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Cosmotronic Vortex, Delta-V, Peradam, Messor und Cosmix Test

Cosmotronic Vortex, Delta-V, Peradam, Messor und Cosmix sind hochwertige analoge Eurorackmodule aus Holland. Wir haben die fünf Module des aktuellen Lineups im Verbund getestet.

Cosmotronic Vortex, Delta-V, Peradam, Messor und Cosmix Eurorackmodule
Cosmotronic Vortex, Delta-V, Peradam, Messor und Cosmix Test

Um sich als Boutique-Hersteller im Eurorack-Markt zu behaupten, braucht es eine konsequente Firmenphilosophie. Manche setzen auf experimentelle Geräte, andere auf digitale Module mit vielen Funktionen. Und dann gibt es noch Unternehmen wie Frap Tools oder Cosmotronic. Die sind puristisch unterwegs und bauen ausschließlich analoge Module. Produkte solcher Hersteller sollte man, falls der Geldbeutel es hergibt, in Kombination ausprobieren, denn sie sind meist extrem gut aufeinander abgestimmt. So auch im Fall Cosmotronic – mit ein paar leichten Abstrichen.

Details

Überblick

Aktuell (Juli 2022) hat das niederländische Ein-Mann-Unternehmen von Matthijs Munnik fünf Module im Programm. Als primäre Klangquelle steht der Cosmotronic Vortex bereit, den wir bereits als eines der spannendsten Module des vergangenen Jahres ausgemacht haben. Er und der Delta-V Funktionsgenerator mit integriertem VCA stellen zusammen eine kompakte Synthstimme dar, die mit einem Sequenzer oder einem CV-Keyboard gesteuert werden kann.

Cosmotronic Vortex: Frontansicht
Fotostrecke: 2 Bilder Der Cosmotronic Vortex ist ein klassischer Complex Oscillator mit zwei Kernen, Thru-Zero-FM, Sync und mehr.

Die anderen drei Module können als eine diese Stimme ergänzende Einheit angesehen werden. Es handelt sich um den Mixer Cosmix, das Distortion-Modul Peradam und den Kompressor-Slash-Transient-Shaper Messor. Sie bilden eine spannende End-of-Chain-Kombi, die in vielen Racks ihren Platz finden dürfte.

Erster Eindruck

Werden Cosmotronic-Module aus ihrer Verpackung genommen, fällt durch die Bank die hochwertige Verarbeitung und ihr einheitliches Design auf. Ganz klar: Munnik steht auf Schwarz. Alle Platinen sind dunkel und mit LED-Leuchten zur Visualisierung von Signalen ausgestattet. Besonders schick sind die farbigen Leuchtringe unter bestimmten Encodern. Sie stellen Modulations- oder Effektverhältnisse dar, etwa den FM-Index beim Oszillator oder die Intensität der Messor-Kompression.

Von Buchla inspiriert

Funktional bauen die Module auf bekannten Konzepten auf, die sie jedoch kreativ erweitern. Kennern fällt auf, dass vor allem die Westcoast-Synthese im Buchla-Stil einen großen Einfluss darstellt. Der Vortex ist ein Doppel-Oszillator, mit FM und AM – und wurde vom Hersteller zudem mit einem Wavefolder und einem Waveshaper pro Kern ausgestattet.

Cosmotronic Vortex: Fader
Mithilfe von Fadern und Patchpunkten können alle Oszillator-Parameter des Vortex moduliert werden. (Quelle: Lukas Hermann)

Doch er ist nicht einfach ‚nur‘ ein komplexer Oszillator. Seine beiden Kerne verfügen – eine schlicht geniale Idee – über ein integriertes Tiefpassfilter. So kann der obertonreiche Sound von FM, AM, Sync und Ringmodulation jederzeit gezähmt werden. Und mit der richtigen Hüllkurve kann man das Filter sogar als VCA bzw. Low-Pass-Gate einsetzen.

Delta-V: Ein Modul für alle CV-Lagen

Zum Vortex passende Hüllkurven und weitere Modulationssignale erzeugt wie gesagt das Delta-V. Das Modul ist eindeutig als Konkurrent zum Make Noise Maths positioniert, dem beliebtesten Eurorack-Modul überhaupt. Für etwas weniger Geld – und etwas weniger TE – bekommt man hier zwei Funktionsgeneratoren mit Attack und Decay. Diese können als loopende LFOs oder triggerbare Envelopes fungieren. Wie beim Maths können die beiden Phasen auch moduliert werden.

Keine Abschwächer im System

Das Einzige, was im Vergleich zum Maths fehlt, sind die CV-Mixer- und Logik-Funktionen. Generell hat Cosmotronic keinerlei Utility-Module im Programm. Dafür hat das Delta-V aber zwei analoge VCAs an Bord! Heißt: Die generierten Funktionen, insbesondere die Hüllkurven, können die Lautstärke von eingehenden Audiosignalen direkt modulieren. Und weil es zwei sind, ist sogar ein Stereo-Einsatz möglich.

Peradam und Cosmix: Doppelter Drive

Bevor es endlich zum Sound geht, noch im Schnelldurchlauf die relevanten Fakten zu den restlichen drei Modulen: Peradam und Cosmix ähneln sich insofern, als beide einen Dual-Drive-Schaltkreis haben, der tiefe und hohe Frequenzen pusht.

Cosmotronic: Cosmix und Messor
Der Cosmix bietet acht Mixer-Kanäle, einen Drive und einen Aux-Weg – und der Messor einiges an Shaping-Optionen. (Quelle: Lukas Hermann)

Heißt: Wer nicht unbedingt eine vollwertige Distortion in seinem System braucht, erhält eine abgespeckte Variante, wenn er den Mixer kauft. Der überzeugt weiterhin durch sein kompaktes achtkanaliges Layout mit zwei Stereo-Kanälen und Mute-Switches am oberen Rand. Ein Aux-Weg ist auch an Bord, allerdings kein dedizierter Stereo-Return.

Messor: Sidechain, Limiting und mehr

Womit wir beim Messor angelangt sind. Der hat mit dem Peradam-Modul den Ducking-Effekt gemeinsam. Beide sind also auf gepflegte Tanzmusik mit Kickdrums ausgelegt. Im Messor ist dafür ein cleverer Mix aus VCA-Kompressor, Limiter und Transient Shaper verbaut. Er bietet mit einem integrierten Sidechain-Filter viel Dynamik. Basierend auf seinen Einstellungen wird ein Envelope Follower zur Bestimmung der Kompression generiert. Dies macht ihn ziemlich flexibel, vorausgesetzt, das Eingangssignal passt. Dazu später mehr.

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Praxis

Cosmotronic Module im Einsatz

Der Kern des „Cosmotronic-Sounds“ liegt natürlich im Vortex-Oszillator. Vorab: Der ist nicht ganz billig. Mit seinen stattlichen 749 Euro ist er derzeit der teuerste Complex Oscillator auf dem Markt. Er rechtfertigt das auf dem Papier dadurch, dass er alle Features mitbringt, die man sich vorstellen kann: Lineare Thru-Zero-FM beider Kerne, modulierbares Waveshaping, Ring-Modulation – und das erwähnte Filter als Schmankerl obendrauf.

Audio Samples
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Vortex: Sinus Sweep Vortex: Saw Sweep Vortex: Square Sweep Vortex: Wavefolder Vortex: Ringmodulation Vortex. Filter und Folder Vortex und Delta-V: FM Vortex: FM Index-Mod Vortex. Pseudo-LPG

Und sein Sound ist eine Ansage: Alles, was aus dem Vortex rauskommt, klingt fett, rund und wertig. Es ist zudem ein sehr ‚moderner‘ Sound: Der Oszillator ist kein simpler Buchla-259-Klon, er macht sein eigenes Ding.

Für meinen Geschmack könnte der Wavefolder im unteren Bereich des Faders etwas zahmer sein, dafür klingt die Ringmodulation umso besser. Ein netter Touch aus Performance-Sicht sind außerdem die Oktavschalter für beide Kerne, welche bei nahezu allen Konkurrenten fehlen. Und die vielen Fader laden immer wieder zum Experimentieren ein.

Viele Möglichkeiten auf (zu) engem Raum

Allerdings fällt bei komplexeren Patches schnell etwas Negatives auf, das nicht nur für den Vortex, sondern für alle Module gilt: Sie sind sehr dicht mit Potis, Schaltern und Patchpunkten bevölkert. Patcht man mehrere Modulationssignale unter die Fader eines Vortex-Kerns, wird es schwierig, an die entsprechenden Abschwächer zu kommen. Gleiches gilt für das Delta-V, dessen unteres Drittel quasi nur aus Patchpunkten besteht.

Wenig Patchkabel nötig

Glücklicherweise sind die meisten Basis-Patches ohne viele Kabel möglich. Beispiel: Für eine Sequenz mit dem Vortex, dem Delta-V und dem Cosmix als Output braucht man nur vier Stück, plus die Output-Anschlüsse.

Cosmotronic Delta-V: Patchpunkte
Ein großer Teil des Delta-V besteht aus Patchpunkten – da wird es schnell mal eng. (Quelle: Lukas Hermann)

Am Vortex selbst ist zudem der jeweils andere Kern intern vor alle Fader-Parameter geschaltet, damit diese ohne externe Signale moduliert werden können. Dabei fehlt nur eine dezidierte Schalteroption, um den linken Oszillator zu einem LFO zu machen. Eine solche haben vergleichbare Module wie der Frap Tools Brenso, was sehr nützlich sein kann.

Cosmix: Outputs am falschen Platz

Bei einem Modul gibt es aber keinen ‚Workaround‘, was unpassende Kabelpositionierung angeht: Der Master-Encoder des Cosmix ist nämlich direkt über den Stereo-Outputs angebracht. Das ist gelinde gesagt ungünstiges UI-Design. Dadurch ist es extrem schwierig, ihn zu erreichen und die LED-Visualisierung unter ihm zu erkennen.

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Mehr Informationen

Delta-V: Allzweckwaffe für kleines Geld

Kommen wir nach dieser Mixer-Kritik – im Sinne ausgleichender Gerechtigkeit – zum Highlight des Lineups, dem Delta-V. Ja, ich habe zwar oben auch dessen Layout bemängelt, aber sein Preis-Leistungsverhältnis ist derart unschlagbar, dass es dennoch kaum Gründe gibt, das Modul nicht zu kaufen. Ein dualer, analoger VCA mit Hüllkurve, für nur 215 Euro?! Genial.

Und dann kann das Modul auch noch ein Slew Limiter, eine Trigger-Quelle oder ein LFO sein. Und Attack und Decay der Funktionen können moduliert werden. Außerdem hat es einen exponentiellen bzw. logarithmischen Modus für unterschiedliche Dynamiken. Kurzum: Das Teil findet in jedem System einen Platz. Gerade wer noch kein Maths hat, keine weiteren Abschwächer braucht und ein kleines Rack optimal ausnutzen will, sollte es definitiv ausprobieren!

Cosmotronic: Delta-V und Peradam schräg
Die beiden Highlights aus dem Cosmotronic-Angebot: Das Delta-V und das Peradam. (Quelle: Lukas Hermann)

Zwischenstand

Nun zur Manöverkritik des zweiten Teils des Lineups: der „Endstufe“ aus Peradam, Cosmix und Messor. Zunächst zu letzterem: Der Kompressor hat sich in unserem Systemtest leider meist als unnötig erwiesen, wenn man mit Sequenzen aus dem Vortex arbeitet. Beim Patchen perkussiver Sounds, die mit viel Gain und Drive in den Messor geschickt wurden, war mittels der Transient-Shaper-Einstellungen des Ratio-Buttons dann viel kreatives Sounddesign drin. Noch interessanter dürfte es aber sein, den Messor als Masterkompressor für Live-Sets im Techno-Bereich, also mit Drums und fetten Bässen zu nutzen.

Distortion bis zum Geht-nicht-mehr

Umso mehr umgehauen hat mich dafür Peradam. Heiliges Kanonenrohr! Dessen Mix aus einem Amp, einem Gleichrichter, einem Phasenmodulator, einem Ringmodulator und einer Dual-Band-Verzerrung klingt wild! Mit aufgedrehtem Feedback kann das Modul eigenständig für fette Drones oder glitchige Verzerrungen sorgen – und dank eines Dry-Wet-Reglers viele Signale alternativ leicht andicken. Auch bei Ihr muss man sich fragen, wie um alles in der Welt nur 264 Euro aufgerufen werden können. Peradam und Delta-V sind, gemessen an dem was sie können, echte Schnapper!

Audio Samples
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Peradam Distortion Peradam Drone Cosmix Drive Messor: Aggressive Sidechain Messor: Drumloop Dry Messor: Drumloop Wet
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Fazit

Zusammenfassend lässt sich über die Cosmotronic-Module fast nur Positives sagen. Der Vortex ist ein toller Oszillator, der alles von Standard-Wellen bis hin zu experimentellen „Bleeps and Bloops“ draufhat. Und das Delta-V dürfte für viele ein „No-Brainer“ sein. Peradam, Cosmix und Messor sind hingegen eher was für Techno-Heads, experimentelle Musiker und solche mit großen, variablen Cases – aber dennoch eine Empfehlung wert. Alle Module sind verständlich aufgebaut, nur haben einige ein paar Patchpunkte zu viel. Dennoch macht es immer Laune, das kleine System aufs Neue zu patchen. Und noch ein Detail für alle, die sich jetzt überlegen, eines oder mehrere der Module anzuschaffen: Spannend, aber auch herausfordernd sind beim Performen mit den Cosmotronic-Modulen die unterschiedlichen Gainstages des Systems: Alle fünf Module haben Gainregler bzw. Drive-Stufen. Da muss man echt vorsichtig sein. Ist man das, ist alles drin – und so gehört sich das für zeitgemäße Eurorack-Module.

Cosmotronic Vortex, Delta-V, Peradam, Messor und Cosmix Eurorackmodule

Features

Vortex

  • Thru Zero Complex Oscillator
  • VCO 1 und 2 je mit Oktavschalter
  • Regler für Grob- und Feinstimmung, Abschwächer für Thru Zero FM und exponentielle FM
  • Lowpass Filter, Wavefolder, Phasenmodulation und Shape
  • Regelbarer FM Index mit CV-Eingang und zuschaltbare VCO-Synchronisation
  • Pro Oszillator CV-Eingänge für Pitch, Sync, FM x2, Shape, Phasenlage und Intensität der Phasenmodulation, Wavefolder und Filter
  • Pro Oszillator 4 Wellenformausgänge
  • Strombedarf: 200 mA (+12 V) / 180 mA (-12 V)
  • Breite: 26 TE – Tiefe: 26 mm

Delta-V

  • Zweikanal-Funktionsgenerator mit VCA
  • Kann verwendet werden als: AD-Hüllkurve, LFO, Slew Limiter, VCA und mehr
  • Attack- und Decay-Zeit regelbar
  • Einstellbarer Kennlinienverlauf von exponentiell über linear zu logarithmisch
  • Trigger- oder Loop-Modus
  • Bipolarer Abschwächer für den Funktionsausgang
  • Trigger- und Slew-Signaleingänge
  • CV-Eingänge für Attack und Decay
  • 2 VCA-Signaleingänge
  • EOC-Ausgang pro Kanal und Summenausgang
  • Strombedarf: 70 mA (+12 V) / 70 mA (-12 V)
  • Breite: 10 TE – Tiefe: 20 mm

Peradam

  • Sidechain Distortion
  • Neuartiger Signalpfad aus VCA, Gleichrichter, Phasenmodulator, Ringmodulator, Dual-Band Verzerrer und Clipper-Stufe
  • Regler für Drive, Phase, Harmonics, Feedback, Low, High, Blend, Feedback und Drive
  • CV-Eingänge für Drive, Inject, Feedback, Phase und Harmonics
  • Audio Ein- und Ausgang
  • Strombedarf: 56 mA (+12 V) / 45 mA (-12 V) Breite: 10 TE – Tiefe: 25 mm

Messor

  • Stereo Kompressor und Transienten Prozessor
  • VCA-Kompressor mit integriertem Side Chain Filter
  • Regler für Ratio (regelbar von 1:1 über Limiter bis hin zu Transient Shaper), Threshold (-10dBv bis +17dBv), Attack (1ms – 500ms), Release (5ms – 3.5s), Gain (max. +20dB)
  • Side Chain Filter (10Hz – 9kHz), umschaltbar zwischen Tiefpass und Hochpass
  • Zuschaltbare Sättigungsstufe
  • Bypass Schalter
  • CV-Eingänge für Attack, Release, Gain und Side Chain Cutoff
  • Stereo Audio-Eingänge und Side Chain Eingang
  • Stereo Audio-Ausgänge und Hüllkurven-Signalausgang
  • Strombedarf: 45 mA (+12 V) / 26 mA (-12 V) Breite: 8 TE – Tiefe: 25 mm

Cosmix

  • Stereo-Mixer und Dual-Band-Distortion un d Overdrive
  • 4 Monokanäle, mit Panning und Aux Send (Pre/Post Fader)
  • 2 Stereokanäle
  • Klicklose Stummschaltung
  • Strombedarf: 70 mA (+12V) / 70 mA (-12V) Breite: 16 TE – Tiefe: 20 mm

Preise Cosmotronic Module

  • Vortex: 748 €*
  • Delta-V: 215 €*
  • Peradam: 264 €*
  • Messor: 219 €*
  • Cosmix: 275 €*

*(Straßenpreise am 19.07.2022)

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