Anzeige

MIDI für die Korg Monotribe Groovebox

Die Korg Monotribe ist eine knuffige kleine Groovebox mit gut klingendem monophonen Analogsynthesizer, drei ebenfalls analogen Drum Sounds und digitalem 16-Step Sequencer – für kleines Geld. Der Sound erinnert an den legendären Korg MS10 oder die Roland TB-303 Bassline: Acid pur! Leider lässt sich der Synthesizer aber nur von der internen Minifolientastatur spielen, und 16 Schritte geben dem Sequencer nicht wirklich viel Flexibilität für ausgefuchste Arrangements. Auch MIDI sucht man vergeblich, da bekommt man Nachrüstungsgelüste!

MIDI erweitert das Spektrum der kleinen Groovebox ganz erheblich!
MIDI erweitert das Spektrum der kleinen Groovebox ganz erheblich!

Die Monotribe ist in der Anschaffung recht günstig – für das Geld bekommt man gebraucht keinen analogen Synthesizer, geschweige denn noch eine Drum Machine obendrauf (eine Beschreibung aller Features bekommt ihr HIER in unserem ausführlichem Test). Außerdem hat Korg wie bei den Monotron Mini-Synths der “Moding-Szene” bewusst Tür und Tor geöffnet: man bekommt Spezifikationen direkt vom Hersteller! Da lohnt es sich schon mal über eine Modifikation nachzudenken. Inzwischen gibt es für den Monotribe verschiedene “Mods” – von selbstgemachten Bauanleitungen bis hin zu kommerziell erhältlichen Kits. Wer sich berufen fühlt, etwas zu entwickeln, kann sich direkt bei Korg einen Schaltplan herunter laden: http://www.korg.com/monotribeschematics

Diese kleinen Tasten sind zum Spielen nicht so gut geeignet... (Monotribe mit gelbem 2.0 Update Overlay).
Es kann los gehen!

Ob der kleine Racker vom Filter nun genau klingt wie ein alter MS10 oder MS20, sei mal dahin gestellt: Auf jeden Fall klingt er gut! Hier ein paar Vergleichssounds mit hörbaren Filtereinstellungen. Ich habe nicht versucht die Sounds genau gleich hinzubekommen, sondern jeweils den Charakter einzufangen. Die markanten Pulse-Sounds kann der Monotribe nicht – aber ich finde er hat einen schönen eigenen Charakter:

Audio Samples
0:00
Monotribe Filter Saw Monotribe Filter Square Korg MS10 Filter Saw Korg MS10 Filter Square Korg MS10 Filter Pulse

Modifikationsmöglichkeiten

Falls ihr nach passenden Mods für eure Monotribe sucht, nehmt euch vor der Entscheidung die Zeit für eine aktuelle Google-Recherche: es kommen immer noch neue Lösungen hinzu! Neben MIDI-Kits gibt es auch Einzelausgangsnachrüstungen und sogar zusätzliche Soundparameter: 
• MIDI: Es gibt einige ganz einfache Mods, die nur einen MIDI-IN nachrüsten – aber auch die komplette IN/OUT „Packung“. Sobald man MIDI einbaut, lässt sich die Monotribe problemlos synchron mit anderem MIDI-Equipment betreiben. Außerdem kann der Synth  dann von einer externen Tastatur anstatt von der internen Folientastatur gespielt werden. Das macht aus der kleinen Box einen ausgewachsenen Synthesizer! Ab Version 2.0 (lässt sich bei älteren Monotribes problemlos kostenlos updaten – Infos HIER)  reagiert sie auch auf Velocity und Controller (wie z.B. Modulationsintensität über das Modwheel oder Pitch Bend). Unter unserem Testbericht findet ihr übrigens einen Link zu einer Anleitung zum Selbstbau eines MIDI-Eingangs. Ich habe mich für ein lötfreies kommerziell erhätliches Kit mit MIDI IN und OUT entschieden – doch dazu gleich mehr.
• Einzelausgänge, Mix & Decay: Ein großer Nachtteil ist, dass die Monotribe nur einen Mixausgang für Drums und Synth hat – keine Einzelausgänge. Mich stört das nicht, da ich die Sounds einzeln nacheinander als Audio aufnehme. Möchte man aber Einzelausgänge – geht auch das. Hier gibt es eine Anleitung (übrigens auch eine um die Sounds im Decay und in der Lautstärke verändern zu können): http://www.mono-mods.de 

Miditribe Mod: Alles drin – und ohne Löten!
Miditribe Mod: Alles drin – und ohne Löten!

Kommen wir zu der von mir gewählten Lösung: Ich entschied mich für ein kommerzielles Kit von Amazing Machines – aus Brazilien. Da ich dann doch nicht in Südamerika bestellen wollte, suchte ich herum und fand mit rubadubauf EBay einen Händler, bei dem ich es in Europa bestellen konnte. Nach einer Woche war es da! Gekostet hat der ganze Spaß UK £ 55 + £ 6 Versand. Zum aktuellen Wechselkurs also etwa 70 – 75 EUR. Rechnet man die Groovebox mit ein, käme man also auf eine Gesamtsumme von ca. 235 EUR für die Komplettlösung. Ob sich das lohnt, muss jeder für sich entscheiden: ich fand den Sound auf jeden Fall sehr interessant, und brannte darauf die Maschine besser nutzen zu können (nichts gegen einen Sequenzer mit nur einem Takt – aber 4 bis 8 Takte brauch ich schon!)
Anzeige

Der Umbau: MIDI-Tuning im Handumdrehen

Die Mod frisch aus der Post...
Die Mod frisch aus der Post…

Das Kit von Amazing Machines beinhaltet alle benötigten Teile – die Firma wirbt sogar damit, dass man die Erweiterung ohne Löten innerhalb von 20 Minuten einbauen können soll. Das Blisterpack enthält eine kleine Platine, 2 MIDI-Buchsen sowie ein paar Kabel und Schrauben. Sieht alles gut aus – ich bin gespannt! Kurz die (gut gemachte) Umbauanleitung bei Amazing Machines runterladen, und los geht’s: 

Knapp vier Schrauben später ist der Deckel auf, man muss beim Öffnen vorsichtig den Batteriestromstecker abziehen, schwieriger wird es dann aber auch nicht mehr. Die kleine mitgelieferte Platine wird im Gerät an einer genau beschriebenen Stelle mit festgeschraubt und ein Kabel gesteckt. Dann führt man die Kabel für die MIDI-Buchsen durch die Löcher im Batteriefach, schraubt sie an der Platine fest und schließt das Gehäuse wieder. Fertig! Klingt komplizierter als es ist: der ganze Job ist innerhalb von 20 – 30 Minuten erledigt. Auch wenn man wie ich jeden Schritt zwei Mal überprüft. Das Kit ist wirklich kinderleicht einzubauen!  

Fotostrecke: 5 Bilder Kurz online die Anleitung checken… und aufgeschraubt.

Man hätte natürlich Löcher ins Gehäuse bohren können, aber ich entschied mich für die von Amazing Machines vorgeschlagene Lösung, sie durchs Batteriefach zu fädeln. Ganz wichtig: auch wenn man nichts lötet, hat man mit dieser Aktion natürlich seine Herstellergarantie verwirkt! Also nur basteln, falls euch das nicht stört! Kommen wir zur Frage der Fragen: Wie klingt es denn nun? Na ja, erstmal genau wie vorher… denn am Sound hat sich ja nichts verändert. Aber allein das Gefühl, den Monotribe über eine richtige Tastatur spielen zu können, ist erhebend… nach Einbau reagiert die Groovebox auf die folgenden Parameter:
• MIDI Note – ON / OFF
• MIDI Velocity auf den VCA LEVEL (erst ab Version 2.0)
• Pitch Bend – Pitch Bend Wheel (-7 / +12 semitones)
• LFO Intensität über das Modulationsrad – CC 1
• VCA LEVEL – Volume oder Expression – CC 7 oder CC 11 (ab 2.0)
• LFO RATE – General Purpose Controller 1 – CC 16
• EG SHAPE – General Purpose Controller 5 – CC 80
• LFO TARGET – General Purpose Controller 6 – CC 81
• LFO MODE – General Purpose Controller 7 – CC 82
• LFO WAVE – General Purpose Controller 8 – CC 83
Wozu braucht man das? Unter Zuhilfenahme der Controller lassen sich die Sounds viel dynamischer gestalten: so lassen sich Modulationen nur an bestimmten Stellen platzieren. Das macht Klänge lebendiger. Im Folgenden mal ein ungelenkes vorher/nachher Beispiel, im ersten alles “Flat”, im zweiten Velocity, Modulation sowie Pitch und LFO Type, Rate und Intensität im Einsatz:

Audio Samples
0:00
Sequenz Ohne MIDI Controller Sequenz mit Mod, Pitch, LFO Rate und Type Controllern

Video: Aus Toy mach Tool

Nun ein paar Videonotizen vom Umbau: ich hoffe, das vermittelt euch einen kleinen Eindruck. Gut gefallen hat mir, dass man Sequenzen per MIDI auch wieder zurück in die Groovebox überspielen kann – und interner Sequencer und externer Input gleichzeitig funktionieren. So könnte man z.B. die Drums intern programmieren – und den Synth über MIDI spielen. 

Schöne neue Welt: Ein paar Tipps

OK, MIDI im 30. Jahr seines Bestehens als neu abzufeiern, mag etwas übertrieben wirken. Aber als stolzem Monotribe Besitzer stehen einem nach dieser Mod erstmalig diese “neuen” MIDI-Möglichkeiten zur Verfügung: Die Tonerzeugung hat nun auch nicht plötzlich mehr Parameter. Nimmt man aber die DAW und etwas Ideenreichtum zur Hilfe, so lassen sich aus der kleinen Kiste mit wenig Aufwand jede Menge unerwarteter Klänge herausholen. Das gute alte Layering zum Beispiel: einfach zwei mal aufnehmen, übereinander legen – schon klingt alles doppelt so dick. Auch Sounds mit 2 Oszillatoren lassen sich so natürlich simulieren. Oder den Klang mit LFO modulieren und links/rechts pannen. Oder oktavieren… oder alles auf einmal. Natürlich kriegt man Synthsounds auch aus Plug-Ins. Mir gefällt am Monotribe aber der analoge Klangcharakter mit MS-Filter sowie die “Old-School” Arbeitsweise, die einen durch Beschränkungen auf andere Ideen bringt. Besonders die Sounds mit kreischenden Filtereinstellungen bringen Beats nach vorn – und die sind jetzt dank MIDI immer perfekt synchron, und dürfen auch Figuren unbegrenzter Länge spielen… Daumen hoch für dieses Upgrade!

Audio Samples
0:00
Monosaw – so klingt er allein Monosaw Doppel – gelayert, per MIDI gedoppelt Square Doppel – Stereo links/rechts mit LFO Modulation Square Doppel mit Sound in der Mitte, PitchBend und LFO Der Monotribe Song – alles einzeln aufgenommen und bearbeitet.
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.