieren kann man aber mit der „Spectral Transfer“-Funktion dennoch gut.

Tiptop Audio 207t: Outputs
Mit dem Master- und einem weiteren Monitor-Mix bietet das 207t viele Optionen für Feedback- und/ oder paralleles Patching mit Effekten. (Foto: Lukas Hermann)

Tiptop Audio 296t – das sind die Alternativen im Eurorack

Damit kommen wir langsam zum Ende des Tests. Für alle, die es noch genauer wissen wollen, hier abschließend noch ein Vergleich zwischen dem 296t und den beiden Konkurrenten von Frap Tools und Verbos.

FeaturesTiptop Audio 296tFrap Tools FumanaVerbos Electronics Bark Filter
Master-Output für alle Bänderjajaja
Anzahl Bänder1616 (plus 16 für Spektralanalye)12
Makro-Regler für Filterbänderjajaja
Vocodingja (8 auf 8 Bänder)ja (16 auf 16 Bänder)ja (8 auf 8 Bänder)
Input-Gain für gerade und ungerade Bänderjajaja
Preis749 €979 €965 €
Preis/Leistung4.5/54/54/5
Bewertung im Test4.5/5
Produkt bei ThomannTiptop Audio 296t kaufen (Affiliate)Frap Tools Fumana kaufen (Affiliate)Verbos Electronics Bark Filter kaufen (Affiliate)
Tiptop Audio 296t Alternativen

Tiptop Audio 207t – das sind die Alternativen im Eurorack

Natürlich darf auch ein Vergleich des 207t in der Übersicht nicht fehlen, Eurorack-Mixer gibt es allerdings wie Sand am Meer. Daher konzentrieren wir uns in der folgenden Tabelle zum 207t nur auf die sechskanaligen Monomixer – von denen der Toppobrillo Minimix (mit zwei Stereo- statt Monokanälen) dem Buchla 207 Mixer nachempfunden ist.

FeaturesTiptop Audio 207tToppobrillo MinimixBefaco Hexmix
Mute, Pan und Lautstärkeregler pro Kanaljajaja
EQ pro Kanalja
Kopfhörer-Ausgangja— (nur mit Expander)
Integrierter Preampja
Erweiterbar dank Aux-Inputsjaja— (nur mit Expander)
Modulierbares Panningja (Kanal 1 & 6)ja (Kanal 1 & 6)
Preisca. 245 €328 €474 €
Preis/Leistung4/54/53,5/5
Bewertung im Test4,5/5
Produkt bei Thomann / Webseite des HerstellersTiptop Audio 207tToppobrillo MinimixBefaco Hexmix kaufen (Affilate)
Tiptop Audio 207t Alternativen

Buchla & Tiptop Audio 200 series: 296t and 207t sound demo (no talking)

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Fazit

Wer sich in den vergangenen anderthalb Jahren alle neuen Module von Buchla/Tiptop Audio zugelegt hat, kommt so langsam an erste Grenzen. Für alle acht Einheiten, die es inzwischen gibt – das 292t allerdings nicht direkt in Europa – braucht es mindestens ein Case mit 104TE und zwei Reihen. Aus den inzwischen acht Modulen entsteht dabei veritables System, nach welchem sich viele analoge Sounddesigner die Finger lecken dürften. Unser Test der beiden Neuzugänge hat gezeigt, dass die Tiptop Audio 296t und 207t Module zu diesem Begeisterungsfaktor enorm viel beitragen. Die Filterbank 296t bietet klassischen, hochwertigen Buchla-Spektralsound mit vielen Outputs – und der Mixer 207t die dadurch nötig werdende Flexibilität vor dem Output-Modul. Zwar sind die beiden Geräte wirklich extrem groß und die Filterbank mit 749 Euro nicht wirklich günstig, das hält uns aber nicht von einer klaren Empfehlung ab. Dafür klingen sie einfach zu gut. 4,5 Sterne für beide Module.

Tiptop Audio 296t und 207t Test
Tiptop Audio 296t und 207t. (Quelle: Lukas Hermann)

Features

  • Tiptop Audio 296t:
  • Spannungssteuerbare 16-Band Filterbank für Filter- und Vocoder-Anwendungen
  • 16 Frequenzbänder mit Pegel-Fader (+6 dB bis vollständige Absenkung)
  • Pro Band: CV-Eingang, Audio-Ausgang und Envelope-Follower-Ausgang
  • Drei Eingänge für geradzahlige, ungerade oder alle Frequenzbänder
  • Gain-Regler und Feedback-Schalter für die geradzahligen und ungeraden Bänder
  • Drei wählbare Decay-Zeiten für Envelope-Follower
  • Regler für manuelle Band-Anwahl und CV-Eingänge mit Abschwächer für Frequenz und Bandbreite
  • Audio-Ausgänge für geradzahlige, ungerade oder alle Frequenzbänder
  • Comb-Filter-Ausgänge für geradzahlige und ungerade Frequenzbänder
  • Strombedarf: 360 mA (+12 V) / 350 mA (-12 V)
  • Breite: 52 TE – Tiefe: 52 mm
  • ===========================================================
  • Tiptop Audio 207t:
  • 6-Kanal-Mixer mit Stereoausgang
  • Panning von Kanal 1 und 6 per CV, mittlere Kanäle über Pan-Potis steuerbar
  • Mute-Schalter und Schalter für Wechsel auf Main- oder Monitor-Ausgang
  • Integrierter Vorverstärker für externe Signale
  • Aux-Buchsen für Kaskadierung mehrerer Mixer
  • Strombedarf: noch nicht offiziell bekannt gegeben
  • Breite: 28 TE

Preise

  • Tiptop Audio 296t: ca. 749 €*
  • Tiptop Audio 207t: ca. 245 €* (voraussichtlich)

*(Straßenpreise am 09. Januar 2024)

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